München-Models: Maria Wallner

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In München leben viele schöne Menschen. Unter ihnen gibt es
auch einige Models. Ob hauptberuflich, als Nebenjob oder Hobby: Wir
porträtieren jede Woche ein Münchner Model und erzählen von dem Menschen
hinter dem hübschen Gesicht.

Maria Wallner, 20, weiß, wie man Ziele angeht. Im Leistungssport hat sie gelernt, dass man sich nicht an Misserfolgen aufhängen darf, sondern in die Zukunft blicken muss. Seit sie klein ist, wollte sie Profi-Skifahrerin werden, hat es jedoch nur in den bayerischen Kader geschafft. Aufgeben ist für sie keine Option, auch nachdem sie sich bei mehreren großen Modelagenturen in München beworben hat und nur Absagen bekam. Vor ein paar Monaten hatte sich dann doch eine Agentur gemeldet, bei der sie nun unter Vertrag ist.

Mit 15 Jahren hatte sie mit Shootings angefangen und fand Spaß daran, so dass sie dies immer weiter verfolgt hatte, obwohl ihre Eltern nicht davon überzeugt waren. Modeln ist für sie ein Hobby, auch wenn der Nebeneffekt, als Studentin damit Geld zu verdienen, ein sehr schöner ist. Derzeit studiert sie Kunst und Multimedia an der LMU. „Ich setze nicht alles auf eine Karte“, sagt Maria, „aber durch das Studium bekommt man vielleicht auch Kontakte.“ Social Media und Internetpräsenz sind ebenfalls Teil ihres Studiums und das ist heute mit dem Modeln so sehr verbunden wie nie zuvor. Das sieht man auch auf ihrem Instagram-Account, wo sie neben Modelfotos auch Videos zeigt, wie sie Rampen mit einem Mountainbike herunter rast. Als Natursportlerin beschreibt sie sich, denn neben dem Skifahren auf Leistungsniveau betreibt sie eben auch Downhill-Mountainbiking und surft. „Ich muss immer raus an die frische Luft“, sagt Maria. Wie beim Modeln ist es ihr aber sehr wichtig, Dinge entspannt und locker anzugehen – auch wenn es erst mal bergab geht. 

Text: Sandra Will

Foto: Robert Haas

Die Frau mit dem Wellenblick

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Im Sommer zehn Wochen am Meer – die 16-jährige Janina Zeitler ist Europameisterin im Stationary Wave Riding.

Sie fokussiert die Wellen, sekundenlang, löst ihren Blick nicht davon. Ihr langer, blonder Zopf fällt auf am Rande des Eisbachs, die männlichen Surfer sind in der Überzahl. Ihr Blick bleibt nach vorne gerichtet, als sie auf ihr Brett springt, da gleitet sie weich von links nach rechts über die stehende Welle. Diesen Wellenblick hat sie auch im Gespräch. Sie schaut ihrem Gegenüber sekundenlang in die Augen ohne wegzuschauen. Kein einziges Mal löst sie den Blickkontakt.

Janina Zeitler ist 16 Jahre alt und kommt aus Brunnthal. Sie ist Europameisterin der Frauen im Stationary Wave Riding, das 2016 am Flughafen München ausgetragen wurde. Erst vor fünf Jahren hat sie mit einer Freundin an der Floßlände in München begonnen, kurz daraufhin das erste Board gekauft. Sie wechselte zwei Jahre später an die kleine Eisbachwelle und stand später zum ersten Mal an der stadtberühmten Welle am Englischen Garten.

Der Sport, insbesondere im Wasser, wurde ihr schon in die Wiege gelegt. Wie ihre Eltern fing sie sehr früh mit dem Windsurfen und Skifahren an, bis zum vergangenen Jahr fuhr sie im Kaderteam des Skiverbands München internationale Rennen. Doch das Surfen geriet immer mehr in den Vordergrund, zunehmend fuhr sie auch im Winter ans Meer zum Trainieren – neben der Schule dann eine weitere Sportart aufrecht zu erhalten, war kaum mehr möglich, Janina entschied, sich voll auf das Surfen zu konzentrieren.

