Der Märchenkönig

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Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal Fotograf, mal Modell. Heute: Fotograf Michael Färber.

Michael Färber, geboren 1989, porträtiert überwiegend junge Frauen in märchenhaftem
Licht – wie in einem Traum. Die Models vermitteln dabei eine
traurig-schöne Melancholie. Auf diese Weise entstehen Porträts mit einer
sehr emotionalen Stimmung. Die Aufnahmen macht Michael mit den Models
in der Natur oder im Stadtdschungel seiner Heimatstadt München,
beispielsweise an einer U-Bahn-Haltestelle. Seine Arbeiten kommen an:
Auf seiner Facebook-Seite sind es momentan mehr als 31000 Likes.

„Meine
Bilder schieße ich immer eher spontan“, sagt Michael. Für die
jeweiligen Shootings für die Farbenladen-Ausstellung habe er sich von
den Locations inspirieren lassen und sie ansonsten sehr frei gehalten.
Neu war für Micheal Färber, dass er für die Ausstellung „10 im Quadrat“
auch Männer vor der Kamera hatte. Eine besondere Herausforderung für den
jungen Fotografen also. „Das war schwierig, aber sehr interessant.
Normalerweise fotografiere ich fast nie Männer. Es war aber eine tolle
Erfahrung zu sehen, dass ich auch Männer porträtieren kann, ohne meinen
Stil aufzugeben.“ Schon öfters wurde ihm gesagt, dass seine Fotografien
sehr „feminin“ seien.

Vor drei Jahren gründete Färber zusammen mit Marco
Bekk „Photographica": Ein virtueller non-profit Showroom auf der
Plattform flickr mit eigenem Facebook-Auftritt für Fotografen aus aller Welt.

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.


Text: Ornella Cosenza

Foto: Sebastian Hübner

Tagebuch mit Bildern

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Laura Zalenga, 27, hat Architektur studiert und sich doch für ein Leben als Fotografin entschieden. Heute hat sie fast 500 000 Fans bei Facebook – Annäherung an eine Künstlerin, die meist sich selbst porträtiert.

Da gibt es diese zierliche junge Frau. Sie hat eine Kamera, mit der sie fotografiert. Sich selbst, immer wieder. Ihre Bilder gefallen, im Netz werden sie tausendfach gelikt. Doch diese junge Frau studiert nicht Fotografie, sondern Architektur. Ein schönes Studium. Für sie aber auch: fünf Jahre Kampf. Als sie das Studium abgeschlossen hat, beschließt sie: „Dann schaffe ich es halt allein.“ Und wird doch Fotografin. So oder so ähnlich könnte man die Geschichte von Laura Zalenga, 27, erzählen.

Man könnte aber auch schreiben: Laura Zalenga hat mehr als 450000 Facebook-Fans, eines ihrer Bilder zierte das Cover der Zeit, für Fluggesellschaften wie Lufthansa reist sie herum und fotografiert. Ihre Werke hängen auf Kunstmessen und in Galerien, als Kunden listet sie auf ihrer Internetseite unter anderem Sony, Mercedes oder Adobe. Zudem war sie 2016 in der aufwendig produzierten Castingshow „Masters of Photography“ des Bezahlsenders Sky zu sehen. Und dann hat man eine Biografie, die sich liest wie ein einziger großer Superlativ.

Es existieren unzählige Selbstbildnisse der jungen Frau: Laura als Tänzerin im zartrosa Tutu, Laura zusammengerollt auf dem Boden eines verfallenen Hauses, Laura im weißen Abendkleid zwischen tiefschwarzen Felsen. „Es gibt vielleicht zehn Fotos, auf denen ich wirklich Laura bin“, sagt sie. Sie kennt das schon. Dass die Leute öfter mal fragen, warum sie so häufig ihr eigenes Modell ist. „Es wird einem beigebracht, dass das egoistisch ist.“ Früher hätten sie solche Aussagen mehr getroffen. Doch Selbstporträts, sagt die Fotografin, geben ihr die Möglichkeit, in eine Rolle zu schlüpfen, sich selbst kennen und akzeptieren zu lernen, indem man für einen kurzen Augenblick eine andere ist. Manchmal, da funktioniere eine Fotografie für sie wie „die Seite in einem Tagebuch“, wo man ein Gefühl festhält, eine kleine Geschichte. Nur schreibe sie eben krakelig. Oder in Geheimsprache. Laura mag solche Metaphern. Sie sagen viel über ihr Verhältnis zur Fotografie aus. Da ist die Lust am Spielerischen. Mal eine Märchenfigur sein, mal ein mythologisches Wesen – und andere damit dann berühren. Wenn sie so erzählt, redet sie unheimlich schnell, holt kaum Luft, wirkt geradezu elektrisiert.

Doch die Souveränität, mit der sie all das sagt, kam erst mit den Jahren. Mit 18 bekommt Laura ihre erste richtige Kamera. Sie merkt schnell: „Wir könnten beste Freunde werden.“ Sie möchte unbedingt Fotografie studieren, bewirbt sich nach dem Abitur mit ihren Bildern an verschiedenen Hochschulen. Genommen wird sie von keiner. Da beginnt man am eigenen Können zu zweifeln, sich zu fragen: Was mache ich nun? Sie reicht dann auf Anraten ihrer Familie Mappen für ein Architekturstudium ein. Von drei Universitäten bekommt sie drei Zusagen. Beim ersten Versuch. Sie erinnert sich: „Ich habe mich zu diesem Studium vielleicht ein bisschen überreden lassen“, sagt sie.

