Theresas Hormone

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Regel-mäßig gehen mit Theresa die Hormone durch. Sehr zum Leidwesen ihres neuen Freundes Markus, der in solchen Zeiten auch mal einen Schlag auf sein Saxophon erwarten kann.

Dass Philosophen gerne alles ganz genau wissen möchten, gehört ja irgendwie zum Berufsbild. Harry Frankfurt reicht es zum Beispiel nicht zu überlegen, was die Menschen wollen und warum. Harry Frankfurt beschäftigt sich viel lieber damit, warum Menschen etwas überhaupt wollen wollen. Metavolition. So ist das. Außerdem hat er eine wissenschaftliche Abhandlung über „Bullshit“ geschrieben, aber das ist etwas anderes, sage ich. Das ist genau dasselbe, sagt Theresa: alles riesen „Bullshit“. 

Man darf es ihr nicht übel nehmen, Theresa meint es nicht so. Momentan, im Grunde ungefähr einmal im Monat – gewissermaßen regel-mäßig – ist sie einfach unausstehlich. Als Mädchen kennt man das ja. Als Markus eher nicht. Markus ist der Neue in Theresas Uni-Bigband. Und schon nach der ersten Probe versuchten sich die beiden im Duett: Ein Stück für vier Hände, wenn man so will. Weil Markus mit seinem Schlagzeug so sexy aussah, sagt Theresa. Weil Theresa Saxophon spielt und er schon immer was für Holzbläser übrig hatte, feixt Markus. Theresa haut ihm eine rein, genau auf sein Saxophon. Markus japst. Theresa geht.

Eine Woche später ruft sie ihn an, um sich zu entschuldigen. Sie könne nichts dafür, sagt sie kleinlaut, das seien die Hormone. Es sei vor allem die Hölle, hat Markus gesagt, was bei Theresa erneut einen mittelschweren Tobsuchtsanfall verursachte, an dessen Ende sie beschloss, sie müsse einfach mal raus. Genauer: wandern. Noch genauer: mit mir. Gott sei Dank gilt der Weg von der Herrschinger S-Bahn nach Andechs auch schon als Wandern.

Markus hätte auch gerne mitgewollt, trotz der Sache mit seinem Saxophon. Und Theresa wollte ihn eigentlich auch dabei haben. Nur, wollen wollte sie halt nicht, weil er das mit den Bläsern gesagt hat. Und so spazieren wir jetzt also zu zweit zum Kloster und unterhalten uns über Harry Frankfurt. Markus probt derweil mit der Bigband. Vielleicht gewöhnt er sich eines Tages ja noch an Theresas Hormone. Alles andere wäre irgendwie ja auch Bullshit. Lisi Wasmer
 
Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.