Trotz ihres starken Willens und der investierten Zeit soll der Sport ein Hobby bleiben, das ihr Spaß macht. „Ich genieße jetzt die Zeit, weil ich Spaß am Surfen habe und Erfolge habe ich ja auch“, sagt sie. Sie trainiert jede Woche mehrere Male am Eisbach, auch im Winter bei Minustemperaturen. „Es ist schon hart“, sagt sie über die Kälte, der sie seit diesem Jahr immerhin das ein oder andere Mal in der neu eröffneten Jochen Schweizer Arena entgehen kann. Doch der Eisbach bleibt der Hotspot schlechthin für Riversurfer, auch für Janina. Sie trifft sich dort häufig mit Freunden, um gemeinsam zu surfen.

Anerkennung bekommt sie von den einheimischen Surfern auch, ihr Titel hat sich herumgesprochen. Sie wissen von ihrem Weg von der Floßlände zum Eisbach und respektieren ihre Leistung – auch wenn sie ihr immer mal wieder Tipps geben. Doch das stört Janina nicht, sie möchte sich verbessern und findet es gut, wenn man ihr hilft. Sie will besser werden, aber auch ihre Freude daran behalten. Andere Mädchen findet man am Eisbach eher selten, obwohl immer mehr Frauen den Sport beginnen. Konkurrenzkampf herrscht trotzdem nicht. „Die Community rund um den Eisbach ist gut“, findet Janina.

Ihren ersten Wettkampf fuhr sie 2014 in Frankreich, wo die Deutsche Meisterschaft im Surfen ausgetragen wird. Erfahrung hatte sie damals im Meer kaum, eher aus Spaß trat sie mit ein paar Mädels aus München an und wurde prompt Vierte bei den Juniorinnen. Das Training am Meer weitete sie daraufhin aus, sie ist nun jede Schulferien am Meer und wird für Wettkämpfe oftmals von der Schule befreit. Der Druck auf dem Gymnasium wurde neben dem Sport jedoch zu groß, sie wechselte auf eine Wirtschaftsschule, auf der sie in der 11. Klasse ihre Mittlere Reife macht. Doch trotz ihres bisherigen Erfolgs ist ihr Bildung sehr wichtig, nach der Schule will sie auf jeden Fall ihr Abitur an einer FOS machen. Sie selbst sagt, sie bleibe eher realistisch und denke nicht, dass sie als professionelle Surferin leben könnte, denn das Riversurfen wird gerade erst ausgebaut. Bleibt das Meer, aber hier ist im Profisport die Konkurrenz enorm – mit Surferinnen, die am Meer aufgewachsen sind und dort täglich hart trainieren.

Um mehr Riversurfer zu unterstützen oder eine künstliche Welle aufzubauen, muss der Sport bekannter werden. Janina wünscht sich mehr Wellen in München, schon jetzt wird es zu Stoßzeiten am Eisbach sehr voll, zu voll. Aber das müsse man eben hinnehmen, meint Janina. Das Riversurfen und die Disziplin Open Water sind für sie die perfekte Kombination, eine einzelne Surf-Art wäre ihr zu langweilig. Sie mag den Meer-Flow, aber auch den aggressiven Stil im Fluss, den sie sich von den Surfern am Eisbach abschaut.

Ehrgeizig versucht sie, anders zu surfen als andere Frauen, ihre Leistung zu optimieren und mehr Tricks einzubauen. Auch wenn das Surfen auf einer stehenden Welle bis jetzt nur in Europa möglich ist, könne sie sich schon vorstellen, dass es in ein paar Jahren weltweit einige künstliche Wellen geben wird.

2016 feierte Janina hier ihren größten Erfolg: Sie holte den Titel der Open Women, obwohl sie zuvor weniger auf dieser Welle trainierte als ihre Konkurrentinnen. Janina will dran bleiben und ihren Titel unbedingt verteidigen. Sie freut sich auf Contests und darauf, weitere Schritte zu gehen – mit 16 Jahren scheint es, als brenne sie für diesen Sport. Fast schon aufgeregt erzählt sie von internationalen Wettbewerben für Riversurfer, die im Gespräch sein sollen, eine Weltmeisterschaft gibt es bisher leider noch nicht.

Mit ihren bisherigen Erfolgen hat Janina auch schon jetzt Sponsorenverträge inne. Diese Unterstützung braucht sie bei ihrer Ausrüstung auch. Fast jedes halbe Jahr benötigt sie ein neues Board, aktiv benutzt werden von ihr drei für den Fluss und vier für das Meer. Mit Neoprenanzügen und weiteren Utensilien würde das deutlich das Taschengeld eines Teenagers überschreiten.