2010 beginnt sie also ihren Bachelor in Architektur. Was dann folgt, ist
nicht immer leicht. Architektur ist ebenso interessant, ebenso kreativ,
aber Lauras Herz hängt nicht daran. Das will diese andere Sache. Die
junge Frau macht in jener Zeit weiter Bilder, hat mehrere Ausstellungen,
bringt sich selbst Photoshop bei. „Ich bereue es nicht“, sagt sie heute
über ihr Studium, die Architektur sei auch ein „Sicherheitsnetz“, falls
es beruflich nicht so klappe, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Dennoch macht sie sich nach ihrem Abschluss als Fotografin selbständig.

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Das ist bald zwei Jahre her. Neben ihren Selbstporträts fotografiert Laura nun auch vermehrt andere Menschen. Hinzu kommt eine ganze Reihe von Arbeiten mit verschiedenen, teils namhaften Kunden. Da gibt es etwa diesen Clip von Laura mit Annemarie Carpendale. Er ist Teil der Videokampagne „Fiat Urban Stories“ für den gleichnamigen italienischen Autohersteller. Moderatorin Carpendale fährt im hellblauen Pkw vor. Sonnenschein, Zeitlupenaufnahme des fahrenden Wagens. Die Moderatorin erklärt beim Aussteigen: „Heute treffe ich eine Besessene. Zumindest sagt sie das über sich selbst. Fotografie ist eine wunderbare Krankheit. Laura Zalenga will inspirieren und zum Grübeln bringen zugleich.“ In einem Waldstück treffen sich die beiden dann, Laura gibt im weiteren Verlauf des Videos einen Einblick in ihre Arbeit, fotografiert am Schluss Carpendale und das Auto.

Wie geht man mit so etwas um, als junger Mensch? Man hat Talent, man hat eigene ästhetische Vorstellungen, man will reisen. Aber man muss sich auch präsentieren, Geld verdienen. Laura hat sich viele Gedanken über dieses Thema gemacht, das merkt man. „Wovon lebt der Mensch?“ fragt sie schließlich und lächelt. Sie überlege sich genau, welche Aufträge sie annehme, womit sie sich wohl fühle. „Natürlich hat man manchmal das Gefühl, sich einkaufen zu lassen, aber ich versuche mich nicht zu verbiegen. Letztlich mache ich nur Sachen, hinter denen ich auch stehe.“

Neben diesen Arbeiten setzt Laura aber auch eine Vielzahl an eigenen Projekten um. Auf einem Gnadenhof möchte sie zum Beispiel fotografieren. Seit Jahren engagiert sie sich für den Tierschutz, beschäftigt sich mit Veganismus. 2015 rasierte Laura sich für eine Crowdfunding-Kampagne sogar das lange braune Haar ab. Da war sie gerade in den USA unterwegs, wollte 1000 Dollar für die Organisation „Animal Equality“ sammeln und die Leute durch ihre Aktion zum Spenden motivieren. Ob das nicht etwas gewagt sei für jemanden, der vorwiegend Selbstporträts macht. „Nein.“ Punkt. Da muss sie nicht überlegen. „Es nervt, dass man immer auf das Schönsein reduziert wird“, sagt sie, „gerade als Frau.“ Man sehe in den Medien oft nur schöne, junge Menschen, das mache es schwerer, sich auch mal hässlich und verletzlich zu zeigen. „Da ist die erste Falte ein kleiner Weltuntergang.“ Gerade deshalb träumt Laura davon, in Zukunft einmal eine Bildstrecke mit älteren Menschen zu machen, abseits der Norm der ewigen Jugend.

Für die Ausstellung „10 im Quadrat“ der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung hat die Fotografin nun zehn Münchner vor die Kamera gebeten – und ihnen den Spiegel vorgehalten, real wie metaphorisch, etwa dem Lyriker Rahamatullah Hayat oder der Schauspielabsolventin Mona Vojacek Koper. Oft sieht man den Spiegel im ersten Moment gar nicht, wundert sich als Betrachter nur, warum das Gesicht sich plötzlich doppelt. „Es ging mir darum, ein bisschen das Surreale im echten Leben zu suchen und vielleicht auch zu finden“, sagt Laura über die Serie. Da ist er wieder: Der Kniff, die kleine Geschichte, die sie in ihre Bilder so gern einbaut, die junge Frau mit der Kamera.

Text: Carolina Heberling

Fotos: Laura Zalenga

Mein München: Sonnenstraße

Seit einem Praktikum in Paris zieht Lorraine Hellwig nachts mit ihrer Kamera durch Bars und Clubs, auf der Suche nach der perfekten Aufnahme um das hiesige Nachtleben zu portaitieren.

