Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Neues Jahr, neue Pläne. Unser Autor startet raketenmäßig ins neue Jahr und nimmt sich viel vor: über die Fotografie-Ausstellung “But a mermaid has no tears” über eine Lesung bis hin zur Albumrelease-Party von The Whiskey Foundation ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Für das neue Jahr habe ich mir keinen einzigen Vorsatz
gemacht. Und das ist nicht nur gut, sondern auch richtig so. Meiner Meinung
nach legitimiert man so nur das eigene schlechte Gewissen. Brechen tun wir die
Vorsätze sowieso alle sehr schnell. Dieses Jahr mache ich mir nichts vor. Würde ich mich
mit derartig lästigen Dingen wie joggen gehen oder dem Verzicht aufs Feiern
gehen beschäftigen, dann wäre mein volles Programm im neuen Jahr ja wohl kaum zu
schaffen. Und das wäre nun einmal wirklich schade.

Ich beginne den Freitag
in einer kleinen Fotogalerie in der Maxvorstadt. Dort findet heute die Finissage der beiden
tollen Fotografen Laura Zalenga und Korbinian Vogt statt. Beide haben sich in
der Münchner Szene einen Namen gemacht und werden heute noch ein letztes Mal
ihre kleine Werkschau in der Galerie Ingo Seufert präsentieren. Später möchte
ich raus, tanzen, springen, die Welt vergessen. Der Crux Winter Jam im
heimeligen Muffatwerk verspricht wild zu werden. Oder gemütlich mit feinstem Soul ins Import Export.
Dort ist das Passauer DJ-Kollektiv Funk & Liebe zu Gast, mit denen sich der Weihnachtsspeck mit Sicherheit auf die beste und spaßigste Art und Weise
wegshaken lässt.

Am Samstag
schlafe ich erst einmal gemütlich aus. Nach ausgiebigem Kaffee-Frühstück und
einem gemütlichen Sofa-Tag schlendere ich in das Café Kosmos. Hier wird heute
Abend die Fotographie-Ausstellung „But a mermaid has no
tears“
eröffnet. Die analogen Portraits der jungen Münchnerin Nadja
Ellinger haben etwas von Alptraum und Märchengeschichte zugleich – die
Fotografin selbst schreibt: „Ich wollte nicht die äußere Handlung des Märchens
fotografieren, sondern mehr die innere.“ Nach der Vernissage und den ersten
Biergläsern schaue ich im STROM an der Poccistraße vorbei. Der Lieblings-DJ des
Glockenbachviertels – Fancy
Footworks
– steht dort heute an den Plattentellern und versorgt mich wie
gewohnt mit einem fetzigen Auftritt. Später treffe ich noch eine Freundin auf
ein letztes Bier im Sunny Red. Hier sorgen D-Light und MC Jah Screechy aus
Großbritannien für besten Dub zu später Stunde
genau das Richtige, um den letzten Samstag vor dem gefürchteten Unistart
abzurunden.

Dieser löst bei mir am Sonntag
starkes Fernweh aus. Gut, dass heute im Muffatwerk eine Vortragsreihe verschiedenster
Dokumentarfilmemacher stattfindet. Von Kuba, durch die Schnee- und Eiswüsten
dieser Erde, bis nach Asien und in die Anden ist mit Sicherheit so einiges
dabei, um bei mir neue Reiseträume wach werden zu lassen.

Montag. 10 Uhr,
Hörsaal. Finde ich gerade auch nicht so schlimm. Nach einem langen Tag wie
diesem schmerzt mir allerdings der Kopf und ich statte dem wunderbaren
Trachtenvogl einen abendlichen Besuch ab. Der ist heute gefüllt mit bestem Folk von den
beiden Münchnern Carmina Reyes und Sleepwalker’s Station. Gut gegen Uni-Blues,
schlecht für meine Ungeduld, bald wieder reisen zu gehen.

Dabei sind solche Träume vom Fliegen eigentlich der reinste
Luxus. Das wird mir am heutigen Dienstag
wieder bewusst, an dem ich die Sonderausstellung
„Nie wieder. Schon wieder. Immer noch.“ im NS-Dokumentationszentrum über den
erneuten Aufstieg rechtsextremen Gedankenguts in Europa besuche. Unangenehme Gedanken
über diesen unerträglichen Nationalismus plagen mich nun. Weshalb ich mich
spontan entschließe, dem Gemeinschaftsprojekt „Bellevue di Monaco“ noch schnell
einen Besuch abzustatten. Hier wird jeden Dienstag in einem offenen Tanzworkshop
eine Choreographie erarbeitet, die Tanzstile aus aller Welt miteinander
verbindet. Das verleiht mir wieder gute Laune. Tanz, Kultur ist eben nichts Statisches, was schon immer so da war und immer gleichen bleiben könnte.

