Von Freitag bis Freitag München – Unterwegs mit Barbara

Während andere sich noch an die letzten Semesterferienwochen geklammert haben wie schiffbrüchige Matrosen an einen Rettungsring, freut Barbara sich auf die erste Uniwoche. Nicht, weil sie Sehnsucht nach ihren Dozenten hatte, sondern weil in der ersten Semesterwoche bekanntlich vieles gemacht wird, außer in Vorlesungen gegangen: Barbara holt sich modetechnische Inspiration bei der Eröffnung des Pop Up Stores ANA ALCAZAR, die sie auch gleich auf dem Stijl Design Markt auslebt, sie lässt sich von Hip Hop Battles zur Muffathalle treiben, wo Nina Sonnenberg alias FIVA für Stimmung sorgt und hilft am Mittwoch im Substanz bei der Suche nach Germany’s next Topmatröse.

Es gibt drei Gründe, warum man sich auf kommende Woche freuen sollte: Erstens, das Wintersemester beginnt, zweitens, das Oktoberfest ist endlich vorbei und drittens: Ich biete spannende Veranstaltungstipps. Langweilig wird’s uns bestimmt nicht, denn wie jeder weiß: In der ersten Uni-Woche wird nicht studiert, sondern gefeiert.  

Am Freitag Abend geht’s gleich zur Releaseparty München ist Dreck. München ist Dreck ist eine Plattform für Künstler, Musiker und Freidenker. Der Abend gehört allen Kreativen, die auch einmal Kritik an der Stadt München üben möchten und gleichzeitig neue Ideen sammeln oder austauschen wollen. Beginn ist um 20 Uhr im Maxès. Vielleicht schaffe ich es davor noch zur Eröffnung des Pop Up Stores ANA ALCAZAR. Die Marke wurde von den zwei Schwestern Beate und Jutta Ilzhöfer gegründet, die für ihre selbstbewusste und feminine Mode bekannt sind. Weiteres Plus: Man bekommt dort kühle Getränke und Kaffee umsonst!

Auch am Samstag wird der Geldbeutel gezückt: Um 11 Uhr beginnt auf der Praterinsel der Stijl Design Markt. Die tollen Designerprodukte, Möbel und Klamotten lassen Frauenherzen höher schlagen.
Hip Hop-Fans sollten das Hip Hop Dance Battle in der Adolph-Kolpingstraße 10 nicht verpassen. Beginn ist um 12 Uhr! Abends werde ich brav bleiben, um meine Kräfte für die kommenden Tage aufzusparen.

Am Sonntag gehe ich erst einmal frühstücken. Allen Frühstücksliebhabern kann ich wärmstens das Cafe Lotti empfehlen. Nicht nur das blumige Ambiente überzeugt, sondern auch die Speisekarte. Veganer und Vegetarier werden hier ebenfalls fündig.
Wer noch ein Ticket abgestaubt hat, sollte um 16 Uhr nicht am Königsplatz fehlen: Dort findet die Veranstaltung „WIR. stimmen für geflüchtete Menschen“ statt. Viele nennenswerte Bands treten dort auf. Für alle Musikfans ohne Ticket gibt’s ein kleines Trostpflaster: Philipp Dittberner & Band spielen um 20:30 Uhr im Strom. Nichts wie hin!

Am Montag lasse ich es ruhiger angehen und treffe mich daheim bei Freunden. Vielleicht bekomme ich dort neue Ideen für den Rest der Woche.

Am Dienstag Abend dann die Qual der Wahl. Entweder in die Muffathalle zu Nina Sonnenberg alias FIVA oder aber in den Trachtenvogl zur Album-Release-Tour von Maria Reiser: Die bayerische Künstlerin gibt dort moderne Mundart-Musik zum Besten. Notfalls schmeiße ich einfach eine Münze!

