Musikalisch und modebewusst

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Musiker Matija Kovac.

Gesang, Blockflöte, Gitarre, Bass und Synthesizer – das
alles beherrscht Matija Kovac, geboren 1995, gut. Doch die Blockflöte spielt
Matija am liebsten und am längsten – seit 16 Jahren. Weil er die Musik, die man
mit ihr machen kann, so sehr liebt, studiert er Blockflöte an der
Musikhochschule. In Matts Leben dreht sich alles um die Musik, schließlich
verdient er auch sein Geld damit. Er singt und spielt Blockflöte in der
Indie-Pop-Band Matija und in der
Alternative-Pop-Band Aggressive Swans.

Seine größte Inspirationsquelle ist David Bowie. Nicht nur wegen
dessen Musik und seiner Persönlichkeit, sondern auch weil Bowies Erscheinung
Matija inspiriert und er ihn als Modefigur gut fand. Für Matija ist es wichtig,
wie Musiker angezogen sind. „Es ist schön,
Audio und Visuelles zu verbinden“, sagt er.

Gerade befindet Matija sich im Schreibprozess, denn es ist
ein neues Album geplant – aber nicht nur das, auch eine größere Deutschlandtour
steht bevor. Bei Matija ist immer viel los. Deswegen findet er es wichtig,
einen Ausgleich zu finden – wie Konzertbesuche, Reisen, Spazierengehen oder in
einem Café zu sitzen, etwas zu lesen, einen Kaffee zu trinken und dabei
Zigaretten zu rauchen. „Ich muss auch mal eine Woche nur was für mich machen
und alles hinten anstellen“, sagt Matija.


Text: Lena Schnelle

Foto: Eva-Marlene Etzel

Herz auf der Bühne

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Wir porträtieren an dieser Stelle bis zur Vernissage alle 20
mitwirkenden KünstlerInnen unserer Ausstellung
“10 im Quadrat Reloaded”
 im Farbenladen – mal Fotograf, mal
Modell. Heute: Musiker Paul Kowol.

Paul. Das ist kurz, simpel und
einfach zu merken. Deswegen hat Paul Kowol, geboren 1997, den Nachnamen für
sein Bandprojekt weggelassen. „Ich will mein Herz auf die Bühne legen“, sagt
Paul und überlässt es dem Publikum, wie es das aufnimmt: „Jeder muss selbst
wissen, was er damit machen will.“ Für ihn ist die Musik die ehrlichste Art,
sich auszudrücken. In seinen Songs geht es um Geschichten aus seinem privaten
Umfeld, seine Gefühle, aber auch Gedankenspiele, wenn man eine Geschichte
weiterspinnt. Die Ideen können ihm überall kommen. „Besonders schwierig ist es,
wenn ich eine Idee habe und es um mich herum laut ist, weil ich den Gedanken
dann in mein Handy summen will“, erklärt Paul.

Als er das erste Mal die Gitarre
in die Hand nahm, zeigte ihm sein Onkel Gerald Huber, der ihn seither
unterstützt, das Lied „Fire Water Burn“ der Bloodhound Gang. So fing er an,
weitere Lieder wie „Knockin on heaven’s door“ zu lernen. Mit 13 Jahren schrieb
er dann sein erstes eigenes Lied: „New day“. Mittlerweile schreibt und singt
Paul allerdings auf Deutsch. „Ich kann mich natürlicher ausdrücken und muss
keine coolen Worte auf Englisch suchen“, sagt er.

Neben der Musik studiert Paul
Philosophie im dritten Semester, aber er könnte sich auch gut vorstellen,
irgendwann einmal Studioarbeit für andere Bands zu übernehmen. Er fände es
cool, etwas neben dem Rampenlicht zu haben. Vorher steht Paul aber erst mal
selbst im Studio, um neue Musik aufzunehmen.

Text: Lena Schnelle

Foto: Luca Imberi

Vollstes Vertrauen

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Zehn junge Fotografen treffen auf zehn junge Menschen mit Bühnenerfahrung. Das Ergebnis: „10 im Quadrat Reloaded“ – eine Ausstellung im Farbenladen des Feierwerks.

Kein Mensch ist im Raum. Der kleine Konzertsaal im Gasteig ist komplett leer. Reglos liegt sie in der Mitte der Bühne, die langen blonden Haare über dem Gesicht verteilt, das Kabel des Mikrofons schlängelt sich um ihre Hüfte. Der dunkelrote Rock aus Samt leuchtet unter dem Licht der Scheinwerfer. Lotte Friederich posiert gerade für Diego Reindel. Er fotografiert die junge Frau, die an der Hochschule für Musik und Theater Jazz-Gesang studiert, für die zweite Auflage der Ausstellung „10 im Quadrat“.