Den Mittwoch
lasse ich ruhig angehen. Ich gehe spazieren an der Isar. Und abends noch ins
Lovelace, auf eine
Lesung
. Sara Hauser und Elisa Weinkötz lesen eigene Kurzgeschichten, die
sich in der Natur abspielen. Ich hoffe nur, es regnet nicht.

Am Donnerstag
gehe ich wieder meinem Drang nach, in die Welt zu reisen. Sulayman Jode, der
als Schneider erste Kollektionen im Second-Hand-Laden Vinty’s präsentierte,
veranstaltet mit Freunden inzwischen richtige interkulturelle Fashion-Events mit
Modeschauen, Hip-Hop-Konzerten und einer ganzen Reihe an DJs. Seine gewagten
Kleider, die Stoffe aus seiner gambischen Heimat mit westlichen Schnitten
verschmelzen lässt, fallen auf im eher trüben Münchner Kleidungshorizont. Der
Abend im Backstage verspricht lang zu werden – und reich geschmückt mit den
heißen Beats nigerianischer, gambischer oder tansanischer Musikstile.

Was für eine volle Woche. Dabei beginnt das Wochenende doch
erst. Und am Freitag das mit der –
ungelogen – wohl fetzigsten Party, die München im ganzen Jahr 2018 erleben wird.
The Whiskey Foundation spielen, leben, atmen Blues wie alte Großmeister. Heute
Abend veröffentlichen
sie ihr drittes Album
, Blues & Bliss. Allein die Vorbands können sich
sehen lassen: Matthew
Matilda
und Organ
Explosion
. Danach wird eine der einzigartigsten Live-Bands Deutschlands die
Muffathalle zum Beben bringen, bevor dann im Café weitergefeiert wird. Wenn die
Vögel zu zwitschern beginnen, bekomme ich die treibenden Gitarrenlicks noch
immer nicht aus dem Kopf. Ist zumindest mein Vorsatz.

Text: Louis Seibert

Foto: Lukas Marti

Zeichen der Freundschaft: Dancing Queens

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Jede Freundschaft ist
einzigartig – so auch die zwischen unserer Autorin und ihrer Freundin Tamara. Echte
Freundschaft ist es aber erst, wenn man sich blind vertraut und der Freundin
den Freund überlässt.

Auf der Tanzfläche bewegen sich die Pärchen langsam über das
Parkett. Sie tanzen eng umschlungen eine Rumba. Zu „Something stupid“ von
Robbie Williams und Nicole Kidman.  Einige
Paare schauen sich dabei verliebt in die Augen. Und küssen sich. Doch Flo und ich
nicht. Flo schaut nicht mich an, sondern zu Tamara.

Kennengelernt habe ich Tamara vor fünf Jahren bei einem Fortgeschrittenentanzkurs. Der Anfängertanzkurs hatte mir so gut gefallen, dass
ich weitertanzte. Discofox, Samba, Langsamer Walzer, Cha Cha Cha. Das Können
zeigen die Tänzer immer im Frühling und Winter auf Bällen. Familien, Freunde,
Tanzlehrer. Alle sind da. In Abendgarderobe.

Besonders schön: Mit einem Date auf dem Ball zu sein. Das
hatte ich immer – ob nun Freundin oder Tanzpartner, das war egal. Hauptsache
Tanzen. Ball ist das Schönste am Tanzen. Am Tag des Balles ging es schon
nachmittags los: Ich zog aus meinem Kleiderschrank die Kleider hervor: lieber
das dunkelblaue bodenlange Kleid, das mittelblaue, knielange Kleid, das sich
beim Drehen so schön aufbauschte, oder doch das schlichte, korallenrote Kleid? Im
Bad suchte ich nach einem passenden Nagellack und Make-up. Vor dem Spiegel betrachtete ich meine Haare: glätten oder locken? Die Schuhe? Das geringste
Problem: Tanzschuhe – eine langfristige Anschaffung. Schwarze High Heels mit
ganz vielen Riemen und mindestens fünf Zentimeter Absatz.

Als mein Tanzpartner im Bronzekurs aufhörte, vermittelte Tamara
mir einen Kumpel von sich. Meinen Lieblingssport musste ich also nicht
aufgeben. Aber fast meinen Traum vom Ball. Mein Tanzpartner hatte keine Lust
auf Ball. Rettung nahte: Die herzensgute Tamara bot mir an, zu dritt auf den
Ball zu gehen: Ihr Freund Flo, sie und ich. Am Anfang war ich skeptisch – Pärchen
mit Anhängsel. Doch meine Bedenken waren unbegründet. Mal tanzte ich mit Flo,
mal Tamara. Da sie so viele Leute kennt, schwang sie auch oft mit anderen
Freunden das Tanzbein. So kam ich viel zum Tanzen. Und zwischendrin machten wir
Dutzende Selfies.

