Foto: Pietro Fiorito

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Nicole

Ein Abend am Kickertisch, rote Latexstiefel am Mittag, ein Wochenende in der Natur – unsere Autorin Nicole schafft es mit Leichtigkeit, diese vermeintlichen Gegensätze zu verbinden. Und das nur in einer Woche. Und das Ganze endet mit der Erinnerung an ein Tattoo. Wie das geht? Lest selbst.

„Sommer ist ein Lifestyle“, sagte letztens einer meiner Mitbewohner. Es regnete, alles war grau – und er saß draußen in Shorts. Genau mit dieser Philosophie versuche ich in mein Wochenende zu starten. Schön ist es da, wo laute Musik aus den Lautsprechern strömt und Menschen Schulter an Schulter in Ekstase in die Nacht kreischen. Da bleibt es zumindest immer warm. Mich zieht es am Freitag aus der Stadt raus, raus in die Natur, zusammen mit meinen Mitbewohnern in eine Hütte. Dort wollen wir bis Sonntag die Auszeit genießen und Bässe durchs Niemandsland schicken. Am Wochenende finden aber auch einige spannende Veranstaltungen in München statt, die ich euch nicht vorenthalten will.

Am Königsplatz – genauer gesagt auf der anderen Seite der Propyläen Richtung Brienner Straße – wird es am Freitag laut: Hier beginnt um 12 Uhr der Globale Klimastreik. Unter dem Motto „People Over Profit“ rufen unter anderem Organisationen wir  Fridays for Future auf, für Klimagerechtigkeit und gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur, auf die Straße zu gehen. Der Demozug ist so divers wie die Probleme mit dem Klimawandel: vom Anti-Atom-Block bis hin zum Rave-Block. Abends kann man dann einen kurzen Abstecher in die Neunzigerjahre unternehmen: Im 8below wird eine „HYPER! HYPER! 90s Trash Party“ gefeiert! Für alle, die mitsamt Netzoberteil und Plattformboots in den Club kommen, gibt es freien Eintritt.

Am Samstag geht es bunt weiter: Auf dem Odeonsplatz findet das Ander Art Festival statt. Es wird das gefeiert, was das Leben in der Stadt abwechslungsreich und aufregend macht: kulturelle Vielfalt. Neben internationalen Acts und Jam-Sessions stellen die Kunstschaffenden von queer:raum einen lebendigen Mix aus: Drag, Malereien, Fotos und Film kann man von 12 bis 22 Uhr auf sich wirken lassen. Die Kunstschaffenden selbst sind auch vor Ort und quatschten gerne mit euch! Stichwort kulturelle Vielfalt: Im Backstage erwartet euch am Abend ein wild gemischtes Line-up: Hip-Hop, Hard-Trance, Punk. Das Munich United Subculture Kollektiv bringt den Münchner Underground zusammen.

Am Sonntag geht es dann für mich vom Waldboden zurück in die Stadt. Soweit ich zu Hause angekommen nicht sofort ins Bett falle, gehe ich abends noch auf den Arnulfsteg. Hier kann man bei Ausblick auf die steinernen Riesen der Stadt die Züge unter sich vorbeiziehen lassen.

Da die nackten Wände und leeren Flächen meines neuen Zimmers mich anschreien und nach wilden Kostümen verlangen, gehe ich montags in den Flohpalast an der Theresienstraße – ein Flohmarkt im Laden. Es bräuchte eine eigene Kolumne, um meiner Begeisterung für diesen Ort gerecht zu werden. Dort gibt es nämlich eine Sache, die ich am meisten liebe: Chaos. Neben alten Actionfilmen findet man einen einzelnen Pantoffel, der sich das Regal mit einer Kaktuslampe teilt. Eine Ecke weiter hängen kniehohe rote Latexstiefel. In dem wilden Haufen wird man immer fündig.

Den Mittwochabend verbringe ich in der Nähe vom Sendlinger Tor. Im Diversity Café, dem einzigem selbstverwalteten LGBTQIA*-Jugendzentrum Bayerns, finden regelmäßige Gruppentreffen statt – für Gemeinschaft, Beratung und politische Arbeit ist das Diversity die richtige Adresse. Und am Mittwoch, am Barabend, auch für gute Stimmung und leckere Drinks. Das gesamte JUZ wird von Ehrenamtlichen geleitet.

Meine Woche endet, wie so häufig, im Flex. Auch hier bleibt es zwischen, Kickertisch und Flexikaner Shots an der Bar, immer warm. Tatsächlich geht mir das Flex unter die Haut: bei der 30-Jahres-Feier im Juni ließ ich mir vor Ort das Logo stechen. Das gab es nämlich zur Feier des Tages umsonst. Bereut habe ich es bis jetzt noch nicht.

Autorin: Nicole Salowa