Neuland: Korbinian Vogt

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Korbinian Vogt verbindet die Aktfotografie mit der Naturfotografie und nennt es “Akt in Natur”. Zum Beispiel amerikanisches Model mit grönländischem Eis.

2017 war sein Jahr: Korbinian Vogt, 22, steuerte ausdrucksstarke Porträts zur „10 im Quadrat“-Ausstellung im Farbenladen bei, zeigte seine Fotografien in drei Ausstellungen der Münchner Galerie Ingo Seufert, stellte auf der ArtMuc Kunstmesse aus – und im November sogar auf dem Mailänder Photo Vogue Festival. Doch all das war für den bodenständigen Fotografen nichts gegen sein Highlight des Jahres: Im Sommer wanderte er mit dem amerikanischen Model Sheri Chiu durch die menschenverlassene und wilde Natur Grönlands, um die junge Frau vor der Kulisse des Ilulissat Eisfjords zu fotografieren. Das dabei entstandene Projekt „Disko Bay“ wurde nun in die fünfte Ausgabe des renommierten Art Books „P Magazine“ aufgenommen, in dem exklusive Bilder internationaler Fotografen gezeigt werden. Die limitierten Exemplare der Hardcover-Edition kann man bereits im Internet vorbestellen. Auch 2018 will Korbinian Vogt wieder viel reisen und sein Langzeitprojekt „Akt in Natur“ ausbauen: „Mein Plan ist es, den kompletten Norden zu fotografieren.“

Text: Anna-Elena Knerich

Foto: Sheri Chiu

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Louis

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Neues Jahr, neue Pläne. Unser Autor startet raketenmäßig ins neue Jahr und nimmt sich viel vor: über die Fotografie-Ausstellung “But a mermaid has no tears” über eine Lesung bis hin zur Albumrelease-Party von The Whiskey Foundation ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Für das neue Jahr habe ich mir keinen einzigen Vorsatz
gemacht. Und das ist nicht nur gut, sondern auch richtig so. Meiner Meinung
nach legitimiert man so nur das eigene schlechte Gewissen. Brechen tun wir die
Vorsätze sowieso alle sehr schnell. Dieses Jahr mache ich mir nichts vor. Würde ich mich
mit derartig lästigen Dingen wie joggen gehen oder dem Verzicht aufs Feiern
gehen beschäftigen, dann wäre mein volles Programm im neuen Jahr ja wohl kaum zu
schaffen. Und das wäre nun einmal wirklich schade.

Ich beginne den Freitag
in einer kleinen Fotogalerie in der Maxvorstadt. Dort findet heute die Finissage der beiden
tollen Fotografen Laura Zalenga und Korbinian Vogt statt. Beide haben sich in
der Münchner Szene einen Namen gemacht und werden heute noch ein letztes Mal
ihre kleine Werkschau in der Galerie Ingo Seufert präsentieren. Später möchte
ich raus, tanzen, springen, die Welt vergessen. Der Crux Winter Jam im
heimeligen Muffatwerk verspricht wild zu werden. Oder gemütlich mit feinstem Soul ins Import Export.
Dort ist das Passauer DJ-Kollektiv Funk & Liebe zu Gast, mit denen sich der Weihnachtsspeck mit Sicherheit auf die beste und spaßigste Art und Weise
wegshaken lässt.

Am Samstag
schlafe ich erst einmal gemütlich aus. Nach ausgiebigem Kaffee-Frühstück und
einem gemütlichen Sofa-Tag schlendere ich in das Café Kosmos. Hier wird heute
Abend die Fotographie-Ausstellung „But a mermaid has no
tears“
eröffnet. Die analogen Portraits der jungen Münchnerin Nadja
Ellinger haben etwas von Alptraum und Märchengeschichte zugleich – die
Fotografin selbst schreibt: „Ich wollte nicht die äußere Handlung des Märchens
fotografieren, sondern mehr die innere.“ Nach der Vernissage und den ersten
Biergläsern schaue ich im STROM an der Poccistraße vorbei. Der Lieblings-DJ des
Glockenbachviertels – Fancy
Footworks
– steht dort heute an den Plattentellern und versorgt mich wie
gewohnt mit einem fetzigen Auftritt. Später treffe ich noch eine Freundin auf
ein letztes Bier im Sunny Red. Hier sorgen D-Light und MC Jah Screechy aus
Großbritannien für besten Dub zu später Stunde
genau das Richtige, um den letzten Samstag vor dem gefürchteten Unistart
abzurunden.

Dieser löst bei mir am Sonntag
starkes Fernweh aus. Gut, dass heute im Muffatwerk eine Vortragsreihe verschiedenster
Dokumentarfilmemacher stattfindet. Von Kuba, durch die Schnee- und Eiswüsten
dieser Erde, bis nach Asien und in die Anden ist mit Sicherheit so einiges
dabei, um bei mir neue Reiseträume wach werden zu lassen.

Montag. 10 Uhr,
Hörsaal. Finde ich gerade auch nicht so schlimm. Nach einem langen Tag wie
diesem schmerzt mir allerdings der Kopf und ich statte dem wunderbaren
Trachtenvogl einen abendlichen Besuch ab. Der ist heute gefüllt mit bestem Folk von den
beiden Münchnern Carmina Reyes und Sleepwalker’s Station. Gut gegen Uni-Blues,
schlecht für meine Ungeduld, bald wieder reisen zu gehen.