Nach dem Erfolg des Ausstellungskonzepts im vergangenen Jahr, wird die Rechnung im März nun erneut aufgestellt: Zehn junge Fotografen treffen auf zehn junge Künstler. Wer sind eigentlich die jungen kreativen Köpfe dieser Stadt? Was bewegt diese Menschen, wenn sie nicht auf der Bühne stehen oder hinter der Kamera? Und was passiert, wenn diese Menschen für ein kreatives Projekt aufeinandertreffen? Das Ergebnis dieser Begegnungen zeigt die Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung vom 3. März an im Farbenladen des Feierwerks. Mit einer spannenden Neuerung: Die Fotografen versuchen, zusätzlich ein Selbstporträt im Stil der eigenen Fotostrecke zu schießen, und dieses ebenfalls auszustellen.

Bei Diego Reindel wird dies vermutlich surreal aussehen. Á la Salvador Dalì in etwa. Er fotografiert alle Models an ihrem Lieblingsort, mit ihrem Lieblingsgegenstand, in ihrer Lieblingskleidung. Ob auf der Bühne wie bei Lotte oder in der Badewanne wie bei Singer-Songwriterin Amira Warning – je ausgefallener, desto besser. „Ich will skurrile, aber einzigartige und witzige Bilder von den Künstlern schaffen“, erklärt Diego. Er liebe es, wie unterschiedlich Menschen doch sein könnten.

Dass man es bei diesem Projekt mit unterschiedlichen Charakteren zu tun hat, das hat auch Lara Freiburger schnell gemerkt. „Alle haben ein ganz unterschiedliches Verhalten vor der Kamera. Manchmal muss man die Leute erst auflockern.“ Lara hat die Models einzeln in ein lichtdurchflutetes Fotostudio in Giesing eingeladen. Die Vorgabe: den eigenen Schlafanzug mitbringen – das Shooting findet in einem Bett statt. „Die Herausforderung besteht für mich darin, zehn Menschen zu fotografieren, die ich nicht kenne, und dabei Vertrauen aufzubauen, sodass ein persönliches Porträt entstehen kann“, sagt Lara. Es sei aber eine schöne Erfahrung, mit unprofessionellen Models zu shooten. „Ich will, dass du mehr chillst“, sagt sie mit einem Lächeln und der Kamera vor dem Gesicht zu Natanael Megersa, während dieser im Schlafanzug vor ihr sitzt. Er hat seine Schlafmaske mitgenommen. „Ich geh ja manchmal auch erst um 6 Uhr morgens schlafen“, sagt der DJ. Während Lara konzentriert Anweisungen gibt und aus verschiedenen Positionen fotografiert, plaudert sie ein bisschen mit Natanael über das Leben als DJ. Viele würden sich wegen Drogen einiges versauen in dem Job, sagt er. „Stop!“, ruft Lara. „Bleib genau so“, sagt sie ruhig. Und drückt ab.

Musik, Schauspiel oder Stand-up-Comedy – aus diesen künstlerischen Bereichen kommen in diesem Jahr die Models. Was die Künstler eint: Sie alle sind zwischen 20 und 27 Jahre alt. Sie stehen regelmäßig vor Publikum. Sie haben keine professionellen Modelerfahrungen. Dementsprechend wichtig ist es, dass eine gute Stimmung herrscht und dass sich ein gegenseitiges Vertrauen einstellt. Von Anfang an wohlgefühlt hat sich Leon Haller, Schauspielstudent der Theaterakademie August Everding, beim Shooting von Alina Cara Oswald. „Sie hat eine tolle Präsenz“, sagt der Schauspieler, der nicht nur auf der Bühne des Residenztheaters im Stück „Die Räuber“ zu sehen ist, sondern ab und zu auch an den Turntables der Roten Sonne oder des Harry Kleins steht.

Alina hat den Models drei Möglichkeiten für das Shooting gegeben: bekleidet, nackt oder bei einem Orgasmus. Am liebsten mag sie die letzte Option. Wie in ihrer Fotoserie „Moments“, bei der sie Menschen während des Höhepunktes fotografierte. Ihr sei aber klar, dass es „nicht einfach ist, so etwas zu machen, wenn man sich noch fremd ist“. Nur wer sich dabei wohlfühlt und sich traut, darf das machen. Die 25-Jährige projiziert für die Fotos unterschiedliche Muster auf die Körper der Künstler. Dabei lässt sie sich von der Persönlichkeit der Künstler inspirieren. Sie sollen zum Charakter der Porträtierten passen. „Was innen ist, soll nach außen getragen werden“, sagt sie. Vor dem Shooting sucht Alina gemeinsam mit den Models nach geeigneten Mustern.

Die Persönlichkeit und Gefühlswelten der Künstler stehen auch in den Fotografien von Nadja Ellinger im Vordergrund. Zentrales Thema ihrer Arbeiten für die Ausstellung ist Zerbrechlichkeit. „Wann hast du dich schwach gefühlt?“, ist eine von den Fragen, die Nadja den Models vor dem Fotografieren in einem intensiven Gespräch gestellt hat. „Ich habe teilweise extrem persönliche Dinge über die Models erfahren“, erzählt sie. Auch deshalb handelt es sich bei ihren Fotografien um Symbolbilder. Sie zeigen nur Ausschnitte des Körpers der fotografierten Person. „Es ging mir darum, das Gefühl der Künstler auszudrücken und Verletzlichkeit als etwas zu zeigen, das einen ausmacht. Nicht als etwas Negatives.“ In Sozialen Medien und im echten Leben verstecke man diese Seiten gerne, erklärt sie. Gleich wird Nadja die 21-jährige Schauspielstudentin Anouk Elias im Körperraum der Otto-Falckenberg-Schule fotografieren. „Morgens machen wir hier drin Aikido, Thai Chi und so was“, erklärt Anouk, während sie sich eine schwarze, weite Hose für das Shooting anzieht. Nadjas Konzept findet sie spannend. „Als Schauspielstudentin muss man sich sehr viel mit sich selbst auseinandersetzen.“