Diesen Sommer ist sie mit einer kurzen Unterbrechung fast zehn Wochen am Meer – das klingt für viele Teenager wie ein Traum, doch ist es auch hartes Training. Sie verbringt die meiste Zeit auf den kanarischen Inseln, insbesondere auf Fuerteventura, wo sie bei einer Freundin wohnt. Hier herrschen immer perfekte Bedingungen zum Trainieren, doch verbindet sie die Zeit natürlich auch mit Spaß und Urlaub. Sie freut sich jeden Tag auf das Surfen und möchte sich auf die Deutsche Meisterschaft vorbereiten, die im Spätsommer stattfinden wird. Und wenn Janina strahlend davon erzählt, dass sie ohne Eltern Urlaub am Meer machen wird, glaubt man der 16-Jährigen, dass das Surfen für sie weniger Business und mehr ein ehrgeiziges Hobby ist.

Text: Sandra Will

Foto: Privat

Neuland: Sarah Kreile

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Sarah Kreile, 24, aus München, hat für ihre Bachelorarbeit ein animiertes Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien erstellt.

Eine Bachelorarbeit, deren Thema aktueller nicht sein könnte: Sarah Kreile, 24, hat für ihre Design-Abschlussarbeit an der Hochschule München ein animiertes Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien erstellt. Hierzu stellte sie sich Fragen wie: Wer ist eigentlich alles in den Konflikt eingebunden? Und warum ist es so schwer, eine Lösung zu finden? Das mit Erklärungen (auf Englisch) unterlegte Video stellt mit klaren Darstellungen und auf sachliche, leicht verständliche Weise die Entstehung, Schlüsselereignisse, sowie mögliche Ausgänge des Kriegs in Syrien dar. 

„Bildung heutzutage funktioniert auf so viele Wege und ich bin der Meinung, Wissen sollte für alle, egal wo, frei zugänglich sein“, sagt Sarah. Bevor sie sich jedoch ganz auf den Animationsbereich konzentriert, widmet Sarah sich momentan in der Hafenstadt Porto in Portugal dem Surfen und ihrem Traum von einem eigenen Tattoo-Studio.  

Sarahs Erklärungsvideo über den Krieg in Syrien gibt’s hier zu sehen.

Text: Amelie Völker

Foto:

Jonathan Pielmeier

Das Recht auf die Welle

Valeska Schneider, 24, will sich für das deutsche Nationalteam der Surfer qualifizieren. Sie muss tough sein, um sich im Wasser gegen Männer durchzusetzen – und träumt davon, bei Schneefall auf dem Brett zu stehen.

Valeska sitzt auf der Riffkante und beobachtet konzentriert die Wellen. Auch nach vier Jahren auf dem Surfboard fällt es ihr gelegentlich noch schwer, die richtige Welle zu erkennen. Manchmal sei es aber auch reine Kopfsache, sagt Valeska, deren Haare durch die ständige Kombination aus Meerwasser und Sonne ganz blond geworden sind. Der nötige Mut und das eigene Können hätten beim Surfen deshalb nicht immer etwas miteinander zu tun. So beschreibt Valeska einen ganz normalen Tag in ihrem Leben als Surferin.

Valeska Schneider, 24, hat erst vor vier Jahren mit dem Surfen begonnen – und das, obwohl sie dieser Sport schon immer fasziniert hat. Mit 20 hat sie eine Weltreise gemacht und viele Surfer-Hotspots wie die Fidschi-Inseln bereist. Aber erst bei einem ihrer letzten Stopps, Australien, hat sie die Füße auf ein Surfboard gestellt – im Nachhinein ärgert sie sich, dass sie nicht schon auf den Fidschi-Inseln mit dem Surfen angefangen hat. Anfangs war nur ein Viertageskurs geplant. Daraus wurde schnell ein einmonatiger Intensivkurs und weitere vier Monate, in denen sie als Praktikantin für das Surf-Camp gearbeitet hat. In ihrer Freizeit hat sie sich jede freie Minute auf die Suche nach der perfekten Welle gemacht. Ehrgeizig, wie sie ist, hat sich Valeska schnell verbessert.