Während eines Praktikums in Paris hat Lorraine Hellwig, 23, das dortige Nachtleben – das Feiern, das Tanzen, das Ausgelassen sein – in Bildern festgehalten. „Als ich dann wieder in München war, wollte ich dieses Gefühl beim Feiern, die Euphorie, aber auch den Weg nach Hause, sagen wir mal die ,ruhigere Seite‘ nach so einer Nacht, festhalten“, sagt die junge Münchnerin, die seit drei Jahren an der Hochschule München Fotografie studiert. Die Kamera ist dabei für Lorraine aber nur „ein Mittel zum Zweck“, sagt sie. Ihr geht es vor allem darum, ihre Projekte perfekt umzusetzen – sei es digital oder analog.

Zusammen mit der Schauspielstudentin Caroline Tyka und Valerie Huetterer, die sich um das Styling gekümmert hat, hat sie sich deshalb ins Münchner Nachtleben begeben. Das Ziel: diesen spontanen Moment nach dem Feiern mit ihrer Kamera einzufangen. Nach ein paar Stunden im Club ist dann auf der Sonnenstraße vor einem Geschäft dieses Bild entstanden: Schauspielstudentin Caroline stützt sich mit ihrem Arm am Schaufenster ab, der eine Ärmel ihrer Jacke ist ihr von der Schulter gerutscht und gibt den Blick auf ihren knallgelben Pullover frei. Ihr Blick ist starr auf die hell erleuchtete Auslage im Schaufenster gerichtet. Bis auf vereinzelte Lichtpunkte im Hintergrund ist das Bild sonst schwarz.

Es ist halb vier Uhr morgens in München, eine wilde Nacht neigt sich dem Ende zu.  

Text: Jacqueline Lang

Foto: Lorraine Hellwig

Neuland: Wunder

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Hinter jedem Bild steckt auch ein Mensch. Das will Oliver Tippl in dem neuen Magazin Wunder zeigen, das Ende September erstmals erscheint.

Der Abiturient Oliver Tippl, 17, entwickelt seit Anfang Juli in München zusammen mit Schwester Janina Tippl, 24, das Porträt-Magazin Wunder. Das etwa 200 Seiten dicke Heft wurde ausschließlich vom Münchner Fotografen Christoph Schaller mit Fotos bestückt.

Die Idee des Magazins soll das „Wunder Mensch“ sein. Oliver, der selbst, seit er 13 Jahre alt ist, als Model arbeitet, liest schon lange Independent-Magazine mit Fotostrecken. „Das ästhetische Auge wird befriedigt, aber die Magazine bieten zu wenig Inhalt“, sagt Tipple. Er wolle die Personen hinter den Bildern vorstellen. Daher auch der Titel. „Jeder Mensch hat etwas zu erzählen, egal wer“, sagt Oliver. Die erste Ausgabe hat eine Mischung verschiedenster Personen im Heft, zeigt Tänzer, ein ehemaliges Bond-Girl und Flüchtlinge. Das Alter der Porträtierten ist genauso bunt gemischt. Um einen roten Faden zu erhalten, hat Oliver für das erste Heft mit dem Schwerpunkt „Zeit“ nur einen Fotografen eingesetzt. Das Magazin wird auf Deutsch erscheinen, wichtige Texte zusätzlich auf Englisch.

Das Heft soll zwei Mal jährlich erscheinen. Ende September soll die erste Ausgabe „Wunder“ für zwölf Euro erhältlich sein.

Von: David-Pierce Brill

Foto: Christoph Schaller 

Mein München: Durch das Fenster auf die Bühne.

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Jake Paul fängt mit seiner Kamera Emotionen ein – besonders gerne von Münchner Musikern.

Der Schein trügt: Amanda Naughton spielt nicht etwa mit den Zähnen auf ihrer Gitarre, sie schreit bei ihrem Platten-Release-Konzert in ihr Instrument. Jakob Paul Stumpf, 26, hat diesen Moment voller Emotion eingefangen. Der Münchner knipst am liebsten Menschen, so kann er beim Fotografieren interagieren, denn „etwas zusammen zu schaffen, ist immer schöner, als wenn man alleine ist“, sagt er.
Von Club-Fotos über Hochzeitsfotos bis hin zu Mode hat Jake Paul, wie er sich als Künstler nennt, schon alles abgelichtet. Sein Fokus sind aber vor allem Münchner Musiker, von denen er sowohl klassische Bandporträts anfertigt, als auch ihre Live-Performances mit seiner Kamera einfängt. Wie im aktuellen Bild von Amanda Naughton, die Jake seit knapp einem Jahr persönlich kennt, und die ihn darum bat, Fotos von ihrer Release-Show zu machen. „Normalerweise antizipiere ich, was der Künstler machen wird, und suche mir eine Position“, sagt er. Für das Foto musste er aber ziemlich improvisieren, obwohl er wusste, dass Amanda bei einem ihrer Songs in die Gitarre schreien wird. Als der Moment kam, hatte er aber lediglich die Rückseite der Gitarre vor dem Objektiv. „Also bin ich schnell nach draußen gegangen und habe durch das Fenster fotografiert.“ 

Webadresse: https://500px.com/jakepaul

Von: Richard Strobl

Foto: Jake Paul

Grenzgängerin

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Sophia Maier reist auf eigene Faust als Fotografin in Krisengebiete. Nach ihrem Einsatz in Nepal, kurz nach dem Erdbeben von 2015, ist ihr aktuelles Projekt nun Idomeni. Nur: Dort ist Hilfe so nötig, dass die Kamera immer öfter im Zelt bleiben muss – eine Spurensuche zwischen zwei Herausforderungen.

