250 Zeichen Demokratie: Heute mit Fee

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Am 24. September ist Bundestagswahl. Wir haben politisch engagierte
junge Erwachsene gefragt, warum es gerade für junge Menschen so wichtig
ist, wählen zu gehen. Heute mit Poetry-Slammerin Fee.

“Diese Wahl ist gar nicht für uns. Weil „wir“ weiße,
wohlhabende, christliche Akademiker*innen in Heterobeziehungen sind. Uns geht
es gut. Um uns geht es nicht. Diese Wahl ist für alle. Unabhängig von
Hautfarbe, sexueller Orientierung, Bildung, Herkunft, Religion, Einkommen oder
Geschlecht.”

– Fee (Felicia Brembeck), Poetry-Slammerin aus München

Foto: Sophie Wanninger

Neuland: Operngesang in Berlin

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Für die Erfüllung des eigenen Kindheitstraums muss man manchmal Opfer bringen. Fee zieht weg von ihrer Münchner Heimat nach Berlin.

Als Kind hat man noch Träume. Egal, ob man nun Fußballprofi, Filmstar oder Astronaut werden möchte, mit der Zeit lösen sich die Luftschlösser auf und man stellt resigniert fest, dass nichts daraus werden wird. Doch so muss es nicht immer laufen. „Seit ich 15 bin, träume ich davon, an genau dieser Hochschule zu studieren“, schreibt Felicia Brembeck, besser bekannt als die Münchner Poetry-Slammerin Fee, über ihre Annahme bei der Hochschule Hanns Eisler und ihre Zukunft als potenzielle Opernsängerin. Nach dem die anstrengende Zeit der Aufnahmeprüfungen geschafft war, bedankte sie sich bei ihren Münchner Freunden für deren Unterstützung und versprach, dass sie oft zu Besuch kommen wird. Denn vom nächsten Semester an wird Fee in Berlin Gesang studieren, um sich ihren Jugendtraum zu erfüllen.


Text: Anastasia Trenkler

Foto: Johannes Simon

Ein Leben für die Bühne

Täglich porträtieren wir an dieser Stelle eine(n) der 20 mitwirkenden
KünstlerInnen unserer “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen – mal
Fotograf, mal Modell. Heute: Poetry-Slammerin Felicia Brembeck.

Felicia
Brembeck, geboren 1994, ist ein Bühnenmensch. Sie ist Moderatorin,
Poetry-Slammerin, Autorin, Kabarettistin und Sängerin. Seit 2012
studiert Felicia außerdem Deutsch und Evangelische Theologie auf Lehramt
für Gymnasien an der LMU. Die junge Münchnerin spricht ihre
Poetry-Slam-Texte auf der Bühne laut, klar und durchdringend. Ihre
Wortbilder: kraftvoll. Ihre Texte: zum Nachdenken anregend.

Nicht
umsonst hat sich Fee, so heißt sie auf der Bühne, in einer Männerdomäne
durchgesetzt: 2013 hat sie die deutschsprachigen U20-Poetry-Slam-Meisterschaften gewonnen. Seitdem reist sie für
Engagements durch die Poetry-Slam-Bühnen Deutschlands. Klingt alles
stark nach einer Karriere hin zur Poetin oder Autorin? Nicht ganz,
irgendwann will Fee freiwillig von der Slam-Bühne treten, um sich ganz
ihrer zweiten Passion zu widmen: einem Werdegang als Opernsängerin.

Die Ausstellung “10 im Quadrat” ist an allen Wochenenden im Mai, samstags von 16 – 22 Uhr, sonntags von 16 – 20 Uhr, im Feierwerk Farbenladen geöffnet. Neben den Fotografien werden Konzerte, Lesungen und Diskussionen veranstaltet. Für weitere Infos klickt unsere Junge-Leute-Facebookseite.
Der Eintritt ist frei.


Text: Amelie Völker

Foto: Manuel Nieberle   

Von  Worten, die Mut machen, Eintagsfliegen, Döner-Freundschaften und Shopping-Wahn

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Nach einem erfolgreichen und gut besuchten Auftakt unserer Vernissage
zu „10 im Quadrat“, startete am gestrigen Sonntag das Rahmenprogramm
im Farbenladen. 

