Dann mal gute Nacht

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Die will nur pennen: Katharina Kunzmann, 25, betreibt
einen Schlaf-Blog. Der klärt, ob Vorschlafen sinnvoll ist oder ob Frauen beim Schlafen einen BH tragen sollten. 

Katharina Kunzmann, 25, will nur eins: schlafen. Seit einem halben Jahr widmet sie ihrem liebsten Hobby einen eigenen Blog. Auf www.diewillnurschlafen.de stellt sie Schlaf-Apps vor, gibt Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit und erforscht, wie Blinde eigentlich schlafen und träumen. Ganz schön aktiv für eine Frau, die von sich selbst behauptet, dass sie – egal, wie viel sie schläft – immer noch mehr schlafen könnte.  

Journalistin ist ihr Traumberuf. Was bietet sich für praktische Erfahrungen besser an als der eigene Blog? Denn da ist Katharina ihre eigene Chefredakteurin. Sie wählt die Themen aus, schreibt ihre Inhalte und programmiert selbst. Hinter so einem Blog steckt eine Menge Arbeit und Zeit. Deswegen soll er auch gelesen werden. Doch mit den Blogs im Internet verhält es sich so wie mit den Sandkörnern am Meer. Unzählige Angebote sind im Netz zu finden. Besonders Fashion- und Food-Blogs erfreuen sich großer Beliebtheit. Millionen Seiten haben sich auf diese alltäglichen Themen spezialisiert. Wieso also nicht auf den digitalen Zug aufspringen? 

Katharina ist modisch. Sie trägt eine Lederjacke und ein kurzes Pony. Ihre Haare sind knallrot gefärbt. Doch die Fashionwelt interessiert sie nur wenig. Für gutes Essen begeistert sich die Münchnerin schon eher. „Ich esse wahnsinnig gerne. Aber es ist nicht meine erste Passion“, sagt sie. Denn das ist das Schlafen. Schon als Kind war sie mit ihrem Mittagsschlaf zufrieden, während ihre Kindergartenfreunde in Tränen ausgebrochen sind. Noch heute wird sie für ihr schnelles Einschlafen beneidet. Manchmal ist das Flugzeug noch nicht abgehoben, und Katharina sind schon die Augen zugefallen.
  

„Leider wird Schlafen in unserer Gesellschaft oft mit Faulheit assoziiert“, sagt Katharina. Einem Vorurteil, das sie nicht verstehen kann. Denn Schlaf braucht jeder Mensch. Er sei genauso wichtig wie gesundes Essen oder Sport. „Es ist auch falsch anzunehmen, dass man im Schlaf nicht produktiv ist“, sagt Katharina. „Jeder von uns verbringt viel Zeit in seinem Leben mit Schlafen. Ich will meinen Lesern einen anderen Blick auf dieses Thema geben“, sagt sie. 

Mit ihrem Blog scheint Katharina eine Nische gefunden zu haben. Denn Schlafblogger gibt es nur wenige. Manche beschäftigen sich mit Träumen und Traumdeutung. Einem spannenden Thema, wie Katharina findet. „Aber das ist oft sehr esoterisch“, sagt sie. Katharina will es anders angehen. Bekommt man Hängebrüste, wenn man beim Schlafen keinen BH trägt? Sie trifft sich mit einem Experten. Nein. Gut zu wissen! Aber wie schlafen eigentlich Blinde? Und vor allem: Was träumen sie? Katharina lässt es sich von dem blinden Blogger Heiko Kunert erklären. Und gibt es so etwas wie ein Schlafkonto, das wir füllen können und danach tagelang wach bleiben? Leider nicht.
 

Katharina trifft sich mit Professoren, Psychologen und Betroffenen. Auf manche Fragen findet sie aber keine Antwort. Zum Beispiel, ob man nach dem Weckruf gleich aus dem Bett aufspringen soll oder doch lieber gemächlich mit Snooze den Tag beginnen sollte. Das müsse jeder für sich selbst entscheiden, sagt die junge Frau und gähnt. Morgen muss sie früh raus, wenn sie noch acht Stunden Schlaf, die von Wissenschaftlern empfohlene Dauer, bekommen will, dann muss sie jetzt ins Bett. Gute Nacht.  

