Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Mai

image

Die aktuellen
politischen Entwicklungen führen zu viel politischer Musik, gerade im Hip-Hop! Dass
da gerade viel in Bewegung ist, ist auch in unserer Playlist zu sehen. Davon
abgesehen finden sich viele Münchner Bands hier vertreten, ob laut ob leise, ob langsam
oder schnell – München bedeutet momentan einfach Vielfalt!

Monday Tramps –
Lullabies

Vergangenen August beim Musiksommer im Olympiapark angehört und
für gut befunden.  Diesen Samstag, 3. Juni, geht es deshalb direkt wieder zum Theatron – diesmal fürs Pfingstfestival,
wo die vier Jungs uns mal wieder die Ehre erweisen!

Jana Haberkern

Steven Wilson –
Pariah

Der große Dynamikumfang seiner Songs war schon immer ein
Markenzeichen des Prog-Rockers und Ex-Porcupine-Tree-Frontmanns Steven Wilson.
Und so beginnt auch sein neuestes Meisterwerk “Pariah” als sphärische
Pop-Ballade, um dann in der letzten Minute einfach komplett zu eskalieren. Mit
dabei ist auch die unglaubliche Stimme von Ninet Tayeb, die schon auf dem
letzten Album ein paar Gastspiele geben durfte. Das macht Lust auf mehr!

Max Mumme

 

Mando Diao – Watch Me
Now

Eigentlich fand ich so ziemlich alles, was Mando Diao die
vergangenen Jahre gemacht haben, ziemlich doof. Ich fand das überdrehte letzte Album
schwach und nach dem Abgang von Sänger und Gitarrist Gustaf hatte ich mit der
Band eigentlich schon abgeschlossen. Umso mehr überrascht das neue, ruhige,
fast besinnliche Album, das neben einigen Fehlgriffen einige wirklich gute
Songs beinhaltet. Besonders das melancholische „Watch Me Now“ gefällt mir da.
Eine Neuerfindung, der man eine Chance geben sollte!

Philipp Kreiter

 

We destroy disco – Lake

Die Sonne scheint, der See ruft! Den perfekten Soundtrack
dazu bieten die Augsburger Jungs von We destroy disco. Da trifft gute Laune auf
rockige Gitarren und alternative Klänge. Bei wem jetzt schon Festival-Gefühle
aufkommen, sollte die Auftritte der Jungs miteinplanen!

Sandra Will

 

King Pigeon – My Girl

Was haben die frühen Kooks und die späten Chili Peppers
gemeinsam? Richtig, beide könnten problemlos musikalisches Modell gestanden
sein für den EP-Track “My Girl” von King Pigeon. Schön cleane
Gitarren, fröhliche Harmonien, Mitsingrefrain. Ihre EP Sonic Fields ist einer
von vielen diesjährigen Münchner Sommersoundtracks.

Tilman Waldhier

 

The National – The system only sleeps in total
darkness

Mit dem Album “Sleep Well Beast” bringt die
US-amerikanische Band The National ihr siebtes Studio-Album auf den Markt.  Die jetzt schon veröffentlichte Single daraus
“The System Only Sleeps In Total Darkness” lässt erahnen, dass auch
das im September erhältliche Album an den melancholisch, düsteren Sound der
Indie/Rockband wieder anknüpfen wird. Bisschen Melancholie geht meiner Meinung
auch schon hervorragend im Frühling.

Lisa Katharina Spanner

 

Matthew Matilda –
Fast

Matthew Matilda aus München werden gerade für ihren düsteren
Cello-Blues von Berlin bis Luxemburg gefeiert. “Fast” hat sich inzwischen zu
meinem neuen Lieblingssong erschlichen. An Intensität kaum zu übertreffen merkt
man, wie wundervoll Improvisieren sein kann. Wer hätte noch vor einem Jahr
gedacht, dass das Cello das wohl mit am meisten unterschätzte Blues-Instrument
überhaupt ist?

Louis Seibert

 

Halsey – Eyes closed

Irgendwie ein bisschen sehr typisch jugendlich das Lied. Das
übliche Thema: Herzschmerz, unerwiderte Liebe. Aber gut: Eigentlich bin ich ja
auch erst 17, ich denke, da darf einem so etwas schon noch gefallen. Und
irgendwie mag ich die Stimme und die gleichförmigen Beats, die das richtige
sind für einen gemütlichen Abend und vielleicht auch für Ältere, um sich wieder
wie 16 zu fühlen.

Mariam Cholett.

 

Ásgeir – Unbound (Alternative
Version)

Zum Runterkommen höre ich momentan immer „Unbound“ von dem
isländischen Wunderknaben Ásgeir. Im Mai ist jetzt eine Alternative-Version
davon erschienen, die, mit sanften Klaviertönen im Hintergrund, ein wenig
ruhiger daherkommt als das Original. Ein schöner Feierabend-Song für die
kommenden Sommertage.

Barbara Forster

 

Berry – Mademoiselle

Das franzsösische Chanson ist tot! Es lebe das französische
Chanson! Berry ist Carla Bruni mit tieferen Augenringen und mehr Bohème.
Verträumte Melodien, weiche Stimme, poetische Texte. So klingt es, wenn man mit
guter Literatur, großer Sonnenbrille in einem Pariser Café vor einem Espresso sitzt, oder durch lichtdurchflutete
pariser Boulevards bummelt. Berry ist für alle, die extravagante Leichtigkeit à
la francaise lieben.

