Auf Tour mit einem US-Popsternchen begeistern Oda & Sebastian aus München nicht die Teenie-Fans unter 15, sondern deren Eltern – die ihren minderjährigen Nachwuchs begleiten. Vor der Tour hat das zweistimmige Duo noch spontan seine erste kleine CD aufgenommen.
Bei ihrem ersten Auftritt haben sie all die gelangweilten Mittdreißiger, die sich den Song-Slam ansahen, an dem Oda & Sebastian (Foto: Philipp Gronenberg) teilnahmen, einfach umgeblasen. Im Münchner Club Milla sangen Oda Tiemann und Sebastian Kempf mit einer erfrischend jugendlichen Hingabe, dass man das Gefühl hatte, man hätte die junge Indie-Folk-Version von Johnny Cash und June Carter vor sich.
„Die Fans von Megan Nicole fragen uns auch immer, ob wir zusammen sind“, erzählt Oda, doch das seien sie nicht. Megan Nicole ist ein US-Popsternchen, das die beiden Münchner gerade auf Tour begleiten. „Und das ist schon ein bisschen absurd“, erzählt Oda weiter, denn die Fans von Megan Nicole seien größtenteils weiblich und unter 15. Doch Sebastian und sie hätten das Gefühl, dass den Begleitpersonen der Teenie-Fans – sprich: den Eltern – der mitreißende Folk der beiden ganz gut gefallen würde.
Hamburg, Frankfurt, Berlin. Für Oda und Sebastian sind es immer noch die ersten gemeinsamen Auftritte. Oda spielte früher bei Tuò. Als das Mädchen-Duo seine Auflösung bekannt gab, war Odas musikalischer Weg zunächst eher unklar. Ihre Partnerin Tasmin Gutwald verkündete, von nun an professioneller Musik machen zu wollen, während Oda sich ihren musikalischen Weg erst einmal offen ließ. Dass sie nun – nicht einmal ein halbes Jahr später und auch im Gegensatz zu Tasmin – wieder auf Tour ist, überrascht. Sebastian hätte damals davon gelesen, dass Tuò sich aufgelöst hätte. Da er Oda flüchtig kannte, rief er sie an, sie trafen sich und schrieben noch am gleichen Abend ihr erstes Lied.
„Eigentlich sollte Sarah Sophie diese Tour spielen“, sagt Oda. Doch da diese dann keine Zeit gehabt hat, und Oda immer noch in gutem Kontakt zu Gregor Amadeus Böhm, Chef der jungen Plattenfirma „Flowerstreet Records“, steht, wurde dem jungen Duo der Tour-Support angeboten. „Frankfurt war großartig“, erzählt Sebastian. Für ihn ist es das erste Mal, so unterwegs zu sein, etwa hinter dem Merchandise-Stand zu stehen und Autogramme zu geben. „Wir haben spontan noch eine CD aufgenommen, bevor wir auf Tour gefahren sind“, erzählt er. Die vier Songs gibt es nun in limitierter Auflage von 100 Stück auf den Konzerten zu kaufen.
Mit einem richtigen Album wollen sie sich aber Zeit lassen. Die Songs sollen wachsen und sich entwickeln können. Sie wollen nicht überstürzt etwas aufnehmen, nur um möglichst schnell etwas zu veröffentlichen. „Das Songschreiben geht nicht auf Knopfdruck“, sagt Sebastian.
Das passt zu der Musik, die durch diesen natürlichen Charme gewinnt. Sebastian singt tief und kratzig, während Oda eine zweite Stimme darüber setzt. Mehr Instrumente als die Akustik-Gitarre gibt es nicht. Die instrumentale Leere füllen die beiden mit einer überbordenden Emotionalität, die aber aus dieser Unmittelbarkeit heraus funktioniert: Das ist ein wichtiger Punkt für Oda, die den Weg in Richtung kommerziellen Erfolg mit Tuò nicht mehr gehen wollte. „Es ist schon absurd“, sagt sie, „wir hatten gut 200 Facebook-Fans und zwei Videos, die wir im Bad gedreht haben, und jetzt sind wir auf Tour.“ Um die 150 Besucher seien auf den Konzerten gewesen. Tourbegleitung macht eine gute Freundin von Oda – und so ist es für die drei jungen Münchner auch einfach ein schöner Trip durch Deutschland, bei dem sie ein paar Eltern von Teenie-Pop-Fans mit guter Musik beglücken.
Stil: Indie-Folk.
Besetzung: Oda Tiemann: Gesang; Sebastian Kempf: Gesang, Gitarre.
Aus: München.
Seit: 2013.
Internet: www.facebook.com/odaundbastiliebenbabyhunde
Von Rita Argauer