Band der Woche: Isarkind

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Wenn es einen Musikstil des 21. Jahrhunderts gibt, dann ist es die elektronische Musik. Normalerweise sind die Beats computergeneriert und werden nie live mit Instrumenten gespielt. Bei dem Münchener Techno-Duo Isarkind ist das anders…

Bei solchen Erinnerungen freuen sich die heute weit über 30-Jährigen: die Isar-Partys in München. Als das mit dem Techno als neue Musikrichtung anfing, zu Zeiten, als München noch eine Sperrstunde hatte, entwickelte sich eine Szene außerhalb der bestehenden oder neu entstehenden Clubs: Partys in Unterführungen, in verlassenen Gebäuden oder eben gleich ganz unter freiem Himmel an der Isar. Heute wirkt das hier alles organisierter – und natürlich ist elektronische Tanzmusik in all ihren Facetten einer viel breiteren Masse zugänglich geworden als Mitte der Neunzigerjahre. Doch in ein paar Münchner Projekten setzt sich diese Kombination aus anarchistischer Raum-Ergreifung und elektronischer Musik fort. Seit 2010 etwa gibt es die Gruppe Isar Bass. Mit Bollerwagen, Soundanlage und Bierkästen kehrten die an die Isar zurück, um dort Partys zu veranstalten, die sich der inzwischen stark kommerzialisierten Clubszene entziehen.

Das Duo Isarkind trägt den Fluss der Stadt hingegen eher als eine Art Motto im Namen, auch wenn sie musikalisch ebenfalls der elektronischen Musik und dem Techno nahestehen. Nur verzichten sie auf dort sonst übliche Insignien: keine Turntables, keine Computer und keine Synthesizer. Dafür eine konventionelle Bandaufstellung aus Schlagzeug und Gitarre. Schlagzeuger Michael Steinberger und Gitarrist Christian Pfaffinger spielen damit fließenden Analog-Ambient. „Clubsound mit Schlagzeug und Gitarre zu spielen, ist deshalb so spannend, weil wir den Sound live jedes Mal neu formen können“, erklären sie. Die Instrumente seien „vielschichtiger als elektronische Sounds, sie schwingen anders und zwar bei jedem Anschlag“.

Es ist erstaunlich, wie selten es solche Bands gibt. Elektronische Musik ist gegenwärtig prägend wie kaum ein anderer Musikstil. Trotzdem kommt fast niemand auf die Idee, das mit Live-Instrumenten umzusetzen. Wie sehr das knallen kann, zeigte Mitte der Nullerjahre zuletzt die Münchner Band Pollyester. Isarkind sind ein bisschen zugänglicher und lieblicher als die frühen Pollyester. Die Musik ist wolkiger, sie spielen den Techno nicht nur nach, sondern formen diese Musik weiter. Das mag auch an der klassischen Band-Erfahrung der beiden liegen: Im niederbayerischen Hinterland aufgewachsen, haben sie in diversen Punk- und Alternative-Bands gespielt. 

Im Sommer 2017 erschien das selbstbetitelte Debüt-Album. Elf Tracks zwischen treibenden Sechzehntel-Noten und pulsierenden Bass-Drum-Schlägen am Schlagzeug und beinahe psychedelischen Gitarren-Pickings. „Klar knallt das nicht so derbe wie ein High-End-Electro-Beat“, geben sie zu, aber ihnen ginge es sowieso viel mehr um „Atmosphäre und Dynamik“. Dabei entsteht etwas Spannendes. Denn in dieser Musik liegt im Hören plötzlich die Verbindung von Postrock und modularer, technoider Musik offen. Die Gitarren, die Harmonien und die monotonen Kompositionen kennen beide Genres. Im Techno wird das nur oft überdeckt von der Härte der Drumcomputer und den künstlichen Sinusklängen der Synthesizer. Bei Isarkind aber, wo immer hörbar bleibt, dass hier ein echtes Schlagzeug spielt und Metallsaiten schwingen, ist die Nähe plötzlich deutlich hörbar. Auch weil das Duo weniger auf stampfenden Techno, sondern mehr auf Ambient setzt.

Foto: Flo Strigl

Text: Rita Argauer

SZ Junge Leute Playlist April 2018

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Der April war wieder
ein bisschen ein trauriger Monat für die Musikwelt, weil diesen Monat einer
ihrer hellsten Sterne viel zu früh erloschen ist. Neben seiner Musik finden
sich in unserer Monatsplaylist aber viele weitere Lichtblicke – denn Musik lebt
bekanntlich ewig.

Bishop Briggs – River

Endlich gibt es von
Bishop Briggs ein Album, das ich mir seit einer Woche rauf und runter anhöre.
Mit River hab ich meinen Ohrwurm gefunden und ist daher mein Lied des Monats.

Serafina Ferizaj

Fiva – Hauptstadtfieber

Es wurde kalt im Süden,
„Diagnose: Hauptstadtfieber“. Es war mir ja fast ein wenig peinlich, kurz nach
Berlin zu ziehen – zumal ich in dort alle Klischees als bestätigt erlebte (die
Stadt ist nunmal einfach lockerer, wacher, hipper). Andererseits: Meine Wohnung
dort war fast so teuer wie die in München; die tägliche Stunde BVG einfach nur
nervig; der Ostwind noch viel kälter. Wie Fiva also schon 2009 wusste:
„Manchmal muss man einfach raus, und es gibt nichts was einem aufhält – und
dann merkt man erstmal richtig, was einem wirklich an zuhaus fehlt.“ Auch wenn
man momentan gegen Kreuzpflicht und PAG protestieren muss, damit es noch das
Zuhause bleibt – es geht doch nichts über das entspannte Radeln durch München
und im Biergarten: Gemütlichkeit.

Anna-Elena Knerich

Kafvka – Wi-Fi

Überall in München ist
Baustelle und das Einzige was das entschädigen könnte, wäre die Verlegung von
Glasfaserkabeln. Warum ist das Internet in letzter Zeit so krass langsam und
haben die Jungs aus Berlin gerade das selbe Problem? Wer nach Wi-Fi sucht, hat
jetzt jedenfalls auch den passenden Soundtrack dazu.

Isabel Prößdorf

HEROINE TWIN – Rebel

Der ganze heiße Scheiß
aus München: Gut ein Jahr gibt es Heroine Twin erst, und doch fällt ihr erster
Release unter das Prädikat “lang erwartet” – zumindest bei mir. Seit
letztem Monat gibt es nun endlich ein Single-Doppelpack des Grunge-Quintetts zu
hören. Für mich in der Playlist: Single Nr. 2, “Rebel”, mit ganz viel
schwerer Gitarre und einem “she’s an outlaw in your head”, das genau
da bleibt – in deinem Kopf.

Max Mumme

Jesper Munk – Solitary

Das „Wunderkind“- mit
neuem Album und leicht verändertem Stil. Doch die markante Stimme und der Blues
sind geblieben. Solitary wird mit sanften Klavierklängen eingeleitet, bleibt
ruhig und sehnsüchtig. Ein perfektes Lied für eine laue Frühlingsnacht unter
dem klaren Sternenhimmel- doch eigentlich geht es um die ersten Sonnenstrahlen.
Passend also auch für den Nachhauseweg in den frühen Morgenstunden durch eine
leergefegte Stadt.