Anne  Gerstenberg

 

Mola – GROSS

“GROSS” ist und bleibt die neue Single von MOLA
im wahrsten Sinne des Wortes. In
“GROSS” steckt ganz viel Liebe drin, eine Liebe, die alles überdauert
und die bei mir wohl noch länger in Dauerschleife laufen wird. Das tun jetzt
auch die anderen Songs der neuen EP “Babies” von MOLA, die im Mai
erschien: “Lass es regnen”, “Hallo”, “Lieber
ich”, … Um nur ein paar Songs aus einer absolut großartigen Auswahl zu
nennen. Dreht den Sound auf!

Laura Schurer

 

Mavi Phoenix –
Aventura

Kennt ihr Liebe auf’s erste Mal hören? Wenn man einen Track
zum aller ersten Mal wahr nimmt und sich von Beginn an nicht mehr still halten
kann. Wenn man sofort anfängt, ganz peinlich mit dem Kopf mit zu wippen und die
Mundwinkel sich von selbst nach oben ziehen. Seit Wochen bekomme ich Mavi
Phoenix “Aventura” einfach nicht mehr aus dem Kopf. Die österreichische
Künstlerin und ihr im März erschienenes Album “Young Prophet” habe
ich auf jeden Fall in mein rapverliebtes Herz geschlossen.

Anastasia Trenkler

 

Sookee – Queere Tiere

„Es gibt doch mehr als zwei Geschlechter, wirf einen Blick
in die Natur und du weißt, wer Recht hat. Männchen vögeln Männchen, Weibchen lieben
Weibchen – lasst uns die Menschen öfter mit Tieren vergleichen“, rappt Sookee
und dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen – außer vielleicht: Hass ist krass. Liebe ist krasser.

Jacqueline Lang

 

Wu Tang Clan – C.R.E.A.M.

Wer in München eine Wohnung sucht, braucht harte Nerven. Man
muss sich durchhustlen im gnadenlosen Mietwahnsinn. München  mutiert zum harten Pflaster, was Mietpreise
angeht. Hast du reiche Eltern, bekommst du Wohnraum, oder so. Deshalb passend dazu: C.R.E.A.M – Cash rules
everything around me. Leider.

Ornella Cosenza

Kendrick Lamar feat. U2 – XXX

DAMN. Das
neue Album von Kendrick Lamar, das er an Ostern veröffentlichte, ist verdammt
gut. Er rappt darin über black power, das rassistische Amerika und seinen
Schock: „Donald Trump’s in office, we lost Barack.“ Sowohl musikalisch als auch
hinsichtlich der Texte und Message ein ganz starkes Album – und dann hält es
auch noch eine Überraschung bereit: den Song XXX, ein Feature mit U2.
Zugegeben, ich war zunächst etwas skeptisch, was U2 auf einem solch großartigen
Rap-Album zu suchen hat. Doch bis Bono in XXX überhaupt singt, muss man erst
lange Zeit den aggressiven Public Enemy-Sirenen und Kendrick’s düsteren
Schilderungen des aktuellen Amerika zuhören, und als Bono dann den Refrain
anstimmt („It’s not a place / this country is to be a sound of drum and bass /
you close your eyes to look around“), hat das irgendwie etwas Hoffnungsvolles:
Trotz – oder gerade wegen – der aktuellen Entwicklung tun sich nun Kräfte
zusammen und stehen gemeinsam für etwas ein. Ob beim Women’s March, Black Life
Matters – oder eben ein irischer Rock-Musiker mit einem schwarzen West
Coast-Rapper.

Anna-Elena Knerich

Der Hitze zum Trotz

image

Am letzten Tag der Ausstellung der SZ-Junge-Leute-Seite im Farbenladen herrschten beinahe subtropische Temperaturen – dennoch sorgten eine Politikdiskussion und Musik von Matthew Mathilda und Xavier Darcy für ein volles Haus.

Am Ende war es dann noch einmal richtig voll im Farbenladen –
auch wenn die Sonne ihr bestes gab, um die Leute fern zu halten. Aber was ist
schon die Sonne gegen die Stimmen von Matthew Austin und Xavier Darcy? Gegen die
letzte Möglichkeit, die fantastische Ausstellung „München im Quadrat“ zu
bestaunen?

Einer, der richtig gefesselt von den Bildern war, war Kytes-Sänger Michi Spieler. Auf Grund
einer umfangreichen Tour schaffte er es erst am letzten Tag der Ausstellung,
endlich alle Bilder von allen Fotografen mit allen Models zu sehen: „Die Bilder
sind so cool, es gibt so viel zu entdecken. Ich musste wirklich mehrmals
durchgehen, um alle Facetten zu sehen.“

image

Aber nicht nur Michi Spieler hatte sich gegen einen Besuch an der
Isar entschlossen, auch viele Besucher waren da und hörten gespannt Vertreterinnen
und Vertretern junger Organisationen zu, die darüber diskutierten, was man
gegen Politikverdrossenheit tun könnte. Alle drei Projekte vertreten dabei
einen ähnlichen, aber in der Ausführung unterschiedlichen Ansatz: Während Our
Impact und das Projekt „Denkende Gesellschaft“ auf den Dialog setzen und
Menschen zum Nachdenken über Politik und Wählen animieren wollen, möchte Pulse
of Europe zeigen, wie viel Begeisterung es für die europäische Idee und die
europäischen Werte in der Bevölkerung gibt. So waren sich dann auch alle Diskussionsteilnehmer
einig: Die junge Generation muss die Zukunft aktiv in die eigene Hand nehmen,
teilhaben und mitgestalten. Wie Clara Mokry, Mitinitiatorin von Pulse of Europe
auch sagte: „Es geht um unsere Zukunft!“.

image

Wirklich beachtlich war, wie engagiert und interessiert das
Publikum an der Debatte teilnahm – schließlich konnte man die Luft im
Farbenladen euphemistisch bestenfalls als stickig bezeichnen. Dass das aber
allen egal war, lag nicht zuletzt an der Performance von Matthew Mathilda, die
in voller Bandbesetzung das Publikum mit ihrem atmosphärischen, immer leicht
melancholischen Bluesrock begeisterten.

