Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Lisa

Unsere Autorin Lisa kann sich aller Prokrastination zum Trotz nicht mehr länger vor ihrer Bachelorarbeit drücken. Zwar nervt das, doch immerhin warten zwischendrin Kunstausstellungen und Musikauftritte auf sie, die ihr das Schreiben erleichtern.

Ich habe ein Problem. Eines, das vermutlich die meisten Menschen kennen: Je näher eine unangenehme Aufgabe rückt, desto schwieriger fällt es, sie zu ignorieren. Und desto höher steigt der Stresspegel. In meinem Fall ist es die Bachelorarbeit, die ich diese Woche endlich in den Angriff nehmen muss. Über den letzten Monat hinweg habe ich sie so traurig in der Ecke sitzen lassen wie mich damals meine Grundschullehrerin in der 4. Klasse. Der Hintergrund: Ich habe, ging es nach meiner Lehrerin, wohl zu laut meine Stifte gespitzt. Bis dato wusste ich nicht, dass das möglich ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Weil ich Meisterin in Sachen Prokrastination bin, gehe ich am Freitag trotz Bachelorarbeit zu dem Bücherverkauf des Knesebeck Pop Up Stores – immerhin für einen guten Zweck: Der gesamte Erlös geht an eine Münchner Hilfsorganisation für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Wer vorbeischauen möchte, kann das zwischen 14 bis 19 Uhr in der Holzstrasse 26. Abends besuche ich den Frauenjam im Bellevue di Monaco, veranstaltet von Mam und Marcus, die zusammen das Team One Corner bilden. Dort tritt auch Gündalein auf, eine sehr empfehlenswerte Münchner Rapperin, die wir vor ein paar Monaten auf unserer Junge-Leute-Seite vorgestellt haben.

Am Samstag schaue ich bei der Veranstaltung „Inter Weave“ vorbei, die von 13 bis 17 Uhr im Museum Brandhorst im Rahmen der Ausstellung „Site Visit“ stattfindet. Das „Inter Weave“ ist eine Auswahl von Klangkünstlern und Djs organisiert von „Radio 80000“, die im Untergeschoss des Museums in einem offenen, temporären Radiostudio auftreten können.

Habt ihr schon mal gezählt, wie viele Flecken eure Wand haben? Oder wie viele Blätter eure Pflanzen? Nein? Dann wisst ihr jetzt zumindest, wie der Schreibprozess meiner Bachelorarbeit läuft – eher mäßig. Um mit meiner Konzentrationsblockade zu brechen, setze ich mich am Sonntag sehr klischeehaft auf die Hackerbrücke, um den Sonnenuntergang mit einem Bier zu genießen. Denn wer es vergessen hat: Heute ist endlich die Sommerzeitumstellung. Und das darf man ruhig feiern.

Es ist Montag und ich erliege mal wieder der Stresswelle, die mich überrollt nach meinem Wochenende der Prokrastination. Den Tag verbringe ich daher zwar unspektakulär vor dem Laptop, dafür belohne ich mich abends aber mit einem Besuch der Türkischen Filmtage im Gasteig HP8: Dort werden vom 25. März bis 3. April insgesamt 23 preisgekrönte Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme im Kinosaal Projektor gezeigt.

Der Dienstag verläuft bei mir ähnlich wie der Vortag, denn trotz aller Hoffnung und Verzweiflung schreibt sich meine Bachelorarbeit nicht von allein. Finde ich das unfair? Definitiv. Bringt mich das weiter? Ich fürchte nicht. Also bleibe ich zuhause und verpflichte mich meinem Bildschirm.

Am Mittwoch kommt zum Glück etwas Licht ins Dunkel und ich gehe mit einer Freundin zu der Ausstellung „the body is mine“. Die Ausstellung setzt sich kritisch mit der gesellschaftlichen Vorstellung des Frauenkörpers auseinander, ein Thema, das mich persönlich schon seit Langem sehr beschäftigt.

Kommende Woche Donnerstag gibt es gleich zwei Dinge, die mich aus meiner Miesepeter-Stimmung rausreißen: Zum einen junge Künstler und Künstlerinnen, die in der Lothringer 13 Halle ausstellen und dafür Anfang Mai den Förderpreis der Stadt München verliehen bekommen. Zum anderen findet am Abend unsere Junge-Leute-Konferenz statt, in der wie neue Themen besprechen und bereits erschienene Texte diskutieren.

Eine weitere Woche ist geschafft. Und zur Feier des Tages mache ich: nichts. Ihr habt schon richtig gehört, ich brauche Zeit zum Durchatmen. Also lasse ich es am Freitag langsam angehen und treffe womöglich noch ein paar Freunde auf ein Glas (selbst mitgebrachten) Wein am Nymphenburger Kanal, der unweit meiner Haustür liegt. Das darf auch mal sein.

 

Lisa Miethke