Etwas ruhiger und gemütlicher war
es am ersten Ausstellungssonntag im Farbenladen. Die Besucher schlenderten
gemütlich von Bild zu Bild, während es draußen regnete. Aber nicht nur die
Porträts gab es an diesem Tag zu betrachten. Bei den Fototalks mit den
Fotografen Laura Zalenga, Michael Färber und Model Rosa Kammermeier (Blue Haze)
bekam das Publikum einen persönlichen Eindruck von der Kreativität und den
Ideen der Fotokünstler. „Es ist sehr spannend, wie verschiedene Menschen die
gleiche Person sehen und komplett anders interpretieren,“ erklärte Laura
Zalenga, die ihre Models mit einem Spiegel porträtierte. Sie wollte, dass die
einzelnen Fotos visuell miteinander verbunden sind. Außerdem, so die junge
Fotografin, eröffnen sich durch den Spiegel viele neue Perspektiven mit denen
man fotografisch spielen kann.

Aus Sicht der Porträtierten erzählte
Rosa. Alle Shootings haben ihr Freude bereitet, ganz besonders Spaß gemacht
habe ihr aber das mit Sophie Wanninger. Auf den bunten Fotos von Wanninger hatten
die Models die Vorgabe zu Schielen.

Und noch eine weitere Fotografierte
war an diesem Tag im Farbenladen: Felicia Brembeck, auch bekannt unter dem
Künstlernamen Fee. Die Poetry-Slammerin hat sich passend zur Ausstellung
Gedanken zum Thema Schönheit gemacht. Herausgekommen ist dabei der Text „Was
wäre, wenn schlau das neue schön wäre?“, den sie dem Publikum vortrug. „Wenn Schlau das neue Schön wäre, dann würde die Lyrik gefeiert und in alternativen Clubs
gespielt werden, weil in Mainstream-Discos die ganze Zeit nur Ingeborg Bachmann
oder Heinrich Heine laufen würde.“ 

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Nachdem Fee das Farbenladen-Publikum zum
Schmunzeln gebracht hatte, slammte sie noch ein paar Mut machende Zeilen aus ihrem Text „Schau dich an“: „Ja du lagst am Boden, ja man hat dir
ein Bein gestellt, mehr als eins (…) aber hey, schau dich an, du standest auch
wieder auf und jetzt bist du hier. Ich sag: sei stolz auf dich.“ Spätestens
jetzt waren alle gerührt von der Macht der Worte der jungen Poetry Slammerin
Fee, und auch Singer-Songwriterin Isabella der Band Mola war sehr angetan. Für
“10 im Quadrat” stand Isabella ebenfalls vor der Linse. An diesem Ausstellungstag
spielte sie mit ihrer Band ein wunderbar gemütliches Konzert.

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Während die Besucher weiter die Arbeiten
der Fotografen im Farbenladen betrachteten, lasen Katharina Hartinger, Barbara
Forster, Louis Seibert und Ornella Cosenza von der SZ Junge Leute aus ihren
besten Kolumnen vor und nahmen das Publikum mit auf Shopping-Tour, nach Berkeley und Italien. Auch eine Hommage an den Döner als Symbol für eine besondere Freundschaft, gab es zu hören.

Den Abschluss an diesem Tag
machte das Duo aus Sascha Fersch und Ferdinand Schmidt-Modrow. Sascha schreibt
Gedichte, Dramentexte und Monologe, Ferdinand ist Schauspieler und
interpretierte seine vorgetragenen Texte für die Zuschauer. Das alles gepaart mit
Gitarrenklängen und einer großen Portion Witz. So verwandelte sich Ferdinand etwa in
eine Eintagsfliege und monologisierte über das Fortpflanzen – dieses sei nämlich extrem
wichtig im Leben einer Eintagsfliege. 

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Da die sie aber noch am Ort des
Geschehens verstarb, wird das Farbenladen-Publikum vom Sonntag leider nie
erfahren, wie der Monolog der Eintagsfliege, den Sascha geschrieben hat, wohl
weitergeht. Man kann im Leben eben nicht alles haben.