Und dass Xavier Darcy – im Farbenladen ein alter Bekannter –
d die Öffnungszeiten etwas
überzog, nahm ihm auch niemand mehr übel. Im Gegenteil: Alle Besucher, alle
Teilnehmer, alle Fotografen, alle Models genossen diese letzten, musikalischen
Minuten der SZ- Farbenladenausstellung 2017. Bis sie mit dem letzten Akkord aus
Xaviers Gitarre ihre Pforten schließen musste – hoffentlich aber nur bis zum
nächsten Jahr.

Text: Philipp Kreiter

Fotos: Ornella Cosenza

Die SZ Junge Leute-Playlist im August

Bon Iver ist zurück – das ist auch bei uns unübersehbar. Damit eröffnen und schließen wir unsere Playlist. Aber auch dazwischen findet sich wie jeden Monat aufregende Musik, ob alte Alternative-Rock Größen, deutsche DJs oder eine Band zum Verlieben – das uns vieles mehr findet Ihr hier in der Playlist!

Bon Iver – 22
(OVER SooooN)

Eines der
schönsten neuen Lieder in diesem Monat? Da fällt meine Wahl ganz klar auf Bon
Iver! „22 (OVER SooooN)“ heißt der neueste Song des Folk-Sängers, der mit
allbekannt melancholischer und ruhiger Wohlfühlstimme auftrumpft.
Charakteristisch für Bon Iver-Songs sind die vielen abwechslungsreichen
Instrumente, die der Sänger teilweise selbst einspielt. Das Saxophon-Solo,
welches ab 01:46 einsetzt, sorgt wahrhaftig für Gänsehaut-Feeling – im
positiven Sinne versteht sich.  Ein Song,
der nachdenklich stimmt. Der seine Zuhörer einlädt, sich einige Minuten lang
ganz ihren schönsten oder traurigsten Gedanken, Gefühlen und Träumereien
hinzugeben.

Barbara Forster


Alvaro
Sofer – Sofia

Der
Sommer ist endlich da! Zugegeben entspricht das nicht ganz meinem
Musikgeschmack, aber bei heißen 35 Grad genau der richtige Soundtrack, um die
Sonne zu genießen.

Serafina
Ferizaj


Gus
Black – Summerdress

Es
soll Menschen geben, die den Herbst mehr lieben als den Sommer. Ich kann mich
täuschen, aber Gus Black gehört zu diesen Herbstmenschen – auch wenn man das
bei einem Song wie “Summer Dress” nicht vermuten möchte. Aber hier
geht es wie so oft bei Gus Black nicht um fröhliche Augenblicke… es geht hier
um Abgründe, mehr um das Scheitern, als um Liebe… ein großer Songwriter. Ein
großer trauriger Songwriter!

Michael
Bremmer


Ostblockschlampen
– Echo

Eigentlich
wäre ich diesen Sommer so gerne auf ein, zwei Festivals gefahren. Weil mir jedoch
Terminkalender und Geldbeutel einen Strich durch die Rechnung zogen, müssen nun
Küche und Bad als Tanzboden her halten. Für das nötige Festivalfeeling von
SonneMondSterne sorgt die neue Single Echo des DJ-Duos Sophie Schäfer und
Markus Lange, besser bekannt als Ostblockschlampen. Für mich ein absoluter
Sommerhit!

Anastasia
Trenkler


Rilès – Nowadays

Ein weiteres
Wunderkind aus Frankreich: Rilès. Weil der Wuschelkopf echt was drauf hat,
verzeiht man ihm sogar seine jugendliche Überheblichkeit. Eine gesundes
Selbstbewusstsein hat ja auch noch keinem Musiker geschadet. Und seine Beats
können sich wirklich sehen lassen!

Jacqueline
Lang


Gregory
Alan Isakov – Amsterdam

Ich
bin im Sommer nicht so in Partystimmung, dafür ist es mir zu heiß. Lieber
gemütlich auf der Terrasse, nach Sonnenuntergang. Dazu ein Glas Wein oder ein
Bier, keine Cocktails oder mixed drinks. Das gleiche gilt für meine Musik –
lieber gemütlich als laut und fancy. Diesen Sommer läuft wieder viel Gregory
Alan Isakov. Letzte Woche war ich in Amsterdam – mit Isakov’s
“Amsterdam” im Ohr. Wunderschöne Stadt, nur sieht es überall sehr
ähnlich aus. Tut der Schönheit keinen Abbruch – wenn ich hier mal wegziehe,
dann auf ein Hausboot. “And the churches and trains, they all look the same to me
now” – damit kann ich mich abfinden.