Diese selbstlose Tat, sich ihren Freund auf dem Ball mit mir
zu teilen, macht nicht jede Freundin. Doch Tamara tut alles für ihre Freunde. Für
mich seit Jahren auf den Bällen, auch wenn sie dabei Opfer bringen muss: zum
romantischsten Lied des Abends tanzt sie nicht mit ihrem Liebsten, sondern
schiebt mich vor. Sie hat ja jede Woche Tanzkurs – ich nicht, seit ich im
Ausland war. Wiege, langer Schritt, Drehung. Mein mittelblaues Kleid bauscht
sich auf. „You have the time to spend an evening with me“, kommt es aus den Lautsprechern. Und
ich sehe zufrieden zu Tamara herüber, den Dank sieht sie auf meinem
Gesicht: Ein Lachen. Dank ihr ist der Abend für mich pures Glück und Freiheit.
So fühlt sich Tanzen an.

Text: Lena Schnelle

Foto: Yunus Hutterer

Ein Abend mit: Lena Bart

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Sie gehört fast schon zum Inventar des Harry Klein, sowohl vor als auch hinter dem DJ-Pult. Wer also schon immer wissen wollte, wie sie ihre Abende verbringt: hier ein paar Fakten aus dem Nachtleben der Lena Bart.

Name: Magdalena Bartmann


Alter:
27


Internetseite:
https://soundcloud.com/lena-bart-music oder
https://www.facebook.com/lenabartmusic/


Hier beginnt mein Abend:

Bei mir zu Hause – mit lauter Musik und dem ersten Drink.

Danach geht’s ins/zu:

Meistens ins Harry Klein.

Meine Freunde haben andere Pläne. So
überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Ich gebe einen aus.

Mit dabei ist immer:

Eine Mütze. Egal ob Sommer oder Winter.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Schnapsschorle. 60% Frangelico, 40% Vodka, 1 Eiswürfel, in einem
Tumberglas. Dazu bestelle ich meistens noch eine Spezi gegen den Durst.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Das ändert sich stündlich.

Mein Tanzstil in drei Worten:

Enten-Tanz reloaded.

Der Spruch zieht immer:

Bist du öfter hier?

Nachts noch einen Snack. Mein
Geheimtipp ist:

Der Alte Simpl in der Türkenstraße. Hier gibt’s bis spät in die Nacht
Schinkennudeln und Currywurst mit Pommes – was will man mehr?

Meine dümmste Tat im Suff war:

Noch eine Runde bestellen.

Das beste Frühstück nach einer
durchfeierten Nacht gibt’s im:

Bett.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich
nach:

Der alten Registratur.

Foto: Paul Redcastle

Ein Abend mit: Michael Mauder

Tanzen gehört nun mal nicht wirklich zu den Aktivitäten, denen Michael Mauder an einem Freiatgabend gerne nachgeht. Dafür stehen aber gute Gespräche und ein kühles Helles auf dem Programm.

Name: Michael Mauder

Alter: 24

Beruf: Comedian

Internetseite: www.michaelmauder.de

 

Hier beginnt mein Abend:

In einem der hundert verschiedenen
Hipster-Burgerläden, die unsere schöne Stadt zu bieten hat.

Danach geht’s ins:

Cafe BlUe an der Implerstraße, das Jennerwein
in der Clemensstaße, oder jeden vergleichbaren Laden, in dem man sich noch
unterhalten kann und niemand auf die Idee kommt zu tanzen.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich
sie vom Gegenteil:

„Keiner von uns hat daheim aufgeräumt und getanzt
wird nicht. Ich halt‘ jetzt so lange die Luft an, bis wir da hin gehen.“

Mit dabei ist immer:

Mein Handy, dessen Akku nach ca. einer Stunde
stirbt.

An der Bar bestelle ich am liebsten:

Ein kühles Helles

Mein Lieblingsgesprächsthema:

Am Anfang banaler Smalltalk und je später der
Abend wird desto deeper wird es. Am Ende gehts um Politik, Religion, Tod und
ähnlich spaßige Themen.

 Der Song darf auf keinen Fall fehlen:

Im seltenen Fall von verbleibendem Akku auf dem
Heimweg: Twenty One Pilots – Trees

Mein Tanzstil in drei Worten:

Ich muss weg!

Der Spruch zieht immer:

Ich muss weg!

Meine dümmste Tat im Suff war:

Bei einem ähnlich alkoholisierten Freund und
regennasser Fahrbahn ins Auto steigen. Ging alles gut, war aber maximal dumm!

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht
gibt’s im/bei:

Im „Tante Emma Cafe“ an der Belgradstraße!

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:

Das
„Flex“ am Goetheplatz. Das gibt es zwar noch, aber da geht keiner 
mehr mit mir hin.

Foto: Sofie Jokerst

Ein Abend mit: WENDEKIND

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Bei seiner Abendplanung ist WENDEKIND flexibel und lässt sich auch Mal von seinen Freunden überzeugen. Mit dabei sind aber konsequent Kopf und Herz und am nächsten Morgen Kaffee und Zigaretten.