Auf eine ähnliche Art der Auseinandersetzung hat Lorraine Hellwig gesetzt und den Models als Menschen der Generation Y Fragen zu ihrer Einstellung zu Themen wie Liebe, Religion oder Politik gestellt. Die Statements der Künstler sind als Schriftzug Teil des Porträts. Alle hätten sehr unterschiedlich auf die Fragen geantwortet, das sei das Spannende an der ganzen Sache. „Ich denke, der Antrieb und die Neugier, neue Leute kennenzulernen, ist die Kraft, die man bei diesem Projekt schöpft“, sagt die 24-Jährige.

So ganz ohne Reibung geht es auch in diesem Jahr nicht. Für Anouk Elias war die Vorstellung, mit Essen zu spielen, nicht mit ihrer Sicht auf Nahrung vereinbar. Das Essen aber ist in den Porträts von Julie March ein essentieller Bestandteil – bunt und ein bisschen verrückt sollen die Fotos sein. Wie die Künstler das Essen dabei inszenieren und was sie damit machen, stellt sie den Models frei. Nachdem Julie Anouk dann erklärt hatte, dass sie das fotografiert, „was der jeweilige Künstler mit dem Essen macht“, und es nicht darum geht, sich mit dem Essen zu behängen, stimmte Anouk am Ende doch noch zu.
 Nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung der Ausstellung. Die Rechnung geht auf, zu 100 Prozent.

Text: Ornella Cosenza

Foto: Catherina Hess

Band der Woche: Die Prokrastination

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In den Songs von Die Prokrastination geht es um aktuelle Themen wie albern betitelte Trends oder Hipster. Verpackt sind die Themen in liebreizenden Poprock-Klängen. Insgesamt erzeugt die Musik eine Euphorie zum Mitsingen.

Der Vorwurf der Ichbezogenheit ist Künstlerpersönlichkeiten gegenüber schnell ausgesprochen. Und auch wenn man immer vorsichtig sein sollte mit schnellen Urteilen, ist das in vielen Fällen wohl gar nicht so falsch. Denn um sich auf eine Bühne zu stellen und a priori davon auszugehen, dass die Menschheit um die eigenen in Kunst gegossenen Ansichten wissen möchte, das setzt eine Persönlichkeit voraus, die diesen Gedanken mit sich vereinbaren kann. Ein bisschen lässt sich so etwas auch an den Texten der Künstler nachverfolgen. Etwa Patrick Wagner, einst Sänger der deutschen Noise-Rock-Pioniere Surrogat. Der machte seine Ichbezogenheit offensiv zum großen Thema seiner Kunst.

Und selbst jetzt, gute 20 Jahre nach Surrogat, wenn Wagner mit seiner neuen Formation Gewalt auftritt und in seinen Texten plötzlich erstaunlich oft das Wort „Du“ vorkommt, wird man das Gefühl nicht los, dieses Du richtet sich wieder an ihn selbst. Er hat seine groß aufgebaute Persönlichkeit quasi aufgespalten und begibt sich künstlerisch in den Dialog mit sich selbst.

Auch in den Texten der Münchner Band Die Prokrastination kommt im Song „Mainstream“ ein ausgesprochen starkes „Du“ vor. Diesem wird zu schmissigen Poprock-Klängen dabei langweilige Mittelmäßigkeit vorgeworfen – und zwar ziemlich drastisch und unmissverständlich aus der Warte des unkonventionellen Künstlers heraus. Wäre das nicht in so ausgesprochen liebreizende und bekömmliche Musik verpackt, wäre das von Surrogat gar nicht so weit entfernt. Doch musikalisch ist der Gegensatz groß, in dem sich das Quartett um Sängerin und Gitarristin Katharina „Katha“ Gulde ästhetisch bewegt. Sie beschweren sich über zwischenmenschliche Unverlässlichkeit („Happy End“), über eine Social-Media-getrimmte Menschheit, die albern betitelten Trends, die man eigentlich unter anderem Namen schon kennt, hinterherrennt („Bikram Yoga“), oder nehmen verspielt die Vorurteile und Blaupausen vermeintlich urbaner Hipsterness auseinander („Sorry Baby“). Die Musik dazu aber besteht aus beschwingten und leicht verzerrten Dur-Akkorden und erzeugt eine allgemeine Mitsing-Euphorie.

