Mein München: Durch das Fenster auf die Bühne.

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Jake Paul fängt mit seiner Kamera Emotionen ein – besonders gerne von Münchner Musikern.

Der Schein trügt: Amanda Naughton spielt nicht etwa mit den Zähnen auf ihrer Gitarre, sie schreit bei ihrem Platten-Release-Konzert in ihr Instrument. Jakob Paul Stumpf, 26, hat diesen Moment voller Emotion eingefangen. Der Münchner knipst am liebsten Menschen, so kann er beim Fotografieren interagieren, denn „etwas zusammen zu schaffen, ist immer schöner, als wenn man alleine ist“, sagt er.
Von Club-Fotos über Hochzeitsfotos bis hin zu Mode hat Jake Paul, wie er sich als Künstler nennt, schon alles abgelichtet. Sein Fokus sind aber vor allem Münchner Musiker, von denen er sowohl klassische Bandporträts anfertigt, als auch ihre Live-Performances mit seiner Kamera einfängt. Wie im aktuellen Bild von Amanda Naughton, die Jake seit knapp einem Jahr persönlich kennt, und die ihn darum bat, Fotos von ihrer Release-Show zu machen. „Normalerweise antizipiere ich, was der Künstler machen wird, und suche mir eine Position“, sagt er. Für das Foto musste er aber ziemlich improvisieren, obwohl er wusste, dass Amanda bei einem ihrer Songs in die Gitarre schreien wird. Als der Moment kam, hatte er aber lediglich die Rückseite der Gitarre vor dem Objektiv. „Also bin ich schnell nach draußen gegangen und habe durch das Fenster fotografiert.“ 

Webadresse: https://500px.com/jakepaul

Von: Richard Strobl

Foto: Jake Paul

EP-Kritik: Amanda Naughton – Meanders EP

Eine Wiese im Sommer. Im
Hintergrund das leise Geräusch vorbeifahrender Autos. Eine junge Frau mit
langen braunen Haaren sitzt mit geschlossenen Augen im Gras. Sie singt – sich
selbst auf der Gitarre begleitend – mit klarer und gleichzeitig brüchiger Stimme
vom einander Nah- und zugleich Fern-Sein.

Amanda Naughton, die sich im
vergangenen Sommer noch in perfekter Singer-Songwriter-Manier präsentierte, hat
am Samstag ihre neue EP „Meanders“ veröffentlicht und sich hierfür entschlossen,
eine ganze Band zusammenzustellen. Entstanden ist eine ehrliche, direkte
Folk-Pop-Platte, bei der sie ihren Wurzeln treubleibt. Mit Natürlichkeit im
Arrangement und der Gestaltung ihrer Songs kehrt sie der meist überproduzierten
Popmusik unserer Zeit entschlossen den Rücken zu. Lockere mehrstimmige
Gesangsharmonien, rhythmisches Klatschen im Hintergrund, eine wehmütige Melodie
auf der Mundharmonika, lässige Gitarren-Riffs und unbeschwerte Schlagzeug-Beats
begleiten das klassische Songwriting der Wahlmünchnerin. Sie lässt sich in
ihrer Musik nicht stressen und zeigt das auch im entschleunigten Aufbau ihrer
Songs.

„Meanders“ von Amanda
Naughton klingt nach Sommer, weiter Landschaft und Freiheit und überzeugt mit
einer Bodenständigkeit und Authentizität, die man sich in der heutigen Popmusik
manchmal öfter herbeiwünscht.

Von: Katharina Würzberg

Foto: 

Dimitris
Chantzaras

Meanders

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Es ist nicht lange her, da war Meanders (Foto: Jörg Bachmayr) noch zu Schüchtern zum Singen. Im Dezember vergangenen Jahres hat die irisch-brasilianische Songwriterin dann aber ihr erstes Album veröffentlicht. Gerade plant sie eine Europatournee. 

Solche Musik ist recht selten geworden. Und das liegt weder an Amanda Naughtons Stimme noch an ihrem Gitarrenspiel. Es ist der Gestus, mit dem die irisch-brasilianische Songwriterin, die seit knapp vier Jahren in München lebt, überrascht. Der Gestus erinnert an die großen Alternativ-Sängerinnen der Neunzigerjahre: Dolores O’Riordan von den Cranberries oder Sinéad O’Connor. Das ist ein Timbre, das in den Höhen immer wieder ins Hauchen und ins Atemlose kippt; eine Stimme, die so klingt, als würde sie von der eigenen Emotion erschlagen – etwas, was in der abgeklärten Ironie zeitgenössischer Popmusik nur noch selten stattfindet.

So lange ist Amandas Stimme aber noch gar nicht zu hören. Denn die Sängerin, die unter dem Namen Meanders auftritt (Foto: privat), ist eigentlich Schlagzeugerin. Sie wurde in Irland geboren, doch aufgewachsen ist sie in der brasilianischen Kleinstadt Itu. Nach der Schule zog sie in die Zehn-Millionen-Metropole São Paulo. Mit 14 Jahren begann sie Schlagzeug zu spielen, in Brasilien spielte sie zuletzt in einer Postrock-Band. Ihre Schwester war kurz zuvor nach München gezogen (ihre Großmutter ist Deutsche), um die Sprache zu lernen – und Amanda folgte ihr. Mit ihrer Schwester bewegte sie sich auch zum ersten Mal weg von der klassischen Rockbandbesetzung. Als The Naughton Sisters treten die beiden mit akustischen Coversongs auf – etwas, was mittlerweile ihren Lebensunterhalt finanziert.

Obwohl sie noch vor gar nicht langer Zeit zu schüchtern zum Singen war, hat sie im vergangenen Dezember als Meanders ihr erstes Album veröffentlicht: „Streets of Minga“ ist namentlich eine Hommage an ihre neue Heimat, aber musikalisch huldigt es ebenjenen irischen Sängerinnen der Neunzigerjahre. Schon mit einem kurzen Ausflug ins Metal-Fach (in München spielte sie eine Zeit lang Schlagzeug in einer Band aus drei Metalheads) wollte Amanda eigentlich den Alternative Rock wieder aufleben lassen. Alleine gelingt ihr das nun besser. Sie vermag es trotz der schmalen Besetzung aus ihrer Akustikgitarre, einer Mundharmonika und ihrer Stimme, den Songs den Aufbau ebenjenes Post-Grunge-Sounds zu verpassen. Reduzierte Strophen-Parts, in denen die Gitarre meist nur einen Schlag pro Takt hat, treffen auf füllige Refrains: Durchgeschlagene Akkorde, eine emotional höchst involvierte Stimme und durch Schläge auf den Gitarrenkorpus erzeugte Rhythmik. Im Mai plant sie auf Europa-Tour zu gehen, davor tritt sie am heutigen Montag, 23. März, im Münchner Theater „Heppel & Ettlich“ auf.  Rita Argauer

Stil: Alternative / Songwriter
Besetzung: Amanda Naughton (Gitarre, Gesang, Mundharmonika, Rhythmik)
Aus: München
Seit: 2013
Internet: meanders.bandcamp.com