Name: WENDEKIND – Benjamin Süß

Alter: 33

Beruf: Architekt und Designer – Musiker

Internetseite: www.facebook.de/wendekindmusik


Hier beginnt mein Abend:
Eines Tages, wenn ich mich im gewissen Alter in den Schaukelstuhl setze und
natürlich immer mit einer Idee dazu.

Danach geht’s zu:
Den Menschen die mir ans Herz gewachsen sind und einer ersten Stufe in Richtung
„Hier sind Wir“

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:
Kommt auf den Plan der Freunde an. Vielleicht haben Sie mich ja auch sofort
davon überzeugt, dass mein Plan jetzt ein anderer ist.

Mit dabei ist immer:
Kopf und Herz mein Handgepäck, der Schulranzen Erinnerung, Vergangenes.

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Ein gutes Gespräch und einen Bombenabend. Magie liegt in der Luft

Mein Lieblingsgesprächsthema:
Alles was zwischen den Zeilen steht. Unsichtbares ist Zauberei.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Unser Lied.

Mein Tanzstil in drei Worten:
Musik und ich.

Der Spruch zieht immer:

Besser isses

Untenrum!

Meine dümmste Tat im Suff war:
Mich selbst zu vergessen und am nächsten Morgen darüber zu wundern wo ich
gelandet war.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt’s:
Überall mit Kaffee und Zigarette, egal ob hier oder dort.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Das sehr frühe K&K im Glockenbach, als die Tanzfläche noch erlaubt war.

Foto: Bjoern Matthes

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Anastasia

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Nach ihrem Umzug nach München will unsere Autorin die Stadt von all ihren Seiten erleben. Sie geht tanzen im Lucky Who, macht Street-Art-Safari und bemerkt schließlich doch, dass München auch nur ein Dorf ist, wo ab und an gelästert wird.

Seit knapp einer Woche darf ich mich Münchnerin nennen.
Verrückt. Trotz geduldigem Suchen nach bezahlbarer Quadratmeterzahl und dem
Schleppen von vielen Umzugskartons, habe ich noch genügend Energie, um in den
kommenden Tagen auf meinen gelungenen Umzug anzustoßen.

Am Freitag geht‘s los! Ich hab’ Bock zu tanzen und das unter freiem Himmel.
Das Lucky Who bietet dafür die perfekte Möglichkeit und schmeißt ein Sommerfest
in Open Air Edition
. Versprochen wird ein Abend, an dem alle Musikgenre
vertreten sind und es einzig und alleine ums Tanzen geht.

Samstagmorgen. Tatsächlich, mir schmerzen die Füße ein
wenig. Ob vom Umzug oder dem vielen Tanzen, das weiß ich nicht genau. Aber
gejammert wird nicht! Bereits mittags findet die Eröffnung der Jahresausstellung
der Akademie der Bildenden Künste
statt. Die Facharbeiten aller Künstler werden
gezeigt. Mit dabei sind Ausstellungsstücke von den Klassen der Malerei,
Fotografie, aber auch Schmuck und Geräte, sowie Medienkunst und Bühnenbild. Was
meine Abendplanung angeht, habe ich heute die Qual der Wahl. Entweder fahre ich
zum Gärtnerplatzfest, wo ich mich auf ein kaltes Bier und gutes Essen freuen
darf. Oder ich ziehe mich doch noch schnell um, hüpfe in buntere Kleidung und
statte dem Wannda Circus einen Besuch ab. Eigentlich habe ich vom Tanzen noch
nicht genug. Also reise ich ins Reich der riesen Libellen und menschengroßen
Pilze. Nicht nur die Location hier taugt gut! Auch die Line-Up klingt viel
versprechend. Also los! Abschalten und das Tanzbein schwingen!

Ende im Gelände, letzter Tag am Wochenende: Sonntag! Es darf
ausgespannt und gefaulenzt werden und das geht am besten bei sehr viel Kaffee
und gutem Essen. Mit einer Freundin treffe ich mich im Café Da ME in der Morassistrasse.
Hier gibt es viele italienische Köstlichkeiten und das schon zum Frühstück.
Wenn ich es noch rechtzeitig bis um 14 Uhr schaffe, dann bekomme ich noch
freien Eintritt bei dem Event „Sonntagsgefühl Danny Faber&Marvin Hey“.
Klasse Sache! Hier kann ich das Wochenende entspannt ausklingen lassen bevor…

… mich der Montagmorgen begrüßt. Ab in‘s Büro! Hier wartet
auf mich eine frisch gedruckte Ausgabe unserer Junge Leute Seite.  Nach der Montagslektüre folgen ein paar
Stunden Arbeit und dann heißt es: Feierabend! Diesen verbringe ich heute im
Kino, Mond & Sterne. Gespielt wird „Hell or high water“. Der Trailer sieht
nach viel Action und spannenden Sequenzen aus. Mal sehen, was mich dort
erwartet.

Okay, ich muss heute doch ein wenig jammern. Die vorherigen
Tage haben mich geschlaucht. Am Dienstag geht mir die Puste aus. Die Füße
schmerzen und der Schlafmangel grüßt. Dennoch will ich ein wenig Sonne
genießen. Mit Freunden wird an der Isar gefaulenzt oder im Englischen Garten
gepicknickt. Morgen darf es wieder etwas abenteuerlicher zu gehen.