Annika Kolbe

Cap Kendricks – No Ice

Die vermutlich beste
musikalische Neuheit aus München war für mich diesen Monat ganz klar das neue
Album von Cap Kendricks, “Keepsakes” das am 20. April erschienen ist.
Seitdem läuft es bei mir rauf und runter. Egal zu welcher Tageszeit. Tipp:
Unbedingt mal das Video zu “No Ice” anschauen. DJ Natanael Megersa
hat dort einen  Gastauftritt und auch
sonst ist das Video einfach großes Kino und macht Lust auf lange,
melancholische Abende. Mit Hennessy. Ohne Eis. Ohja.

Ornella Cosenza

Metz – Acetate

Chaos-Sounds, gepackt
in stampfende, treibende Rhythmen, das ist Metz. Die New-Wave-Punk Version des
Shoegaze, man möchte dazu entweder auf der Stelle stampfen, mit geschlossenen
Augen die Haare gen Tanzfläche schütteln, sich gleichzeitig aber mitreißen lassen
und eigentlich die Körperteile in alle Richtungen des Raumes verteilen, in ein
organisiertes, rhythmisches Chaos eben. In genau diese Ambivalenz werde ich
mich am Mittwoch im Strøm begeben, mal sehen, ob ich im Ganzen wieder
rauskomme.

Marietta Jestl

Razzy Bailey – I Hate Hate

Kollegah und Farid Bang
bekommen für einen Text, der die Opfer des Holocaust verhöhnt, einen Echo
verliehen. Der Echo ist derweil nichts anderes als das aufgewärmte Erbrochene
der Musikindustrie. Die verleiht allen Ernstes einen Preis dafür, dass jemand
kommerziell besonders erfolgreich ist. Und Punk ist auch nicht mehr, was es
einmal war. Es ist ein Trauerspiel bzw. es ist Zeit für Razzy Bailey. Der singt: „The
only way we’re gonna do away with hate is to get so much love going around that
there just won’t be any more hate.“ Eine
schöne Vorstellung, wenn auch utopisch. Gute Laune macht der Song aber allemal.

Wolfgang Westermeier

Bar Franca – Panda Lux

Das neue Album der vier
Schweizer Jungs in einem Satz erklärt von ihnen selbst: „«Zoo» ist die
schulterzuckende Antwort auf die dummen Fragen nach dem zweiten Streich, ist
Harmonielehre für die Diskothek, ist Panda Lux Zweitausendjetzt.“ Menschen, die
Faber und Wanda mögen, werden Panda Lux lieben.

Jacqueline Lang

 

Avicii – Heart upon my sleeve

Ich muss gestehen, ich
war kein allzu großer Avicii-Fan. Ich mochte seine Lieder gerne, aber mehr habe
ich mich nicht mit ihm beschäftigt. Trotzdem hat sein Tod mich bewegt. Es gibt
auf Netflix eine Doku über sein Leben – True Stories – und auch wenn die Doku
vor seinem Tod gedreht und veröffentlicht wurde, merkt man schon, dass Tim
Bergling alias Avicii bald sterben wird. Seine Gesundheit litt unter dem
Tourleben. In der Doku kommt man Tim so nah wie nur möglich und man hat Mitleid
mit ihm, als er keine Gigs mehr spielen will und trotzdem noch welche spielen
muss, obwohl es ihm so schlecht geht. Ich hoffe, er hat nun seinen Frieden
gefunden. Er war ein großartiger und talentierter Künstler. Als er gestorben
ist, habe ich seine größten Hits angehört und dieses Lied entdeckt. Es ist ein
tolles Instrumentallied, bei dem am liebsten laut aufdrehen und voll abgehen
würde! Das würde sich Avicii sicherlich wünschen!

Lena Schnelle

Gute Vibrationen

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Elisabeth Brichta, 21, ist Mitglied der Nikita Dance Crew, einer Gruppe aus gehörlosen und hörenden Tänzern. Wenn sie nicht tanzt, studiert die junge Frau Gebärdensprachdolmetschen. Außerdem gibt sie selbst bilingualen Hip-Hop-Unterricht

Mit weißem Trikot und einer engen schwarzen Leggins steht Elisabeth Brichta, 21, im Tanzstudio, die Haare zu einem Zopf gebunden. Bevor das Training losgeht, unterhält sie sich mit den anderen Mädels der Nikita Dance Crew. Auf Gebärdensprache. Verständigungsprobleme hat sie nicht, denn Elisabeth studiert Gebärdensprachdolmetschen. Die jungen Frauen bewegen ihre Hände. Sie schauen mal fragend, mal lächelnd, oder sie nicken sich einfach zu – ein Code, der für Laien nicht zu entschlüsseln ist und begleitet wird von Gestik und Mimik.

„Wir proben jetzt Amerika“, sagt Elisabeth laut, denn heute sind auch ein paar Zuschauer zum Training gekommen. Amerika – so nennt die Gruppe die Choreografie, die sie vergangenes Jahr beim Bay Area International Deaf Dance Festival in den USA aufgeführt haben. Die Nikita Dance Crew ist die einzige Tanzgruppe in Deutschland, die aus hörenden und nichthörenden Mitgliedern besteht. Hier tanzen hörende, wie Elisabeth Brichta, und gehörlose Protagonisten, wie Trainerin Kassandra Wedel, in einer Gruppe zusammen. Sie treten deutschlandweit und international auf.

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Musik und Tanz? Gehörlos? Wie soll das funktionieren? „Die Musik ist in unserer Tanzgruppe nicht viel lauter als woanders“, sagt Elisabeth. Lediglich der Bass ist in den Tanzstunden der Nikita Dance Crew etwas stärker gestellt. „Wenn der Bass lauter ist, fühlt man ihn besser in der Brust, am Körper. Das ist so ähnlich wie bei einem Konzert“, erklärt die Tänzerin. Dieses Fühlen der Vibrationen sei ausschlaggebend. Im Tanzstudio in der Sonnenstraße in München, in dem sich die Tanzgruppe zum Proben trifft, steht der Bass auf dem Parkettboden. „So kann man den Bass auch über die Füße erfühlen, der Parkettboden leitet ihn dann sozusagen weiter“, sagt Elisabeth, die schon seit Ende 2013 mittanzt.
 Nicht alle aus der Tanzgruppe können Gebärdensprache so wie Elisabeth. Es ist auch keine Voraussetzung, um mittanzen zu können. Die Leidenschaft und die Begeisterung für das Tanzen stehen im Vordergrund. Elisabeth tanzt seit ihrem zwölften Lebensjahr. Bei ihr treffen das Interesse für Gebärdensprache und die Liebe zum Tanzen aufeinander. Wenn sie nicht tanzt, dann studiert sie an der Hochschule in Landshut Gebärdensprachdolmetschen. Mittlerweile im vierten Semester. Es besteht aktuell ein großer Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern. „Auf 80 000 Gehörlose kommen in Deutschland 800 Dolmetscher“, sagt sie.