Ehrgeizig ist sie aber nicht nur beim Surfen: Wenn sie nicht gerade einen ihrer beiden Trainer auf den Kanaren besucht, studiert sie an der TU München Management im Master. Ihren Bachelor hat sie in Sportwissenschaften gemacht. In Zukunft will sie beides miteinander verknüpfen und im Sportmanagement arbeiten. An eine Karriere als Profi-Surferin glaubt Valeska nicht mehr. Dafür habe sie ein bisschen zu spät angefangen, sagt sie. Und dazu ist der Sport in Deutschland auch nicht bekannt genug. Sie könnte sich aber gut vorstellen, irgendwann nach Australien auszuwandern. Dort könnte sie dann vor der Arbeit noch eine Runde surfen. Karriere und Leidenschaft zu verbinden – für Valeska ist das ein großer Traum. Momentan führt sie meistens aber noch „mehr oder weniger zwei Leben“: eines in den Semesterferien, wenn sie Welle nach Welle reitet. Und das andere während des Semesters, wenn sie als „Vollzeit-Streber“, wie sie sich selbst nennt, in der Bibliothek sitzt und lernt.

Zumindest zeitweise kann Valeska diesen Traum dennoch leben: Ein Stipendium ermöglicht ihr momentan ein Studium an der Universität in Melbourne. Um in ihrer studienfreien Zeit möglichst viel Zeit mit dem Wellenreiten verbringen zu können, lebt sie nicht direkt in Melbourne, sondern an der Surf Coast. Dort werden am Bells Beach regelmäßig Wettkämpfe von einer Sportbekleidungsmarke ausgetragen. Die Firma, deren deutscher Ableger Valeska sponsert, hat sich dort gegründet. Insgesamt hat Valeska drei Sponsoren. Zum Leben reicht das noch nicht, aber immerhin muss sie für ihr kostspieliges Hobby nicht draufzahlen. Die Sponsoren ermöglichen ihr ein kostenloses Training im Fitnessstudio und stellen ihr die Ausrüstung.

Surfen ist, wie viele körperlich anspruchsvolle Sportarten, immer noch eine Männerdomäne. Valeska glaubt, dass unter den Surfern maximal zehn Prozent Frauen sind. Gründe hierfür kann sie nicht genau benennen. Sie glaubt aber, dass es vielen Frauen an Ausdauer mangelt. „Man muss ein bisschen tough sein“, sagt die zierliche Münchnerin mit den blau-grauen Augen.

Selbstbewusstsein ist auch dann wichtig, wenn man sich gegen die männlichen Surfer-Kollegen behaupten will. Allerdings kann es manchmal auch von Vorteil sein, eine Frau zu sein: Ein ungeschriebenes Gesetz unter Surfern lautet, dass man nicht in eine Welle „reindroppen“ darf. Wenn ein Surfer bereits auf der Welle ist, darf also ein anderer Surfer nicht die gleiche Welle nehmen. Bei Frauen wird aber eine Ausnahme gemacht. Andererseits neigen viele Surfer auch dazu, Frauen zu unterschätzen, und wollen ihnen die Wellen streitig machen. Am Ende ist es immer der Kampf um das Recht auf die Welle.

Auch am Münchner Eisbach muss man sich das Recht auf die Welle erkämpfen. Nur wer stehen bleibt, darf weitersurfen. Obwohl das Surfen auf einer stehenden Welle nur schwer mit dem Surfen im Meer vergleichbar ist, trainiert Valeska mittlerweile oft dort, wenn sie in München ist. Vor allem für die Balance und das Paddeltraining findet sie das Training dort sinnvoll. Denn egal, ob sie gerade auf dem Long-board oder auf dem Shortboard steht – ohne regelmäßiges Training geht es auch bei lässigen Surfern nicht. 

Bis kurz vor dem Wettkampf im französischen Seignosse im vergangenen Jahr hat die ewig braungebrannte Valeska immer nur mit ihrem Shortboard trainiert. Trotzdem ist sie dann gleich mit dem Longboard angetreten und hat den ersten Platz gewonnen. Valeska sagt das fast beiläufig, so als wäre das nichts Besonderes. Was der Unterschied zwischen Shortboard und Longboard ist? Longboards müssen mindestens neun Fuß lang sein, erklärt Valeska. Umgerechnet sind das fast drei Meter. Manöver wirken daher oft träge. Das Board ist nicht so wendig. Tricks wie der sogenannte cross-step sind dafür nur auf einem Longboard möglich. Der Surfer läuft hierbei überkreuz bis an die Spitze des Brettes, die im Fachjargon „nose“ genannt wird. Auch Wellen kann man mit dem langen Board besser nehmen. Auf eine der beiden Surfboard-Arten festlegen möchte sich Valeska aber nicht. Deshalb tritt sie auch in diesem Jahr in Frankreich mit beiden Brettern an.