Es ist noch dunkel in Idomeni, wenn Sophia Maier aufsteht, in ihre Trekkingschuhe schlüpft und beginnt, Wasser zu den Zelten zu bringen. Sie läuft durch den Schlamm, der sich an manchen Stellen mit Fäkalien vermischt. Toiletten und Duschen gibt es kaum in dem wilden Flüchtlingscamp, in dem seit Monaten mehr als 10 000 Menschen darauf warten, dass sich die Balkanroute vielleicht doch noch öffnet. Sophia, Mitte 20, stellt die Getränkeflaschen bewusst vor Sonnenaufgang ab, wenn die Flüchtlinge noch schlafen – es gibt zu wenig von allem und sie befürchtet, tagsüber würden Verteilungskämpfe ausbrechen. „Jeder hat dort Angst, dass er nichts mehr bekommt“, sagt sie.

Eigentlich ist die junge Münchnerin mit einem ganz anderen Ziel an die griechisch-mazedonische Grenze gekommen: Neben dem Helfen wollte sie vor allem fotografieren – sowohl künstlerische Porträts der Flüchtlinge als auch, um von dort als Journalistin zu berichten. Ihre Updates in Text, Bild und Video wurden bislang über ihren Facebook-Kanal teilweise bis zu 800 Mal geteilt und tausendfach geliked sowie bei „Stern TV“ ausgestrahlt.

Für den Plan, an die griechische Grenze zu gehen – zuerst nach Lesbos, dann nach Idomeni – hat sie in München ihre Wohnung im Lehel gekündigt. Auch ihre Ausbildung als Volontärin bei der Huffington Post hat sie aufgegeben. „Ich wusste nur, ich muss da hin und was tun“, sagt sie und versucht, ihre Bauchentscheidung zu erklären. Nur für ein paar Tage wollte sie nach Idomeni reisen, dann zurück auf die griechische Insel. Doch der Ort, dieses inoffizielle Flüchtlingslager mit den inhumanen Zuständen, ließ sie nicht los. „Es zieht mich immer wieder dort hin“, sagt sie.

Aktivistin? Fotografin? Journalistin? Für Sophia ist das kein Widerspruch

Ihr Antrieb: Wut und Empörung. Gefühle, die es manchmal schwierig machen, die vielen Rollen zu trennen, in denen sie vor Ort ist und zwischen denen sie wechselt. Ist sie Aktivistin? Fotografin? Journalistin? Für Sophia ist das kein Widerspruch. Ehrenamtliche Hilfe und Fotografieren hängen für sie untrennbar zusammen, immerhin hat sie ihre Leidenschaften auch gleichzeitig entdeckt. 2011 lebte sie im ärmlichen südafrikanischen Township Soweto und begeisterte sich erstmals dafür, zur Kamera zu greifen. Mode und andere schöne Welten abzulichten, interessiert sie nicht. Auch zu Hause in Deutschland fotografiert sie kaum.

Sophias erste Reise in ein tatsächliches Krisengebiet ergab sich 2015 eher durch Zufall: Den Flug nach Nepal hatte sie schon gebucht, als kurz vor Abreise dort die Erde bebte. Stärken von bis zu 7,8 wurden in Nepal gemessen, unzählige Häuser zerstört und Menschen getötet. Während ihre Freunde dachten, nun würde Sophia zu Hause bleiben, war es für sie erst recht ein Ansporn. „Für mich war klar: Dann fahre ich eben nicht, um im Himalaja zu wandern, sondern um zu helfen.“ Sie übernahm die Leitung einer kleinen Hilfsorganisation, reiste quer durchs Land, verteilte Hilfsgüter und unterstützte die Nepalesen beim Wiederaufbau. Die vielen gezeichneten Gesichter, denen sie dabei begegnete, hielt sie mit der Kamera fest.

„Faces of Nepal“, scherzte ein nepalesischer Freund, der gemeinsam mit Sophia auf den Einsätzen unterwegs war, wenn er einen interessanten Menschen sah und ihn ihr zeigte. Später sollte das zum Titel ihrer Ausstellung werden, die Anfang des Jahres im Berliner „Mein Haus am See“ zu sehen war. Gleich zur Eröffnung kamen mehrere hundert Menschen, die Erlöse spendete Sophia für Nepal. Dabei musste erst eine Freundin Sophia von der Idee der Ausstellung überzeugen, nachdem diese die Fotos gesehen hatte. Bei Idomeni ist die junge Münchnerin mittlerweile schon viel selbstbewusster. Dass ihre Bilder auch diesmal ausgestellt werden und die Erlöse gespendet werden sollen, steht für sie fest.