Die Moderation führte an diesem
Tag unsere Autorin Katharina Hartinger.

Text: Ornella Cosenza

Fotos: Serafina Ferizaj

Neuland: MooShow

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Ein neues Format macht sich in München breit: Nachwuchsregisseur Jakob Legner und Poetry-Slammerin Fee starten im April die zweite Ausgabe der “MooShow”

Wie macht man junge Menschen auf das Programm eines Kultur- und Bürgerhauses aufmerksam? Diese Frage stellte sich das Pelkovenschlössl in Moosach und erarbeitete mit dem Nachwuchsregisseur Jakob Legner, 20, und der Poetry-Slammerin Fee, 22, ein Konzept. Das Ergebnis: ein Mix aus Talk-Show und Live-Auftritten mit Publikum, die „MooShow – Hau’s raus!“.

Während die erste Folge im November 2016 unter dem Motto „Umwelt“ stand, geht es am 4. Februar um „Ganz schön stark“. Bei Moderatorin Fee sind außer Erkan Inan vom Münchner Forum für Islam und der politisch engagierten Poetry-Slammerin Carmen Wegge auch der Bodybuilder Stefan Hauser und der Magier Daniel Pfauntsch zu Gast. Der Sound kommt von der Band Bittenbinder. Die Sendung ist danach auf Youtube zu sehen. 

Text: Sandra Will

Foto: Pelkovenschlössl

Ein Abend mit: Fee

Die Poetry-Slammerin und Autorin Fee (22) lässt den Abend ruhig und intellektueller in Theater, Oper oder Café angehen. Fee feiert gerne – aber ohne Alkohol. 


Hier beginnt mein Abend:

Im Theater oder der Oper. Ja, das ist so mein Ding.

Danach geht’s ins:

Cafe Yasmin oder zu irgendeiner privaten Party, das ist meistens das Netteste.

Meine Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Im Yasmin gibt´s die beste Limo! Und es kostet keinen Eintritt.
Okay, es ist auch kein Club. Aber: Limo!

Mit dabei ist immer:
Irgendein sehr dringliches, hyperinteressantes Gesprächsthema wie Zölibat, Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen, Regietheater oder die Frage, ob man beim Gendern lieber * oder _ benutzen sollte. Und das wird dann über jede Lautstärke hinweg diskutiert!

An der Bar bestelle ich am liebsten:
Fritz Melonenlimo, einen Ingwertee oder so etwas Abgefahrenes wie KiBa.

Der Song darf auf keinen Fall fehlen:
Irgendwas Trashiges. Wo ich den Text kenne!

Mein Tanzstil in drei Worten:

Extrovertiert. Zappelig. Ballett.

Der Spruch zieht immer:

„Ich finde diese Frage, ob ich einen Freund habe, sowas von daneben! Was sagt das denn bitte über mich aus? Ja, ich habe einen. Und? Bin ich jetzt nicht mal mehr ein Gespräch wert? Wenn ja, hätte ich dich auch ohne Partner nicht kennen lernen wollen. Außerdem ist das total heteronorma…“
Dann geht selbst der ekligste Typ. 🙂

Nachts noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Cafe München 1 – da wo guter Geschmack zu Hause ist.
Das ist der schönste abgefuckte Ort, den München zu bieten hat.

Meine dümmste Tat im Suff war:

Ich trinke gar nix. Daher sind die dümmsten Dinge meistens ohne mich passiert. Was manche meiner Freunde und Freundinnen aber nicht davon abhält, trotzdem anzunehmen, dass ich dabei war. Ich habe also scheinbar schon viel Dummes im Suff getan.

Das beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im:
Cafe Puck, aber das hat leider gerade zu. Auch gut: Cafe Münchner Freiheit.

Diesem Club/dieser Bar trauere ich nach:
Ich war nie im Atomic. Das finde ich schon ein bisschen schade.