Der Surfsport in Deutschland hat im internationalen Vergleich eine recht geringe Anhängerzahl. Dementsprechend wenige Wettkampfmöglichkeiten gibt es für eine junge Surferin wie Valeska. Das Nachwuchstalent hat sich die Ziele daher gleich hoch gesteckt: die deutschen Meisterschaften. Damit einher geht die Qualifikation für das deutsche Nationalteam. Sollte das nicht klappen, hat sie aber auch noch andere Ziele, die sie in ihrem Leben als Surferin erreichen will: In Peru auf der „längsten linken Welle der Welt“ surfen. Und sie möchte auch mal in Island surfen. Am liebsten, wenn es schneit. 

Fotos: Michael Heinisch, Tamasha Ginige, Inken Salhofen

Von: Jacqueline Lang

Nicht von der Stange

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Poledance, Surfen, Videos: Das Leben von Musikern spielt sich nicht nur auf der Bühne ab. Wir haben bei Bands, die beim „Sound of Munich now“-Festival spielen, nachgefragt.

Freddie Mercury hat Briefmarken gesammelt. Rod Stewart liebt Modelleisenbahnen. Was machen junge Münchner Musiker eigentlich heutzutage, wenn sie nicht gerade im Proberaum oder auf der Bühne stehen? Einige der Musiker, die auch beim Festival „Sound of Munich now“ zu hören sein werden, haben spannende Hobbys, die sie teilweise sogar zum Beruf gemacht haben.

Da wäre zum Beispiel Johannes Brugger, 24, der die Musikszene aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven kennt. Auf der einen Seite ist er der Schlagzeuger der Band Hadern im Sternenhagel, macht Musik, während die Fans Handyvideos vom Konzert drehen. Aber er steht auch oft auf der anderen Seite der Videokamera, produziert Musikvideos für Bands und versucht dabei, die Wünsche der Musiker mit seiner Vorstellung vom perfekten Video in Einklang zu bringen. Wenn das Budget der Band klein ist, verzichtet Johannes auf Honorar, verwendet das Geld lieber für Requisiten und hochwertige Ausrüstung.

„Charme, eine gute Idee und Humor“ – das sind die Aspekte, die für den Schlagzeuger ein wirklich gutes Musikvideo ausmachen. In seinen Videos kreiert er am liebsten kleine, ganz eigene Welten. Seine Aufträge wählt er sorgfältig: „Es ist wichtig, dass man selber das Zeug feiert“, erklärt er, nur so könnten Videos mit spannenden Bildern entstehen. Besonders die musikalische Karriere seines Bruders Martin hat er filmisch begleitet: So war Johannes am Video zu „New York’s got a piece of my chest“der Indie-Pop-Band This is the arrival beteiligt, in dem auch Model Marie Nasemann mitspielt. Doch sein Lieblingsprojekt ist das Video zu „Down“ von Occupanther, bei dem „einfach ziemlich viel gut gelaufen ist“. Gedreht wurde nur an einem einzigen Tag, drei Wochen dauerte es mit Planung und Schnitt aber insgesamt, bis aus der Idee ein fertiges Video wurde.

Über seine Videos ist Johannes überhaupt erst mit der Band Hadern im Sternenhagel in Kontakt gekommen. Er habe auf gut Glück angefragt, ob die Band Interesse an einem Musikvideo hätte, erzählt der Filmemacher. Hatte sie. Und bald darauf wurde ein Schlagzeuger gesucht. Für eines seiner Videos wäre Johannes diese Geschichte sicherlich zu kitschig. Mittlerweile verdient der Schlagzeuger in der Filmbranche sein Geld, als Kameraassistent oder Cutter. Dabei fing er mit dem Videodrehen vor ungefähr drei Jahren eher zufällig an, als er die Videofunktion seiner Spiegelreflexkamera ausprobierte.