Mein Mittwoch Abend gehörte jahrelang dem Atomic. Wie schade, dass dieser wunderbare Club schließen musste. Aber längst habe ich mich in die Substanz verliebt: Dort weiß man ebenfalls gute Musik zu schätzen. Das Motto des heutigen Abends lautet „Sing Matröse sing – Germany’s next Topmatröse“. Serafyn, eine fünfköpfige Folkpop-Combo, tritt gegen die Singer- und Songwriter Julian Nantes und Nikolaus Wolf an. Am Ende des Abends wird der „Topmatröse“ gekürt. Gespannt? Ich auch! Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt kostet acht Euro.

Regel Nummer Eins im Studium: Am Freitag werden keine Vorlesungen oder Seminare belegt. Donnerstagabends finden nämlich immer die besten Partys statt. Diesen Donnerstag lade ich meine Freunde zum Vorglühen ein, denn meine Wohnung ist nicht weit von der Arcissstraße entfernt: „Meine erste Uniparty“ steigt wie jedes Jahr im Stammgelände der TUM und lädt zum Leute kennenlernen und Alkohol konsumieren ein. Für Erstis quasi eine Pflichtveranstaltung!

Am Freitag Morgen dürfen wir erschöpft sein, das ist okay. Auch gegen Mittag müssen wir das Bett noch nicht verlassen, aber abends gibt es keine Ausreden mehr: Um 20: 30 Uhr beginnt nämlich im Gasteig das audio-visuelle Festival Digitalanalog 2015. Der Eintritt ist frei. Für Kunstinteressierte bietet sich eine schöne Alternative im Farbenladen: In der Ausstellung ANTWORTEN IN BILDERN wird die jüngste Fotoserie vom Künstlerduo Bianca Bättig und Franziska Schrödinger gezeigt. Für musikalische Wohlklänge sorgen an diesem Abend „Beneman“ und „Cha Cha“. Die Vernissage geht noch bis zum 31. Oktober. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

Schon ist die Woche wieder um. Zeit zum Studieren bleibt noch genügend. Und wie heißt es doch so schön: Prüfungen kann man wiederholen, Partys und Events aber nicht. In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Wochenende!

Barbara Forster

Foto: Alexandra Forster

Geflasht

Chris Buchbinder und Nono Adjamgba haben einen Schuh mit Blinksohle entwickelt. Sänger Cro soll interessiert sein. Und jetzt hat sich auch der Styling-Berater von Justin Bieber in München gemeldet

Man sieht Chris Buchbinder und Nono Adjamgba an, dass ausgefallene Mode zu ihnen passt. Irgendwo zwischen Hip-Hop und Hipster kombinieren die beiden 27-Jährigen College-Jacke und Hut, Hemd und Sneaker. Der Weg zum Label war nach einer gemeinsamen Ausbildung zum Fahrzeuglackierer nicht unbedingt vorgezeichnet – und auch der Erfolg, der sich gerade anbahnt, überrascht. Überrascht? Das ist untertrieben. Es kann einen schon ein wenig aus der Fassung bringen, wenn ein kanadischer Popstar mit knapp 13 Millionen verkauften Platten und 72 Millionen Facebook-Fans Schuhe aus München tragen will. Doch der Reihe nach.

2006 haben sich Chris und Nono bei ihrer Ausbildung kennengelernt, dann trennten sich ihre Wege für einige Zeit. Nono ging zur Bundeswehr, Chris machte erste Erfahrungen an einer Modeschule. Als sie sich Jahre später wiedersehen, schlägt Chris die Idee für das Modelabel Dito vor. „Ich habe ihn damals ausgelacht“, erzählt Nono und grinst, „aber ich war auch schon immer begeistert von Kleidung.“ Im April 2014 ging es los – Chris hat sich um die Designs und Schnitte gekümmert, während Nono den Online-Shop und das Marketing übernommen hat.