In vielen Choreografien der Nikita Dance Crew mischen sich Elemente aus Tanz mit Gebärdensprache. Dadurch werden tänzerisch Geschichten erzählt. „Die Gebärdensprache hat ihre eigene Grammatik, sie ist eine natürliche Sprache. Beim Dolmetschen kommt es aber nicht nur darauf an, das Gesprochene in Gebärden zu übersetzen oder andersherum, sondern man muss auch kulturell übersetzen“, sagt Elisabeth. Man sei eben nicht nur Dolmetscher, sondern auch Vermittler zwischen zwei Kulturen. Gehörlose seien beispielsweise in ihren Formulierungen manchmal viel direkter. Dies kann bei hörenden Menschen schnell unhöflich wirken, deshalb muss man beim Dolmetschen auch auf Feinheiten dieser Art achten. „Das kann einen täglich zur Verzweiflung bringen“, sagt Elisabeth. Bei wichtigen Terminen, wie zum Beispiel Gerichtsverhandlungen, kann das Übersetzen sehr viel beeinflussen. Die deutsche Gebärdensprache wurde erst 2002 offiziell als eigenständige Sprache anerkannt.

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Bevor sie mit dem Gebärdensprachdolmetscher-Studium angefangen hat, absolvierte Elisabeth eine Tanzausbildung am Iwanson in München, einer Schule für zeitgenössischen Tanz. Normalerweise dauert diese Ausbildung drei Jahre, Elisabeth hat sie aber frühzeitig nach einem Jahr mit einem Zertifikat beendet und dann das Studium in Landshut begonnen. „Das war viel mit Jazz und Ballett und weniger Hip-Hop und ich habe gemerkt, dass es nicht so ganz meins ist und habe dann zum Gebärdensprachdolmetschen gewechselt“, sagt Elisabeth. Woher aber kommt das starke Interesse an der Gebärdensprache? Elisabeth sagt, es sei auf keinen Fall dieses Helfersyndrom, das sie dazu gebracht habe, das Studium aufzunehmen. Eher eine Art Faszination, nachdem sie den Film „Jenseits der Stille“ gesehen hat. „Aus Interesse und Neugier habe ich dann einen VHS-Kurs Gebärdensprache besucht“, sagt sie. Das war, bevor sie zur Nikita Dance Crew gekommen ist. Als sie dann einmal zu einem Poetry Slam ging, bei dem die Gruppe auch performte, sprach sie nach der Veranstaltung Kassandra Wedel an. Ging kurz darauf zu einer Probestunde. Und blieb. 

„Mittlerweile ist Eli meine Co-Trainerin. Wenn ich einmal nicht da bin, oder wir Probleme mit der Musikanlage haben, übernimmt sie“, sagt Kassandra Wedel. Die Trainerin mit den orange-roten Haaren ist gehörlos und als Schauspielerin und Tänzerin aktiv. Sie hat die Gruppe vor mehr als zehn Jahren gegründet. „Es gab damals keinen Tanzunterricht, bei dem die Musik gut fühlbar war, oder der auf Gebärdensprache abgehalten wurde. In hörenden Tanzcrews war ich immer die einzige Gehörlose“, sagt Kassandra. Fälschlicherweise wurde da oft angenommen, dass sie genug verstehen würde, weil sie auch sprechen kann. „Ich kopierte und lernte nur die Tanzsprache gut. Alles, was um mich herum besprochen wurde, bekam ich nicht mit“, sagt sie. Also hat sie selbst eine Gruppe gegründet, die Begegnungen und einen Raum für Kreativität schafft. Mit fühlbarer Musik und Erklärungen, wie man auch ohne Gehör zu einem Rhythmus tanzen kann.

Für Elisabeth steht fest: Sie möchte das Tanzen mit dem Gebärdensprachdolmetschen verbinden. Samstags gibt die Studentin deshalb auch eigene Hip-Hop- und Lyrical-Jazz-Stunden in einem Tanzstudio in Haar, und zwar bilingual. „Jeder ist in meinen Stunden willkommen. Ich spreche laut und mache dazu die Gebärdensprache.“ 

Es geht weiter mit dem Training. Schließlich steht im Mai ein Auftritt der Tanzcrew beim Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in München auf dem Marienplatz an. Gehörlose, sowie hörende Menschen werden im Publikum stehen. Die Schritte sitzen, jede Bewegung wird sauber und synchron zu dem Hip-Hop-Track und dem Rhythmus ausgeführt, der durch den Bass für alle spürbar ist. Für Außenstehende ist kein Unterschied zu anderen Tanzgruppen bemerkbar.

Foto: Alessandra Schellnegger

Text: Ornella Cosenza

Die SZ Junge Leute Playlist im März 2018

Unsere Autoren scheinen den Winter etwas
melancholisch ausklingen zu lassen, denn unsere Playlist ist dieses Mal dominiert
von ruhigen Singer-Songwritern. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein,
heißen diese Musiker doch Klimt, Xavier Darcy oder Jesper Munk. Oder K.I.Z,
denn K.I.Z gehen immer.

Adele – If it hadn’t been
for love

Gitarre und Gesang,
klingt simpel, ist aber bei diesem Song eine kraft- und schwungvolle Mischung.
Dieser Song groovt einfach – und passt perfekt zu den ersten wärmeren und vor
allem sonnigen Tagen in der Stadt.

Stephanie Albinger

Jesper Munk – Icebreaker

Leider sind die neuen
Lieder von Jesper Munk noch nicht auf Spotify. Andererseits wird mir die
Entscheidung abgenommen, mich für ein einziges Lied zu entscheiden, denn jedes
einzelne Lied seines neuen Albums hat es verdient, auf diese Playlist zu
kommen. Ich gehöre zu den Glücklichen, die in letzter Minute noch ein Ticket
für sein ausverkauftes Konzert in der Milla vor zwei Wochen ergattern konnte,
wo er seine neuen Lieder gespielt hat und kann es dementsprechend kaum
abwarten, bis sein Album endlich erscheint, wobei die Lieder nie an die
Live-Versionen herankommen können

Serafina Ferizaj

Klimt – Eat your brain

Vor Kurzem hat Klimt im
Lost Weekend ihre EP “Dear Sirens” vorgestellt. Eigentlich so gar
nicht das, was ich sonst so höre, aber ich muss zugeben. Je öfter ich Klimt
höre, desto mehr mag ich ihre Melodien und ihre Stimme. Der Song “Eat your
Brain” ist melancholisch und schön. Und wer es noch nicht getan hat,
sollte sich unbedingt auch das Musikvideo dazu ansehen. Das ist Kunst!

Ornella Cosenza

Xavier Darcy – Jonah

Bei Filmen oder Serien
sitze ich immer so da, dass ich direkt auf Pause drücken kann. Dann zücke ich
mein Handy, lasse den Film wieder laufen und lasse mit einer App den Song
erkennen. So mache ich das auch mit meinem Lieblingsradiosender, der oft
unbekanntere Lieder spielt. Dabei entdecke ich tolle Lieder! So wie „Jonah“ von
Xavier Darcy. Erst im Nachhinein habe ich gesehen, dass sich Xavier mit diesem
Lied beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest beworben hat. Der Song
ist fröhlich, macht gute Laune und hat eine schöne Botschaft: Es geht darum,
sich von jemandem zu trennen, der schlechtes Glück bringt, und danach einen
Neustart zu wagen.

