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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Veronika

München darf zwar raus, doch normal ist das Leben noch lange nicht. Da aber zum Glück kein Hausarrest herrscht, führen wir unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag” weiter. ❤ Unsere Autorin Veronika startet diese Woche gleich nochmal ins neue Jahr. Das feiert sie mit jeder Menge Kunst und Kultur. 

Gute Nachrichten! In der kommenden Woche kann man nochmal Neujahr feiern! Zwar ist das dann nicht das Neujahr aus dem westlichen Kulturkreis, aber das Mond-Neujahr! Das erfuhr ich von einer Kommilitonin aus China beim Mittagessen in der in der Mensa. Danach beginnt das neue Jahr am 1. Februar. Das liegt daran, dass das Datum nach dem Mondkalender berechnet wird. Jedes Jahr steht laut dem chinesischen Kalender unter einem bestimmten Zeichen. Das letzte Jahr stand unter dem Zeichen des Büffels. Das Zeichen für 2022 ist der Tiger. Der steht volkstümlich für Glauben, Mut, Konkurrenzfähigkeit, Unberechenbarkeit und Selbstvertrauen.

Spannend finde ich auch, dass man sich zu Beginn des neuen Jahres die Haare schneiden und das Haus putzen soll. Wichtig dabei ist aber, dass man das nicht in den ersten drei Tagen des neuen Jahres machen soll. Das bringt Unglück. Wie passend, dass München auch in der nächsten Woche viele Veranstaltungen zu bieten hat!

Den Freitagabend kann man im Monopol Kino verbringen und sich die Dokumenation „The Other Side of the River – No Woman No Revolution“. Sie handelt von der feministischen kurdischen Revolution. Einmalig bei der Vorstellung ist, dass die Regisseurin Antonia Kilian, die selbst ein Jahr lang im Norden Syriens lebte, im Kino zu Gast sein und ein Interview geben wird.

Am Samstagnachmittag findet man mich im „Gans Woanders“, da dort die Band „Compadre“ spielen wird. Ein Mix aus Rock, Blues und Americana passt gut in das Ambiente vom Gans Woanders und ist eine angenehme Abwechslung für einen kalten Samstag.

Wenn ich bei meinen Eltern auf dem Land bin, schauen wir sonntagabends oft gemeinsam den Tatort an. In München gibt es zum Glück Alternativprogramm – das Münchner Werkstattkino zum Beispiel. Dort läuft ein chinesisches Drama namens „Are You Lonesome Tonight?“. Auch dabei handelt es sich um eine Kriminalgeschichte mit Mord, Schuld und Lügen. Eine Abwechslung zum deutschen Tatort und als chinesische Produktion eine passende Einstimmung auf das bevorstehende Mond-Neujahr.

Wie würde die Mutter Natur eigentlich als Person aussehen? Mit dieser Frage haben sich tschechische und deutsche Comickünstler und Comickünstlerinnen gemeinsam beschäftigt. Die Ausstellung heißt: Mutter Natur. Alles dreht sich um die Begriffe Fruchtbarkeit, Schöpfung, Ernährung, Ursprünglichkeit, Fürsorge und Schutz. Am Montagnachmittag will ich mir ihre Werke anschauen. Diese werden noch bis Ende Februar im tschechischen Kulturzentrum ausgestellt.

Der russische Schriftsteller Lew Tolstoi ist wahrscheinlich den meisten ein Begriff. Im kleinsten Theater der Stadt, im Mathilde Westend, findet am Dienstag eine Veranstaltung über seine nicht weniger talentierte, aber weniger bekannte Frau Sofja Tolstaja statt. Es ist, pandemiebedingt, kein klassisches Theaterstück, sondern eine audiovisuelle Collage, zu der es auch Tee und russisches Gebäck gibt.

Immer wieder wird über die Frage diskutiert, ob der Mensch ein Recht auf einen selbstbestimmten Tod hat und ob Ärzte bei Suizid helfen dürfen sollten oder nicht. Einer meiner Lieblingsautoren ist Ferdinand von Schirach und in seinem Stück „Gott“ wird das Thema Sterbehilfe spannend aufgearbeitet. Mit ein paar Freunden schaue ich mir das am Mittwochabend im Residenztheater an.

Für Donnerstag wird eine 50% Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt. Es wäre auch der erste Tag, an dem man nach chinesischem Glauben wieder zum Friseur gehen und seine Wohnung putzen könnte. Beides Dinge, die ich machen sollte, für die aber wegen der anstehenden Klausurenphase im Februar die Zeit fehlt.

Zum Abschluss der ersten Woche des neuen chinesischen Jahres und zu Beginn des ersten Februarwochenendes gehe ich am Freitag ins Münchner Stadtmuseum, um mir dort die Fotoausstellung „Vertrauliche Distanz – Fotografien von Barbara Nigl Radloff 1958-2004“ anzusehen. Das Thema ist die Münchner Nachkriegszeit – zu sehen in Portraits, Zeitbildern und Fotoreportagen.

Veronika Tièschky