Biebers Stylist Ryan Good
schlägt ein Foto-Shooting
für das „Billboard Magazine“ vor

Eigentlich wollten sie mit Dito vor allem T-Shirts, Jacken und Mützen produzieren. Aber die Kleidungskollektion steht derzeit etwas im Hintergrund – alles wegen „B. Allen“, das ist der Name vom aktuellen Verkaufsschlager von Dito. Den leuchtenden Schuh haben Chris und Nono nach dem Comic-Charakter Barry Allen benannt, der als „Flash“ den Kampf gegen das Verbrechen aufnimmt. „Der Schuh war eine Idee, um unser Angebot breiter zu gestalten“, erklärt Chris. „Dass die Sohle blinkt, sieht einfach geil aus und hat nostalgischen Charakter – früher gab es Kinderschuhe, die an der Ferse geblinkt haben und die keiner haben durfte. Heute produzieren wir die Schuhe einfach selbst.“

Was als kleines Projekt gedacht war, ist jetzt die Hauptaufgabe der Dito-Gründer. Ein Leuchtschuh fällt eben auf. Über Abraham Duke, Künstlername MacDuke, dem Filmproduzenten von Cro, sei, so sagen sie, der Kontakt zum Rapper entstanden. „Dann gingen die Bestellungen schon schnell in die Höhe“, sagt Nono und fängt an zu schmunzeln, „aber da wussten wir noch nicht, was uns erwartet.“ MacDuke streitet jedoch ab, Teil des Höhenflugs zu sein: „Die Jungs haben mir versprochen, den Schuh zuzuschicken, auch weil sie wissen, dass ich mit Cro zusammenarbeite. Ich habe leider nie was bekommen.“

Trotzdem wurde man auch außerhalb Deutschlands auf den Schuh aufmerksam. Chris fängt an zu erzählen, man merkt beiden die Begeisterung an: „Vor einigen Wochen bekam ich spät am Abend eine Mail – vom Stylisten von Justin Bieber. Er hatte unseren Schuh gesehen und will Justin gerne damit ausstatten.“

Über Fotos auf Instagram und Modeblogs wie Marc Medusa haben die Schuhe immer mehr Aufmerksamkeit bekommen – „so hat sie dann auch der Mitarbeiter von Justin Bieber entdeckt,“ sagt Chris und zeigt die E-Mail von Ryan Good, Stylist und bis vor kurzem Fashion-Coach des kanadischen Popstars. „Please forward me to the person who handles men’s press“, schreibt Good in der E-Mail, und erklärt im folgenden Satz: „Would like to use your LED sneakers for an editorial shoot with Billboard Magazine.“ Doch damit nicht genug. In Kopie ging die Mail auch gleich an JP Robinson, zuletzt Artdirector der Plattenfirma Def Jam Recordings. „Robinson hat dann prompt vorgeschlagen, Justin könnte die LED-Schuhe doch bei einem Fotoshooting für ein Cover der Zeitschrift tragen“, erzählt Chris.

Sollte dieses Projekt Realität werden, stehen Chris und Nino vor einer riesigen Herausforderung. Chris betont, wie wichtig es ist, das Wachstum des Labels selber steuern zu können. „Wir wollen die Entscheidung treffen, wie schnell es mit Dito weitergeht. Aktuell können wir das noch, zum Beispiel, wie viele Paar Schuhe wir herstellen lassen.“ Trägt ein Prominenter wie Justin Bieber den Schuh, dann werden die Bestellungen enorm in die Höhe schnellen. „Wir sind uns bewusst, dass eine solche Entwicklung sich nicht mehr steuern lässt“, stellt Nono fest, „und wir haben enormen Respekt vor der Aufgabe, die da potenziell auf uns zukommt. Aber wir haben keine Angst.“
 Beide sind sehr ernst, wenn sie über die Zukunft reden. „Wir müssen uns auf alles vorbereiten, egal ob wir 500 oder 5000 Bestellungen bekommen. Aber wir sind intern sehr stark, wir haben die gleichen Interessen und Ziele für das Label“, sagt Chris. Nono nickt zustimmend.

