Zeichen der Freundschaft – Elfter Geburtstag

Fünf Uhr morgens in einem Fast-Food Restaurant: Zwei beste Freundinnen genießen den Tag und tanzen zwischen Pommes und Burgern. Eine weitere Kolumne aus unserer Reihe “Zeichen der Freundschaft”.

Sie tanzt. Einfach, weil sie gerade Lust dazu hat. Zu der Musik, die dumpf aus den Lautsprechern des Fast-Food Restaurants dringt. Ich muss lachen, wie so oft, wenn Emma bei mir ist und fange ebenfalls an zu tanzen – was uns ein paar schiefe Blicke des Kassierers beschert. „Zwei Chickenburger, zweimal Cola und zweimal große Pommes bitte“, sagt sie. Und wir tanzen weiter, mit ihr ist es auch mir egal, was die anderen Leute denken. Es ist fünf Uhr morgens, der Morgen meines Geburtstages, in den ich mit vielen Freunden reingefeiert habe. Und nun es ist noch sie, Emma, die wohl beste Freundin, die ich je hatte, die nun mit mir in mein neues Lebensjahr startet. Genau genommen ist es auch der elfte gemeinsame Geburtstag, das elfte gemeinsame Jahr.

Wir sind uns ähnlich, zugleich aber auch wieder nicht. Sie ist herzlich und offen, ich wirke oft eher etwas hart und kritisch. Während sie ihre Klamotten oft quer durch ihr Zimmer verteilte, herrschte bei mir immer Ordnung. Geht sie offen auf die Menschen zu, bin ich oft eher skeptisch. Mit ihr kann ich anders sein, leichter, fröhlicher, unbeschwerter. Irgendwie steckt sie mich damit an – alleine hätte ich auch vor dem Kassierer sicher nicht getanzt. Sie tut das. Einfach so, weil es eben gerade Spaß macht. Ihre Freude am Leben ist ansteckend, ihre Herzlichkeit umwerfend. Mit ihr ist das Leben so leicht, so unbeschwert. Und sie ist eben immer da. Bin ich verzweifelt, macht sie mir heiße Schokolade und Kuchen mit drei verschiedenen Schokoladensorten. Und auch wenn ich das Leben einfach nur umarmen will, ist sie da, und wir essen nachts auf ihrem Balkon Nutella und trinken Wein. Und seit elf Geburtstagen ist es immer sie, die immer da war und es bis heute ist. Nun schiebt sie quietschend den Strohhalm in den Plastikbecher und prostet mir zu: „Auf dich!“, sagt sie. „Nein, auf dich!“, erwidere ich und denke drücke ihr einen dicken Schmatzer auf die Backe.

Von: Stephanie Albinger

Popo wackeln mit Patrick Swayze

Patrick Swayze – hach! Wenn doch bloß alle Männer so tanzen könnten wie er. Bernd kann das nicht. Er holt sich lieber noch ein Bier. Anna findet ihn trotzdem toll.

Tanzen ist wie Träumen mit den Füßen, schreibt ein Münchner Tanzlehrer in seinem E-Mail-Newsletter. Bernd träumt aber nicht besonders viel. Und wenn, dann nur von Mord- und Totschlag. Bernd hat ein Faible für Splatter-Filme. Anna hingegen mag Filme, in denen Patrick Swayze mitspielt, und träumt mit Vorliebe von Männern mit sichtlich vorhandenem Hüftgelenk. Seit sie aber auf der letzten WG-Party diesem Bernd mit dem Dreitagebart, den dunkelgrünen Augen und diesem verdächtig nach Shampoo-Werbung aussehenden Haarschopf begegnet ist, träumt sie immer öfter auch von Bernd. Und das ist natürlich ungünstig.

Denn Bernd hat rein Hüftschwung-technisch mit Patrick Swayze ungefähr so viel gemeinsam wie Annas Metzgereifachverkäuferin mit einer Ballerina. Als Anna ihn einmal mit zum Konzert ihrer Lieblingsband nimmt, beschränken sich seine Körperbewegungen auf Kopfnicken, Bier trinken, Pipi gehen. Anna wippt im Takt der Musik, wackelt hier mit dem Popo, wirft dort die Hände in die Luft. Bernd bekommt Angst, sie könnte ihm das Bier aus der Hand schlagen. Nach den ersten vier Liedern fängt Anna an, sich doof vorzukommen: Wer so ruhig dasteht wie Bernd, hat bestimmt viel Zeit, sich die ganzen wackelnden Konzertbesucher genauer anzusehen. Sie versucht krampfhaft, nicht aus dem Takt zu kommen, am Ende hält er sie noch für unmusikalisch. Bernd holt sich noch ein Bier.

Am nächsten Morgen erzählt er mir, er habe einen großartigen Abend gehabt: fünf Bier, ein grandioses Konzert und dank konsequentem Festhalten am harmlosen Kopfnicken keine Blamage durch unbeholfene Hüftgelenks-Entgleisungen. Da hätte er nämlich mit Sicherheit richtig blöd ausgesehen, zumal Anna so gut tanzen kann. Und Anna? Nachdem sie Bernd nach Hause gebracht hatte, lag sie im Bett und fragte sich, wovon sie in dieser Nacht wohl träumen würde. Hoffentlich nicht von ihren peinlichen Tanzversuchen beim Konzert. Vielleicht von Patrick Swayze, wie er ein Bier trinkt und nebenbei ein paar Lockerungsübungen für männliche Hüftgelenke empfiehlt. Dann schläft sie ein – und träumt von Bernd, der ihre Handtasche hält, während sie auf zahllosen Konzerten wild mit dem Popo wackelt und ihm dabei (fast) sein Bier aus der Hand schlägt. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.