Das Militär hat sie gezwungen, Bilder zu löschen

Doch die Arbeit mit der Kamera hat auch ihre Grenzen, manchmal muss die Ausrüstung in der Tasche bleiben. Ein Beispiel ist für die Münchnerin die Flussüberquerung in Idomeni, die Mitte März weltweit Schlagzeilen machte. Ominöse Flugblätter hatten die Nachricht von einer angeblichen Lücke im Grenzzaun verbreitet, viele Flüchtlinge brachen auf – und die Münchnerin mit ihnen. „Erst stand ich am Fluss und hatte mein Handy in der Hand“, erzählt sie. „20 Sekunden lang habe ich gefilmt, dann dachte ich: Was machst du hier eigentlich? Geh in diesen Fluss und hilf! Weil eigentlich ist es doch egal, ob ich Journalist, Aktivist oder Fotograf bin – zuallererst bin ich Mensch.“ Also hob Sophia Kinder zum anderen Ufer, durchquerte schließlich selbst den Fluss und begleitete die Flüchtlinge durch ein Waldstück über die Grenze, wo das mazedonische Militär sie bereits „mit dem Finger am Abzug“ erwartete. Sophia sagt, sie habe diesen Exodus mit Fotos dokumentiert – inklusive Aufnahmen der Grenzsoldaten. Doch das Militär habe sie letztlich gezwungen, die Bilder von ihnen zu löschen. „Wenn da so ein Typ mit der Knarre neben dir steht, dann machst du das natürlich auch“, sagt sie.

Während die Flüchtlinge vom mazedonischen Militär zurück nach Griechenland gebracht wurden, machte Sophia sich nachts zu Fuß auf den Rückweg zum Camp, allein durch Wald und Fluss. Am liebsten hätte sie die Flüchtlinge noch weiter begleitet, die Dokumentation von möglichen Menschenrechtsverletzungen sieht sie als ihre Aufgabe.

Trotzdem glaubt sie, mit ihren künstlerischen Porträtfotos, die Einzelschicksale aus der Masse herausgreifen, mehr erreichen zu können: Die Betrachter würden sich mehr Zeit nehmen und mehr fühlen als beim Scrollen durch den Facebook-Newsfeed.

Dass sich ihr Fotoprojekt mit Flüchtlingskindern befassen soll, war für Sophia schnell klar. Dass so viele Kinder in diesem Camp ohne Bildungsmöglichkeit festsitzen, sei für sie mit das Schlimmste an der ganzen Situation. „Children of Idomeni“ hat sie die Serie deswegen genannt.

Im Sommer beginnt für sie ein neuer Abschnitt – von Juli an wird sie in Teilzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einem Bundestagsabgeordneten arbeiten. Auch die Ausstellung wird sie dann zeigen. Vor der konkreten Planung zieht es Sophia wieder zurück an die Grenze von Griechenland und Mazedonien. Helfen geht für sie am Ende eben doch vor.

Text: Elisabeth Kagermeier

Fotos: Sophia Maier

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Von: Elisabeth Kagermeier

Fotos: Sophia Maier

Ego-Shooting

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Amelie Satzger, 21, ist Fotografin und dabei immer ihr eigenes Model. Für sie ist das ein „meditativer Moment“, keine Aufmerksamkeitslüsternheit – im Netz kommen die Bilder gut an.

Ein intelligenter Tweet, ein lustiges Youtube-Video und schon ist man berühmt. Karrieren beginnen heutzutage oft im Internet. Wer sich zu inszenieren weiß, hat schnell mal ein paar Tausend Follower, die einem beim Schminken, Kochen, Modeln oder ganz generell beim Leben zusehen. Auch Amelie Satzgers Erfolg hat im Netz seinen Lauf genommen. Amelie war 19, da begann sie Selbstporträts von sich auf Instagram zu teilen. Anfangs war das nur ein Zeitvertreib – die junge Frau hockte gerade auf Föhr. Familienurlaub. Nicht unbedingt spannend, wenn man jung ist und die Welt entdecken will. Also hat sie ihre Kamera genommen, sich selbst geknipst und die Bilder hinterher online gestellt.

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Die Fotos, die sie von sich teilte, fanden rasch ein Publikum. Innerhalb weniger Wochen folgten ihr auf Instagram mehrere Tausend Menschen, auf der Fotoplattform 500 px hat sie inzwischen mehr als 32 000 Follower. Klingt erfolgreich. Aber: Manche dieser Seiten sind oberflächliche Orte. Auf Instagram sieht man oft nur die Schönen. Die, deren Leben man gern hätte. Die mit den perfekten Kleidern vor der perfekten Kulisse, die dann unter all dieser Perfektion zusammenbrechen – wie Instagram-Model Essena O’Neill, deren Aufbegehren gegen diesen Zirkus sie erst richtig berühmt machte. Ihre Botschaft damals: Hier wird wenig Substanzielles geboten. 

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Die Bilder, die Amelie Satzger, heute 21, macht, wollen nicht so recht passen zu dieser Welt. Schön ist auch Amelie. Toll sind auch die Kulissen, in denen sie steht. Und doch, die Fotografien der jungen Münchnerin erzählen mehr. Da gibt es dieses Bild von Amelie: Ein Mädchen treibt auf dem Wasser. Seine Augen sind geschlossen. Friedlich wirkt das himmelwärts gerichtete Gesicht, doch ihr Kleid zieht den Körper bereits in die Tiefe hinab. Es wirkt, als stürbe auf dem Foto dort Ophelia, die Geliebte Hamlets. Es ist ein Motiv, das in der bildenden Kunst oft aufgegriffen wurde. Nur bleibt Ophelia in diesen Bildern zumeist Objekt. Anders bei Amelie: Sie beobachtet durch die Kamera stets sich selbst, hat einen deutenden Blick auf das Ich. Und zwar in allen Seinsweisen, die die eigene Persönlichkeit zu bieten hat. Mal stark, mal zerbrechlich, mal kindlich, mal frech, aber immer: Amelie.