Diese Größenordnung ist von äußerster Wichtigkeit. Die erste Schuhbestellung beinhaltete vier Paar. Mittlerweile lässt Dito fast 500 Paar im Monat produzieren, 119 Euro kostet der Sneaker. Sollten diese Zahlen rapide ansteigen, haben sowohl Dito als auch ihre Produzenten in Peru und China ein Problem – beide haben eingeschränkte Kapazitäten. „Wir sind aktuell kein Mainstream-Label. Wir können nicht alle bedienen, aber wir wollen auch nicht alle bedienen“, erklärt Chris.

Dem Status und der Aufmerksamkeit, die der Schuh ihnen momentan beschert, sind die beiden trotzdem nicht abgeneigt. Für die Zukunft von Dito kann diese Möglichkeit entscheidend sein. Das Fotoshooting mit Justin Bieber ist für den Sommer geplant. Wenn es denn wirklich klappt. Chris und Nino und alle Beteiligten verfolgen jetzt gespannt, ob der Schuh im Billboard Magazine landet. Die Ruhe können sie jetzt nicht genießen, dafür gibt es zu viel Arbeit.

Matthias Kirsch

Foto: Alexander Gorodnyi

Quer gestrickt

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“Venomous”- so heißt das Modelabel von Kainer Heimert. Damit durchbricht er Kleidernormen

München – Der Schmetterlingseffekt: Wenn ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, kann er einen Orkan auslösen. Oder ein Modelabel inspirieren. So war es zumindest bei „Venomous“. Die Idee zu dem Start-up kam Kaine Heimert, 23, durch einen knallblauen Schmetterling. Der giftige Falter ließ ihn nicht mehr los – weil er zweigeschlechtlich ist. Ein Flügel ist weiblich, der andere männlich. Genau das Prinzip, das Kaine modisch vorschwebt. „Auch Frauen haben eine maskuline Seite und Männer eine feminine“, sagt er. „Jeder soll so sein, wie er ist.“ Mit seinen Kollektionen will Kaine Kleidernormen durcheinanderbringen. Anderen dabei helfen, anders zu sein. Denn wenn seine Kunden ihre neuen Kostüme anprobieren, schlüpfen sie für ein paar Stunden in eine fremde Rolle.
 Kaine hat sich auf Mode für Fan-Szenen spezialisiert. Da gibt es futuristische, schrille Kostüme für Videospiel-Charaktere auf Cosplay-Conventions. Düstere Gothic-Kleidung für Modemessen. Oder pompöse Rüschenröcke und hochgeschlossene Blusen für Lolita-Fotoshootings. Auch für Visual Kei produziert Kaine gerne – eine Subkultur, die ursprünglich aus Japan kommt. In der Szene trägt man grellbunte Fantasiekostüme mit Schleifchen genauso wie schwarze Leder-Kleidung mit Nieten. Ein zusammengewürfelter Stil, der mit unseren Sehgewohnheiten kollidiert. Und der einem die Unterscheidung „weiblich“ oder „männlich“ ganz schön schwer macht, tragen doch auch Männer in der Szene manchmal Röcke. 

Auf Definitionen hat Kaine längst
keine Lust mehr: „It’s nothing
about gender – it’s fashion.“

Auch Kaine selbst gefällt es, sich zwischen männlich und weiblich zu bewegen. Beim Interview trägt er Nietengürtel und ein graues T-Shirt. An den häufig durchstochenen Ohren hängen silberne Ohrringe wie aufgespießte Schmetterlinge. Ungewöhnlich für einen Mann. Genauso ungewöhnlich wie die lange, stufige Haarmähne. Die Lippen sind voll, die Gesichtszüge sehr fein. Schräge Blicke ist Kaine mittlerweile gewohnt, nicht erst seit der Gründung des Labels vor einem Jahr. Aber immer noch ist Entrüstung in der Stimme, wenn er sagt: „Oft werde ich als Frau angesprochen!“ Doch wer kann den Passanten den falschen Eindruck verübeln? In Finanzierungsvideos für sein Modelabel tritt Kaine schon mal mit blauer Bluse und Kette auf.