Denn am Mittwoch erlebe ich München mal von einer ganz
anderen Seite. Weniger Schickeria und Maximilianstraße, wie es das Klischee
verspricht, nein. Heute gehe ich auf Safari, um genau zu sein auf Street-Art
Safari! Wusstet ihr, dass die deutsche Graffiti-Bewegung  Anfang der 1980er Jahre in München ihren
Ursprung hat? Ich auch nicht. Bis ich heute bei der Veranstaltung „Isarlust!
Street-Art-Safari – München ist bunt“
teilgenommen habe. Am Kulturstrand ging es um 18 Uhr los und zusammen
mit anderen  tourte ich vom Friedensengel
entlang der Isar bis zur Brudermühlbrücke und dann durchs Schlachthofviertel
zur Tumblingerstraße.

Am Donnertag wird geplaudert, besprochen, geschwärmt und
geschimpft und zwar wegen München. Was mir hier besonders auffällt? Worüber ich
mich wirklich aufregen muss und warum München mein Herz manchmal höher schlagen
lässt? All diese Fragen möchte ich bei der Veranstaltung „München, was ich dir
schon immer sagen wollte“
beantworten. Eine Möglichkeit unserer Stadt eine
Botschaft zu überbringen bekommt man bei der interaktiven Gerüchteküche. Auf
der Open Stage können Künstler und Poeten, Autoren und Sänger ihre Werke
präsentieren. Für Musik sorgt die Open-Aux-Session. Ab 19.30 Uhr öffnet das
Container Collective seine Türen und es darf gelästert werden!

Jawohl, schon wieder Freitag! Die Rote Sonne lädt zu ihrem
zwölften Geburtstag ein. Das muss gefeiert werden. Das Line-Up wirkt sehr
familiär, aber auch Auswertige sind willkommen. Zuvor statte ich aber noch dem
Haus der Kunst einen Besuch ab. Hier wird die 3. Biennale des
Ausstellungsortes
eröffnet. Das diesjährige Thema lautet: Faktor X – das
Chromosom der Kunst.

Ach, München! Nachdem ich hier am
Donnerstag ganz nach Dorfmanier gelästert habe, mir die Beine wund getanzt und
viel Sommer genossen habe, freue mich auf unsere bevorstehende Zeit.
Schließlich hast du viel zu bieten in deinen Wochen von Freitag bis Freitag und
einen Grund, um anzustoßen, den finden wir immer.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Privat

Zeichen der Freundschaft: Stangenfreundinnen

Unsere Autorin und ihre Freundin verbindet ein besonderes Hobby: der Poledance. Sie zeigen sich die neuesten Moves, die schmerzendsten blauen Flecken – und ihre jeweiligen Kochkünste.

Elegant
läufst du zur Stange hin. Du machst zunächst den „Polestep“, auf den der
„Flamenco“ folgt, bevor es dann zum „Bodenwischer“ geht und du wieder
aufstehst. Unsere erste gemeinsame
Stunde Poledance. Immer den Anweisungen der Trainerin folgend setzen wir
synchron die Choreographie zusammen. Ich habe mir gleich gedacht, dass du
bereits mehrere Kurse besucht haben musst, da die Bewegungen bei dir so mühelos
aussahen. Ich hatte recht: Auf dem Weg zur U-Bahn habe ich dich gefragt, den
wievielten Kurs du besuchst – eine obligatorische Frage, die sich alle
Teilnehmerinnen stellen, wenn sie sich das erste Mal sehen. Dies wäre dein
sechster Anfängerkurs, wir hatten also Gleichstand. Ich bewunderte dich, wie gut
du schon warst: Du hast schließlich schon „Spinning“-Kurse besucht, bei der man
Choreographien an der rotierenden Stange übt und standest kurz vor einem
Aufbaukurs, mit dem man schon zu den Fortgeschrittenen gehört.

In der U-Bahn
haben wir uns dann sofort darüber ausgetauscht, welche Kopfüber-Figuren wir
bereits können und welche wir unbedingt noch lernen möchten. Du hast mir Tipps
gegeben, wie der „Cross Ankle Release“ funktioniert und ich habe dir von den
unendlichen vielen blauen Flecken vom „Gemini“ berichtet. Immerhin sind wir
beide uns einig, dass uns noch ein langer und schmerzhafter Weg bis zum Spagat
bevorsteht.

Aline und ich
wurden schnell zu Poledance-Buddies. Drei Tage nach unserer ersten gemeinsamen
Stunde trafen wir uns in einem anderen „Floor and Pole“-Kurs wieder, bei dem
der tänzerische Aspekt im Vordergrund steht – zufällig. Wir freuten uns riesig
und von da an teilten wir uns immer gemeinsam eine Stange. Wir übten gemeinsam
die Choreos und gaben uns gegenseitig Feedback. Gemeinsam regten wir uns auf,
dass uns einfache Figuren wie der „Stand up“ oder „Ballerina“ einfach nicht
gelingen wollten. Und nach jeder Woche tauschten wir uns darüber aus, wo man
überall Muskelkater bekommen hat und welcher blaue Fleck besonders schmerzvoll
war.