Foto: Coo Pajaro

Quoten-Poesie

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Felicia Brembeck, 20, steht bei Poetry Slams oft als einzige Frau auf der Bühne. Sie schreibt Texte über ihren Glauben und muslimische Kopftuchträgerinnen. Jetzt will sie Mädchen beim Einstieg in die Szene helfen

Erotik-Slam in Augsburg. Die Bühne liegt in rotes Licht getaucht. Felicia Brembeck steigt aufs Podium. Sie trägt ein eng anliegendes schwarzes Kleid und eine dunkle Netzstrumpfhose. Bis dahin nicht ungewöhnlich. Ihre Slam-Kollegen sind vorher am Mikrofon schon zur Sache gekommen: derbe Sprüche, anzügliche Witze, zotige Geschichten. Doch Fee, so heißt sie auf der Bühne, macht es anders. Die junge Münchnerin trägt einen Text über Vergewaltigung vor – und setzt noch eine Abtreibung drauf.

Wie ernst ihre Texte sind, merkt man Fee, 20 (Foto: Jeannette Kummer), gar nicht an. Sie hat ein ansteckendes Lachen. Und eigentlich einen bühnenwirksamen Sinn für Humor. Auf Partys von ihrem Theologiestudium zu erzählen – das käme „einem Outing gleich, eine Nacht mit Sigmar Gabriel verbringen zu wollen“, heißt es in einem ihrer Texte. „Ich entdecke in letzter Zeit immer mehr, dass ich auch humorvoll schreiben kann“, sagt sie. Entschuldigend. So, als ob das eigentlich überhaupt nicht zu ihr passe.

Eine typische Poetin ist Fee nicht. Wenn der Schnaps nach Poetry Slams in Strömen fließt, lehnt sie höflich ab. Nein danke, sie trinke keinen Alkohol. Und sie trägt statt Schlabberhosen und Sneakers auch mal Glitzerpulli und Blumenohrringe. Fee, blond und adrett, hat etwas Niedliches an sich (Foto: Marvin Ruppert). Als sie am Anfang ihrer Slam-Karriere noch nervös ins Mikrofon stammelte, da fanden das die Leute einfach süß, glaubt sie. Und von einem Hip-Hop-Tanzkurs schickte sie die Lehrerin nach zwei Stunden mit den Worten nach Hause: „Magst du nicht lieber Ballett machen?“ 

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Aber wenn Fee auf der Bühne steht, ist das Niedliche verschwunden. Keine Spur von Piepsstimme. Fee spricht laut, klar, durchdringend. Ihre Wortbilder: kraftvoll. Nervös ist sie kaum mehr, sagt sie. Die zwei, drei Auftritte die Woche merkt man ihr an. Nur im Münchner Substanz kommt das Herzklopfen wieder. Hier hat sie in der 12. Klasse den Poetry Slam kennengelernt. „Das hat mich damals total verzaubert.“ Vorher hatte sie schnulzige Gedichte geschrieben. Jetzt lernte sie in Workshops das Poetry-Handwerk. Bald traute sich Fee auf die Bühne – verpatzte den ersten Slam, nur um den zweiten zu gewinnen.

Den Platz vor dem Mikrofon hat sie mittlerweile für sich erobert. Selbstverständlich ist das nicht: Poetry Slam ist schließlich immer noch größtenteils eine Männerdomäne. „Generell treten mehr Männer als Frauen auf“, bestätigt Ko Bylanzky, der die Slams im Substanz organisiert. Zu feministischen Schlachtrufen veranlasst das Fee aber nicht. Gedichte schreiben, über Gefühle reden, all das sei viel zu lange als unmännlich abgetan worden. „Ich finde es positiv, dass es im Slam männliche Rollenvorbilder gibt“, sagt sie. Trotzdem: An vielen Slam-Abenden ist Fee die einzige Frau – als Quotenfrau, wie sie mutmaßt. Ihre Weiblichkeit bringt ihr allein optisch oft einen Vorteil ein, gesteht sie freimütig. Aber auch viele dumme Komplimente: „Wow, für ’ne Frau bist du wirklich gut.“ Fee rollt mit den Augen.