„Punk kann als Ausdruck von intensiven Gefühlen, als wütende Stimme, als rebellischer Gegenpol zu festgefahrenen Strukturen auch 2018 aktuell und inspirierend sein“, erklären sie, doch: Punk könne auch schnell „veraltet oder satirisch wirken, wenn er zu plakativ gelebt wird“. Deshalb versuche man mit Die Prokrastination mehr eine innere Haltung zu finden als „typische Punk-Attitüden nach außen zu tragen“. Der Mittelweg, auf den sich die Band, die seit eineinhalb Jahren zusammenspielt, damit begibt, ist aber auch kein leichter. Denn die eigene Antihaltung zerbricht bisweilen an der Zugänglichkeit der Musik. Andererseits sind das gut geschriebene Songs, die wohl ein ungleich größeres Publikum erreichen könnten als etwa Patrick Wagner mit Gewalt und deren Anti-Musik-Attitüde. Von der Gefahr zu einer so plakativ rockistischen Anbiederung zu werden, wie das etwa Jennifer Rostock sind, ist Die Prokrastination jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Schon allein, weil in der Musik Indie-Geist und feine Intellektualität mitschwingen, die allzu große Stadion-Poprock-Gesten unterbinden. Die ist zwar nicht ganz so sperrig-studentisch, wie das bei Marv Paul, der früheren Band von Bassisten Gregor
Poglitsch, der Fall war. Im Moment hält sich die Balance zwischen Zugänglichkeit und Kritik bei Die Prokrastination aber sehr gut. Gerade arbeiten sie an einem ersten Album. 

Stil: Pop/Rock
Besetzung: Katharina Gulde (Gesang, Gitarre), Michael Kara (Gitarre, Gesang), Raphael Brunner (Schlagzeug), Gregor Poglitsch (Bass)
Aus: München
Seit: 2016
Internet: www.facebook.com/dieprokrastination

Text: Rita Argauer


Foto: Christin Büttner

Indie, Rock und andere Naturgewalten

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„Ni Sala“ ist Band des Jahres. Der große Gewinner ist aber München – weil es so eine spannende Musikszene gibt.

Die Haare kleben nass an der Stirn und das Gesicht ist schweißbedeckt. Die Augen sind geschlossen, das Gesicht ist verzerrt. Robert Salagean, Sänger von Ni Sala, ist ganz in der Musik versunken. Das Publikum im Bahnwärter Thiel tanzt, springt und bewegt sich zu den rockigen Klängen von Ni Sala, die gerade den Titel „Band des Jahres“ der Junge-Leute-Seite der SZ gewonnen haben. „Wir haben gar nicht damit gerechnet“, sagt Robert, „aber wir sind sehr stolz auf uns, weil Band des Jahres ein echt cooles Ding ist!“

Die Discokugeln, die von der Containerdecke hängen, drehen sich im Scheinwerferlicht und werfen kleine, weiße Punkte an die Wand. Es sieht aus wie in einer Galaxie. Im roten Kleid schwebt Martina Haider, Sängerin von Chaem, barfüßig auf die Bühne. Passend zu den Sternen an der Wand ertönen sphärische Klänge. Zu elektronischen Beats bewegt sich Martina wie in Trance hin und her. Nach ein paar ruhigen, melancholischen Nummern, stimmt Chaem den dynamischen Song „Carousel“ an und auch das Publikum erwacht.

Und mit Schwung geht es weiter. Wie Moderatorin Kathi Hartinger ankündigt, kommt „eine Naturgewalt“ auf die Bühne: Swango. Skill-Gott Heron begleitet den Gesang mit einer Stepptanzperformance auf dem Parkett, dazwischen klatscht er in die Hände. Sobald Moco Mariachi mit seiner Akustikgitarre und Manekin Peace mit dem Rap einsetzen, werden die ersten Handys gezückt, um den außergewöhnlichen Hip-Hop-Style festzuhalten. „Habt ihr ein Wort für uns?“, ruft Manekin in die Menge. „Wir machen einen Beat draus!“ Die Fans rufen: „Bahnwärter Thiel“ und „Waschmaschine“. „Es ist washmachine triangle geworden!“, ruft der Rapper, während Skill-Gott Heron einen Waschmaschinenbeat steppt. Nach dem Auftritt sind die Zugabe-Rufe so laut, dass Swango sich locker einen „Freestyle-Shit“ aus dem Ärmel schüttelt.

Währenddessen muss der U-Bahn-Waggon hinter dem Container erst noch warmlaufen. Den Auftakt macht Liedermacher Alex Döring, der mit seinem „Tiefkühltruhen-Lied“ im noch etwas kühlen Bahnwärter-Waggon eine sehr gute Stimmung vorlegt. Wie es sich für eine Münchner U-Bahn gehört, sind alle Sitzplätze belegt, Zuschauer stehen im Gang – wie zur Rushhour. Spätestens beim vorletzten Act sind auch die Fenster des Bahnwärter-Waggons beschlagen, und innen herrscht eine wohlige Wärme. Zu guter Letzt zelebriert der Kabarettist Julian Wittmann in seiner Bier-Hymne alle möglichen Biermarken in einem Song.