Nach den
Kursen fuhren wir immer gemeinsam bis zum Sendlinger Tor. Wir verstanden uns
immer besser, tauschten Nummern aus und irgendwann hast du mich zum Crepes-Essen
eingeladen und meintest, dass du selbstgemachten Schokoaufstrich hättest. Ein
Schokojunkie wie ich sagt da natürlich nicht nein. Wenn ich an die Crepes mit
dem Aufstrich denke, läuft mir heute noch das Wasser im Munde zusammen. Bis
spät am Abend haben wir Crepes gegessen und du hast mir stolz deine
selbstgenähten Kleider gezeigt und erklärt, welche Stoffe du benutzt hast und
was du noch planst. Ich bleibe der Überzeugung treu, dass aus dir irgendwann
eine berühmte Designerin werden wird.

Ein paar
Wochen später stehe ich in der Küche und lege Paprika ein. Nun bin ich an der
Reihe, dich zu bekochen und möchte dir die albanische Küche näherbringen. Als du
ankommst, fällt dir lachend auf, dass der ganze Gang nach Paprika riecht und
wir müssen beide grinsen. Immerhin schmecken dir die Paprika, wenn sie
auch mit Joghurt leckerer waren als pur. Bis spät am Abend unterhalten wir uns.
Über viele persönliche Dinge. Über das, was wir für die Zukunft planen. Und
welches französische Gericht du für den nächsten Kochabend planst.

Neulich trafen
wir uns zufällig in der Uni wieder. Und siehe da: Ohne sich abgesprochen zu
haben, haben wir beide denselben Aufbaukurs gebucht – ganz zufällig.
Ich freue mich schon sehr darauf, mit dir wieder eine Stange zu teilen und sie
zu rocken.

Irgendwann
werden wir beide so gut sein, dass wir unseren eigenen Kurs halten und bringen
den Teilnehmerinnen den „Gemini“ und den „Cross Ankle Release“ gemeinsam bei.

Text: Serafina Ferizaj

Foto: Yunus Hutterer

DJ-Abende mit Schlagzeuger

Nie wieder Auflegen ohne fließende Übergänge- Manuel Palacio bringt neuen Schwung in die Münchner Indie-DJ-Szene. Mit Tänzern, einem Live-Schlagzeuger oder selbst gedrehten Filmen

Die Stimmung ist ausgelassen. Am Plattenteller steht Star-DJ Monika Kruse, die Menge ist begeistert, tanzt im Takt der Musik, der kleine Club ist zum Bersten gefüllt. Und live dabei sind Tausende von Menschen, allerdings reicht denen ein PC-Bildschirm, um den Auftritt zu sehen. Sogenannte Boiler-Room-Videos werden immer beliebter und bringen einem den Club samt Atmosphäre ins heimische Wohnzimmer. 

„Warum also noch vor die Tür gehen, wenn es reicht, einfach nur ins Internet zu gehen?“, sagt Manuel Palacio, 26. „Man muss den Leuten also heutzutage schon etwas Besonderes bieten.“ Manuel trägt Weihnachtspulli, Hut und Hipsterbrille, und nippt grinsend an seinem Spezi. Denn natürlich hat er schon eine Lösung, was das sein kann: Unter dem Label „Fancy Footworks“ veranstaltet er innovative Indie-Abende in der Milla, die der angestaubten Münchner Indie-Club-Szene neue Impulse verleihen sollen. Dabei setzt er etwa auf Anleihen aus anderen Genres oder Live-Elementen, die „das Event näher an ein Konzerterlebnis bringen sollen“. Aber der Reihe nach.

Geboren wurde Manuel in Mexiko-Stadt, aber seine Eltern – Vater Deutscher, Mutter Mexikanerin – zogen mit ihm schon früh nach München, weil sie fanden, dass ein Kind hier besser aufwachsen könne. Nach dem Abitur verkauft er erst einmal ein Jahr lang Surfbretter, auch weil Manuel das Verkaufen lernen will – seiner Ansicht nach eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man haben kann. Parallel dazu legt er schon mit 16 Jahren in den ersten Clubs auf, mit 18 ist er unter den Ersten, die Raves unter den Isarbrücken veranstalten – „ein Generator, ein paar Boxen und wir waren solange da, bis die Party gesprengt wurde.“ Auch die Clubs werden schnell auf ihn aufmerksam, bald schon hat er eine Resident-Night im „Cafe King“, dem Vorläufer des „Kong“. Gleichzeitig legt er aber auch in Clubs auf, die er selbst „Schickeria-Läden“ nennt, er ist in der Auswahl seiner Locations nicht wählerisch. 