Lena Schnelle

 

Drangsal – Turmbau zu Babel

Drangsal ist ein
musikalisches Phänomen, mit dem ersten Album hat er ultramodernen,
Zeitgeist-affinen Pop gemacht. Die erste Single vom neuen Album gibt jetzt eine
komplett neue Richtung vor: alles auf Deutsch (gut, das gab es schon bei ihm),
aber deutlich melodischer und vom Gesang her irgendwie, wie die Ärzte. Also
ziemlich wie die Ärzte. Aber ich glaube mir gefällt das. Zumindest bin ich sehr
gespannt, wie das Album die eingeschlagene Richtung weitergeht…

Philipp Kreiter

Veronica Fusaro – Pluto

Auf dieses Lied bin ich
nur durch Zufall gestoßen und habe mich
ganz spontan verliebt. Manchmal ist es eben doch ganz einfach im Leben:
Musik an, Welt aus.

Jacqueline Lang

Eyeclimber – The Open Road

Meistens ist die Musik
wütend, die ich höre, laut und wütend. Aber auch ich brauche manchmal diese
sanften Gitarrenklänge, die alles um einen herum so leicht machen, dass man
einfach nur die Augen schließen muss um weit weg zu fliegen. Die Melodien des
jungen Münchner Singer-Songwriters Eyeclimber wirken so leichtfertig
komponiert, dass die wie ein fragiles Objekt durch den Raum zu schweben
scheinen. Und sie tragen mich jedes Mal mit.

Marietta Jestl

The Main Squeeze – Where Do
We Go?

Mein Musikgeschmack ist
ein Fluch… nahezu alle Bands, die ich gute finde, spielen entweder nicht mehr
live, oder nur so weit weg, dass es studentenunwürdig viel Geld kosten würde,
sie live zu sehen. Eine der letzteren Art ist The Main Squeeze, fünf Jungs aus
Chicago, Illinois, mit ihrer undefinierbaren Mischung aus Funk und Rock und
einer Gitarre-Keyboard-Symbiose vom anderen Stern. In ihrem Song stellen sie
sich die Frage “Where Do We Go?” – meine Antwort: “hopefully to
Germany”.

Max Mumme

Pollyester – Voices

Polina Lapkovskaja ist
ein Multitalent. Seit Jahren bereichert sie die Münchner Sub- und Hochkultur,
als Sängerin, Performancekünstlerin, Komponistin und Musikerin. Persönlich habe
ich sie zum ersten Mal auf der Bühne des Cuvilliés-Theaters gesehen, in dem
Stück Lola Montez. Die Energie, mit der sie die Inszenierung musikalisch
vorangetrieben hat, ist mir im Gedächtnis geblieben. Mit Pollyester ist sie
genauso fetzig unterwegs.

Wolfgang Westermeier

K.I.Z – Selbstjustiz

Am 8. März, dem
Weltfrauentag, war ich endlich mal auf einem Konzert der „Nur für Frauen“-Tour
von KIZ: Das ganze Berliner Tempodrum voll nur mit Mädchen und Frauen, die bei
„Hurensohn“ oder „Spast“ mitgrölen; auf der Bühne Nico, Tarek und Maxim mit
Perücken und sexy Kleidchen beim Prosecco schlürfen. Ob neue Songs oder alte
wie “Selbstjustiz” – es war definitiv ein Erlebnis, geile Party, URLAUB
FÜRS GEHIRN.

Anna-Elena Knerich

Große Themenvielfalt im Farbenladen

Es ist wieder kalt geworden, der Frühling hat sich verabschiedet. Alles ist trüb und grau auf der Hansastraße. Doch der Farbenladen erstrahlt zum Glück als einziger Lichtfleck. Romina Ecker verzaubert das Publikum mit ihren Texten und King Pigeon sorgen für musikalische Untermalung

Zwischen einigen neugierigen Besuchern treffen schon bald
die Jungs von King Pigeon ein. Sie werden später ein Akustik Set spielen.
Vorher muss aber noch aufgebaut und der Sound ausgiebig gecheckt werden: Mikros
werden gerückt und Entfernungen optimal austariert, Dominik platziert eine
Banane neben seinem Cajon, die Nervennahrung darf schließlich nicht fehlen.

Zuvor nimmt aber noch ein zierliches Mädchen mit schwarzen
Zöpfen und roten Lippen an dem kleinen Metalltischchen in der Mitte des Raumes
platz um die Gäste für die nächste halbe Stunde in ihren Bann zu ziehen. Es ist
Romina Ecker, eine junge Drehbuch Studentin der HFF München. Sie wird einige
Texte vortragen, die in ihrer Variabilität sehr gut in den Rahmen der Ausstellung
passen: In so verschiedenen Situationen wie die Models auf den Fotos
präsentiert werden, so breit gefächert sind auch Rominas Themen und Schauplätze.

Ihr erster Text heißt „Tropical Banana“ – der Titel makaber
in seiner Heiterkeit, denn der Text behandelt nichts weniger als dem Kampf mit
dem Tod. Die Erzählung erfolgt in Ich-Form, was den Text umso ergreifender
macht, und ist gespickt von metaphorischen Bildern. Zwischen Knochenfrauen,
Giftbars und Glaskerkern wird die Brutalität deutlich, mit der eine Krankheit
ein Leben beenden kann, und die Unsicherheit, in der so ein Einschnitt die
Personen lässt, wird unterstrichen durch das immer wieder auftauchende Wörtchen
„vielleicht“.

Als Überleitung liest Romina zwischen den Texten je eine
Postkarte vor, und es wird einem schnell bewusst, dass gerade der kurze Text
auf einer Postkarte erneut ausdrückt, wie unterschiedlich  Persönlichkeiten sein können. Der knappe,
dramatische oder gestresste Stil der Karten sorgt bei den Zuhörern für einige
Lacher und trägt somit zur Auflockerung der Stimmung zwischen den schweren
Themen bei. Trotz der Ernsthaftigkeit der Texte ist Rominas Humor überraschend
unvorhersehbar und taucht völlig unvermittelt auf. Die Beschreibungen sind
detailreich und man identifiziert sofort die Drehbuchautorin dahinter, denn es
fällt dem Zuhörer leicht, sich direkt in die Szene hineinzuversetzen. Auch im
letzten  Text „Das 5. Pferd“ sind die
Worte so lautmalerisch gewählt, sodass man sich fühlt, als würde man mit auf
die Kutschfahrt nach Pavia gehen und das Schnauben der Pferde hören.

Nach der Lesung wird direkt angeregt diskutiert. Wie so oft
steht die Frage im Mittelpunkt, wie man als junge Literatin heute ausreichend
Aufmerksamkeit erlangt, besonders in einer Stadt wie München. „Schade, dass
sowas in München immer so am Rande stattzufinden scheint“, sagt auch Romina.
„Man muss die Leute immer erst überreden zu solchen Veranstaltungen zu kommen,
als hätten sie irgendwas zu verlieren. Dabei reden die Leute immer davon, was
alles in München fehlt, aber anstatt einfach mal hinzugehen, und sich
überraschen zu lassen, ziehen sie lieber in eine andere Stadt, in der
vermeintlich mehr los ist.“ Trotzdem ist sie optimistisch, dass ihre Arbeit
auch Aufmerksamkeit erlangt, denn es gibt treues Publikum. Sie empfiehlt die
Webserie „Fett und Fett“, an der sie derzeit mitwirkt. 2019 erscheint die 2.
Staffel, alles frei verfügbar auf Vimeo.