Von: Stefanie Witterauf

Foto: Kerstin Rothkopf

Mein München: Neptunbrunnen, Alter Botanischer Garten

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Das der Sommer naht, merkt man vor allem daran, dass die Fontänen der über 300 Münchner Brunnen wieder spritzen. Der Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten ist einer davon. Die Fotografin Kerstin Rothkopf hat die Schönheit dieses Motivs erst vor kurzem für sich entdeckt.

Etwa dreihundert Brunnen werden von der Landeshauptstadt München betrieben. Seit vergangener Woche spritzen wieder die Fontänen nach der Winterpause empor. Auch der Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten ist wieder im Betrieb. Als Kerstin Rothkopf, 27, mit einer Freundin unterwegs ist, wird ihr zum ersten Mal die Schönheit des glitzernden Wassers und der großen Steinfiguren bewusst. Kerstin nimmt ihre Kamera aus der Tasche und drückt auf den Auslöser, während ihre Freundin im Wasser mit den Steinfiguren posiert.

Bei ihren Fotos bildet Kerstin meist Mädchen ab. Oft sind sie leicht bekleidet oder nackt. „Ich finde Mädchen ästhetischer. Aber ich versuche mittlerweile auch Fotos mit Männern“, sagt Kerstin. Aktuell fotografiert sie mit einem männlichen Model für ein Modelabel.

Diesen Sommer macht Kerstin an der Designschule am Sendlinger Tor ihren Abschluss. In ihrer Abschlussarbeit wird Fotografie eine Rolle spielen, aber auch Typografie und Illustration. „Ein Komplettpaket, denn ich kann ja mehr als fotografieren. Das Thema ist Nimmerland. Was genau es wird, das weiß ich noch nicht“, sagt sie. Ihre Bilder veröffentlicht Kerstin unter ihrem Künstlernamen Kerstins Kopf.

Von: Stefanie Witterauf

Hin und weg

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Wen packt das Fernweh, und wer bleibt doch lieber daheim? „München – eine Sehnsucht“: Im Farbenladen des Feierwerks ergründen 15 junge Künstler auf Einladung der SZ das Gefühl dieser Stadt (Foto: Kerstin Rothkopf).

München, ein Sehnsuchtsort: Nach was sehnen sich die Bewohner dieser Stadt? Wen packt das Fernweh, und wer bleibt doch lieber daheim? In der Ausstellung „München – eine Sehnsucht“ im Farbenladen des Feierwerks, organisiert von der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung, versuchen junge Münchner Künstler das seltsame Gefühl der Sehnsucht zu ergründen. Ihre Ansätze sind dabei sehr unterschiedlich – ein Überblick.

Kräftige Farben auf schweren Holzplatten – die Malereien von Catalina Jara Schenk  fallen auf. „Sehnsucht ist ein Gefühl, das mich in seiner Unbestimmtheit seit meiner Kindheit begleitet und mir als Suche nach Heimat gut vertraut ist“, erklärt Catalina, die 1991 in Santigo di Chile geboren wird. Mit acht Jahren kommt Catalina nach Deutschland, wo sie heute Medizin und Germanistik studiert. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen, für die München die Sehnsucht auf ein besseres Leben bedeutet. „Im Grunde sind es entwurzelte Menschen, in denen sich mir Vertrautes widerspiegelt“, sagt sie. 

Einen weiten Weg hat auch Felix Rodewaldt, 26, hinter sich: Felix, der an der Akademie der Bildenden Künste München studiert, kehrt für die Ausstellung „München – eine Sehnsucht“ aus Barcelona zurück, wo er seit Anfang März als „artist in residence“ lebt und arbeitet. Arbeiten, das heißt für Felix: Kleben, denn er erstellt Bilder und Rauminstallationen aus Klebeband. Seine „Sehnsucht“ wird er am Sonntag, 3. Mai, live auf eine Wand im Farbenladen kleben.

Lorraine Hellwig, geboren 1993, nähert sich der Sehnsucht in ihrer Arbeit „Petrichor“ mit der Kamera: „Fotografie“, erklärt Lorraine, die an der Hochschule München Fotodesign studiert, „ist die Sehnsucht, Momente festzuhalten. Momente, in denen man spürt, dass das Gefühl fast greifbar ist. Und doch weiß man, dass es das niemals sein wird.“ (Foto: Lorraine Hellwig)

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Ähnlich melancholisch fasst Phaedra Richter alias Fedralita, 27, das Thema Sehnsucht auf: „Bei meiner Sehnsucht handelt es sich um den menschlichen Schmerz, wenn man nach einem Gefühl verhungert, wie zum Beispiel der
Liebe“, sagt Digital-Painterin Fedralita, die in Griechenland aufgewachsen ist. „Man sagt: Liebe dich selber. Aber reicht das wirklich? Wollen wir nicht alle gesehen und geliebt werden? Wollen wir nicht auch Liebe geben? Und wenn uns niemand die Tür dafür öffnet?“, fragt sie mit ihrem Bild.

