Albumkritik: Ni Sala

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Die Münchner Rockband Ni Sala bringt ihr erstes Album raus. Wer einfachen Bluesrock erwartet, täuscht sich – die fünf Musiker können weit mehr!

Über die Vorgängerband von Ni Sala, die Rock-Kombo Famous Naked Gypsy Circuit, sagte einer
aus der Münchner Musikszene, der es wissen muss: „Das sind doch Verrückte“- es
war positiv gemeint.  Das war im Jahr
2015, die Gypsies hatten gerade ihr erstes – und einziges – Album raus
gebracht, nach fünfjähriger Bandgeschichte. Dann lösten sie sich auf.

Nun bringen drei dieser „Verrückten“ zusammen mit zwei
weiteren Musikern ihr selbstbetiteltes Album Ni Sala raus. Und man darf nicht den Fehler machen, Ni Sala mit den Gypsies zu
verwechseln. Denn nicht nur Name, Bandmitglieder und Image haben sich verändert
– auch der Sound ist neu. Formal machen Ni
Sala
Bluesrock mit 80ies-Einschlag, aber sie darauf zu reduzieren, wäre
unfair.

Der Opener des Albums, das mitreißende Philosophy Hollywood gibt gleich mal die Richtung vor, harte Riffs
zum Einstieg, hohes Tempo, der Gesang akzentuiert – ein echtes Brett eben. Beast In Me ist dann wieder mehr Blues,
stampfend-intensiv. Hörer von anderen Münchner Blues-Größen wie The Black Submarines dürften sich hier
gut aufgehoben fühlen. Cheeky Tongue und
Exit Is Inside sagen dann endgültig:
Das ist viel mehr als nur Blues, Ni Sala zitieren und schaffen großen
Rock – der Vergleich mit den großen Black
Rebel Motorcycle Club
kommt da nicht von ungefähr.  

Zur Mitte der Platte nehmen die fünf Musiker den Fuß etwas
vom Gaspedal und präsentieren mit Driftin‘
und Clear Your Mind zwei
ruhigere, fast besinnliche Nummern. An manchen Stellen erinnert das Album an
das famose Debütalbum der Labelkollegen von The
Charles
, etwa im explosiven Golden oder
in Love Street, in dem Sänger Robert
Salagean sein ganzes stimmliches Talent zeigt.

In C.O.E.T.S. geben
Ni Sala dann schließlich selbst die Anweisung, was mit diesem Album zu
tun ist – „Come on over enjoy“, um die Platte dann ruhig und viel Pathos mit Susie Allen zu schließen. Als Dreingabe
gibt es dann noch eine Live-Version ihres Songs Better Walk zu hören und live ist auch das Stichwort: Ni Sala feiern ihr Release am 26.05. im
Strom.

Philipp Kreiter

Von Kopf bis Fuß

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Weil Essen neben
Schreiben meine größte Leidenschaft ist, konnte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, Vincent Fricke nach unserem Gespräch auch selbst in seinem Pop-Up Restaurant Fleischkonsum zu besuchen. Eine Kritik.

Das Nudo sieht heute ein bisschen anders aus. An der Wand hängen Bilder von Schweineköpfen, in der Vitrine liegen Schenkel. Das leicht veränderte Interieur hat einen Grund: Für insgesamt acht Tage ist das Pop-Up Restaurant Fleischkonsum hier zu Gast. Auf der Karte stehen deshalb statt Pasta diverse Innereien. Ganz schön viel Fleisch gegen übermäßigen Fleischkonsum – so hat Jungkoch Vincent Fricke mir seine Idee erklärt.

Doch kommen wir nun zum Wesentlichen, dem Menü: Den Anfang macht ein
Aperitif, der in diesem Fall ganz ohne Alkohol und flüssige
Konsistenz auskommt: zwei winzige Häppchen, die hübsch anzusehen
sind, aber nichts mit Fleisch zu tun haben. Dafür zeigen die
Miniaturbrote aber sehr schön, wie die gleiche Zutat bei anderer
Zubereitung völlig anders schmecken kann. Radieserl mit Kresse und
eingelegtes Radieserl haben geschmacklich nur noch wenig miteinander
gemein. Lecker ist beides.

Der erste Gang kommt in
einem kleinen Schälchen daher: knusprige Schweineohren-Streifen.
Weniger ein Gang als ein Snack. Und weil man ja immer sofort
überlegt, wonach das eigentlich gerade schmeckt, was man isst: Es
schmeckt wie die Kruste vom Schweinebraten. Mhmm.

Der zweite Gang ist der
erste Gang, bei dem ich ein wirkliches Aha-Erlebnis habe.
Kalbsbackerl habe ich im vergangenen Winter selbst ab und zu
geschmort, aber die Schweinebacke ist für mich Neuland. Genauso wie
Kinn und Kiefermuskel. Wahrlich eine Hommage an das Hausschwein –
vor allem in Kombination mit dem leckeren Artischockenpüree!

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Auch der dritte Gang weiß
zu überraschen: Der Gurkensaft ist eher unspektakulär, der
Rettichschaum hat eine leicht irritierende Ziegennote – später
stellt sich heraus, dass Ziegenfrischkäse enthalten ist – dafür
ist aber das Knochenmark mit karamellisierten Zwiebeln eine echte
Entdeckung. Für alle, die eher skeptisch sind: Schmeckt wie
flüssig-cremiger Schweinebraten und zergeht im wahrsten Sinne des
Wortes auf der Zunge!