Dabei sind solche Träume vom Fliegen eigentlich der reinste
Luxus. Das wird mir am heutigen Dienstag
wieder bewusst, an dem ich die Sonderausstellung
„Nie wieder. Schon wieder. Immer noch.“ im NS-Dokumentationszentrum über den
erneuten Aufstieg rechtsextremen Gedankenguts in Europa besuche. Unangenehme Gedanken
über diesen unerträglichen Nationalismus plagen mich nun. Weshalb ich mich
spontan entschließe, dem Gemeinschaftsprojekt „Bellevue di Monaco“ noch schnell
einen Besuch abzustatten. Hier wird jeden Dienstag in einem offenen Tanzworkshop
eine Choreographie erarbeitet, die Tanzstile aus aller Welt miteinander
verbindet. Das verleiht mir wieder gute Laune. Tanz, Kultur ist eben nichts Statisches, was schon immer so da war und immer gleichen bleiben könnte.

Den Mittwoch
lasse ich ruhig angehen. Ich gehe spazieren an der Isar. Und abends noch ins
Lovelace, auf eine
Lesung
. Sara Hauser und Elisa Weinkötz lesen eigene Kurzgeschichten, die
sich in der Natur abspielen. Ich hoffe nur, es regnet nicht.

Am Donnerstag
gehe ich wieder meinem Drang nach, in die Welt zu reisen. Sulayman Jode, der
als Schneider erste Kollektionen im Second-Hand-Laden Vinty’s präsentierte,
veranstaltet mit Freunden inzwischen richtige interkulturelle Fashion-Events mit
Modeschauen, Hip-Hop-Konzerten und einer ganzen Reihe an DJs. Seine gewagten
Kleider, die Stoffe aus seiner gambischen Heimat mit westlichen Schnitten
verschmelzen lässt, fallen auf im eher trüben Münchner Kleidungshorizont. Der
Abend im Backstage verspricht lang zu werden – und reich geschmückt mit den
heißen Beats nigerianischer, gambischer oder tansanischer Musikstile.

Was für eine volle Woche. Dabei beginnt das Wochenende doch
erst. Und am Freitag das mit der –
ungelogen – wohl fetzigsten Party, die München im ganzen Jahr 2018 erleben wird.
The Whiskey Foundation spielen, leben, atmen Blues wie alte Großmeister. Heute
Abend veröffentlichen
sie ihr drittes Album
, Blues & Bliss. Allein die Vorbands können sich
sehen lassen: Matthew
Matilda
und Organ
Explosion
. Danach wird eine der einzigartigsten Live-Bands Deutschlands die
Muffathalle zum Beben bringen, bevor dann im Café weitergefeiert wird. Wenn die
Vögel zu zwitschern beginnen, bekomme ich die treibenden Gitarrenlicks noch
immer nicht aus dem Kopf. Ist zumindest mein Vorsatz.

Text: Louis Seibert

Foto: Lukas Marti

Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

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Weihnachtsferien. Da bleibt unserer Autorin viel Zeit für Musik, Kunst und Feiern. Also ab zu
“They Know Our Story” im Lovelace –

Modenschau, Lesung, Konzert und Party in einem -, zum musikalischen Muffat Winterfest und zur
Finissage „ A World of My Own“.

#chinchin #hurray #goodbye2017 #happynewyear2018
#newyearnewme #fireworkgoals …

… oder wie man im echten Leben sagen würde „Frohes Neues!
Prosit Neujahr! Guad umegrutscht! Passt scho! Prost!“.

Es wird getrunken, getanzt, gefeiert. So schnell der Jahreswechsel
auch da ist, so schnell ist er auch wieder vorüber. Das Einzige, was bleibt, ist
oftmals die Erinnerung an ein schönes oder eher weniger schönes Fest mit
Freunden oder der Familie. Same procedure as every year! Doch auch wenn der
Ablauf von Silvester oft der Gleiche ist, so sind es die Momente, die dieses
Fest zu etwas ganz Besonderem machen. Momente schaffen, die man weniger schnell
vergisst und die einem durch das neue Jahr begleiten. Hier sind meine Ideen für
die Tage um Silvester herum: von Freitag bis Freitag unterwegs mit mir in
München!

„They Know Our Story“- so lautet das Motto des Freitagabends im Lovelace. Wie bei
einer Wundertüte finden dort heute viele besondere und sehr unterschiedliche
Veranstaltungsformen statt: Begonnen wird mit einer kurzen Lesung aus der
Mixmuc Edition. Danach geht es weiter mit dem Special des Abends: Der Modenschau der Designer Zillian Jode, Out
of Motherland und Rubs Stly. Sulayman Jode ist 21 Jahre jung und stellt seine
detailverliebten Modekreationen, die stark von seinem Heimatland Gambia
inspiriert sind, vor. In München möchte er ein Projekt auf die Beine stellen,
das den Weg für junge Modedesigner mit Migrationshintergrund ebnen soll. Nach
der Fashionshow geht es mit guter Musik weiter: Es spielen Zulu Zulu, Jarkboy,
One Corner und bis tief in die Nacht kann man zu Afrohouse, Reggae und HipHop
von den beiden DJ´s Paali und Gubimann tanzen.

