Thüringer Liebesschlacht

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Sich für ein Date mit Wonderbra und falschen Wimpern auszustatten, kann man als Mogelpackung bezeichnen. Mathilda nennt es strategische Kriegsführung. Doch sie ist nicht die Einzige, die schummelt – denn auch Männer greifen in die Trickkiste.

Ein kleiner Franzose mit einem Faible für Dreieckshüte und Revolutionen hat einmal gesagt, im Krieg und in der Liebe sei alles erlaubt. Mathilda sieht das ähnlich, auch wenn sie mit Krieg nicht wirklich etwas am Hut hat. Dafür ist sie die erste auf dem Schlachtfeld, wenn es um die Liebe geht. Da wird getrickst, intrigiert und vor allem gemogelt. Gerade steht Mathilda im Bad und fälscht sich, was das Zeug hält. In einer halben Stunde trifft sie sich mit Thomas, einem Austauschstudenten aus den USA. Ich höre mir schon zum zwanzigsten Mal an, dass Thomas eigentlich gar nicht ihr Typ sei. Trotzdem verrenkt sie sich gerade beim Versuch, sich falsche Wimpern für ihn anzukleben. Das liegt an seinem Akzent und daran, wie er ihren Namen am Telefon ausgesprochen hat: Mäffillda. Sehr sexy.

Während sie weiter schminkt und toupiert, muss ich an den Zauberwürfel aus der Mini-Playback-Show denken. Aus der kleinen Mathilda wird „Mäffillda“, Femme fatale in High Heels und Wonderbra. Ich frage, ob es nicht unangenehm werden könnte, wenn der Schwindel beim gemeinsamen Auspacken auffliegen sollte. Mathilda zuckt mit den Schultern. Wenn erstmal alle nackt sind, schaue man eh nicht mehr so genau hin, frei nach dem Motto: „Wenn ich schon mal da bin.“ Das klingt nicht besonders romantisch, finde ich. Mathilda nennt es strategische Kriegsführung.

Eine Woche später nennt sie es eine bodenlose Frechheit. Anscheinend gibt es auch Männer, die Napoleons Ansichten teilen. Denn Mathilda war nicht die einzige, bei der man nach Abzug der Trickkisten-Gimmicks ein bis zwei Augen zudrücken musste. Noch bevor der Spaß so richtig angefangen hatte, gestand Thomas, er komme eigentlich aus Thüringen und schütze seinen amerikanischen Akzent nur vor, um bei den Frauen zu landen. Habe er sie dann erst einmal bis hinter seine Haustür gekauderwelscht, blieben die meisten trotzdem über Nacht. Wenn man schon mal da ist, sozusagen. Mathilda traute ihren Ohren nicht. Da half es auch nichts, dass Thomas versuchte, mit seinem Dialekt zu punkten: Aus sexy Mäffillda wurde eine beleidigte Moddhülda. Und aus der gemeinsamen Nacht wurde nichts. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.