Mein persönlicher
Lieblingsgang ist dennoch der vierte Gang: Ravioli vom ganzen
Zicklein mit Kapern und kalter Tomatensoße aus grünen Tomaten.
Einziger Kritikpunkt: Das ganze Zicklein ist durch den Wolf gejagt,
weshalb einzelne Bestandteile nur zu erahnen sind und es nur der
Ziegen-Geschmack ist, den manche vielleicht stören könnte.
Trotzdem köstlich! Grüne Tomaten sind eh schon länger ein
Geheimtipp, weil sie weniger Säure als rote Tomaten enthalten, aber
auf eine kalte Soße bin ich in dieser Form selbst noch nicht
gekommen.

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Der fünfte Gang hält
mit Herz und Schwanz vom Rind wieder zwei echte Schmankerl bereit.
Und Steinpilze gehen sowieso immer. Das Roast Beef ist im Verhältnis
allerdings eher fad. Mag aber auch an der Konkurrenz liegen.

Kommen wir zum
wichtigsten Gang, wenn es nach mir geht: die Nachspeise. Auch die
kommt ohne Fleisch aus. Und es wäre übertrieben zu sagen, es sei
DIE beste Crème Brûlée, die ich je gegessen hätte, aber es ist
auf jeden Fall eine der besten.

Was ich mitnehme von
einem Abend voller Fleisch? Dass ich kulinarisch immer noch viel
lernen kann und das Essen einfach immer glücklich macht. Manchmal
hätte ich mir noch ausgefallenere Zutaten oder Zubereitungsarten
gewünscht. Andererseits ging es ja nicht darum, möglichst
ausgefallene Kreationen zu zaubern, sondern vielmehr zu zeigen, dass
auch Innereien was für Jedermann sein können. Großartig ist
deshalb, dass jeder eine Auswahl der Rezepte zum Mitnehmen
bekommt. Und wunderbar subtil schafft es Vincent Fricke, wieder
einen Bezug zwischen Tier und Nahrungsmittel herzustellen. Chapeau!

Wer mehr über Vincent erfahren möchte: http://jungeleute.sueddeutsche.de/post/149324362126/fleischeslust

Text: Jacqueline Lang

Fotos: VIncent Fricke und Alexandra Casper

Albumkritik: The Charles – Rhythm & Fiction

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Am dritten Juni erscheint das erste Album der Münchner Band The Charles und ihrem Frontman Xavier D’Arcy. “Rhythm and Fiction” wird es heißen – wir hatten die Gelegenheit vorab reinzuhören…

Auf der Facebook-Seite
der Münchner Rockband The Charles kann man seit Kurzem ein besonderes Bild
bestaunen: Es zeigt Charles-Gitarrist Konna Solms zusammen mit dem legendären
Led Zeppelin Gründer und Gitarristen Jimmy Page. Man weiß nicht ob und worüber
die beiden sich unterhalten haben, doch das neue Album der vier Münchner legt
zumindest den Eindruck nahe, dass Jimmy Page den ein oder anderen Tipp gegeben
hat.

Um es gleich zu Beginn
klarzustellen: Wer eine etwas rockigere Version von Sänger Xavier D’Arcys
Soloprojekt erwartet hat, wird enttäuscht. The Charles haben ihren eigenen
Sound gefunden, was auch an den Fähigkeiten der vier Musiker liegt. Und so
beginnt “Hoodoo”, der Opener von “Rhythm & Fiction”,  eben nicht nur mit einem durchdringenden
Schrei von D’Arcy sondern auch mit dem sehr klar abgemischten und von Emi
Obermeier virtuos gespielten Schlagzeug.

Genau das gibt die
Richtung für das restliche Album vor: jeder einzelne Song sprüht vor Energie,
ob es “Gasoline” mit dem langsamen Aufbau hin zu einem tanzbaren
Refrain ist oder “Costa del Sol”, das durch eine dominante Basslinie
von Bassist Maxim Frischmann besticht. Mit “Concrete Paradise”
gelingt den vier Münchnern ein starker Rocksong, der dank Solms’ Gitarrensolo
zu den stärksten Liedern des Albums zählt. Und das darauf folgende
“Gloria” ist völlig zu Recht die erste Single gewesen, ist es doch
das eingängigste und wahrscheinlich auch tanzbarste Lied der Platte.

Ein bisschen ironisch
mutet “Death of Rock’n’Roll” an, ist doch das Lied, das das Ende des
Rock’n’Rolls besingt gerade das Gegenteil. Mit dem einfachen und doch
eingängigen Rhythmus könnte das Lied auch auf einer Best of Classic Rock
Compilation zu finden sein – und wäre dort wohl eines der besseren Lieder. In
eine ähnliche Richtung geht auch “Knockout Blows”, das mit Background
Gesang im Chorus etwas sanfter gerät.

Und dann folgt mit
“Run” auch schon das zehnte und letzte Lied der CD, aber was für eines!
Mit über neun Minuten Spielzeit haben die vier Musiker damit ein Rock-Epos
geschaffen, das das ganze Spektrum des Albums noch einmal gekonnt zeigt. Und
vielleicht beantwortet dieses Lied auch die Frage nach den Tipps von Jimmy
Page: episch, tanzbar, handwerklich einwandfrei, melodisch eingängig – The
Charles bieten mit “Rhythm & Fiction” alles, was man von einem
ganz großen Rockalbum erwartet

The Charles werden ihre
neue Platte “Rhythm & Fiction” im Strom am 03.06.2016
präsentieren. Tickets sind noch erhältlich.

 

Von: Philipp Kreiter