Wer am Samstag
mehr Subkultur will, der ist bei „Break it Down pres. All Crews Are Beautiful“
im Feierwerk genau richtig. Dort legen jede Menge gute DJs auf. Zu den Gästen
zählt unter anderem der rastlose Franzose La Loakaii aus München, der durch
zahlreiche Münchner Veranstaltungsreihen wie „breakbeat-action“, „fungleJunk“,
„Wanted“ oder „droppin’“, sowie durch seine 2001 gegründete 2-wöchentliche
Radioshow „breakbeat-action“ beim Sender M94,5 bekannt wurde. Außerdem zu
hören: der russische DJ Tigra, der uns mit wummernden Bassboxen versorgen wird!

Am Sonntag
heißt es dann auch schon „Happy New Year´s Eve“ oder eben einfach nur
Silvester. Wer noch keine Pläne hat, der sollte sich beeilen, denn
bei den meisten Happy Endings diesen Jahres sind Tickets notwendig. Für alle
Spätentschiedenen ist der Vorverkauf aber meist noch bis 31.12. möglich. Auf
dem Tollwood beginnt der Silvester-Countdown bereits viele Stunden vor
Mitternacht mit einer großen Silvesterparty: Auf fünf verschiedenen Areas wird
getanzt, das alte Jahr verabschiedet und das neue ausgelassen gefeiert. Als
traditionelles Highlight findet um 0 Uhr der Mitternachtswalzer auf dem
prächtig geschmückten Außengelände zu Füßen der Bavaria und unter einem buntem
Lichtermeer statt. In den Optimolwerken könnt ihr auf der letzten
Silvesterparty in der Ära des Optimolgeländes raven. Aber auch alle anderen
Clubs wie das Ruby, Bahnwärter Thiel, Crux, Pacha, Filmcasino, P1 und viele
mehr haben geöffnet, um euch eine legendäre Silvesternacht zu bereiten. Egal ob
Schickimicki oder Subkultur – hier ist für jeden was dabei!

Und wer vom Feiern nicht genug bekommt, der ist in der legendären
Storchenburg und der Alten Raffinerie genau richtig. Dort findet eine mehr oder
weniger geheime Silvesterparty ab 7 Uhr morgens des Neuen Jahres statt. Das Line-Up des Tages: Chris Back, Crytical
Mind, Mind Destructor und Opium Ride! Guten Rave!

Mittwochs geht’s
ins Milla! Dort findet nämlich auch im Neuen Jahr grandioser Musicjam statt.
Von Pop über Jazz bis hin zu Hip-Hop und Electro – hier wird auf jeden Fall
gegroovt!

Am Donnerstag
geht das Muffat Winterfest in die vierte Runde! Man darf sich auf eine
explosive Mischung der aktuellen Indierock- und Popszene freuen. Headliner in
der Muffathalle sind dieses Mal Ni Sala aus München und ihr
verraucht-verruchter Sechziger-Siebziger-Jahre Bluesrock. Auf dem zweiten
Floor im Ampere präsentiert die hervorragende Augsburger Pop-Formation
Adulescens ihren lebensbejahenden und ekstatischen Sound. Viele weitere echte
Live-Erlebnisse warten auf euch. Nach den Konzerten wird natürlich wieder die
ganze Nacht weitergefeiert: mit Indierock, Diskopunk und ZickZackPop von Up The
Bracket, der aus dem Strom bekannten Indie-Party, sowie dem
TwoIsAParty.-DJ-Team, das mit ihrem gekonnten Genremix wieder einmal für beste
Tanzlaune sorgen wird.

Am Freitag findet
die Finissage „ A World of My Own“ von
Laura Zalenga und Korbinian Vogt statt. Bereits im September war ich bei den
beiden auf der Vernissage und kann die Ausstellung in der Galerie von Ingo
Seufert nur empfehlen. Ich freue mich erneut auf deren wunderbare Werke!

Abends geht dann der Crux Winter Jam im Muffatwerk über
die Bühne! 3 Floors mit dem Besten, was das Crux-Universum zu bieten hat! In
der Muffathalle findet ihr den Turn Up Floor, im Ampere den New School Floor
und im Muffatcafé den RnB Floor! Das
Line-Up des Abends: Drunken Masters, Crux Pistols, CUPSWITDAICE und
viele mehr! Wer eher Lust auf einen anständigen Funk-Abend im Herzen München
hat, der ist im Kreativquartier Import Export genau richtig! Mit „Funk und
Liebe“ könnt ihr euch die ganze Nacht den seelischen und körperlichen Ballast,
soweit vorhanden, der vergangenen Feiertage ganz einfach wegtanzen.

Und dann ist der Übergang vom alten ins neue Jahr auch
schon geglückt. Viel getrunken, getanzt und gefeiert.  

Auf Momente, die uns keiner nimmt! Erlebnisse, von denen
wir noch lange zehren können! Und einen wunderbaren Start ins neue Jahr, der garantiert
nicht unter das Motto „Same procedure as every year!“ fällt! Chin chin und
Prost! #seeyounextyear

Text: Laura-Marie Schurer

Foto: privat

Schöne Stadt

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In München hat sich eine junge Fotografen-Szene etabliert – auch deswegen findet man hier jede Menge Models.