Zurück im Bahnwärter: Auf der kleinen Bühne schlingt Elisa Giulia Teschner gerade Lichterketten um das Mikrofon und Schlagzeug. Es entsteht eine romantische, heimelige Stimmung, die zu den sphärischen Feenklängen von Eliza passt. Besonders als Elisa zusammen mit ihrem Gitarristen Wolfgang Stefani von der Bühne direkt ins Publikum steigt. Ein „Pscht“ macht im Container die Runde. Man hört nur noch den Regen draußen und klirrende Geräusche von der Bar. Dann setzt leise die Stimme von Elisa ein, dazu Gitarrenklang – ohne Mikrofon und Verstärker. Gebannt lauschen die Zuschauer.

Unter den Zuschauern ist auch Maria Lang, 21, die die Veranstaltung auf Facebook entdeckt hat. „Ich besuche gerne Konzerte“, sagt sie. „Hier sind viele Bands auf einem Haufen. Da kann ich neue Eindrücke holen.“ So auch bei der nächsten Band, Beta. Es ist vernebelt, nur das glimmende Ende der Zigarette von Bassist Markus Sebastian Harbauer ist zu sehen. Kaum setzen die Instrumente und der Rap ein, kann keiner im Raum mehr still stehen. Körper bewegen sich hin und her, in der ersten Reihe singen Fans den Text mit. „Alle Hände mal HipHop-mäßig nach oben“, ruft Sebastian Grünwald und für die Fans gibt es kein Halten mehr. Die HipHop und Rap-Vibes sind im Container angekommen.

Auch wenn einige Fans traurig sind, dass Beta keine Zugabe spielt, freuen sich drei Mädchen in der ersten Reihe auf den nächsten Auftritt. Seit 2015 sind Daniela Wiegand, Vivian Donner und Isabel Staudenmaier Matija-Fans – leicht erkennbar an ihren weißen Matija-T-Shirts. „Die haben einen guten Style“, sagt Daniela, und Vivian ergänzt: „Wir mögen sie, weil sie nicht Mainstream sind, sondern ihr eigenes Ding machen.“ „Und sie sind live unglaublich gut“, erklärt Isabel. Das zeigt Matija auch. Sänger Matt Kovac singt eine einfache Melodie vor, die von Mal zu Mal komplizierter wird, und die Zuschauer machen es ihm nach. Das Lachen und Tanzen von Matt ist ansteckend – er reißt das Publikum mit. Die Feier steht im Mittelpunkt. Und die Münchner Musikszene.

Wie jede Band beim Verkünden ihres Votings erklärt, ist das Bewerten von Musik „echt bescheuert, weil man Musik nicht bewerten kann“. Das sagt Matt Kovac, Sänger von Matija. Und Martina Haider von Chaem findet, dass „in jeder Kategorie der gewinnen soll, der nominiert ist“. Am Ende heißt der Sieger Ni Sala – dem Sänger ist der Titel dann aber doch nicht zu wichtig. Er habe vor allem Lust gehabt, an diesem Abend auf der Bühne zu stehen. Mit seiner Band und den anderen Bands des Jahres.

Text: Lena Schnelle

Fotos: Robert Haas

Band der Woche: Gaddafi Gals

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Die Gaddafi Gals lassen sich schwer in ein Genre stecken. Es ist eine Mischung aus R’n’B, Cloud Rap und ein wenig Pop.  Ihnen ist vor allem wichtig, Konzepte zu erstellen – was eher selten in Deutschland ist – weswegen sie viel Aufmerksamkeit bekommen.

Lange galt bei zeitgenössischer Pop-Musik eine unausgesprochene Abmachung: Je fetter, desto besser. Alles, was stürmt und drängt, war in dem Aufbegehren, das Pop-Musik für Jugendliche immer noch erfüllt, willkommen. Früher waren das die verzerrten Gitarren, von Mitte der Neunzigerjahre an wurden die von fetten Beats abgelöst. „Wir brauchen Bass, Bass, wir brauchen Bass“, die Punchline von Das Bo in „Türlich, türlich“ läutete im Jahr 2000 das neue Jahrzehnt mit gleichbleibendem Anspruch ein: Fette, breite Musik, in der sich die Musiker als vor Selbstbewusstsein strotzende Platzhirsche stilisierten.

Doch spätestens seit der Cloud Rap vor ein paar Jahren zu mehr als einer bloßen Nische der besonders drogenverliebten Musikhörer wurde, hat sich das geändert. Diese Schlafzimmer-Laptop-Produktionen klingen zierlich, auch wenn sich die darauf wahlweise rappenden oder sich an nur zu erahnenden Melodielinien entlanghangelnden Akteure weiterhin für den Nabel der Welt halten. Die Attitüde dabei ist eine andere: Rebellion heißt heute, auf Fragilität setzen. Und damit rebelliert man bestens gegen Trump und all die anderen in ihrer selbst diagnostizierten Mächtigkeit mächtig albernen, alten Männer.