Dass so etwas mehr ist als ein Zeitvertreib im Internet, war schnell klar. Amelie hat ihr Archäologiestudium abgebrochen, ist um die Welt gefahren. Australien, Nepal, Island. Immer im Gepäck – die Kamera. So ist allmählich eine Reihe mythologisch angehauchter Selbstporträts entstanden: Amelie an nebligen Ufern, Amelie vor Wasserfällen, Amelie vor bedrohlich wirkenden Steinklüften…

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Klingt nach Selbstdarstellungssucht. Nach riesigem Ego. Da fährt eine in ein Land wie Nepal und fotografiert sich selbst. Doch mit der Aufmerksamkeitslüsternheit der Selfie-Stick-Generation haben Amelies Fotografien wenig gemein. „Es ist so ein meditativer Moment, wenn ich mich selbst fotografiere“, sagt die junge Frau mit dem dunkelblonden Haar und lächelt zurückhaltend. Es gehe ihr nicht darum, sich selbst als Person darzustellen, sondern darum, Gefühle zu verarbeiten, Geschichten zu erzählen durch die Bilder. „Da fühlt es sich nun mal nicht authentisch an, andere Menschen in Szene zu setzen.“ Sie ist einfach nur eine Künstlerin, die sich irgendwann zufällig selbst vor die Kamera gelaufen ist.

Sich selbst so zu fotografieren, erlaubt der Fotografin größeren Freiraum. Sich ganz allein an die Grenzen dessen begeben, was man preisgeben möchte. Sich auch mal nackt und schutzlos zu fühlen angesichts der Gewaltigkeit der Natur, in der man sich fotografiert. Amelie, die kleine Figur in der endlosen Wüste. 

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Wie wichtig diese ständige Selbsterfahrung für ihre Fotos ist, zeigt sich auch an der Produktionsweise der Künstlerin, denn von der ersten Idee bis zum fertigen Foto vergeht bei Amelie oft viel Zeit. Das beginnt mit einem Bild im Kopf oder einem Song im Ohr, der erzählt werden will. Es folgt die Suche nach dem passenden Motiv. Also begibt sie sich raus in die Natur, läuft viel herum, sieht sich alles genau an, hört Musik, überlegt dabei. „Dann schlafe ich eine Nacht drüber und komme am nächsten Tag wieder.“ Dieses Mal mit Kamera. Doch bis das Bild fertig ist, dauert es. Es gilt, den richtigen Fokus zu finden, Testaufnahmen zu machen. „Oft renne ich zwischen Kamera und Motiv hin und her.“ So lange, bis sie das Gefühl hat: So soll das Bild aussehen. Mit Selbstauslöser wird fotografiert. Je nach Wetterlage kann das gesamte Prozedere schon mal einige Stunden in Anspruch nehmen.

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Wer so lang mit sich und der Natur ringt, in ihr bei Eis oder Sturm nach dem einen Bild sucht, für den ist ein Berg, ein Ufer, eine Düne nicht einfach nur Kulisse. Amelie ist am Stadtrand von München aufgewachsen, in Fürstenried. Von dort ist es nicht weit zum Starnberger See, den sie so liebt und wo viele ihrer Bilder entstanden sind, so auch das Ophelia-Motiv. „In der Natur sind keine Menschen, die mich stören. Dort finde ich die Ruhe, meine Gedanken zu verarbeiten. In der Stadt ist das nicht mehr so leicht. Auf jedem Grünstreifen, in jedem Park beobachten mich Menschen. Und: Es wird viel mehr darauf geachtet, dass alles gepflegt aussieht.“

Wildwuchs? Leider nein. Eine ganz neue Erfahrung für Amelie, die erst im Februar an den Kolumbusplatz gezogen ist. Urbaner Trubel, dazu die vielen kreativen Menschen in der Nachbarschaft. Es arbeitet in ihr, wenn sie von diesen neuen Eindrücken spricht, das merkt man. An Amelies Händen klebt noch die Farbe vom Streichen der neuen Wohnung.

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Die Bilder, die sie erschafft, wirken im Kontext des Städtischen fast wie eine Gegenwelt. Entvölkerte Landschaft, durch die einsam sie wie eine Elfe oder Gottheit schreitet. Manchmal gibt es aber doch Spuren des Menschlichen. Die abgeholzten Bäume am Starnberger See etwa, vor denen sie posiert. Denn auch solche Dinge möchte sie zeigen. Den Eingriff des Menschen in die Natur. Die „Schönheit des Verfalls“, die so entstehe. Dieses Konzept scheint anzukommen: Amelie studiert inzwischen Fotodesign an der Hochschule München und hat bereits im Fotomagazin Storm eine Bildstrecke veröffentlicht. Für den Sommer ist eine Einzelausstellung geplant.