München – Ihre Haut ist unfassbar blass. Die langen roten Haare reichen ihr bis über die Brust. Unzählige Sommersprossen zieren das schmale Gesicht. Nackt steht die junge Frau mit ihren dünnen Beinen auf einem Felsen. Es weht Wind. Um sie herum unzählige Berge. Diese Fotografie hat etwas Fantastisches, Mythisches. Dem Fotografen, Korbinian Vogt ist es gelungen, die natürliche Schönheit des Models in Szene zu setzen und eine ganz besondere Art der Ästhetik zu schaffen.

Denn Cate Red, die rothaarige junge Frau im Mittelpunkt von Korbinians Werk, entspricht nicht gerade dem Model-Klischee aus Solariumbräune und strahlendem Kameralächeln. Sie steckt weder in hipper High-End-Fashion-Kleidung, noch posiert sie mit der Hand an der Hüfte für das Cover eines Modemagazins. Für Münchner Fotografen ist Cate schon lange keine Unbekannte mehr. In den vergangenen Jahren hat sie mit vielen verschiedenen Künstlern dieser Stadt zusammengearbeitet.

„Mein großes Glück war es, bereits am Anfang mit dem Modefotografen Stefan Glathe zusammenzuarbeiten. Dank dieser Kooperation hatte ich von Beginn an hochwertige Bilder in meinem Portfolio. Das hat mir viele Türen geöffnet, auch in München“, sagt die 27-Jährige. Heute ist ihr Gesicht in den Fotomappen vieler deutscher Fotografen zu sehen. Der Weg vom Hobbymodel bis hin zu großen, professionellen Fotostrecken und ersten Werbeaufträgen ist jedoch lang.

Auch Lara Vogel, 19, ist eine erstaunliche Entwicklung gelungen. „Bei mir kam die Modelsache eher durch Zufall. Einer meiner Freunde ist Fotograf. Wir haben Bilder gemacht und die habe ich dann auf Facebook gestellt. So wurden andere Künstler auf mich aufmerksam. Anfangs habe ich auch selbständig Fotografen angeschrieben und bin dadurch zu einer Zusammenarbeit gekommen. Im Allgemeinen hilft es, sein Portfolio ständig zu erweitern“, sagt die junge Münchnerin. Auf Instagram hat sie fast 7500 Follower. „Ich war für einige Zeit bei einer Agentur. Weil ich aber nur 1,63 Meter groß bin, hielt ich meine Chancen, Werbeaufträge zu bekommen, für eher gering. Jetzt arbeite ich ohne Agentur und das funktioniert auch gut“, sagt sie. Lara kann sich nicht vorstellen, jemals hauptberuflich als Model zu arbeiten. Im Oktober wird sie mit dem Studium der Kommunikationswissenschaften beginnen.

Cate Red, Lara Vogel, beide Namen werden häufig genannt, wenn man über die Münchner Modelszene spricht. Für den Fotografen Korbinian Vogt ist klar: „In München gibt es mit Sicherheit eine Modelszene. Die funktioniert wie ein Netzwerk, wie ein großer Freundeskreis.“

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Auch Fotografiestudentin Nadja Ellinger sucht für größere Projekte bevorzugt Menschen aus, mit denen sie bereits zusammen gearbeitet hat. „Das Verhältnis ist vertraulicher, man versteht einander. Das erleichtert die Arbeit. Manchmal ist mir aber auch nach neuen Gesichtern, dann suche ich einfach über die sozialen Netzwerke“, sagt Nadja. „Es gibt viele junge Frauen, die einfach aus Spaß modeln, oder ihr Portfolio erweitern möchten“, sagt sie. „Was in München allerdings auffällt, ist der Mangel an männlichen Models“, fügt Nadja hinzu. Wirklich erklären kann sie ihre Beobachtung allerdings nicht. Maximilian Bungarten, selbst Model, hat eine Vermutung: „München ist der falsche Ort, um Fotostrecken für Magazine zu produzieren. Diesen Bereich findet man dagegen in London. Was hier in München gut funktioniert, sind Werbejobs. Das ist allerdings nicht so ganz mein Ding“, sagt der 23-Jährige. Obwohl Maximilian mit Fotografen wie Milena Wojhan zusammengearbeitet hat und in vielen Magazinen zu sehen war, kann er sich nicht vorstellen, das Modeln zum Beruf zu machen. Er studiert derzeit an der Hochschule für Fernsehen und Film, „wo es momentan ganz gut läuft“.

Aber: München ist teuer. Der Großteil aller Studenten hat einen Nebenjob, um die Lebenshaltungskosten im überteuerten München zu finanzieren. Einige haben Werkstudentenjobs, viele kellnern, andere modeln, so wie Ada Binaj, 22: „Ich sehe mich in erster Linie als Musikerin und nicht als Model. Es ist eine gute Sache, um zu lernen, wie man sich präsentiert, und auch ein klasse Nebenjob“, sagt sie. Ada ist Bassistin bei zwei Münchner Bands, sie absolvierte an der Berufsfachschule für Musik eine Ausbildung für Jazz, Rock und Blues. „Ich hatte mich damals auf den Vorschlag meiner Mutter hin bei einigen Agenturen beworben. Ich kann mir nicht vorstellen, das jemals hauptberuflich zu machen. Als Nebenjob funktioniert das dagegen gut“, sagt sie. 