Matthias Kirsch

Phoneix – If I ever feel better

Der perfekte Schlussmachsong: Abserviert zu werden ist bitter. Viel bitterer
ist aber, wenn man wochenlang keine Musik hören kann, weil jeder Klang sofort
all die so mühsam zusammen gerafften Emotionen, das Make-Up und Fassade
zerfließen lässt. Bis man
Phoenix “If I ever feel better” hört. Der Text ist tieftraurig der
eigenen Situation entsprechend “They say an end can be a start Feels like
I’ve been buried yet I’m still alive, It’s like a bad day that never
ends”. Die Melodie dagegen ist so beschwingt und leicht, dass sie
dich erleichtert und ohne emotionale Dramen durch den Tag bringt.

Anne
Gerstenberg

Dillon
– Thirteen Thirtyfive (Live at Haus der Berliner Festspiele)

Thirteen Thirtyfive von Dillon ist eines der
wenigen Lieder, bei dem ich seit Jahren jedes Mal wieder Gänsehaut kriege.
Mitte September bringt Dillon jetzt ein Live-Album vom Haus der Berliner
Festspiele raus. Die erste Single-Auskopplung natürlich: Ihr mit Abstand
größter Erfolg Thirteen Thirtyfive. Durch die Live-Atmosphäre, den dezenten
Background-Chor und die live noch zerbrechlicher klingende Stimme der Sängerin
gibt’s hier sogar noch etwas mehr Gänsehaut als im Original von 2011.

Elisabeth Kagermeier

Placebo – Jesus’ Son

Placebo waren mein erstes Konzert, das ich damals mit zarten 16 Jahren in der Münchner Olympiahalle gesehen habe. Damals noch sitzend, dass man bei Konzerten etwas anderes tun kann als sitzen und zuhören, war mir noch etwas suspekt. Ich habe die Band noch ein zweites, ein drittes und vielleicht bald ein viertes Mal gesehen – jedes Mal haben mich die abgedreht-intelligenten Texte und die charakteristische Musik begeistert. Jetzt erscheint nun nach 20 Jahre ein Best-Of Album, mit Jesus’ Son als einzigem neuen Song. Und das Lied ist einfach typisch Placebo – und das kann man durchaus als Qualitätsmerkmal verstehen.

Philipp Kreiter

PERIPHERY — The Way The News Goes

So schnell habe ich nicht frisches
Material von PERIPHERY erwartet — immerhin liegt ihre letzte Veröffentlichung
in Form des fulminanten Doppelalbums „Juggernaut: Alpha“ und „Juggernaut: Omega“
erst ein Jahr zurück. Offensichtlich verfügt die US-amerikanische Progressive
Metal-Band aber über erstaunlich wohlgesinnte Musen, da sie nun Ende Juli
dieses Jahres bereits ihre neueste Platte, „Periphery III: Select Difficulty“,
vorgelegt hat. Die Scheibe wartet mit gleich elf neuen, erfreulich
abwechslungsreichen Songs auf, die wieder einmal den für PERIPHERY so
charakteristischen Spagat zwischen eingängigen Melodien und technisch
hochkomplexen Instrumentalparts meistern. Besonders erwähnenswert ist hierbei The
Way The News Goes. Blastbeats und tiefgestimmtes Geshreddere, über denen (ähnlich
wie bei OPETHs „The Lotus Eater“) Spencer Sotelos ausdrucksstarker Klargesang
schwebt; filigran mäandernde Gitarrenharmonien, unter denen stets das
polyrhythmische Grundgerüst der Musik wummert; eine besagte Melodien zunächst
aufgreifende, dann aber in deutlich melancholischere Gefilde versinkende
Klavierpassage — all dies sorgt dafür, dass ich mir dieses Lied (und das Album
insgesamt) momentan in Dauerschleife anhöre.

Maxime
Weber

Von Wegen Lisbeth

– Becks Ice

Von Wegen
Lisbeth suchen nach Antworten auf Fragen des Alltags: Was tun, wenn auf einer unerwartet
alte Bekannte vor einem stehen, mit denen man jedes zukünftige Aufeinandertreffen
vermeiden wollte? Oder: Warum sollten manche Partys lieber in einem Kloster
stattfinden? Sie treffen damit den Nagel auf den Kopf. Denn wer hat sich nicht
schon mal die Frage nach den Lippen und den Kippen gestellt?

Katharina
Würzberg


Bastille
– Fake It

Wiedererkennungswert hat die weiche Stimme des
Sängers von Bastille auf jeden Fall, und auch die teils hymnenartig anmutenden,
elektronisch aufgewerteten Songs der Londoner Band sind eigentlich nichts neues
mehr. Diesem Konzept bleiben die vier Musiker auch bei der neuen Single „Fake
it“ aus ihrem aktuellen Album „Wild World“ treu, aber das wird nach wie vor
nicht langweilig. Im
Gegenteil. „Oh my lover, my lover, my love we can never go back and lets try
our very best to fake it“ – ich spüre Spätsommerwind auf der Haut und
Sternenwolkenhimmel über mir.

Theresa Parstorfer


The Kills – Hum For Your Buzz


Ein Album zu hören ist die eine Sache. Eine Band dieses Album live spielen zu sehen, eine ganze andere. Mit etwas Glück ist nämlich diese Band einfach unglaublich gut und mitreißend, mit einer charismatischen Sängerin und einem Gitarristen, der das gesamte Publikum in seinen Bann zieht. Die Rede ist von The Kills – Eine Band, die ich glücklicherweise diesen Monat auf dem Frequency Festival entdeckt habe. Ich kannte vorher vielleicht ein oder zwei Songs, aber eher zufällig mitgehört als wirklich bewusst wahrgenommen. Doch dann standen diese zwei unglaublichen Musiker vor mir auf der Bühne und spielten so ein unglaublich gutes Konzert, mit so offensichtlicher Liebe zur Musik und zueinander, dass man sich einfach ein bisschen verlieben musste. Das habe ich dann auch getan, für die Stunde, die ich vor dieser Bühne total hin und weg war. Geblieben ist dieses Album, und eine neue Band in meiner Musiksammlung. 