Lion Fleischmann, Jahrgang 1987, hat sich für seine Arbeit von einem Indienaufenthalt inspirieren lassen: 2014 ist Lion, der Illustration an der Freien Kunstwerkstatt München studiert hat, vier Monate durch Indien gereist. „Sehnsucht spiegelt für mich Fernweh und Neugier auf fremde Kulturen wider“, sagt Lion, dessen farbintensive Illustrationen unter anderem bei der Kunstmesse Stroke ausgestellt wurden.

Maximilian Gutmair fotografiert, seit er 16 ist. Im Farbenladen zeigt Maximilian, 25, die Fotoreihe „Box“, bei der die Sehnsucht nach Identität und Sinn gezeigt werden soll. „Personen und Objekte werden in einem vom Künstler geschaffenen Raum in einer mystifizierten Art und Weiße porträtiert.” (Foto: Maximilian Gutmair)

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Die Sehnsucht nach Fremdem wird auch in Rita Kocherscheidts Arbeit spürbar: Die Kommunikationsdesignstudentin, 28, hat zwölf ihr unbekannte Personen durch deren Alltag begleitet. Entstanden ist eine Reihe von Porträts und Zeichnungen, die diesen Alltag dokumentieren. „Es geht dabei nicht um meine Welt oder seine. Es geht darum, durch Zeit Raum zu schaffen und die Schönheit, die in jedem Menschen steckt, zu sehen und zu zeigen“, sagt Rita.

Das Sehnen nach Freiheit greift Simon Lohmeyer in seiner Arbeit auf: Der 26-jährige Fotograf, der selbst als Aktmodel arbeitet, untersucht in seinen Fotos den Zusammenhang von Freiheit und Nacktheit. „Die Charaktere sind auf der Suche nach ihrem eigenen Ich – sie sind einerseits von einer erstickten Freude aber auch von Trieben und Lust zerrüttet“, sagt er. (Foto: Simon Lohmeyer)

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Paulina Nolte, geboren 1991, zieht es in die Ferne: „Sehnsucht habe ich oft nach anderen Orten: die Insel in Florida, auf der ich aufgewachsen bin, der Pampelmusenbaum in unserem Garten oder der Blick durch das Fenster unseres spanischen Hauses“, sagt Paulina, die Medienkunst an der Akademie der Bildenden Künste München studiert. Ihre Werke – ein Mix aus Zeichnung, Malerei und Fotografie – waren bereits bei einer Gruppenausstellung im Haus der Kunst zu sehen.

In Lila Hartigs Fotografien geht es um die Sehnsucht nach Amerika: Die 25-jährige Fotodesignstudentin hat US-amerikanische Kasernen in Bayern fotografiert. Die Soldaten, die oft nur wenige Jahre am gleichen Ort sind, sehnen sich nach Beständigkeit, nach Heimat: „Um der Heimat näher zu sein, gibt es in den Supermärkten innerhalb der Kasernen alles, was das amerikanische Herz begehrt“, sagt Lila.

Für Illustrator Jakob Hauser, 25, ist Sehnen eng mit Träumen verbunden: „Meine Arbeiten zeigen meist Motive aus meinen Träumen“, erklärt Jakob, der 2011 Teilnehmer am International Munich Art Lab war und seit 2012 Kommunikationsdesign an der Hochschule München studiert. „Durch die Zeichnungen halte ich diese Motive, die oft so flüchtig sind, fest.“ (Zeichung: Jakob Hauser)

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Georg-Christoph Maria Stadler, 25, zeigt im Farbenladen digitale Illustrationen, deren Assoziationen zur Sehnsucht vom Betrachter selbst ausgehen sollen: „Der Betrachter darf darin sehen, was er möchte. In den Arbeiten geht es vorwiegend um meinen persönlichen Werdegang, um meinen Weg nach München“, sagt Georg, ursprünglich aus Regensburg, der Kommunikationsdesign an der Hochschule München studiert.