“Warum also noch vor die Tür gehen, wenn es reicht, einfach nur ins Internet zu gehen?”

Mit 21 veranstaltet er schon große Events, etwa in der Muffathalle, es geht vor allem um „Global Bass“ – Weltmusik. Mit einigen anderen DJs zusammen betonen sie hier explizit ihre lateinamerikanischen Wurzeln, wollen aber auch aktueller Musik aus München eine Basis geben. Gleichzeitig langweilt sich Manuel zunehmend in der Münchner Indie-Club-Szene: „Wenn ich unterwegs war, habe ich immer die gleichen Playlists, die gleichen DJs gehört, meistens ohne Übergänge. Ende. Pause. Nächster Song. Da könntest du auch im Wohnzimmer sitzen.“ Als sich die Veranstalter der Global-Bass-Events schließlich trennen, beginnt die Geschichte von „Fancy Footworks“.

Manuel möchte Indie-Musik auflegen, aber gleichzeitig möglichst ein durchgängiges Set haben, ohne Pausen oder abgehakte Übergänge. Deshalb mischt er angesagte Indie-Musik mit Disco-Klängen, Hip-Hop und ein bisschen Elektromusik. Er arbeitet viel mit Effekten, Wiederholungen, Verzerrungen – allesamt Techniken, die eher im Bereich des Hip-Hops zu finden sind, aber auch hier erstaunlich gut funktionieren. Gleichzeitig sollen Live-Elemente auf der Bühne sein, etwa wenn Schlagzeuger Lennart Lil’L Stolpmann die Lieder live begleitet. Oder wenn die Musik auf Ausschnitte aus Filmen oder Musikvideos abgestimmt wird. Oder wenn der DJ „selbst zum Rockstar wird“, mit Pyrotechnik und Spraydosen der Menge eine Show bietet, „wie auf einem Kiss-Konzert“. 

So wird der Club-Abend immer mehr ein Konzert, das Erlebnis wieder mehr ein einzigartiges. Und das Konzept kommt an, die Veranstaltung feierte vor kurzem ihr zweijähriges Bestehen und die Milla ist regelmäßig rappelvoll. Auch Mira Mann, Bookerin der Milla ist davon überzeugt: „Die Abende mit Fancy Footworks sind auch für uns immer etwas Besonderes. Die Stimmung im Club ist noch besser als sonst, irgendwie wärmer. Es gibt auch immer ausgefallene Aktionen, die die Reihe einzigartig machen.“

Um all das versucht er Geschichten zu spinnen, als Marketing-Student kennt er sich damit aus. So sind sein mächtigstes Werbemittel kleine, lustige, kreative Videos, die er für jedes Event gemeinsam mit seiner Crew – DJ Anna Lindener, 24, Grafiker Fernando Gonzalez, 25, Dominik Schelzke, 23, und einige andere – produziert. Das Ziel: Ohne viel Budget möglichst viel Aufmerksamkeit generieren, Guerilla-Marketing. Und das kommt an, Fancy Footworks läuft erfolgreich, soll dieses Jahr von einer Veranstaltungsmarke hin zu einem großen Musikblog erweitert werden. Man will so auch eine Plattform für aufstrebende Bands werden, die man durch gezielte Werbemaßnahmen unterstützen kann. Auch eine Expansion in andere Städte ist geplant, etwa nach Augsburg oder Hamburg. 

Gleichzeitig hat Manuel noch ein zweites großes Projekt. Als im Sommer entschieden wurde, die Café-Cord-Lounge abzuspalten, fragte ihn der neue Geschäftsführer, ob er nicht das musikalische Konzept des neuen Clubs ausarbeiten wolle. Im neuen „Maxe Belle Spitz“ ist jetzt eine Mischung aus Rockbar und bayerischer Boazn entstanden, mit Holz-Vertäfelung an der Decke und Instrumenten für eine Jam-Session. Und auch hier mischt Manuel munter die Genres, zu klassischer Rockmusik kommt viel Indie, aber auch bayerischer Brass oder eben Hip-Hop.

Er selbst legt hier ein- bis zweimal die Woche auf, die anderen DJs dürfen sich relativ frei entfalten, aber „als roter Faden sollte schon einmal AC/DC kommen und LaBrassBanda wäre auch nicht schlecht, damit eine Linie zu erkennen ist“, sagt Manuel und schmunzelt. 