Um Frauen den Einstieg in den Slam zu erleichtern, bastelt die junge Münchnerin gemeinsam mit Slam-Freunden an einer Website. „Slam Alphas“ will Newcomerinnen in Porträts vorstellen. „Wenn jemand einen Poetry Slam organisiert und überlegt, wen er einladen könnte, dann fällt ihm meistens eher ein Mann ein als eine Frau“, sagt Fee. Die neue Plattform richtet sich daher vor allem an Veranstalter. Gerade sie sollen draufkommen, dass es ja doch einige spannende Slammerinnen gibt. Und dass man die mal einladen könnte.

Damit es ihnen vielleicht auch mal so geht wie Fee. Sie feiert auf Slam-Bühnen ihre Erfolge. 2013 hat sie die deutschsprachigen U 20-Meisterschaften gewonnen, seitdem flattern oft Einladungen von Slam-Clubs ins Postfach. Für Engagements mit Gagen bis zu tausend Euro reist Fee durch Deutschland. Bescheiden geblieben ist sie trotzdem. Über ihre Titel sagt sie, fast wie um sich zu rechtfertigen: „Das hat viel mit Glück zu tun, mit den richtigen Umständen.“ Der Text muss zur Stimmung des Publikums passen, richtig platziert sein, um gut wirken zu können, den Nerv der Veranstalter treffen. „Es liegt nicht an uns, ob wir gewinnen, sondern am Publikum!“

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Und die Zuschauer klatschen die junge Münchnerin oft ins Finale (Foto: Inken Weber). Obwohl sie ihr Publikum mit harter Kost versorgt: Themen, die nicht zum Schenkelklopfen sind, sondern eher zum betretenen Innehalten, Mitfühlen, Aufgewühlt-Sein. Das muss nicht immer etwas so Schockierendes sein wie sexuelle Gewalt. Häufig kommt die Inspiration für neue Texte auch aus Fees Lebenswirklichkeit. „Aber man darf sich halt auch nicht nackt machen auf der Bühne“, sagt sie. Nicht alles, was ihr privat am Herzen liegt, ist auch für ein großes Publikum relevant. Persönliches macht sie daher gerne diffus, verkleidet es in Kunstform. Als eine langjährige Freundschaft in die Brüche ging, schrieb sie sich Wut und Trauer in einer Nacht von der Seele. Herausgekommen ist einer ihrer erfolgreichsten Texte, mit dem sie oft aufgetreten ist, Preise gewonnen hat. „Der Müllschlucker“ – das ist sie selbst, die bereitwillig für einen Freund da ist, wenn es ihm schlecht geht. Und irgendwann versteht, dass er nur das Dunkle, Traurige bei ihr ablädt wie auf einer Müllhalde. „Es war ein negatives Erlebnis und ich hab was Positives draus gemacht“, sagt Fee und zögert kurz. „Kunst.“

Kunst als Therapie, ja, aber nicht nur. Als gläubige Christin ist Fee schon auf einem interreligiösen Slam aufgetreten – gemeinsam mit jüdischen und muslimischen Poeten. „Das hat viele Vorurteile bei mir aufgelöst“, sagt sie. Etwa über muslimische Kopftuchträgerinnen. „Das sind Leute, über die ganz viel geredet wird, aber mit denen wenig gesprochen wird.“ Ihnen will Fee in ihren Texten Gehör verschaffen: Wie ist es, wegen eines Kopftuchs unter Generalverdacht gestellt zu werden? Anderen eine Stimme zu verleihen, ist ein gewagter Anspruch – und ein wenig stereotyp. Fee nimmt dem Klischee mit einem Witz die Schwere. „So viele Leute sind gezwungen, mir zuzuhören!“

Irgendwann wird Fee freiwillig von der Slam-Bühne treten. Sie will nicht Poetin werden, sondern Opernsängerin. Über den Kinderopernchor der Staatsoper, in dem sie früher sang, ist sie längst hinausgewachsen. Mittlerweile tritt sie mit Kirchenmusik auf – mit Arien manchmal sogar im Rokoko-Kostüm. Gesang schlägt Dichtkunst – vor allem, weil die Stimme bei Auftritten in verrauchen Slam-Bars gefährlich heiser wird. „Das kann man sich im Gesang nicht leisten“, sagt Fee pragmatisch.