Musiker mit Botschaft

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Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden
KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal
Fotograf, mal Modell. Heute: Singer/Songwriter Kilian Unger.

Kilian Unger, geboren 1991, nennt sich als Musiker Liann und erzählt
in seinen Liedern von alltäglichen Problemen. Manchmal wirft er auch
mal nostalgische Blicke in die Vergangenheit. In seinem Song „Kindertage“ heißt
es zum Beispiel: „So viel Liebe. So viel Euphorie. So viele Fragen, so
viel Phantasie. Die Tage werden länger, die Blätter farbig. So viele
Momente waren irgendwie magisch.“

Seine klare Stimme schwankt
dabei stets zwischen Sing- und Erzählstimme. Bei einem seiner Konzerte
scheint man daher mehr intimer Gesprächspartner als ferner Zuhörer zu
sein. Auch bei der musikalischen Begleitung für Theaterstücke war Kilian
schon beteiligt: Für Produktionen des Jungen Resis am Residenztheater
wie „Wir sind jung. Wir sind stark“ oder „Die Klasse" (Regie in beiden
Stücken: Anja Sczilinski) hat er die Musikkompositionen geschrieben.

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.


Text: Amelie Völker

Foto: Julia Schneider   

EP-Kritik: Liann – Goldjunge

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Lianns neue EP “Goldjunge” hat das Zeug dazu, Vorbild für eine neue Generation deutscher Singer/Songwriter sein – mithilfe von klugen, nachdenklichen und vor allem sehr ehrlichen Texten.

Die Zeiten für junge Singer/Songwriter sind bei Leibe nicht
einfach momentan – zumindest nicht aus einer künstlerischen Perspektive. Hat
doch Jan Böhmermann in einer genialen Persiflage all das
menschenlebentanzenwelthafte der deutschen Popmusikszene seziert, durchgespielt
und beendet. Wie kann man da jetzt künstlerische Akzente setzen, ja ernst
genommen werden? Schön singen allein reicht nicht, denn das können sie ja alle,
die sie nur mal kurz die Welt retten wollen oder nur einer von achtzig
Millionen sind.

Vielleicht führt der Weg zurück ins Kleine, ins Private, ins Autobiografische? Zumindest zeigt die kürzlich erschienene zweite EP „Goldjunge“
des Münchner Singer/Songwriters Kilian Unger alias Liann, wie man es richtig
machen könnte. Nur mit einer Gitarre,
reduzierter Begleitung und einer fantastisch-sanften Stimme gelingt Liann das,
was viel von der aktuellen Chartmusik nicht gelingt: echt und glaubhaft Gefühle
auszudrücken und zu erzeugen. Die Platte
beginnt unaufgeregt mit dem Titel Memoiren,
einer kleinen Abhandlung über das Erwachsenwerden, Erwartungsdruck und das
Scheitern, „auf einmal volljährig, aber meistens nur voll“. Auch Chicago – szenisch, der Rauch von
Feuerwerkskörpern, die ein vergangenes Spektakel nur erahnen lassen und der
Kater setzt schon ein – bremst das Tempo der heutigen Zeit, lässt Wehmut und
Fernweh verschmelzen, ein bisschen „Ich war noch niemals in New York“, ein
bisschen „Don’t look back in Anger“. Und in Felix
stirbt die Hoffnung nicht zuletzt, nein, die „Hoffnung tut noch weh“. Natürlich geht es um Liebe, natürlich ist der Protagonist noch betrunken oder
schon verkatert – so sicher kann man sich da bei Liann nie sein. Im titelgebenden Goldjunge erzählt er eine Geschichte, die auch die Rapcombo K.I.Z.
regelmäßig erzählt, naturgemäß mit deutlich drastischeren Worten. Liann schafft
es dabei ganz subtil, vorsichtig Emotionen zu wecken, doch mehr zwischen den Zeilen
oder durch die Musik. Die Fäden der EP laufen schließlich in Peter Pan zusammen, erwachsen obwohl man
das nie wollte – „halb noch ein Kind, halb Veteran“.

Und so hinterlässt einen die viel zu kurze Platte
melancholisch, nachdenklich, irgendwie berührt. Vielleicht ist das tatsächlich
die Lösung für die deutsche Popmusik, nicht die großen, allumfassenden Topoi
aufgreifen, sondern die eigenen Geschichten erzählen und dabei echt bleiben –
auch wenn es sich dann als Fehlalarm herausstellt.

Text: Philipp Kreiter

Foto: Victoria Schmidt

Fragen über Fragen – Kilian Unger

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“Die Nudel hat dem
ganzen schon jeglichen Ernst genommen” – sagt Musiker Kilian Unger (aus der Band Liann), einer der 20 Mitwirkenden der “10

im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Du stehst mit deiner Kunst öfter mal vor Publikum.
Wie war es für dich, so oft fotografiert zu werden?

Ungewohnt.
Fototermine hatte ich davor erst zwei, drei und ich komme mit der
Auftritts-Situation wesentlich besser klar. Allerdings bekommt man mit der Zeit
ein bisschen Routine und fühlt sich dann immer seltener komisch. Außerdem waren
die Fotografen durchweg sehr sweet im Umgang, das hat alles erleichtert. 

Hat das Mut erfordert?
Es erfordert
entweder Mut oder es ist einem Wurscht. Ich hab versucht mich für Zweiteres zu entschieden
und es hat meistens geklappt.

Bist du auch mal in andere Rollen geschlüpft? /
Hast du andere Seiten an dir kennengelernt?

Ja.
Interessant war da das Nudel-Shooting, weil man posen sollte wie ein Model. Das
hätte sich normalerweise sehr bescheuert angefühlt. Aber die Nudel hat dem
ganzen schon jeglichen Ernst genommen.

Welche Begegnung hat dich am stärksten geprägt?
Die mit Milena
in der Kabine mit dem Spionspiegel. Ich konnte mich leider nicht so gut an die
Situation da drin gewöhnen und war ein bisschen unruhig. Trotzdem war es gut
und wir hatten danach ein längeres und echt interessantes Gespräch, das
normalerweise bei einem ersten Treffen so nicht zustande kommt.

Bist du auch mal an Deine Grenzen gestoßen?
Nein, war
okay.

Brauchen wir mehr Vernetzung in München?
Ja, ich glaub
da können wir auf jeden Fall noch mehr rausholen. Ich habe aber das Gefühl, es
entsteht gerade schon ziemlich viel und bin sehr gespannt auf die nächsten
Jahre!

Foto: Julia Schneider