Marina Sprenger

Bon
Iver – 10 d E A T h b R E a s T ⚄ ⚄ (Extended Version)

Bon
Iver. Tausendmal jeden noch so kindischen Herzschmerz damit überstanden.
Tausendmal Prüfungsstress damit überlebt. Tausendmal kurz vorm Herzinfarkt und
von der soften Melancholie Justin Vernons in den Schlaf gewogen, beruhigender
als zehn Valium. Mein erstes Date mit meinem Freund (überzeugter
Metal-Core-Hörer, aber man kann Bon Iver einfach nicht nicht mögen): Wir sind
die ganze Nacht in meinem Zimmer auf dem Boden gelegen und haben uns die soften
Gitarren-Schnulzen reingezogen. Bon Iver sind einer der wenigen Konstanten in
meinem Leben. Die Songs werden nie alt, lassen sich nicht tothören, selbst nach
dem 100. 0000 Mal Play-Drücken bei “Blood Bank”. So weich, wie das
Kissen nach einem langen Tag und so herzerwärmend wie das lauwarme Bier in der
Lieblingsbar. Jahrelang kein neues Material – das hat mich deswegen kaum
gestört. Und plötzlich heißt es dieses Jahr, Justin geht wieder auf Tour und
veröffentlich zwei herrlich abgedrehte Songs. Trotz kryptischer Zeichenkombos
als Titel und einem Soundmix, der nach einer Patchworkdecke aus
Elektroelementen, Stimmengewirr und der typischen Acousticgitarre klingt, sind
es immer noch Bon Iver. Hallo, alte Freunde! Auf weitere 10 Jahre mit euch.

Verena
Lederer

Und hier geht’s zur Playlist!

Die Junge-Leute-Spotify-Playlist im Februar

Unser Junge-Leute-Playlist geht in die zweite Runde! Genauso unterschiedlich wie wir, so unterschiedlich sind auch die Lieder, die uns Monat für Monat begleiten. In der Summe ergibt sich daraus ein lustig-bunter Menschenhaufen – und eine spannende Mischung aus Pop, Folk,Electro und Rock. Viel Spaß beim Anhören!

The Lumineers – Ophelia

Heftiger Mädchen-Indie-Pop hin oder her: The Lumineers sind und bleiben meiner Meinung nach eine der besten Bands, die es derzeit gibt. Keine andere schafft es, aus so wenig so viel zu machen. Herrlich schlicht und einfach kommt auch ihre neue Single Ophelia daher. Nichts für Ohrwurm-Hasser, aber umso mehr genau das Richtige für Liebhaber von musikalischer Natürlichkeit und Authentizität.


Katharina Würzberg

Needtobreathe – More Time

Wer kennt das wohl nicht, dieses Gefühl, dass man versucht schöne Momente für immer festzuhalten, sie am liebsten in irgendeine Schachtel packen würde, um sie immer wieder auspacken und sie sich ansehen zu können. Aber dennoch rasen die Minuten, Stunden, Tage unaufhaltsam an einem vorbei. Im September kam ich für ein Auslandssemester in Paris an. Die Zeit war unvergesslich, viel zu wunderbar und einmalig- und sie verging wie im Flug. Wie gern hätte ich mehr Zeit gehabt mit diesen wunderbaren Menschen, in dieser großartigen Stadt:„I need more time, just a few more months, that will be fine.“ Ein Song, der ein melancholisches Gefühl in mir auslöst, mich gleichzeitig aber auch glücklich und froh macht, über die Monate die ich dort erleben durfte. Und der mich aufmuntert mit den Worten „I know it ain’t easy, but please believe me: It’s gonna be alright!“

Stephanie Albinger

Frank Turner – I still believe

Februar, typische Klausurenzeit für uns arme Studenten. Jeder ist ja da anders, ich persönlich kann zum Beispiel überhaupt nicht mit Musik lernen – sie ist trotzdem allgegenwärtig. In der Tram zur Bibliothek am Morgen, zum Aufwachen. In der Rauchpause dazwischen, zum Ablenken und als Motivation. In der Tram von der Bibliothek nach Hause am Abend, zum Runterkommen. Und natürlich am Abend, nach verbrachten Taten, zum Ab- oder einfach ganz Ausschalten. Eigentlich bin ich ein Mood-Musikmensch – ganz verschiedene Geschmäcke je nach Lust und Laune. aber Folk geht eigentlich immer – so wie Frank Turner. „Who’d have thought, that after all, something as simple as Rock’n’Roll could save us all?“, stellt Turner in „I still believe“ fest. Ich geb zu, ganz so schlimm sind die Klausuren dann doch nicht – auch weil die Musik mir manchmal das Gefühl gibt, mich komplett aus der Misere rauszuholen. „Who’d have thought, that after all, it was Rock’n’Roll?“

Matthias Kirsch

King Charles – Choke

Letztes Jahr im Herbst sind wir für ein Konzert von King Charles extra für einen Tag nach London geflogen. In der Schlange vor dem Eingang haben wir uns wie Groupies gefühlt. Und vielleicht auch fast schon ein bisschen zu alt für so was, neben all diesen 16-jährigen Mädchen. Spätestens aber als das Konzert losging, gab es kein Halten mehr. Jedes Lied konnten wir mitsingen, aus voller Kehle, wenn auch eher schaurig-schön. Geendet hat der Abend in einer noch freien Ecke am Flughafen. Geschlafen haben wir kaum. Und dennoch: Sollte King Charles sich auch für die bald anstehende Tour zu seinem neuen Album nicht nach Deutschland bequemen – ich würde sofort wieder für einen Tag vergessen, dass ich eigentlich nie zu den Mädchen gehört habe, die Stars anhimmeln.