Zur Eröffnungsfeier spielten Whiskey Foundation, in Zukunft sollen hier noch mehr Bands auftreten. Und auch Fancy Footworks soll wachsen, vielleicht mal als Marke für alle von Manuels Aktivitäten dienen.
 Einflüsse und Stilrichtungen, Ideen und Konzepte, Konzerte und Dj-Sets – Dinge mischen und daraus Neues entstehen lassen, Grenzen fließend werden lassen, diese Idee zieht sich durch alle Veranstaltungen und Pläne von Manuel. Man muss den Menschen wohl heutzutage mehr als nur eine Sache bieten, um sie bei Laune zu halten. Und das macht Manuel mit Fancy Footworks oder mit einem seiner zahlreichen anderen Projekte. Dabei ist ihm aber bewusst, dass er das Rad nicht neu erfinden kann, sondern nur andere Herangehensweisen bietet. Oder wie Manuel selbst sagt: „Ich gebe den Dingen neue Kleider.“ 

Text: Philipp Kreiter

Foto: Thomas Kiewing

Zeichen der Freundschaft: Unser Sommer

Unter besonderen Bedingungen entstehen oft auch besondere Freundschaften, meint unsere Autorin. Und wenn das, was einen früher zusammengehalten hat, nicht mehr ist, dann wird es Zeit für einen Neuanfang. Zeit für Band zwei.

Es ist 2 Uhr morgens und wir sitzen zusammen im Bus. Heimweg. Draußen schneit es und ich bin
müde, ein wenig neben mir stehend. Die Party ist noch lange nicht vorbei, doch wir sind fertig für
heute. Noch schweigen wir, sind beide in unsere eigenen Gedanken vertieft. Nach einigen Minuten
beendet mein heiseres Flüstern die Stille: „Irgendwie vermisse ich das, weißt du? Die Sommerzeit,
die vielen müden Sonntage, die Augenringe, diese Alles-Egal-Haltung, manchmal sogar den
ätzenden Liebeskummer, die Gefühle und Gedanken.“ – ein kurzes Schweigen folgt bevor Lara
antwortet: „Ich irgendwie auch.“
Ohne meiner Freundin in die Augen zu schauen, weiß ich ganz genau an was sie gerade denkt.
Wir erinnern uns, jede für sich. An die vielen Nächte, die sich bis in den nächsten Morgen zogen,
an unsere Mitternachtsgespräche oder an Katersonntage mit Kaffee, Obstsalat und Sonnenschein.
An unseren Sommer. 

Lara und ich kennen uns noch nicht all zu lange, dafür aber schon sehr, sehr gut. Irgendwie war da
mal die Rede von Mathenachhilfe und einige Monate später saßen wir um ein Uhr morgens
zusammen auf der kleinen Terrasse, tranken Weißwein und sprachen über das Leben, die Liebe
und den Sommer. Das war Zufall. Glück im Unglück. Zwei Mädchen, eine Menge Liebeskummer
und etwas zu ernst genommenes Drama. Das Ende der Klausurenphase und der Wunsch, einfach
Mal loszulassen. Jung zu sein. Unzählige Nächte haben wir durchgefeiert, solange getanzt bis die
Füße weh taten. Am nächsten Morgen dann Geschichten erzählt. Wochenende für Wochenende.
Wie unter Strom. Erinnerungen in Bildern fest gehalten. Selfie, Smile, Klick! Alles ist gut! Wir sind
jung, wir sind frei und lebendig! 

Doch irgendwie war vieles davon nur Ablenkung, Show. Denn wenn es ein Uhr, zwei Uhr, drei Uhr
morgens wurde und wir zusammen auf der kleinen Terrasse saßen, da war es nach langer Zeit Mal
wieder still um uns herum. Ein letzter Atemzug, Zigarettenqualm und ich sah meiner besten
Freundin in die Augen. Wurde ehrlich und lies die Maske fallen. Wir saßen oft so da und schütteten
Herz und Kopf aus. Weil wir einander verstanden, nachempfinden konnten, was die andere gerade
durch machen musste. Das waren die ehrlichen Momente zwischen den lauten Abenden und dem
Lachen, das oftmals aufgesetzt war. Zusammen lernten wir Stärke zu beweisen. Fassaden zu
bauen. Reichten einander das nötige Werkzeug dafür. Doch mit dem Herbst kamen
Veränderungen und wir schlossen gemeinsam unser Sommerbuch, zogen Schlussstriche, trafen
letzte Entscheidungen, um mit einem neuen Band zu beginnen. 

Band zwei sozusagen. Denn uns steht das letzte Schuljahr bevor. Man kann ganz oft das Wort
„Abitur“ lesen und viele Fragezeichen schmücken die noch leeren Seiten. Das werden andere
Geschichten, vielleicht ein Stück weit erwachsener und weniger traurig. Ohne Show und ohne
Fassaden. Ohne so viele Tränen. Hoffentlich. Doch auch wenn wir den Sommer oft vermissen und
es nun 2 Uhr morgens ist und draußen weiße Flocken auf den Boden fallen, so wissen wir, dass es
wichtig war etwas zu beenden, um einen Neubeginn zu wagen. Also machen wir weiter, mit Band
zwei und vielen neuen Protagonisten in unserem Buch. Mit neuen Hürden und einem neuen
Sommer. Und es wird wieder Augenringe geben, Nächte die im Morgengrauen enden und Lara
und mich mit jeder Menge Fotos und Geschichten.

Text: Anastasia Trenkler

Foto: Yunus Hutterer