Schon seit einigen Jahren arbeiten sich die gebürtigen Münchner Musikerinnen Ebow (rechts im Bild) und Nalan (links) daran ab. Man kennt sie entweder als Rapperin (Ebow) oder als Sängerin (Nalan), zusammen sind sie unter den Pseudonymen blaqtea und slimgirl fat die Gaddafi Gals. Da steckt der gestürzte alte Machthaber schon im Namen und die Single, die sie nun aus ihrer Debüt-EP veröffentlicht haben, schreibt das fort: „The Death of Papi“ setzt sich aus einem minimalen und vor allem klanglich hellen und beckenlastigen Beat zusammen, dem jeglicher Prollo-Punch abgeht. Dazu kommen eine simple Orgel und Horrorfilm-flirrende Synthies. Wer dieser Papi genau ist, dessen Tod da zum Thema wird und der im dazugehörigen Video äußerst modebewusst verscharrt wird, bleibt offen. Die Stimmen der beiden schwingen zwischen Rap und angesungenen Melodien darüber, vereinzeln sich und wagen sich natürlich weder zu konkreter Rap-Kaskade noch zu inbrünstigem R’n’B-Gesang. Wer den Gaddafi Gals begegnet, muss sich mit einer Ahnung dieser darunter liegenden Genres zufrieden geben, die Andeutung ist hier Auszeichnung genug.

Zusammen mit walter p99 arke$tra (auf dem Bild in der Mitte), der irgendetwas zwischen ominöser Eminenz im Hintergrund und Produzent ist, streben die Gals dabei nach der Weltherrschaft oder mindestens nach einem eigenen Parfum, das sie bei Erfolg dieses Projekts „GG“ nennen würden. Dahingehend hat sich an alter und neuer Pop-Attitüde also nicht viel verändert. In der Realität bedeutet dieses Projekt aber in erster Linie „häufige, wirre Emails und Nachrichten zur Organisation“, denn eine Pop-Karriere will geplant sein. Auch weil das „Konzepten“ in solch einem Projekt mindestens genauso wichtig ist wie das Komponieren und Texten. Denn nur durch die Verortung im richtigen Style kann der musikalischen Fragilität die nötige Kraft als ernstzunehmende neue Pop-Position verliehen werden. Da solche Konzepte aber in Deutschland und insbesondere in München immer noch sehr selten zur Musik hinzugedacht werden, ist die Aufmerksamkeit, die die Gaddafi Gals schon jetzt bekommen, groß. Der Musikexpress zählt sie zu den besten Newcomern 2018, das Hip-Hop-Genre-Mag „Juice“ beschreibt sie als die Zukunft. Und sie selbst arbeiten an ihrem Debüt-Album „Temple“.

Stil: Neo-Cloud R’nB Rap
Besetzung: Ebow, Nalan (Gesang, Songwriting)
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.facebook.com/gaddafigals


Text: Rita Argauer

Foto: Sophie Wanninger

Neuland: Wer wird Band des Jahres?

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Wer wissen will, wer sich mit dem Titel “Band des Jahres” schmücken darf, muss sich den 15. Februar rot im Kalender anstreichen. Neben den nominierten Bands treten auch Comedians und Kabarettisten auf.

Hip-Hop trifft auf Bluesrock. Indie-Pop auf Art- und Alternative-Pop. Das Line-Up der Veranstaltung „Wer wird Band des Jahres?“ ist vielfältig: Chaem, Eliza, Matija, Ni Sala, Swango und Beta. Diese Bands und vier weitere standen zur Wahl für die Band des Jahres der Junge-Leute-Seite der SZ. In einer ersten Runde konnten Facebook-User für ihre Lieblingsband abstimmen. In einer zweiten Runde haben die Bands ein Ranking erstellt, wobei sie nicht für sich stimmen durften. Diese beiden Votings wurden zu einem Gesamtvoting verrechnet. Am Ende des Abends wird die Band des Jahres gekürt. Für ein buntes Rahmenprogramm sorgen die Comedians Julian Beysel, Sebastian Ulrich und Michael Mauder, die Kabarettisten und Musiker Julian Wittmann und Peter Fischer, Poetry-Slammer Philipp Potthast und Liedermacher Alex Döring. Bis spät in die Nacht kann zu House- und Funk-Klängen von DJ Alex Blum getanzt werden.

Wer wird Band des Jahres? Donnerstag, 15. Februar, Bahnwärter Thiel, Tumblinger Straße 29, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt fünf Euro.

Text: Lena Schnelle

Foto: Fabian Christ

Band der Woche: LCAW

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Seine Mutter und seine Schwestern sind in der Klassik unterwegs, aber Leon Weber alias LCAW zieht es in eine andere Richtung. Früher war der Musiker als House-DJ bekannt, nun wagt er sich mit Eigenkompositionen in die Popwelt vor.