Über die Ausstellung wird natürlich auch noch gesprochen,
denn Alina Oswald, eine der Fotografinnen, ist vor Ort. Mit der Moderatorin
Kathi Hartinger spricht sie kurz über ihre Fotoserie, in der sie Muster auf die
nackte Haut der Models projiziert hat. „Die Arbeit mit den Models war sehr
natürlich und individuell und die Shootings gestalteten sich spontan und
persönlich. Ich habe die Models selbst entscheiden lassen, wie weit sie sich
öffnen wollten.“ Außerdem lobt Alina auch das gesamte Projekt der Ausstellung
„10 im Quadrat“. Die große Diversität an teilhabenden Persönlichkeiten sei eine
wunderbare Gelegenheit für die Entstehung von Vernetzungen in der
künstlerischen Szene Münchens. „Schade, dass sich die Fotografen während des
Projekts nicht so genau kennengelernt haben, aber ich habe mir dennoch viel
Inspiration holen können.“, sagt Alina.

Mittlerweile ist es dunkel vor den großen, einladend
leuchtenden Fenstern des Farbenladens und es hat sogar angefangen zu schneien.
Doch drinnen bleibt die Atmosphäre wohlig warm, denn nun betreten King Pigeon
die Bühne. Obwohl die Band normalerweise zu viert auftritt, scheint es dem
Akustik Set an nichts zu fehlen. Die Gitarrenriffs sind clean, die Stimmen klar
und die Melodien gehen sofort ins Ohr. Der treibende Beat des Cajons verleitet
unvermittelt dazu, mit im Takt zu klatschen und auch wir vom SZ Junge Leute
Team wippen hinter der Bar begeistert auf den Zehenspitzen auf und ab. Ja, die
Musik von King Pigeon macht Spaß und ist durchaus sehr tanzbar. Wer die Band in
voller Besetzung hören will, sollte am 04.04. im Orange House vorbeischauen, da
treten die Jungs als nächstes auf und freuen sich über neue Gesichter.

Doch auch das Akustik Set war für die Jungs sehr lehrreich.
„Es war gar nicht so leicht das zu planen“, sagt Chris. „Wir dachten, wir
treffen uns ein zwei Mal, aber haben im Endeffekt dann fünf mal für den
Auftritt geprobt“. Marius stimmt zu. „Man entdeckt seine eigenen Songs
plötzlich ganz anders. An vielen Stellen muss man variieren und Dinge ersetzen,
wobei man alles nochmal neu überdenkt. Dabei haben wir viel gelernt.“ King
Pigeon bedanken sich bei der SZ Junge Leute Seite für die Einladung und
besonders auch bei dem aufmerksamen Publikum. „Es ist anders, wenn alles hell
ist und man auf einmal ein sitzendes Publikum hat“, sagt Chris. „Da hat man
einfach nicht das direkte Feedback und mit der Situation muss man auch umgehen
können. Das hat für uns aber sehr gut geklappt.“

Auch nach dem Konzert bleiben die Besucher noch lange,
schlendern noch einmal durch die Ausstellung und plaudern mit den Künstlern.
Vernetzungen entstehen, Kontakte werden geknüpft, gemeinsam wird weitergezogen.
Der Samstagabend ist schließlich noch jung und in München ist immer etwas los.

Fotos: privat

Text: Marietta Jestl

Sozialarbeit mit Trompete

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Ohne ein Wort Spanisch zu können ist Simon Kreuzer, 19, für ein halbes Jahr nach Ecuador gegangen. Er machte einen musikalischen Freiwilligendienst, den der Verein Musiker ohne Grenzen anbietet. An der Musikschule „Clave de Sur“ in Guayaquil unterrichtete er Trompete und Klavier – seine Schüler waren vor allem Kinder und Jugendliche. Nun ist er wieder zurück in München.

SZ: Wie sehr unterscheidet sich der Stellenwert von Musik in Ecuador von dem in Deutschland?
Simon Kreuzer: Generell wird sehr, sehr viel zu Musik getanzt. Wenn man dort auf eine Hausparty geht, dann läuft eigentlich die ganze Nacht Musik und es wird durchgetanzt. Ohne Pause. Hier in Deutschland wird natürlich auch getanzt, aber wenn ich mit meinen Freunden auf eine Party gehe, gibt es fast nur Partytanzen. Die Mehrheit sitzt dann aber doch rum, plaudert oder spielt Trinkspiele.

Und wie ist das tagsüber?
Die Ecuadorianer hören sehr oft und sehr laut Musik. Fast jedes Haus hat eine große Box, hat die dann laufen und beschallt die ganze Straße. Was ich eher selten gehört habe, war, dass jemand ruhig, entspannt und leise Musik gehört hat. Der Musik zugehört hat, sage ich mal. Es war so ein bisschen ein Krach, der natürlich auf eine Party gut passt, aber tagsüber war das auch nervig.

Du hast vor Ort ja selbst Musik gemacht. Wie war das Unterrichten?
Das läuft dort ganz anders ab. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob mein Schüler kommt oder nicht. Es passierte viel öfter, dass ein Schüler mal nicht kommt und auch nicht entschuldigt wird. Das ist einfach die Kultur dort. Der Musikunterricht war schon in etwa so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.

Aber?
Als ich angekommen bin, gab es leider sehr wenige Gruppenensembles, was ich ein bisschen schade fand. Das war das, worauf ich mich am Anfang am meisten gefreut hatte, und das war enttäuschend. Gruppen zu unterrichten macht doch am meisten Spaß. Und das habe ich versucht, wieder aufzubauen. Das hat auch funktioniert. Am Schluss gab es wieder Ensembles, unter anderem auch eine Bläsergruppe und eine Jazzband. 

Warum unterrichten Freiwillige dort?
Sie sind wahnsinnig wichtig für das Projekt, weil es eigentlich komplett auf Freiwilligen beruht. Sie haben dort angefangen, Musik zu unterrichten. Mittlerweile gibt es dort auch ecuadorianische Lehrer, aber letztendlich kommt der Input von den Freiwilligen aus Deutschland. Sie haben bessere Möglichkeiten, ein Instrument zu erlernen und wollen das weitergeben. Was wir dort machen, ist, den Schülern zu vermitteln, wie man selbst übt, weitergibt und lernt. Wenn wir nach einem halben Jahr wieder gehen, hoffen wir, dass sie dann nicht aufhören, Unterricht zu nehmen.

Warum ist es so wichtig, dass sie mit dem Musizieren weitermachen?
Das Viertel, wo die Musikschule in Guayaquil war, ist ein ärmeres Viertel. Dort gab es früher viel Kriminalität – also, was Banden angeht, es wurde viel geschossen. Es wird auch noch viel geraubt, es gibt viele Drogensüchtige. Die Drogenszene ist teilweise nicht so gut und Mit diesem Projekt sollen den Kindern und Jugendliche andere Perspektiven geschaffen werden, damit sich nicht mehr auf der Straße rumhängen. Hat jetzt auch gut funktioniert in meinem halben Jahr.