Jacqueline Lang

Gin Wigmore – 24 

Gänsehaut pur – Dieses Gefühl bekomme ich, wenn ich Gin Wigmore vorwurfsvoll den Refrain von „24“ hinaus schreien höre. Ihre rauchige Stimme klingt so, als ob sie jeden Moment wegbricht und hat gerade deswegen eine außergewöhnliche Intensität, die mich mitreißt. An diesem Schmerz ist alles real, sie ist wütend und gleichzeitig sehr stark, ein Eindruck, der nicht nur durch ihre Stimmfarbe sondern auch ihre Dominanz in dem Song vermittelt wird, mit der sie die eher dezente Begleitung in den Schatten stellt. Die wenigen Instrumente umschmeicheln und unterstützen sie nur minimal, vor allem in den Strophen wird sie von kaum mehr als Drums begleitet, die sich in einen kraftvollen Refrain steigern. In diesen beeindruckenden Song kann ich mich fallen lassen und mich für ein paar Minuten aus meinem Alltag herausträumen.

Marina Sprenger

CHVRCHES – Clearest Blue

Vielleicht auch mal am Wochenende tanzen gehen, sonst wird frau und vielleicht auch man unter der Woche verrückt, egal wie schön die Münchner Bibliotheken sind. Deshalb höre ich CHVRCHES aus Schottland, bei denen es neben der Musik auch viel um korrektes Gendern bzw. den Umgang mit frauenfeindlichen Botschaften gegen ihre Frontfrau zu gehen scheint. Am liebsten tanze ich zu „Clearest Blue“ durch mein Zimmer oder auch die Gänge von Bibliotheken, weil Blau eine schöne Farbe ist und Klarheit nie schaden kann. Und auch weil Lauren Mayberrys Stimme einfach total gut zu den noch recht harmlosen, manchmal beinahe poppigen Synthie-beats passt und mir immer gute Laune macht. „Meet me half way“ – ja bitte, denn zu zweit tanzen gehen ist weniger alleine.


Theresa Parstorfer

Wanda – Meine beiden Schwestern

Grundsätzlich hatte Marco Michael Wanda zwar recht, als er über das zweite Album „Bussi Baby“ sagte: „Es wird nicht so gut wie das Erste, aber erfolgreicher.“ Aber: Ein Album, das etwas schlechter ist als der erste Geniestreich von den Österreichern ist ja trotzdem noch ein gutes Album mit ein paar mitreißenden Hymnen. Der beste Song, der auch ein paar Monate nach der Veröffentlichung noch rauf- und runterlaufen kann, ist vielleicht „Meine beiden Schwestern“. Die beste Zeile: „Hin und wieder stehn wir uns nah – genauso wie die Flaschen von gestern“, die die Band auf Konzerten auch gerne in einer Endlosschleife vom Publikum singen lässt – bevor der Sänger und Namensgeber der Band genug von der Melancholie hat, sich in die Menge wirft und zu „Ich will Schnaps“ auf der Bar stehend Hochprozentiges in die Münder des Publikums laufen lässt.

Elisabeth Kagermeier

Doug Burr – Chief of Police In Chicago (Indefinite Surveillance Version)

Wieder so ein Fensterbrett-Song: leicht wehmütig, wunderbar reduziert und mit einem feinen Neil-Young-Knacken in der Stimme.


Michael Bremmer

Wolfmother – Baroness 

Wolfmother sind eine lustige Band. Wobei Band auch hier nicht richtig ist, eher Sänger, Gitarrist, Songwriter und Bassist Andrew Stockdale plus Erfüllungsgehilfen. Und wenn die mal nicht so wollen wie Andrew, tauscht der mal flugs die ganze Band aus. So schon öfter geschehen, eigentlich war jedes Album eine andere Besetzung. So auch das neue, „Victorious“. Und beeindruckend daran ist: der Sound bleibt immer gleich. Gleich Retro, gleich aus der Zeit gefallen, aber auch gleich gut. Und deshalb ist Wolfmother die einzige Band aus der Richtung Stoner Rock, die ich anhören kann. Vom neuen Album sticht vor allem Baroness hervor, der Songtext ist einfach bis an die Grenze zum Kitsch, die Riffs und Rhythmen klingen wie seit 10 Jahren bei Wolfmother. Aber der Sound ist fett und irgendwie ist dieses aus der Zeit gefallene wahnsinnig sympathisch.


Philipp Kreiter

Stadt-Land-Rock

image

Das Stadt-Land-Rock-Festival gehört auf dem Sommertollwood fast schon zum guten Ton. Auch 2015 lockt die SZ junge Bands vom Proberaum auf die Bühnenbretter.