Das fällt aus der Norm. Aber auf Definitionen hat Kaine längst keine Lust mehr. Vielleicht hat er sich diesen Spruch deshalb zum Motto gemacht: „It’s nothing about gender – it’s fashion.“

Aus der Norm gefallen, das sei er schon immer. Schon vom Namen her. Kaine ist nicht, wie erwartet, ein Künstlername. Übersetzt bedeutet der gälische Name Kämpfer. „Das passt sehr gut, weil ich mich immer durch mein Leben gekämpft habe und viele Widrigkeiten überwinden musste“, sagt Kaine.

Als Jugendlicher zog er mit seiner Mutter aus einem Dorf in Sachsen nach München. „In der Schule lief da viel mit Mobbing“, sagt er. Anlass dazu bot schon seine Kleidung. Modisch drehte sich Kaines Welt um Importware aus Asien: tiefschwarze Kleidung mit Nieten, Bändern und Accessoires. Das, was alle trugen, fühlte sich falsch an. „Das war für mich wie verkleiden. Ich konnte nicht richtig dazugehören, aber ich wollte es auch nicht.“ Dass sich der damals Zwölfjährige daher ausgefallene Kleidung bei E-Bay bestellte, war der Mutter anfangs nicht recht: „Willst du wirklich so draußen rumlaufen?“ Ja, das wollte er. Auch wenn man ihm verletzende Dinge hinterher rief, die ihn tagelang den Unterricht schwänzen ließen. Wer sich wie Kaine in Kleidergeschäften nicht so richtig zwischen Damen- oder Herrenabteilung entscheiden konnte, der hatte es schwer. Vor allem in der Pubertät, in der von A wie Aussehen bis S wie Sex alles ziemlich körperfixiert ist.

Seine Mode soll sich nun richtig anfühlen. Qualitative Stoffe müssen es sein, nicht die typischen Cosplay-Massenanfertigungen. Materialkosten zu senken, kommt für Kaine nicht in Frage. Obwohl der junge Modemacher, der noch bei seiner Mutter wohnt, vom eigenen Geschäft bisher eher so schlecht als recht lebt. Fast alle Kleidungsstücke sind handgemachte Unikate. Kaine bestickt sie auch mühevoll selbst mit Perlen – die teure Stickmaschine kann er sich nicht leisten.

Damit sich das zeitlich ausgeht, klingelt der Wecker schon um sechs Uhr morgens. Und die Nähmaschine rattert bis spät am Abend. Manchmal dauert es einen ganzen Monat, bis ein Kleidungsstück fertig ist. Das fertige T-Shirt kostet 20 bis 30 Euro. Ein Korsett das Zehnfache.

Ein bisschen muss man ans viktorianische England denken, wenn man sich Kaine bei der Arbeit vorstellt, stundenlang über den Stoff gebeugt. Das passt: Denn besonders aufwendig sind die riesigen Kostüme der Steampunk-Kollektion. Die katapultieren einen modisch direkt ins viktorianische Zeitalter. Über die 20 Tülllagen eines Rockes quält sich die Nähmaschine nur mühsam, sagt Kaine. Enge Korsetts gehören genauso zum Repertoire wie drei Röcke übereinander.

Merkwürdig – einer, der mit Geschlechternormen nichts anfangen kann, macht Mode aus der viktorianischen Zeit. Einer Gesellschaft, die so prüde war, dass sie Tischbeinen manchmal kleine Stoffhöschen umband: Ein nacktes Tischbein galt als obszön. Und Korsetts? Aus dem Taillen-Gefängnis ist die Frauenbewegung doch nur mühsam ausgebrochen. „Ich mag solche Widersprüche“, sagt Kaine. Und: „Meine Testpersonen haben mir versichert: In meinen Korsetts kann man noch atmen!“ Und atmen können, darum geht es ja bei dem Ganzen.  

Elsbeth Föger

Foto: privat