Text: Anastasia Trenkler

Fotos: Nadja Ellinger,
Korbinian Vogt

Abenteuer Mensch

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Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden
KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal
Fotograf, mal Modell. Heute: Fotograf Korbinian Vogt.

Korbinian Vogt,
geboren 1995, ist seinem fotografischen Hauptmerkmal in der „10 im
Quadrat“-Ausstellung treu geblieben: der Aktfotografie. „Mir ist es
wichtig, den Menschen als die Person, die sie ist, zu zeigen, ohne die
Ablenkung der Kleidung. Ungestellt und als die Person, die ich vor mir
sehe.“ Nur sein zweites Merkmal fehlt auf dieser Fotoserie: die rauen Berglandschaften. Anstatt felsiger Ausblicke im bayrischen Karwendel
oder die Weiten eines Gletschers in Island, ist hier zum Beispiel der
Lichthof der LMU im Hintergrund zu sehen. Und im Vordergrund: Die zehn
Münchner Künstler, unbekleidet. Eine neue Erfahrung für alle, da sie
ansonsten noch nie in direkter Berührung mit Aktfotografie gestanden
haben.

Korbinian sagt über die Shootings zu dieser Fotoreihe:
„Die große Aufgabe war das Vertrauen. Es ist normal, dass ein gewisses
Misstrauen vorhanden ist, das ist für mich eine gesunde Einstellung. Die
Personen zu überzeugen, sich davon zu befreien, war mit Abstand das
Schwierigste.“

Korbinian wächst in Obermenzing auf, die Schule
bricht er ohne Abschluss ab. Er widmet sich fortan ganz der Fotografie.
Immer wieder zieht es ihn in die Berge, erst ins nahegelegene Karwendel,
später nach Island oder Norwegen. Mit 18 fotografiert er erste
Aktaufnahmen. Seine Intention: die Schönheit der Natur durch die
Nacktheit seiner Models noch direkter darzustellen. Unterstützt wird er
dabei stets von seinem Mentor, dem renommierten, in München lebenden
Fotokünstler Olaf Unverzart. Einige von Korbinians Fotografien sind in
seinem auf 500 Exemplare limitierten ersten Fotobuch „Narrated
Monologue“ zu sehen, das im Januar diesen Jahres erschienen ist.

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.

Text: Amelie Völker

Foto: Martin Marckmiller

Jede Aufnahme ein Etappensieg

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Korbinian Vogt, 21, fotografiert nackte Frauen. Fast immer in rauen Berglandschaften. Vor dem Shooting wandert der Fotograf mit dem Model – teils stundenlang

Die Frau ist schön, das erkennt man sofort. Ihr Körper ist schlank, zahlreiche Muttermale zieren den Körper. Ihr ist kalt, sie hat Gänsehaut. Über eine nackte Brust fallen wilde, blonde Locken. Überhaupt trägt die schöne Unbekannte keine Kleidung, lediglich ein Bikini-Abdruck erinnert an einen längst vergessenen Sommer. 

Ihr Gesicht sehen wir auf dieser Fotografie nicht, ebenso wenig erfahren wir, wer sie ist, woher sie kommt oder warum sie splitternackt vor einem Bergmassiv posiert. Und trotzdem erzählt die aus acht Bildern bestehende Serie eine Geschichte; diese schöne Frau gehört hierher, mitten hinein in die gewaltige Berglandschaft. 

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Aufgenommen hat die Serie der Fotograf Korbinian Vogt im bayerischen Karwendel. Der Münchner fotografiert nackte Frauen. Fast immer in rauen Berglandschaften, „weil dort alles so unmittelbar wirkt“. Seine eindrucksvollen Fotografien lassen nicht erkennen, dass der Fotograf erst 21 Jahre alt ist. 

„Ich möchte das Raue in schöner Weise zeigen“, sagt der Münchner. Sätze wie diese lassen ihn älter wirken, sein junges Aussehen hält dagegen. Er spricht schnell und wirkt leicht nervös, ist wohlerzogen, aufmerksam und heiter. Korbinian umgibt eine gewisse Aura; eine, die man als weltfremd beschreiben könnte – herrlich weltfremd und erfrischend ehrlich. Er ist keiner, der sich in den Vordergrund stellt, seine Bildsprache zielt nicht darauf ab, Follower bei Instagram zu generieren oder irgendeinem Trend zu folgen. 

Im Gespräch legt Korbinian eine anfängliche Schüchternheit schnell ab, erzählt von seiner ersten Spiegelreflexkamera, die er im Alter von acht Jahren von seinen Eltern geschenkt bekam. Korbinian wächst in Obermenzing auf, die Schule bricht er ohne Abschluss ab. Er geht nach den Sommerferien einfach nicht mehr hin, in dieses „Gefängnis“. Seine Eltern unterstützen die Entscheidung bedingungslos. 

Er widmet sich fortan ganz der Fotografie. Immer wieder zieht es ihn in die Berge, erst ins nahe Karwendel, später nach Island oder Norwegen. Mit 18 fotografiert er erste Aktaufnahmen. Seine Intention: die Schönheit der Natur noch direkter darzustellen. 