Für Fotografiestudent Florian Tenk, 27, bedeutet Sehnen „eine Bildwelt zu gestalten, in der ich gerne leben würde – jenseits von Geschlechterrollen, Klischees, Ängsten und Scham“. 2014 hat Florian für seine Arbeiten ein Stipendium der Stadt München erhalten.

Anne Puhlmann, 28, beleuchtet in ihren Fotografien den Kontrast zwischen Stadt und Natur: „Ich habe mich mit der Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit auseinandergesetzt, mit dem Drang, dem Alltagstrubel zu entkommen, die Stadt zu verlassen und die Ruhe der Natur zu genießen, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist“, sagt Anne, die 2014 erstmals Arbeiten auf der Foto Muc ausgestellt hat. (Foto: Anne Puhlmann)

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Fotografin Kerstin Rothkopf alias Kerstins Kopf zieht es eher in die Stadt: Die 26-Jährige, die aus dem Bayerischen Wald nach München gezogen ist, sehnte sich nach der Großstadt: „Hier passiert etwas, ist was los.“ Genau das will Kerstin, derzeit Studentin an der Designschule München, in ihren Bildern zeigen: „Das ist die Sehnsucht nach purem Leben und Unabhängigkeit von alten Strukturen.“ Eine Sehnsucht, die besonders München verkörpert, weil es eben keine typische Großstadt ist, findet Kerstin.

Carolina Heberling

Mein München: Poccistraße

Wenn die Nacht zum Tage wird: Fotografin Kerstin Rothkopf hält mit ihrer Kamera den Frühling über den Dächern Münchens fest.

Frühling ist die Jahreszeit, in der die Natur erwacht. Auch die junge Fotografin Kerstin Rothkopf, 26, kommt im Frühling „raus aus dem Winterschlaf“. Mit den ersten warmen Tagen beginnt für die Kommunikationsdesign-Studentin dann auch die Isarsaison. Die immer länger werdenden Tage reichen der Wahlmünchnerin nicht, deswegen macht sie mit ihren Freunden die Nacht zum Tag. Nach einigen durchtanzten Stunden landen sie zum Sonnenaufgang auf dem Dach eines Bekannten in der Poccistraße. Kerstin betätigt den Auslöser genau in dem Moment, als Alina die Augen schließt und die Umarmung ihres besten Freundes Tim genießt. Ein intimes Motiv voller Vertrautheit, das durchaus an die Fotografien von Théo Gosselin erinnert.  Stefanie Witterauf

Mehr Bilder gibt es unter: http://kerstinskopf.de

Kerstin Rothkopf – Willi’s Playhouse

Sie fotografiert gerne beiläufig, aber ihre Motive sind nicht belanglos. So werden dann zum Beispiel ihre kaffeeholenden Kommilitonen Teil eines kuriosen Bilds.

Kerstin Rothkopf, 25, studiert an der Deutschen Meisterschule für Mode. In der Pause holen ihre Kollegen Susanne Schneider und Sebastian Goepen Kaffee unweit ihrer Schule – im Willi’s Playhouse. Spontan fotografiert sie das kuriose Motiv: eine Spielhalle, die tagsüber als Koffeinquelle für müde Mode- und Designschüler dient, abends zum Zocken an veralteten Spielautomaten einlädt. „Grundsätzlich mag ich Fotos, die scheinbar beiläufig geschossen werden und so einen ungewollt spontanen, lässigen Charakter erhalten. Für mich strahlt Fotografie, die auf diese Art entstanden ist, etwas Unberechenbares aus. Das finde ich spannend“, sagt sie.

Vor zehn Jahren begann Kerstin mit ihrer ersten eigenen Kamera den Versuch, das „wahre Leben“ auf ihren Bildern einzufangen. Damit ihre Leidenschaft, die Fotografie, professioneller wird, ließ sich Kerstin zur Mediengestalterin ausbilden. Doch das ist ihr nicht genug. Sie will sich künstlerisch austoben, experimentieren und so sich selbst finden. 2013 zog sie von Deggendorf nach München, um Kommunikationsdesign zu studieren. Ihre Werke stellt sie unter ihrem Künstlernamen Kerstins Kopf aus, zuletzt im Elektro-Club „Harry Klein“. Stefanie Witterauf