Und wie gefährlich war es?
Bandenkriminalität habe ich nicht erlebt, mir wurde auch nichts geraubt. Ich habe von meiner Mentorin vor der Reise gehört, dass die ganzen Straßen nicht geteert seien. Aber als ich jetzt dort war, waren nahezu alle schon geteert. Wenn eine Straße geteert ist, ist das ein Zeichen dafür, dass es schon sicherer ist. Ich denke schon, dass die Musikschule etwas geholfen hat. Es gibt andere Teile, wo es noch mehr Kriminalität gibt. Um die Musikschule herum ist es deutlich besser geworden.

Was ist sonst noch anders am Leben in Ecuador?
Von der Einstellung her ist man sehr spontan, aber auch nicht sehr zuverlässig. Wenn man sagt, man trifft sich um die oder die Uhrzeit, dann kann man davon ausgehen, dass man sich eine halbe Stunde später trifft. Das ist wirklich eine komplett andere Kultur. Wir haben es in Deutschland ja verhältnismäßig luxuriös. Das merkt man erst, wenn man dort war. Ich habe auch in einem ärmeren Viertel gewohnt, wo man nicht so viel Geld hatte. Es gab Familien, die gerne ins Kino gegangen wäre, aber sie hatten kein Geld, um ins Kino zu gehen.

Merkt man, dass die Familien arm sind?
Nein, mich hat echt beeindruckt, dass man es ihnen gar nicht anmerkt, wie arm sie sind. Man merkt das erst, wenn man etwas machen möchte. Sie sind tatsächlich glücklich, sprühen vor Lebensfreude und haben immer Spaß. Viel mehr, als ich es aus Deutschland kenne. Wenn man auf eine Party geht, wird die ganze Nacht getanzt. Gesamt betrachtet ist man fröhlicher dort, obwohl es ihnen verhältnismäßig gar nicht so gut geht. Nicht schlecht, aber auch nicht so gut wie uns.

Was hast du daraus gelernt?
Dass man gar nicht so viel braucht, um glücklich zu sein. Und dass man mit weniger glücklicher ist.

Interview: Lena Schnelle
Foto: privat

Rote Katzen, zarte Astronauten

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„Von Weitem muss es reinknallen, aus der Nähe braucht es den Schmunzeleffekt“. Junge Designer entwerfen jeden Monat Plakate für Münchner Elektro-Clubs – eine Spurensuche.

Bei Elektro denkt man zuerst an Neonröhren, an Blitzlicht und Videoinstallationen in dunklen Clubs. Oder an rote Katzen, an zarte Linien und gefettete Schrift – das Werk junger Designer, die jeden Monat für Münchner Elektro-Clubs Plakate entwerfen und damit nicht nur die Szene, sondern auch das Stadtbild nachhaltig prägen. Eine Spurensuche.

Dass sie ihr Geld mit Kunst und Design verdienen will, war Annette Granados Hughes schon früh klar. Heute sitzt die junge Designerin am Schreibtisch eines Gemeinschaftsbüros in Schwabing, das sie sich mit 14 anderen Kreativen teilt. „The real life“ steht auf ihrem Sweater, der aus dem eigenen Modelabel Womom stammt und mit dem Annette Mode für junge Mütter macht. Es ist ihr neuestes Projekt, aber nur eines von vielen. Denn als selbständige Grafikerin und Illustratorin hat sich Annette vom CD-Cover-Design bis zum Entwerfen von Pizzakartons breit aufgestellt.

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Eine ständige Konstante seit zwölf Jahren sind dagegen die Plakate für den Techno-Club Rote Sonne. Ihr Lieblingsprojekt, wie sie betont. Nicht nur, weil sie früher selbst mit ihrer Band High Voltage Humans dort aufgetreten ist und dem Club emotional sehr nahe steht. Sondern auch, weil sie sich bei den Plakatentwürfen künstlerisch austoben kann und immer wieder positives Feedback bekommt. „Es gibt Leute, die alle Plakate aufheben und sammeln“, sagt sie. Mindestens einmal pro Monat braucht es eine neue Idee. „Irgendwann sind die klassischen Partymotive aufgebraucht“, sagt Annette. Mit ihren Plakaten setzt die Grafikerin daher lieber auf Unerwartetes, auf Farbe und Wiedererkennungswert. „Von Weitem muss es reinknallen, aus der Nähe braucht es den Schmunzeleffekt“, sagt sie. Insgesamt mag sie es lieber gröber und beschreibt ihren Stil als „tiefgründig-naiv“. Genau das Widersprüchliche daran interessiert sie. Eine tanzende Heizung („Gonna make you sweat“), ein gefangener High Heel im Spinnennetz („No escape“): „Für die Rote Sonne war immer die Verbindung aus Spruch und Illustration wichtig – und das Plakative natürlich“, sagt Annette.

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Plakativ sind auch die Arbeiten von Public Possession – auch wenn man sie überhaupt nicht mit dem Stil von Annette vergleichen kann. Seit fünf Jahren haben Valentino Betz und Marvin Schuhmann ihr Hobby zum Beruf gemacht und sind sich einig: „Eigentlich ging es immer nur um Musik.“ Sie waren auf derselben Schule, haben zusammen gewohnt, seit zehn Jahren legen sie gemeinsam auf, seit fünf Jahren haben sie das eigene Label und den Plattenladen in der Klenzestraße. Hier hat alles seinen Platz, wirkt durchdacht, aufgeräumt. Einmal im Monat treten sie im Charlie auf, gestalten dafür ihre eigenen Plakate, von denen eine Auswahl auch sauber nebeneinander aufgereiht hinter ihrem Verkaufstresen hängt. Die Zusammenschau macht es deutlich: In ihrem Plakat-Design setzen Public Possession nicht auf konkrete Formen oder knallige Farben, sondern vor allem auf Text: Schwarze Schrift auf buntem Kopierpapier – weil das billiger ist – hier fett, da kursiv, mal in dicken, mal in kalligrafischen Lettern. „Wir machen, worauf wir Bock haben, was gut aussieht“, sagt Valentino, der an der Kunstakademie in München studiert hat. Da kann dann schon mal nur „Offizielles Party-Plakat“ prangen oder mit dickem roten Filzstift Ort, Zeit und Veranstalter notiert sein. Das Konzept: einfach. „Wir wollen, dass die Leute unseren Namen hören und wissen, wer und was sich dahinter verbirgt“, erklärt Valentino. Das klare Ziel des DJ-Duos ist es, zur Marke zu werden. Und eigentlich sind sie das ja auch schon. Von ihrem Label, dem Laden, den Auftritten können sie leben. Ihre Produkte verkaufen sie weltweit. Besonders gefragt seien sie in Australien und Amerika, zuletzt gab es Bestellungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Den Namen Public Possession nutzen sie als Filter, mit dem sie all ihre Ideen und Projekte bündeln. Das kann die eigene Musik, das kann Plakat-Design, das kann aber auch Mode sein. Die überschaubare Auswahl an Platten und Merchandise-Produkten in ihrem Laden folgt keinem bestimmten Muster, sondern der persönlichen Selektion. Ambient, Techno, House, Disco. Daneben Sweater und T-Shirts. Und: selbstdesignte Schals. Auch in diesem Jahr wieder der Verkaufsschlager. „Für den Moment fühlt sich einfach alles gut so an, wie es ist.“

Ganz ähnlich sieht das auch Tanja Leithe. Auch sie ist der Kunst als Berufung gefolgt, macht sich dabei keine Sorgen um die Zukunft und verzichtet auf kreatives Chaos. So clean wie ihre Schwarz-Weiß-Zeichnungen ist auch ihre Dachgeschosswohnung, die mehr nach Ausstellungsraum als nach Atelier aussieht. Aber hier, zwischen weißen Möbeln und den eigenen sauber gerahmten Zeichnungen, wohnt und arbeitet die junge Frau. Dabei ist sie seit drei Jahren der kreative Kopf hinter den Plakaten des Techno-Clubs Harry Klein. 