Die größte Resonanz kommt aber nach wie vor online. „Photo is perfect! It looks like an album or movie cover”, schreibt einer ihrer Fans auf Instagram. Ein anderer fragt: „Kannst du mal was Schlechtes posten, damit ich mich besser fühle?“

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Von: Carolina Heberling

Fotos: Amelie Satzger

Mein München: Stachus

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Andreas Schoppel findet, München ist eine dynamische Stadt. Der Ort, der diese Dynamik am besten widerspiegelt, ist für ihn der Stachus. Das Justizgebäude hat Andreas mit Langzeitbelichtung fotografiert, weil es den Stachus visuell prägt, wie er findet

Seine Kreativität kann Andreas Schoppel, 23, in seiner Fotografie ausleben, da sie so vielfältig ist. „Ich liebe es mit den verschiedensten Leuten zusammenzuarbeiten, neue Erfahrungen zu machen und neue Menschen kennen zu lernen“, sagt der gebürtige Münchner. Seit drei Jahren studiert er an der Hochschule München Fotodesign und entdeckt seine Leidenschaft immer wieder neu. Bevor Andreas ein Foto macht, entwickelt er ein Moodboard mit Ideen, damit er während des Shootings keine bösen Überraschungen erlebt.

Für die dritte Ausgabe des Bildbandes „Mein Bild von München – unsere Stadt bei Tag und Nacht“ hat der 24-Jährige eine Reihe von mehreren Orten in München bei Nacht fotografiert. Mit Hilfe der Langzeitbelichtung wollte er zeigen, dass die Stadt niemals schläft. „München ist dynamisch. Sie ist sowohl tagsüber als auch nachts immer in Bewegung. Und welcher Ort eignet sich da besser als der Stachus?“, sagt Andreas. Er fotografiert das Justizgebäude, weil es die Gegend rund um den Stachus visuell prägt.

Noch lieber fotografiert Andreas aber Menschen. „Ob als Porträt oder im Zuge einer Modestrecke. Mir gefällt es, Menschen im richtigen Blickwinkel und der richtigen Atmosphäre festzuhalten“, sagt er.  

Von: Stefanie Witterauf

Alles eine Frage der Technik

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Die 21-jährige Milena Wojhan assistierte bereits bei Fotoshoots von Florian David Fitz und Hannelore Elsner. Über eine junge Frau, talentiert und tough.

Milena Wojhan steht kritisch vor der weißen Wand. Ein Nagel hat sich verhakt, er wird ihre Fotografie im Ausstellungsraum Farbenladen so nicht tragen können. Kein Problem für die 21-Jährige: Als man ihr männliche Hilfe anbietet, lacht sie und winkt ab. „Alles eine Frage der Technik“ sagt sie und holt den Nagel aus der Wand – mit einer Gabel. Milena ist tough, das merkt man sofort. Auch an den Fotografien, die sie im Farbenladen zeigt: Junge Menschen beim Feiern, in absoluter Ekstase, kurz vorm Delirium. Ob der junge Mann, der schwitzend und betrunken direkt in die Kamera starrt, ein Problem damit gehabt habe, so gezeigt zu werden? Sie verneint.

Über das Projekt, für das sie junge Menschen beim Feiern mit ihrer Yashika t5 abgelichtet hat, sagt sie: „Ich habe im letzten Jahr viel von München gesehen, habe Abends die ganzen verrückten Jugendlichen in ihrem hedonistischen Rausch verewigt.“ Dabei widmet sie sich sonst vorwiegend der Mode-Fotografie, hat als ehemalige Balletttänzerin aber immer auch Tanz und Theater abgelichtet. Doch ganz egal, ob es um Mode oder dokumentarische Fotografie geht: Es ist offensichtlich, dass Milena nicht nur Talent hat, sondern auch die Technik beherrscht. 

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Milena fotografiert oft (aber nicht ausschließlich) junge Frauen. Es sind immer interessante und besondere junge Frauen; solche mit einer ganz eigenen, nahezu exklusiven Schönheit. Dabei könnte auch sie zweifelsfrei selbst vor der Kamera stehen: Sie ist groß und schlank, ihre platinblonden, kurzen Haare betonen die eisblauen Augen. Doch sie nur auf ihr Äußeres zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht werden – ebenso wenig wie den jungen Frauen, die sie fotografiert. Da wäre noch ihr Auftreten, ihr Stil, die Art und Weise, wie sie spricht: betont und ruhig, mit weicher, aber deutlicher Stimme. Milena ist eine, an die man sich erinnert. Vielleicht liegt das daran, dass sie bereits mit 21 Jahren eine Künstlerin ist, die weiß was sie will – vor und hinter der Kamera.