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2015 schießt er in Island eines seiner Lieblingsbilder. Es zeigt eine schlanke Frau mit kurzen braunen Haaren, die auf einen isländischen Gletscher blickt. Sie wendet dem Betrachter den Rücken zu, setzt dabei einen Fuß vor den anderen, als wolle sie gleich loslaufen, in Richtung des Eises. Auf Instagram schreibt Modell Roarie Yum später, wie kalt ihr gewesen sei. Die Fotos, oder, wie sie es nennt, die Kunst, seien es wert gewesen. 

„Ich habe vorher immer ein Konzept im Kopf, will eine Geschichte erzählen“, erzählt Korbinian. Das Wandern ist dabei ein integraler Bestandteil seiner Arbeiten: Gemeinsam mit einem Modell wandert der Fotograf – teils stundenlang – durch bergige Landschaften. Die Fotos entstehen nebenbei, jede Aufnahme ein Etappensieg. Bei Schnee und Regen trägt Korbinian dann immer extra Decken und Tee mit ihm Gepäck, damit sein Modell sich nicht unterkühlt. Mehr als 1000 Aufnahmen macht Korbinian während seiner Reisen, nur acht bilden letztlich die finale Serie. 

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Seine Arbeiten begeistern bereits eine erlesene Auswahl von Sammlern, sie machen seine Arbeit finanziell überhaupt erst möglich. Anders als viele junge Künstler übt Korbinian keinen Nebenjob aus, obwohl er von seiner Fotografie noch nicht leben kann. Lieber verzichtet er dann auf das, was zu viel Geld kostet, geht am Wochenende nicht feiern, sondern feilt stattdessen an neuen Ideen. 

Unterstützt wird er dabei von seinem Mentor, dem renommierten, in München lebenden Fotokünstler Olaf Unverzart. Der schreibt im Vorwort zu Korbinians jüngst erschienen, auf 500 Exemplare limitierten ersten Fotobuchs „Narrated Monologue“: „Korbinians Bilder wollen nicht modern oder hip sein. Der Aufnahmezeitpunkt spielt keine entscheidende Rolle.“ 

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Tatsächlich sind Korbinians Fotografien zeitlos. Alle Porträtierten sind nackt, weil Kleidung nur von der immer monumentalen Landschaft ablenken würde. In einer Hinsicht aber muss man Unverzarts Worte ergänzen: Korbinians Bilder sind modern, auch wenn sie es nicht wollen. Denn Korbinian zeigt nackte Frauen ohne Photoshop und Make-up, mit Charakter und Makel. Man mag dafür kaum das Wort „Trend“ benutzen – aber ja, zahlreiche Magazine und Plattformen (zuletzt etwa die amerikanische Ausgabe der Modezeitschrift Glamour) folgen dem Trend, Frauen wieder unverstellt und unbearbeitet zu zeigen. 

Das ist gut und ehrlich – und entspricht Korbinians Auffassung von Kunst. Auch wenn er selbst sich nicht als Künstler einordnet. Er möchte lieber Geschichtenerzähler sein. „Jeder hat doch im Leben schon irgendetwas erlebt“, sagt er und wirkt wieder einmal bedeutend älter. 

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Über Schicksalsschläge, Todesfälle in der Familie und Hindernisse, die er mit seinen 21 Jahren schon erlebt hat, spricht er nicht, nutzt dafür die Fotografie als Eigentherapie. Er braucht kein Rampenlicht, ist viel mehr Strippenzieher und Regisseur, der Natur und Weiblichkeit in seinen Fotografien einen Auftritt schenkt. 

Dabei werden viele seiner Modelle zu Wegbegleiterinnen, manche lichtet er immer wieder ab. Zum Beispiel das britische Modell Vincent. Ihre raspelkurzen Haare findet man in seinem Fotobuch mehrmals, mal rekelt sie sich nackt auf einem Sofa, in Island steht sie unbekleidet vor einem Gletscher. 

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Obwohl Korbinian in München gerade erst langsam größere Bekanntheit erlangt (die Junge-Leute-Seite der SZ etwa zeigte seine Serie „Karwendel“ vergangenes Jahr in der Galerie Farbenladen des Feierwerks), ist Korbinian im Internet kein Unbekannter. Seine Arbeiten wurden bereits auf zahlreichen Plattformen gezeigt, darunter das Kaltblut-Magazin und das P Magazine. Die Foto-Plattform der italienischen Vogue wählte eine seiner Arbeiten auf Platz 56 der wichtigsten 100 Fotos des Jahres 2016. Für einen 21-Jährigen ist das bereits eine beachtliche Leistung, gilt doch insbesondere die Vogue noch immer als Blatt, das Fotografen berühmt macht. 

Wohin er als nächstes reist, ist noch unklar. Korbinian ist einer dieser Münchner, die immer wieder raus müssen aus der Stadt – aber auch einer, der immer wieder zurückkommt. Immerhin ein Fixpunkt für 2017 steht schon fest: Von Mai an wird der Fotogalerist Ingo Seufert seine Arbeiten in der Galerie in der Schleißheimerstraße zeigen. Verdient.