Das Wort frühreif wird oft negativ verwendet. Man stellt sich einen Streber vor, der trotz geringer Erfahrung alles besser weiß und altklug kommentiert. Der Münchner Musiker, Produzent und DJ Leon Weber, alias LCAW, zeigt jedoch eine Art der frühen Reife, die ziemlich beeindruckend ist. Der 23-Jährige, der als House-Remixer von Indie-Tracks schon vor vier Jahren international bekannt wurde, veröffentlicht nun Ende März mit „Meet me in the Middle“ seine erste EP mit eigenen Tracks. Für die erste Single „Hummingbird“ konnte er die britische Sängerin Sophie Ellis-Bextor als Gast gewinnen. Die ist 38 Jahre alt und hatte 2001 mit „Murder on the Dancefloor“ ihren ersten Nummer-1-Hit. Dennoch hat man hier nicht das Gefühl, dass eine gesetzte Sängerin sich mit jugendlichem Produzenten verjüngen möchte oder dass ein junger Musiker versucht, den Stil eines erwachsenen Stars zu kopieren. In „Hummingbird“, einer leichfüßigen Disco-House-Nummer, treffen zwei Musiker auf gleicher Höhe aufeinander, auch wenn sie 15 Jahre Erfahrung trennen.

„Manchmal schreibe ich ein Lied und habe direkt eine Stimme im Kopf, die perfekt dazu passen würde“, sagt Leon. Als er an seiner EP arbeitete, war das mit der Stimme von Sophie Ellis-Bextor der Fall. Doch weil Leons Remixes eben da schon international erfolgreich liefen, befand sich der junge Musiker in der glücklichen Lage, die Person hinter der Stimme, die er im Kopf hatte, auch ganz reell anfragen zu können. Aufgenommen wurde der Song dann in einem Londoner Studio, in dem auch schon James Blunt oder Adele gearbeitet hatten. Herausgekommen ist eine ziemlich zugängige Pop-Nummer, deren Produktion reif und gesetzt wirkt. Da komponiert jemand, der sich handwerklich und stilistisch sehr sicher ist – obwohl das, neben ein paar Singles, das erste Mal ist, dass Leon mehrere selbstgeschriebene Songs gebündelt veröffentlichen wird. Für Leon ist dieser Song dabei auch der Beginn einer neuen künstlerischen Richtung. Man hört zwar seine Anfänge als House-Remixer durch, doch „Hummingbird“ ist ein richtiger Popsong, den er als „eine moderne Art von Disco und Funk“ beschreibt. Es hat in Leons Karriere allerdings ein bisschen Zeit gebraucht, bis es zu so einer Zusammenarbeit und dieser stilistischen Positionierung kommen konnte. Während er in seinen Remixes immer das musikalische Material anderer Künstler weiterverarbeitete, hat er hier selbst komponiert. Um damit in die Öffentlichkeit zu gehen, wollte und musste er sich sicher sein.

Schon 2014, als seine Laufbahn als DJ und Remix-Produzent bereits internationale Kreise zog, arbeitete er an Original-Tracks, also an Eigenkompositionen. Doch bis er diese für gut genug befand, um sie zu veröffentlichen, dauerte es. Da schwingt ein ziemlich hoher Anspruch an die eigene Musik durch, der vielleicht auch daher kommt, dass Leon von frühester Kindheit an mit klassischer Musik konfrontiert war. Seine Mutter und seine beiden Schwestern sind Berufsmusikerinnen in der Klassik. Leon selbst spielt Klavier und Cello, gewann den Wettbewerb „Jugend musiziert“ und spielte im Bundesjugendorchester. Für eine Karriere in der Klassik habe ihm das permanente Üben jedoch zu wenig gelegen, erklärt er. Sich aber in der Musik fest zu beißen, lange an etwas zu arbeiten und zu feilen, das ist – neben dem musikalischen Grundverständnis – wohl etwas, was er aus der klassischen Ausbildung mitgenommen hat. Gleichzeitig befähigt ihn nun genau das, Songs zu produzieren, die trotz seines Alters auf dem internationalen Pop-Markt bestehen können. 

Stil: Pop/House
Besetzung:
Leon Weber (Komposition, Produktion)
Seit:
2013
Aus:
München
Internet:
www.lcawmusic.com

Text: Rita Argauer


Foto: Yunus Hutterer

Band der Woche: The Sexattacks

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Ursprünglich wollten The Sexattacks nur eine Punkrock-Coverband sein. Doch schnell wird klar: Sie wollen dagegen kämpfen, dass „Populismus überzuschwappen droht und extreme Ansichten immer
mehr ohne Besinnung und Zurückhaltung nach außen getragen werden“.

Das nihilistische Rebellionsgenre Punkrock ist ganz schön alt geworden. In den Siebzigerjahren als pessimistische Antwort auf das Sechzigerjahre-Hippie-Glück atmete diese Musik noch den Geist der Jugend. Jetzt, 40 Jahre später, wirkt Punkrock manchmal etwas verkrampft, so wie ein ewig mahnender Erwachsener, der die zeitgenössischen Themen der Jugend nicht mehr nachvollziehen kann. Punk als Mode ist dabei sowieso völlig ausverkauft, Punk als Musik existiert in München gut in der Deutschpunk- und Hardcore-Szene. Melodischer, englischsprachiger Punk verwässerte seit dem Mainstream-Erfolg, den Green Day Anfang der Nullerjahre feierten, zunehmend.