Auch bei Marie Kobylka, 25, der Sängerin der Band Cosby, war es der Zufall, der sie ihr Hobby Poledance entdecken ließ: Sie wurde zu einer Probestunde eingeladen. Offensichtlich hatte die Stange eine magnetische Anziehungskraft, denn seit eineinhalb Jahren trainiert Marie nun schon Poledance und gibt sogar als Trainerin selbst Stunden. Es macht ihr Spaß, die Tanzsportart einmal pro Woche in Dachau zu unterrichten, vor allem der herzliche Umgang mit den Kursteilnehmerinnen gefällt ihr.

Besucht werden die Kurse von 13-jährigen Teenagern, aber auch von deren Müttern, so akzeptiert ist Poledance in inzwischen. Überhaupt stehe der sportliche Aspekt im Vordergrund, sagt Marie: „Die Vorurteile gegen Poledance sind in meiner Welt nicht da.“ Ihre Schülerinnen kennen Marie teilweise schon als Sängerin, wenn sie in ihre Stunden kommen. Gerne würden sie zur Musik von Cosby tanzen – und die 25-jährige Sängerin plant tatsächlich, ihre eigene Musik in Zukunft in die Stunden zu integrieren.

Poledance sieht Marie, die in ihrem WG-Zimmer eine eigene Stange hat, als „perfekten Ausgleich“: Mit ihrer Band macht sie Musik, beim Poledance bewegt sie sich zur Musik. Und hält sich gleichzeitig fit für ihre Bühnenauftritte. Denn Poledance ist „eine Art von Tanz, die unfassbar anstrengend ist“ und, weil viel Kraft in den Armen benötigt wird, „eigentlich eine Männersportart“ sei, erzählt Marie und lacht. Genauso wie die sportliche Herausforderung begeistert sie allerdings die Ästhetik der Sportart, die aus so viel mehr besteht als „mit dem Hintern zu wackeln“.

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Auf einen sportlichen Ausgleich zur Musik setzt auch Sängerin Sarah Kreile, 22, (Foto: Bjoern Richie Lob) von Akere. Schon mit 14 Jahren hat sie angefangen, regelmäßig nach der Schule im Eisbach zu surfen. Dort hat sie auch an einem Surfcontest teilgenommen und die Produktion eines Surffilms unterstützt. Mittlerweile surft sie allerdings lieber im Meer, wo sie ganz bei sich sein kann und zur Ruhe kommt, wie sie es beschreibt. Die Geduld, auf den richtigen Moment zu warten, die Anstrengung und die Freude darüber, die Welle gesurft zu haben, machen für Sarah die Faszination des Surfens aus.

Ihr Lieblingssurfgebiet ist Portugal und ganz surfertypisch hat sie dorthin auch schon einen Roadtrip gemacht. Portugals Küstenlandschaft, die Felsen und kleinen Buchten haben es ihr angetan. In München hat Sarah kürzlich eine andere Brettsportart für sich entdeckt: das Skateboarden. Es sei ein wenig wie Surfen, aber in München etwas unkomplizierter.

Wie die drei Musiker die Musik und ihre anderen Leidenschaften unter einen Hut bringen? Sarah lässt sich „einfach nicht stressen“, erzählt sie. Marie bemerkt: „Die Tage sind doch immer länger als man denkt.“ Und Johannes verrät, dass er früh aufsteht und früh ins Bett geht. Aber nicht am 8. November. Denn dann werden die drei gemeinsam mit ihren und vielen anderen Bands beim „Sound of Munich now“ auf der Bühne stehen. Katharina Hartinger

Das Festival „Sound of Munich now“, veranstaltet vom Feierwerk und der SZ, findet am Freitag, 7. November, und Samstag, 8. November, im Feierwerk, Hansastraße 39, statt. Der Eintritt ist frei. Einlass ist am Freitag um 22 Uhr – man muss allerdings volljährig sein. Am Samstag gilt diese Einschränkung nicht. Einlass ist dann um 18 Uhr. Es wird empfohlen, früh zu kommen, sonst sind wie in den Vorjahren alle Plätze weg.

Auf Facebook sind die “Sound of Munich now”-Abende auch zu finden: https://www.facebook.com/events/695356983853037/
https://www.facebook.com/events/276992862486971/