Dabei steckt Milena Wojhan noch mitten in der Ausbildung, die sie bei „art in action“ in Thalkirchen absolviert. Ihre erste Kamera hielt sie allerdings schon lange vorher in der Hand. „Ich glaube, da war ich gerade sechs“, sagt sie. Zu dieser Zeit lebt die Wiesbadenerin noch mit ihrer Familie in Berlin, mit zehn folgte der Umzug nach München. Jahre später dann ein neuer Umzug, dieses Mal auf Zeit. In der südafrikanischen Metropole Kapstadt schootete sie ihre ersten, selbst organisierten Modestrecken, bis zu acht in einem Monat. Das hat die damals 18-Jährige ihrem Talent zu verdanken – und, wie sie erzählt, auch einer Portion Glück: „Ich wohnte mit einer Visagistin zusammen, die mich, ein bisschen wie eine Mentorin, unter ihre Fittiche nahm und mich vielen Leuten vorstellte.“ Kurzerhand fotografierte Milena erste Strecken ganz alleine, übernahm oft auch das Styling der Models.

Zurück in Deutschland entschied sich Milena dann für den klassischen Weg einer Ausbildung. „Ich will einfach alles über Fotografie wissen, von der Technik bis zur Kunden-Akquise.“ Neben der Ausbildung assistiert sie regelmäßig bei renommierten Fotografen, zum Beispiel bei Sammy Hart. Das führt dazu, das Milena alle Seiten des Geschäfts kennenlernt, etwa wenn sie Hart bei Fototerminen mit Prominenten wie Florian David Fitz oder Hannelore Elsner begleitet. „Letztlich sind das aber auch ganz normale Menschen“, erklärt die 21-Jährige. Sätze wie diese klingen bei ihr so, als würde sie ihr Business bereits durchschauen. Sie weiß, dass der Weg zu einer erfolgreichen Fotografie-Karriere nicht ausschließlich glamourös ist. Bevor du jemand bist, kann es passieren, dass du für deine Arbeit keinen Cent, sondern allenfalls ein Namedropping erhältst – ein Problem, das in der Kreativbranche nicht nur Fotografen kennen.

Für die junge Fotografin heißt das trotzdem: Veröffentlichungen im Material Girl Mag, im Jute Fashion Magazine oder im Schön! Magazine. 

Eins ihrer aktuellsten Fotos zeigt das Model Ana Saraiva. Ihr nackter Oberkörper wird nur von einer harten, durchsichtigen Plastikschale verhüllt. „Das war eine alte Bustier-Puppe, an der man sonst Unterwäsche fotografiert“, erzählt Milena. Das Plastik brach, und Ana konnte es wie ein T-Shirt anlegen. Das Ergebnis: Ein Foto von eigenwilliger, aber bestechender Ästhetik, das vom Sicky Mag exklusiv veröffentlicht und auf Instagram dutzende Male geteilt wurde. Die Idee zum Plastik-Bustier kam Milena spontan. So sind auch ihre Editorials, die sie schießt: „Ich bitte die Mädels oft, ihre geilsten Klamotten mitzubringen. Ich mache das ebenfalls und dann schauen wir, wo es uns hinführt.“ Im besten Fall in ein Fashion-Magazin. Ob sie dieser Richtung auch nach ihrer Ausbildung treu bleiben will, da ist sie noch nicht ganz sicher. Wichtig ist Milena Wojhan vor allem eins: „Ich will mit meinen Fotos eine Geschichte erzählen.“

Die Arbeit von Milena Wojhan ist auch bei der Ausstellung „München – Am Rand“ im Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, zu sehen. Geöffnet an allen Wochenenden im März, samstags 16 bis 22 Uhr, sonntags 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei.

Von: Valerie Präkelt

Fotos: Milena Wojhan

Mein München: Ostfriedhof

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Gerade fertig mit der Schule, muss Yunus Hutterer, 18, nun überlegen, wie es weitergehen soll. Neben der Fotografie interessieren ihn auch bewegte Bilder. Momentan ist er in der Ausstellung “München – am Rand” im Farbenladen mit seiner Fotoreihe “Randbemerkungen” zu sehen.

Mit seiner Kamera zieht Yunus Hutterer, 18, durch die Straßen der Innenstadt von München. Er ist auf der Suche nach spannenden Hinterhöfen, die er für sein neues Fotoprojekt „Hinterhof-Idylle“ ablichten kann. „Ich möchte nach einem festen Konzept und einer Idee fotografieren“, sagt der junge Mann. Für Yunus ist die Stadt München chic. Verglichen mit anderen Großstädten findet er sie sauber und clean. Doch wenn man genauer hinschaut, findet man auch hier Orte, die „relativ abgeschottet und verkommen aussehen“.
 So auch der Innenhof von einem Teppichverkäufer am Ostfriedhof. Ein Orientteppich liegt in einer Pfütze im dreckigen Kies, ein Auto steht in der Einfahrt daneben. Hier bleibt Yunus stehen, nimmt seine Kamera und drückt auf den Auslöser. „Obwohl ich türkische Wurzeln habe, hatten wir nie einen Teppich mit Orientmuster zu Hause. Aber mein Mousepad sieht so aus“, sagt Yunus und lacht.

Gerade mit der Schule fertig geworden, beschäftigt sich Yunus neben der Fotografie auch mit vielen anderen Dingen. Bewegte Bilder interessieren ihn beispielsweise sehr. Wie es jetzt weitergehen soll, weiß er noch nicht genau. „Mein nächstes Projekt ist jetzt erst mal meine Zukunftsplanung“, sagt Yunus. Pläne für diverse Praktika bei Münchner Fotografen hat Yunus aber schon.

Von:Stefanie Witterauf