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Website des Künstlers: http://www.korbinianvogt.com/

Text:  Valerie Präkelt

Fotos: Korbinian Vogt

Wie Zuckerwatte


Alina Maria Birkner, 26, studiert an der Akademie der Bildenden Künste und gehört zu den talentiertesten Nachwuchskünstlern Münchens. Ihre Werke sind empfänglich für Assoziationen, Erinnerungen und Gefühle. Hipster-Kunst, könnte man meinen. Aber es steckt mehr dahinter. Längst verfolgen Kunstsammler ihren Werdegang im Internet

Von Valerie Präkelt

Abstrakte Malerei und Quantenphysik passen auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen. Beim Malen aber inspiriert die Wissenschaft Alina Maria Birkner, 26. „Ich höre fast immer Vorträge, während ich male,“ erzählt die Künstlerin im Münchner Offspace super+Centercourt. Hier, im kleinen Ausstellungsraum in der Türkenstraße, lehnen noch bis zum 21. Februar vier großformatige Malereien der Akademiestudentin an den weißen Wänden. „I am a rainbow, too“ heißt die am 8. Januar eröffnete Ausstellung, weil die aufgemalten Neonrahmen von links nach rechts betrachtet einen Regenbogen ergeben. Gefüllt werden die zwei mal 1,5 Meter großen Leinwände mit flimmernden Pastellfarben. Sie erinnern an einen farbenprächtigen Wolkenhimmel in warmem Licht, wärmer zumindest als das, was München dieser Tage zu bieten hat.

Alina Maria Birkners Malereien entführen in andere Welten. Das klingt kitschig – aber die abstrakten Malereien begeistern nicht nur am Vernissage-Abend zahlreiche Besucher, sondern auch am Tag darauf. Während des Interviews bleiben draußen immer wieder Menschen stehen, machen Fotos mit dem Smartphone oder stecken einen Ausstellungszettel ein. Der Raum, den das Künstlerkollektiv „super+“ seit Mai 2014 betreibt, war früher eine offene Passage, in den Sechzigerjahren verkleidete die Stadt sie mit Wänden, damit dort Obdachlose nicht mehr übernachten konnten.

Alinas Bilder sind durch die großen Schaufenster auch von außen gut zu sehen. Überhaupt hat es den Anschein, als könne Schwabing sich ihrer Kunst derzeit nicht entziehen: Nicht nur im super+Centercourt, sondern auch im Easy!Upstream (ebenfalls Türkenstraße) hängen Bilder der Künstlerin. In der Akademie wird sie vom 2. Februar an ausstellen; ein Fresko, das sie im Oktober 2015 gemeinsam mit ihrem Vater René Birkner für die Ausstellung des Möbeldesigners Konstantin Grcic malte, ist noch bis September 2016 in der Pinakothek der Moderne zu sehen.

Alina scheint ihr Talent von den Eltern geerbt zu haben. Ihr Vater René Birkner malt die großformatigen Kino-Plakate für die City Kinos und das Kino am Sendlinger Tor, Mutter Alicja Podgórska Birkner ist Bildhauerin und Designerin, der kleine Bruder Balletttänzer. Beste Voraussetzungen also für eine Künstlerkarriere: Mit 19 bewirbt Alina sich an der Akademie der Bildenden Künste in München und lernt fortan in der Klasse des französischen Malers Jean-Marc Bustamante. Damals überzeugte sie mit großformatigen Porträts, ihren eigenen Stil hat sie schließlich in der abstrakten Malerei gefunden. „Ich muss zugeben, dass ich das meiste nicht an der Akademie, sondern von meinen Eltern gelernt habe“, sagt Alina, die ihr Studium im Februar abschließt. Was kommt danach? Eine Residency, also ein Künstlerstipendium in einer anderen Stadt oder einem anderen Land, wäre toll. „Am liebsten in Amerika.“ Aber für eine Residency muss man gut sein. Richtig gut. Und: Künstler gibt es wie Sand am Meer.

Allerdings übertreibt man nicht, wenn man behauptet, dass Alina Maria Birkner derzeit wohl zu den talentiertesten Nachwuchskünstlern Münchens gehört. Das hat mehrere Gründe: Alina verleiht der immer wieder totgesagten Malerei ein frisches, hippes Gesicht. Mit einer scheinbaren Leichtigkeit spielt sie mit Farben und Licht. Rosali Wiesheu, Kuratorin im super+Centercourt, erinnern Alinas Arbeiten, wie sie sagt, „an Zuckerwatte, die sich im Mund auflöst“. Das zeigt, wie empfänglich Alinas Kunst für Assoziationen, Erinnerungen, und Gefühle ist. Hipster-Kunst, könnte man meinen. Aber es steckt mehr dahinter.
In Alinas Arbeiten kann man sich verlieren. Am besten lässt sich das mit einem Phänomen erklären, dass man von Mark Rothko, dem Wegbereiter der Farbfeldmalerei, kennt. Von Rothkos besten Bildern sagt man, dass die Farben schimmern, wenn man sie länger betrachtet, der Betrachter tauche dann ganz in das Bild ein.