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Sie entwirft Zeichnungen mit klarer Linie und schraffierter Figürlichkeit. Bärenköpfe, Tänzerinnen, Astronauten. Dabei verfolgt Tanja mit ihren Motiven und ihrer Plakatkunst keinen genauen Plan. „Ich setze mich hin und mache einfach, was mir in den Kopf kommt.“ Gerne Auftragsarbeiten, mit klaren Vorgaben, solange sie ihrem Stil dabei treu bleiben kann. Zwischendurch entwirft sie für Lokale großflächige Wandbemalungen, auch wird Tanja häufig nach Tattoo-Entwürfen gefragt, für die sich ihre linearen Zeichnungen gut eignen. Auch sie selbst trägt einige davon auf der Haut. 

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Tanja hat ihren Stil gefunden. Auch wenn sie ihn nicht so recht benennen kann. „Eine Mischung aus realistisch und surrealistisch vielleicht?“ Aber um das zu sagen, sei sie gar nicht kunstaffin genug. Dennoch hat sie sich nach dem Abschluss bei der Kunstfachoberschule München ziemlich schnell für die Selbständigkeit als Künstlerin entschieden. Und einen Plan B gab es sowieso nie. „Ich weiß gar nicht, was ich ohne Talent machen würde“, sagt sie.

Text: Franziska Rentzsch

Fotos: Marco Fumolo, Conny Mirbach, Melanie Liebert

Zeichen der Freundschaft: Glitzerregen

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Glitzer ist nicht nur ein verbindendes Element zwischen unserer Autorin und ihrer Freundin Juli, sondern auch ein ganz besonders sympathischer, wirksamer Kommunikator. Ach ja 

und außerdem einfach überall.

“Ich stehe mit beiden Beinen fest im Glitzer”, steht auf dem Jutebeutel den ich von Juli zum Geburtstag geschenkt bekam. Und wenn Juli mit ihren in Ankersocken gekleideten Füßen auf einem Häufchen Konfetti-Glitzer in meinem Zimmer steht und mit unserem extra dafür angeschafften Schminkpinsel Glitzer in ihrem Gesicht verteilt, während wir Rotwein nippend die Atomic Café Playlist auf Spotify durchhören und mitgrölen, dann scheint es fast so, als wäre mein Jutebeutel ein für uns angefertigtes Unikat.

Was für andere ein lustiges Partygadget ist, ist für uns die dritte beste Freundin, die uns überall hin begleitet: Das besonders auffällig im Badezimmer drapierte Schächtelchen, in dem sich Glitzer in allen Farben dieser Welt finden lässt. Oder auch unser Restkontakt in die Außenwelt, wenn wir in unserem eigenen Kosmos verschwinden. Denn Glitzer verbindet, sodass wir auf jedem Konzert und auf jeder Party eine kleine Menge Menschen um uns versammeln, die von unserem freudebringenden Staub abhaben wollen. Und den teilen wir gerne und in rauen Mengen! Mal mit unseren Mitmenschen oder eben dann eher unfreiwillig an anderen Orten dieser Welt – in Julis großem Bett zum Beispiel, wenn wir nach einer durchtanzten Nacht mit einer Fertigpizza zwischen uns einschlummern. Oder in unseren Haaren: Dort verfängt sich das Glitzer meist besonders hartnäckig. Genauso wie in den Rillen des Holzbodens, auf unserer Kleidung oder auf dem Schreibblock, so dass das Glitzer selbst aus einer Vorlesung am Montagmorgen meine eigene kleine Party macht.

Im letzten Winter kamen wir dann auf die grandiose Idee, eine WG zu gründen. Noch bevor wir nach Wohnungen Ausschau hielten, kaufte Juli Bronze-Pulver im Baumarkt, mit dem wir unseren zukünftigen Esstisch bearbeiten könnten. Die Wohnung allerdings blieb uns bis heute verwehrt, doch Glitzer bleibt für uns einzigartige Kommunikation – kreuzt Juli in ihren Glitzerleggins bei mir auf, weiß ich direkt, dass ich heute nicht allzu früh ins Bett kommen werde.

Hey Juli, alles Gute zu deinem Geburtstag! Ich freue mich darauf, bei Kraftklub eine Menge Glitzer in dein hübsches Gesicht und in die Menschenmenge zu werfen und danach für dich staubzusaugen.

Text: Jana Haberkern

München Models: Vanessa Rehmsmeier

In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen hinter dem hübschen Gesicht.

Dem Schönheitsdiktat will sich Vanessa Rehmsmeier , 20, nicht unterordnen: “Wenn ich nicht in das Schema des Kunden passe, dann will ich mich nicht verbiegen lassen”, sagt sie und trinkt einen Schluck von ihrem süßen Kakao. “Ich bin zwar von Natur aus sehr schlank, aber möchte mein Leben nicht danach ausrichten, ob ich drei Kilogramm zunehmen darf oder nicht. In Deutschland habe ich – anders als im Ausland – zum Glück nicht diesen Druck.”

Von ihrem zwölften Lebensjahr an wurde sie immer wieder auf der Straße von Model-Scouts angesprochen, doch sie lehnte stets ab, da sie sich erst auf ihr Abitur konzentrieren wollte. Vor einem Jahr wurde sie zufällig von einem jungen Designer der Münchner Modeschule AMD gefragt, ob sie Lust hätte, bei der Abschluss-Show mitzumachen, und sie sagte aus Neugier zu. Seitdem ist sie in München sehr erfolgreich: Sie war auf Castings für Hugo Boss, hat für die italienische Photovogue, das Knots-Magazine oder für die Kaschmir-Marke Zander geshootet. Auch wurde zu ihr gesagt, dass sie auf der Victoria’s Secret-Show mitlaufen könnte, aber sie lässt lieber alles auf sich zukommen: “Ich nehme die Jobs, die ich bekommen kann, und genieße die Zeit dabei.”

Ihrer Meinung nach erfordert der Job viel Disziplin: “Man ist acht Stunden lang mit High Heels auf den Beinen oder trägt auf Laufstegen Kleidung, die nicht passt.” Dennoch will sie nicht mit dem Modeln aufhören, dafür macht ihr die Arbeit viel zu sehr Spaß.