Als die junge Frau mit dem kupferroten Haarschopf 2011 die Saiten ihrer E-Harfe anschlug, sagte der Name MarieMarie (Foto: Peter Hinz-Rosin) nur wenigen Besuchern des Stadt-Land-Rock-Festivals etwas. Seitdem ist viel passiert: Die Münchner Musikerin hat vergangenes Jahr ihr Debüt-Album „Dream Machine“ herausgebracht, die Künstlerin hat einen Vertrag bei einer großen deutschen Plattenfirma in der Tasche. Von der kleinen Bühne der Tollwood-Tanzbar zu Universal – das klingt erst mal nach einer ungewöhnlichen Laufbahn. Doch für viele Newcomer-Bands hat sich das SZ-Festival „Stadt-Land-Rock“ als Karriere-Sprungbrett erwiesen.

Junger, frischer Sound hat auf dem Sommertollwood Tradition. Bereits zum zwölften Mal organisieren Tollwood und die Süddeutsche Zeitung eine Veranstaltung, die junge Bands aus dem Proberaum auf die Bühnenbretter locken will. Auch dieses Jahr darf man wieder gespannt darauf sein, was Münchens junge Musikszene noch so alles zu bieten hat. Stilistisch sind 2015 wie immer keine Grenzen gesetzt: Wir freuen uns über die Indie-Band genauso wie über den Rapper oder einfühlsamen Singer-Songwriter.

Bewerbungen für das Stadt-Land-Rock-Festival mit Demo-CD, Band-Info und Bandfotos bis spätestens Freitag, 27. Februar 2015, an:
Süddeutsche Zeitung GmbH, Michael Bremmer, Stichwort: „Stadt-Land-Rock“, Hultschiner Straße 8, 81677 München.

Elsbeth Föger

Klassentreffen

image

Das Festival „Sound of Munich now“ feiert München so groß wie noch nie: In drei Hallen beweisen Singer-Songwriter, Hip-Hopper DJs und Indie-Rocker, wie lebendig ihre Szenen sind. Der Andrang ist groß – ein Kompliment für eine lebendige Szene, der es in München nicht immer leicht gemacht wird (Fotos: Johannes Simon).

Manchmal erinnert das Festival „Sound of Munich now“ an ein Klassentreffen: Es sind bekannte Gesichter, die hier zusammen kommen. Einige der Musiker sind zu Freunden geworden, andere beobachten sich lieber aus der Ferne. Was sie sich wohl zu erzählen haben werden? Wer wird überraschen, mehr aus sich gemacht haben als gedacht? Wer ist der ruhige Typ mit traurigen Geschichten? Und wer die hippe Göre mit lässigen Sprüchen? Ebendiese Ungewissheit prägt das Gefühl vom „Sound of Munich now“. Es ist das Festival, bei dem sich die Leute treffen, die eines vereint: Sie alle wollen gute Musik machen und diese Stadt zum Klingen bringen. Und sie alle wissen nicht genau, was sie erwartet. Denn: Die mittlerweile zwei Abende im Feierwerk bringen zusammen, was in München selten zusammentrifft. DJs, die im Harry Klein auflegen, Singer-Songwriter, die vom Liebesleid erzählen, Hip-Hopper, die sich in Jazz verliebt haben, und Freunde schmutziger Rock-Klänge, die handgemachte Musik schätzen und alles Elektronische ablehnen.

Das Schöne: Dieses Musiker-Klassentreffen wird ausschließlich von Menschen organisiert, die es gut meinen – mit der Stadt und mit der Musik. Und die München einen Abend schenken wollen, an dem die Bandbreite der urbanen Musikszene deutlich wird. Denn was nach Vereinheitlichung klingt, ist eigentlich die Suche nach dem, was sich in München entwickelt – auf ganz unterschiedlichen Wegen und in ebenso verschiedene Richtungen. Das verspricht Moderator und Organisator Michael Bremmer von der Süddeutschen Zeitung schon vor dem ersten Auftritt: „Wir suchen hier keine Münchner Schule, keinen einheitlichen Sound, sondern das Bunte in dieser Stadt.“

 Ein Abend reicht den Veranstaltern, dem Feierwerk und der Süddeutschen Zeitung, für diese Bestandsaufnahme nicht mehr aus. Hinzugefügt wurde schon im vergangenen Jahr der „Sound of Munich now Electronica“, ein Abend für die elektronischen Klänge also, die sonst eher die Münchner Sonnenstraße erfüllen. Längst überfällig, meint Peter Fleming, Booker vom Harry Klein: „Ich habe mich ganz oft bei Kultur-Veranstaltern beschwert, weil die elektronische Musik vergessen wird.“ Fleming hat das Gefühl, „die anderen Szenen denken, unsere Leute hätten genug Aufmerksamkeit, weil wir viele Clubs haben und dort präsent sind“. Vielleicht bräuchten da Bands mehr Hilfe, sagt er. „Aber es ist für DJs auch toll, der Mutter sagen zu können: Schau, ich mache etwas Anständiges. Da geht es nicht nur ums Feiern und Trinken, die Musik hat einen Wert.“

Acht Formationen hat Peter Fleming für diesen Abend ausgewählt – und auch er will dabei nicht einen Sound herausfiltern, sondern Vielfalt innerhalb des Genres zulassen: Von Jim Fletch, die mittlerweile fast wieder mehr Band als DJs sind, über Casimir mit klassischen House-Klängen bis zu Drum ’n’ Bass von Tigra & Micromassive. Im Hintergrund: die Projektionen der Visual-Künstler, mal Kreisel mit wechselnden Farben, dann wieder brechende Wellen.