Darin steckt auch Alinas Magie, von der sich die Gäste der Vernissage gerne mitreißen lassen. Die enge Atmosphäre des Raums führt dazu, dass Fremde plötzlich miteinander über Kunst diskutieren, ganz, als wären sie auf der Ausstellung eines Starkünstlers. Es zeigt, wie ernst die Künstlerin mit den langen, braunen Haaren bereits genommen wird – auch von Menschen, die keine großen Kunstkäufer sind und vielleicht auch nie zu solchen werden. Dabei geht es Alina in der aktuellen Ausstellung nicht darum, Bilder zu verkaufen. „Aber wenn es so wäre, würde ich natürlich nicht nein sagen“, sagt sie und lacht. Es ist einer der Punkte, den die junge Malerin – wie übrigens viele andere Akademiestudenten – an der elitären Ausbildung kritisiert: Zwar feilt man an Technik und Intellekt, aber über den Markt wird nicht gesprochen. Dabei müssen junge Künstler ihr Leben, vor allem in einer teuren Stadt wie München, finanzieren können. Und zwar am besten von ihren Kunstwerken und nicht von einem 450-Euro-Aushilfsjob.

“Auf Instagram folgen ihr
fast 7000 Menschen, beobachten
ihre Arbeiten, ihre Entwicklung”

Die großformatigen Bilder, die Alina im super+Centercourt zeigt, kosten 5900 Euro. Das erzählt die Künstlerin ganz offen, wendet aber auch hastig ein, dass der Preis auf Grund der Größe deutlich höher ist als etwa signierte und limitierte Prints, die sie bereits ab 160 Euro verkauft. Über das Internet hat sie davon schon zahlreiche in die ganze Welt verschickt, unter anderem nach Amerika und Neuseeland. Der Ort, an dem sich internationale Künstler und Kuratoren, Galeristen und Sammler vernetzen können, ist Alinas Marktplatz. Vorerst zumindest, solange sie noch nicht von einer Galerie vertreten wird.

Alina gehört zu der Generation der Künstler, die Plattformen wie Instagram gezielt für die Vermarktung ihrer Arbeit nutzen. Auf Instagram folgen ihr fast 7000 Menschen; beobachten ihre neuesten Arbeiten, ihre Inspirationen, ihre Entwicklung. 7000 Follower mag in Zeiten, in denen Beauty- und Modeblogger mit ihren Accounts ein Millionenpublikum erreichen, nicht nach allzu viel klingen. Aber Alina folgen Szeneberühmtheiten, bei denen zahlreiche Galeristen und Künstler vor Neid erblassen würden.

 Da wäre zum Beispiel Simon de Pury. Kunstsammler und Auktionshausgründer – schwerreich, versteht sich. In der Kunstwelt gibt so jemand den Ton an. Oder Stefan Simchowitz, Supersammler aus Südafrika, der in der Kritik steht, bei jungen Künstlern die Preise gezielt nach oben zu treiben. Dass diese internationalen Player wissen, wer Alina Birkner ist, gilt als ein ziemlich großes Kompliment. Abheben lässt das die Münchnerin, die man meist nur gut gelaunt erlebt, nicht. Sie bleibt entspannt, lässt „die Zukunft auf mich zukommen.“ Ganz wie der berühmte Quantenphysiker Albert Einstein einst sagte: „Ich sorge mich nie um die Zukunft. Sie kommt früh genug.“

Copyright: Courtesy of the artist

Foto: Korbinian Vogt

Fragen über Fragen – Korbinian Vogt

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“Die größte
Aufgabe war das Vertrauen“ – sagt Fotograf Korbinian Vogt, einer der 20 Mitwirkenden unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Worum geht
es bei deinem Konzept? / Wie bist du darauf gekommen?

Mir ist es
wichtig, den Menschen als die Person zu zeigen die sie ist, ohne die Ablenkung
der Kleidung. Ungestellt und als die Person, die ich vor mir sehe.

Wie war es,
so viele unterschiedliche Leute für eine Bild-Serie zu fotografieren?

Für mich
war es interessant, auf verschiedene Arten von Persönlichkeiten einzugehen.
Verschiedene Persönlichkeiten mit den unterschiedlichsten Einstellungen zu
fotografieren, war eine schöne Übung in Akzeptanz und Vertrauen.

Welche
Begegnung hat dich am meisten beschäftigt?

Das kann
ich so nicht sagen. Ich würde keine einzige missen wollen.

War es
schwieriger, z.B. einen Schauspieler/Musiker zu fotografieren (also selbst
“Künstler”), als professionelle Models? Wenn ja, inwiefern?

Die größte
Aufgabe war das Vertrauen. Es ist normal, dass ein gewisses Misstrauen vorhanden
ist. Für mich ist das eine gesunde Einstellung. Die Personen davon zu
überzeugen, sich zu davon zu befreien, war mit Abstand das Schwierigste.

Bist du
auch mal an deine Grenzen gestoßen? / Musstest du deine Vorstellung/ dein
Konzept über den Haufen werfen, weil es schlichtweg nicht ausführbar war?

Akt stehen,
bzw. alleine das Zeigen von Haut ist immer noch ein Problem. Es zeigt den
Menschen ohne Schutz, die er durch Kleidung bekommt, und fühlt sich in diesen
Momenten oft verletzlich. Das so zuzulassen ist für viele sehr schwer.

Nimmst du
die Szene dieser Stadt nach dem Projekt anders war? Braucht es mehr Vernetzung?

Es ist
wichtig, dass die Vernetzung von jungen Leuten noch stärker wird. Oft habe ich
das Gefühl, man muss erst in einer anderen Stadt oder gar einem anderen Land etwas
Tolles erreicht haben, um in München als Künstler akzeptiert zu sein.

Foto: Martin Marckmiller