Dazu passt auch, dass die Münchner Punkband The Sexattacks ursprünglich den Plan hatte, eine Punkrock-Coverband zu gründen. Das erscheint etwas absurd, sind doch Coverbands eben hauptsächlich dafür da, dass Musik bekannter Künstler entweder zum eigenen Vergnügen oder für Fans nachgespielt wird. Punk zu covern, lässt die Dringlichkeit der Rebellion gegen null gehen. „Schon bald haben wir gemerkt, dass wir sehr wohl selbst Songs in dieser Musikrichtung schreiben und unsere eigenen Geschmäcker und Themen einfließen lassen können“, erklärt das Quartett dementsprechend zur Bandgeschichte. Also begann die Truppe um Sänger Uwe Kriegbaum Punkrock, der sich an Bands wie Green Day oder Blink182 orientiert, mit der nötigen Hingabe ins Jahr 2012 zu transportieren. Da gründeten sie sich in ihrem Heimatort Penzberg. 2017 zeigte sich aber als das produktivste Jahr, in dem sie die EP „Secrets“ veröffentlichten. Darauf überrascht der Hochglanzsound. Klar, das ist schnelle Musik mit einem treibenden Schlagzeug und verzerrten Gitarren, doch von Produktionsseite aus klingt das mehr nach astreinem Pop als nach einer DIY-Kellerband. Ähnlich zeigt sich die ganze Reihe an Musikvideos, die sie bisher veröffentlicht haben. Ästhetisch glänzend, fast streberhaft umgesetzt, finden sich da der alte ironische Punkrock-Antistyle – weiße Hemden, schwarze Fliege – genauso wie Insignien wie ein altes Telefon, in das großgestisch hineingesungen wird, oder ein umgekehrtes Raumverständnis, wenn der Sänger an der Decke herumspaziert, wie im Video zum Song „Media“.

Doch Hochglanz wirkt hier nicht abschreckend. Sexattacks nutzen Mainstream-Ästhetik, Hochglanzproduktion und durchaus schon etwas abgetragene Symbole, um daraus eine brennend-euphorische neue Botschaft für sich zu formulieren. Musikalisch ist das nicht neu, aber mit gegenwärtigen Mitteln sehr gut umgesetzt. Und sie meinen es ernst: Wenn sie nicht an neuen Songs arbeiten, kümmern sie sich um Videos, organisieren neue Gigs, überlegen sich Inhalte für die sozialen Netzwerke. Und sonst hängen sie als Kumpels auf Probenwochenenden rum. Auch zeitlich eine Hingabe an die Musik, die das Gesamterscheinungsbild dieser Band so stimmig macht. Obwohl die Punkszene in den Münchner Clubs gerade eher zurückgedrängt sei, berichten sie von einer überwältigenden Publikumsresonanz. Sie wollen die Leute mitnehmen. Das einfach greifbare Auftreten hilft dabei genauso wie die hymnischen Melodien, die unter dem schnellen Punk-Gehacke liegen. Diese Band will gegen eine Gesellschaft rebellieren, in der „Populismus überzuschwappen droht und extreme Ansichten immer mehr ohne Besinnung und Zurückhaltung nach außen getragen werden“. Ihr Dagegen-Sein ist musikalisch jedoch mehr nachvollziehbar und offen als aggressiv. Und das ist 2018 sehr angebracht.

Stil: Punkrock
Besetzung: Uwe Kriegbaum (Gesang, Gitarre), Daniel Jocher (Gitarre), Markus Mund (Bass), Simon Kurz (Schlagzeug, Gesang)
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.thesexattacks.com

Text: Rita Argauer


Foto: Daniel Jocher

Neuland: SAMT

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Swallow Tailed hat einen neuen Namen, einen neuen Musikstil und ein Bandmitglied weniger. Das Trio startet jetzt nach zweijähriger Pause wieder durch – als SAMT. Sie haben sich nun dem Elektro-Pop verschrieben.

„Wir sind jetzt erwachsener geworden“, sagt Philip-Maximilian Maier. „Unsere Musik kann man nicht mehr dem klassischen Indie zuordnen, sondern sie ist jetzt elektronischer und poppiger.“ Philip spielt Gitarre und singt bei der Band SAMT – früher Swallow Tailed. Swallow Tailed hatte im Dezember 2015 eine Pause eingelegt, nachdem Schlagzeuger Lenny die Band verlassen hatte. „Wir waren zuerst traurig, weil es gut lief und wir viel Spaß hatten, aber er hatte das Gefühl, uns auszubremsen, weil er andere Verpflichtungen hatte.“ Nun sind die anderen drei Bandmitglieder, Philip, Pia Kreissl und Jakob Arnu, zurück – mit neuem Namen und neuer Musik. Für die Fans war es eine zweijährige Pause, doch das Trio hat still und heimlich im Studio Musik geschrieben. „Wir haben uns viel mehr Zeit für die Songs genommen als früher“, sagt Philip. „Es war uns eine Freude und Ehre, an einer Webserie musikalisch mitzuarbeiten.“ Außerdem möchte SAMT jeden Monat einen neuen Song herausbringen. In den nächsten Monaten folgen auch Musikvideos und von Frühling an Konzerte.

Text: Lena Schnelle

Foto:

Johannes Kliemt