image

Jim Fletch

Die bunte Mischung ist an beiden Abenden Gesprächsthema an der Bar: Gefällt sie, gefällt sie nicht? Darf man das überhaupt? House und Drum ’n’ Bass an einem Abend? Sozialkritischer Hip-Hop und Wohlfühl-Pop? Es gibt kritische Stimmen, die den Versuch, ein bisschen von allem zu zeigen, nur schwer zu genießen finden. Und es gibt Besucher wie Milot Mirdita, den genau das reizt: „Ich habe schon darüber nachgedacht, dass ich wahrscheinlich einen komischen Musikgeschmack habe. Manche Freunde von mir mögen Elektro, andere Hip-Hop oder Indie. Und von daher gefällt mir dieser Mischmasch total gut.“ Neben ihm steht Eike Hoffmann und nickt: „Wir sind Festival-Gänger und von daher eigentlich ganz offen.“

Diese Offenheit braucht man am zweiten Abend wohl noch mehr als am ersten: Wo die Musiker am Freitag immerhin 30 Minuten oder gleich eine Stunde Zeit hatten, um sich zu präsentieren, da müssen am Samstag 15 Minuten genügen. Danach wird gewechselt: No Snakes In Heaven beginnen diesen Wettlauf der Bands in der Hansa 39 – und setzen damit Folksongs vor poppige Arrangements von The Living. Wiederum abgelöst von der Rock-Formation Lilit And The Men In Grey – fünf Musikerinnen in enger, schwarzer Kleidung, mit aufwendigem Make-up und glitzernden Gürteln: „Das war der totale Adrenalin-Kick, natürlich hätten wir da lieber gleich weitergespielt“, sagt Sängerin Sandra Le nach ihrem Auftritt.

image

Young Chinese Dogs

Doch das gezwungene Ende genießen viele Zuschauer: „Man erlebt hier immer wieder Überraschungen. Es geht da nicht nur um die Musik, sondern auch um das Auftreten. Man merkt einigen Bands einfach eine unheimliche Spielfreude an und bemerkt durch die Wechsel riesige Unterschiede im Auftreten“, sagt Tanja Oldehus, die das Festival schon häufiger besucht hat. Diese Unterschiede spürt man tatsächlich – gerade weil die Wechsel schnell und hart erfolgen. Lilit And The Men In Grey, die offensiv mit ihrer Weiblichkeit spielen, sind kaum von der Bühne, da betritt sie Rapperin Taiga Trece mit roter Mütze und weitem Karo-Hemd. Die drei Hip-Hopper von Arm und Hässlich distanzieren sich schon im Namen von den Reichen und Schönen, während sich bei der Pop-Band Redweik sympathisch gestylte Musiker hinter den Instrumenten wiederfinden.

Ein wichtiges Zusammentreffen, glaubt Taiga Trece: „Ich finde es großartig, dass sich das Publikum mischt. In München bleibt sonst jeder bei seiner Musik, und man kann kaum neue Leute erreichen. Aber 15 Minuten bleiben Zuhörer, auch wenn sie es zuerst nicht mögen.“

image

Luko

Genau das schätzt Amadeus Böhm von der Plattenfirma Flowerstreet Records. Er hat in diesem Jahr die Bands im Orangehouse ausgewählt und ist froh, dass so auch verschiedene Organisatoren zusammenfinden. Denn: Zusätzlich zur Show in der Hansa 39 und der Flowerstreet-Bühne hat Musikmanager Rainer Tarara Bands für die Kranhalle eingeladen. „So kommen ganz unterschiedliche Stile zusammen. Aber es funktioniert hervorragend, weil wir uns vertrauen können, dass jeder von uns super Bands für den Abend auswählt“, sagt Amadeus Böhm.

Das Festival immer größer zu machen, ist für Michael Bremmer logische Konsequenz aus den vergangenen sechs Jahren: „Wir wissen, dass immer mehr Menschen kommen, als wir in die Hansa 39 hineinlassen dürfen. Deshalb ist es toll, ein spannendes Programm auf anderen Bühnen anzubieten, zwischen denen sich die Zuschauer entscheiden können.“

Auch in diesem Jahr sind die Schlangen lang, schon nach einer Stunde ist der Andrang so groß, dass die Türen erst einmal geschlossen bleiben. Insgesamt sind es knapp 2000 Menschen, die an beiden Tagen das Festival besuchen.

image

Occupanther

Dieser Andrang ist ein Kompliment für eine lebendige Szene, der es in München nicht immer leicht gemacht wird. Deshalb behält die Musik an diesem Abend auch das letzte Wort. Während die Musiker von
Django S. in der Kranhalle mittlerweile ihre Shirts ausgezogen haben und eine kleine bayerische Party feiern, bei der Besucher ohne Dialektkenntnisse nur mitsummen können, wird im Orangehouse die Band Frank In Fahrt mit ihren leicht mitsingbaren Songs gefeiert. Zur gleichen Zeit beenden in der Hansa 39 sphärische Klänge von Occupanther den Band-Marathon. Und am Ende – auch das erinnert an Klassentreffen – ist das Gefühl der Ungewissheit vom Anfang dem der Vertrautheit gewichen. Ein famoser Abend. Marie Schoeß

Weitere Fotos gibt es auf unseren Facebookseiten https://www.facebook.com/SZjugendseite und https://www.facebook.com/Soundofmunichnow. Der Sampler zum diesjährigen Festival ist von sofort an im SZ-Shop erhältlich. „Sound of Munich now 2014“ (18 Songs, 5 Euro) kann man im Internet unter https://szshop.sueddeutsche.de bestellen.