Text: Serafina Ferizaj

Foto: Stephan Rumpf

#meTU

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Doofe Pfiffe, pubertäre Jungs: Was Frauen an der TU erleben.

34 Prozent. Studiert man als Frau an der Technischen Universität München ist man Teil von 34 Prozent. Zum Vergleich: An der LMU sind im selben Studienjahr 60 Prozent weibliche Studierende eingeschrieben. Obwohl diese natürlich von Fakultät zu Fakultät variieren, sind junge Frauen an der TU München immer noch stark unterrepräsentiert. Da stellt sich die Frage: Wie fühlt sich das an? Was bedeutet es, in der Physikvorlesung neben lauter männlichen Kommilitonen zu sitzen?

“Egal, wohin man schaut: Es sind immer deutlich mehr Jungs als Mädchen. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass dadurch jemand ausgeschlossen würde. Ich jedenfalls habe mich nie unwohl gefühlt”, sagt Franziska Ochsenfarth, 23.

Sie trägt einen dunkelblauen TUM-Hoody. Seit ihrem ersten Semester engagiert sich die Maschinenbau-Studentin in ihrer Fachschaft, mittlerweile sitzt sie für den Asta – kurz für Allgemeiner Studentischer Ausschuss der TU München – als Vertreterin in Senat und Hochschulrat. Das Thema “Studentinnen an der TU” findet Franziska reizvoll, zumal für sie nach dem Abitur klar war, in welche Fachrichtung es gehen sollte, Geschlechterklischees hin oder her. “Mathe und Physik fand ich schon immer faszinierend. Wenn ich vor dem Studium darüber nachgedacht habe, ob es eine Rolle spielt, dass ich als Frau Maschinenwesen studiere, dann mehr so in Richtung: Ja, und? Darum kann ich’s ja trotzdem machen.”

Und doch erlebt sie es immer wieder, dass Leute staunend die Augenbrauen hochziehen, wenn sie von ihrem Studium erzählt. Für sie liegen die Ursachen hierfür klar in Gesellschaft und Erziehung. Bereits im Kindergarten würden die Mädchen doch in separaten Gruppen spielen; wollten sie an die Bauklötze, und die Jungs hätten etwas dagegen, dann sei das einfach so. Sie ist überzeugt: “Wer sich aber bis zur Oberstufe sein Interesse behält, nimmt den Schritt ins entsprechende Studium viel leichter. Die meisten Mädchen gehen aber deutlich früher verloren, da kann die Uni gar nicht viel machen.”

Ähnlich sieht das auch Ramona Wüst, 24. Sie hat gerade ihren Master in Umweltingenieurwesen begonnen und war im vergangenen Jahr Diversity-Beauftragte im Asta. “Solange Mädchen Barbies geschenkt bekommen, und die Jungs mit Baggern spielen, wird sich an den Geschlechterklischees nicht viel ändern”, sagt sie.

Beide wirken dabei wie viele taffe junge Frauen, deren Motto “Ärmel hoch und ran an die Aufgabe” lautet – bis sie an die gläserne Decke stoßen. “Ganz viele Frauen fühlen sich im Laufe ihres Studiums nicht benachteiligt. Bis sie dann an einen konkreten Punkt kommen, an dem es nicht mehr weitergeht, sie zum Beispiel einen Job nicht bekommen”, sagt Iris Stolz. Sie ist Referentin für Alumni- und Karrierefragen und auch Ansprechpartnerin bei Fragen zum Alumni-Netzwerk “Women of TUM”. Dieses wurde von TU-Absolventinnen zum internationalen Austausch ins Leben gerufen und verantwortet mittlerweile auch ein Mentoring-Programm für weibliche Studierende. Die Frauen sieht sie durchaus mit einer besonderen Aufgabe konfrontiert, schließlich seien diese stets in der Minderheit; das Selbstwertgefühl zu behalten oder gar weiterzuentwickeln, gestalte sich schwierig. Ziel von “Women of TUM” sei es darum auch, “Frauen an der TU sichtbarer zu machen”.

Doch im Gespräch mit den Studentinnen beschleicht einen das Gefühl, Frauen seien zuweilen an der Uni ein kleines bisschen zu sichtbar. Hohe Schuhe, die auf dem Fußboden klackern, fallen sofort auf. Kurze Röcke auch – und werden kommentiert. Ein bekanntes Problem ist etwa das “Auspfeifen im Hörsaal”, das vor allem an der Fakultät für Maschinenwesen, Frauenanteil aktuell bei 15 Prozent, zu Diskussionen führt. Kommen Studentinnen zu spät oder einfach nur durch die vordere Tür in den Vorlesungssaal, werden sie gelegentlich ausgepfiffen. Aber nicht so wie auf dem Fußballplatz, sondern mehr so “wie wenn Frauen an einer Baustelle vorbeilaufen”, sagt Helena Hashemi Farzaneh, stellvertretende Frauenbeauftragte an der Fakultät für Maschinenwesen. Obwohl dieses Verhalten die Studentinnen störe, bliebe eine entsprechend mahnende Reaktion zumeist aus. Zu einfach würden die “Pfeifer” in den Hunderten von Studenten untergehen, zu “verunsichert und vielleicht auch hilflos” zeigten sich Professoren und Dozenten. Deshalb wurde dieses Wintersemester erstmals die Kampagne “Pfiffe gibt es nur auf dem Spielfeld” lanciert.

Asta-Vertreterin Franziska rät zu Pragmatismus und schlägt den Eintritt über die hintere Türe des Vorlesungssaals vor – vielleicht seien weibliche Studierende im Alltag ihrer Kommilitonen einfach zu “ungewohnt”. Aber kann das wirklich die Lösung sein? Man bekommt den Eindruck, als sei solches Verhalten ein notwendiges Übel “Spätpubertierender”, das sich im besten Fall mit zunehmender Reife von selbst erledigt. Als wären junge Frauen exotische Raritäten aus einer fremden Galaxie, kürzlich erst entdeckt und nicht zuvor Spielkameradinnen oder Mitschülerinnen gewesen.

“Ich habe oft das Gefühl, dass viele Jungs hier immer noch nicht verstehen, dass solche Kommentare Frauen Angst machen. Gerade wenn zum Beispiel auf Uni-Partys Alkohol im Spiel ist, kommt dann ganz schnell mal ein Kommentar wie ,Stell dich nicht so an’, und die übrigen Jungs solidarisieren sich da gleich”, sagt Ramona. Dagegen helfe nur, dass offen über solche Themen gesprochen werde und die Organisatoren der TU-Partys etwa diese im Hinterkopf behalten.

So wie auf der diesjährigen Mai-TUM. Hier griffen die Veranstalter, allesamt Studierende, hart durch: Nach Beschwerden von Mädchen wurden die entsprechenden jungen Männer wegen unangemessenen Verhaltens durch die Security von der Veranstaltung entfernt. Das Amt für Diversityfragen im Asta ist aktuell jedoch unbesetzt, Ramona macht es nicht mehr und stellt fest: “Im Asta, da waren alle auch irgendwie so überarbeitet. Da hat dann irgendwie die Kraft gefehlt, weiter in meine Themen zu investieren.”

Text: Yvonne Gross

Foto: Privat