Die Grenzen einer Stadt

Junge Künstler zeigen auf Einladung der Süddeutschen Zeitung ihre Werke im Farbenladen in der Hansastraße 31. Sogar der eine oder andere Galerist interessiert sich für die Ausstellung.

Kunst, Musik, Bier: Wenn man müsste, könnte man die Vernissage von „München am Rand“ am Samstagabend im Farbenladen in der Hansastraße auf diese drei Punkte reduzieren. Aber natürlich ist da noch viel mehr: Es wird gelacht, geratscht, getanzt – und immer wieder heiß über die Kunst diskutiert, der dieser Eröffnungsabend ja eigentlich gehört. Denn immerhin hat Redaktion der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung, 13 junge Künstler eingeladen, im Farbenladen auszustellen.

Die Fragestellung, der die Fotografen, Illustratoren, Video-und Performance-Künstler nachgingen: Wo hört München auf, wo fängt es an? Wie verlaufen die Grenzen unserer Stadt; emotional, sozial, kulturell? Das haben Natalie Brück, Yunus Hutterer, Sarah Kreile, Julian Mittelstaedt, Saskia Pfeiffer, Paulina Rauwolf, Amelie Satzger, Julia Schneider, Linnéa Schwarz, Luca Senoner, Oda Tiemann, Korbinian Vogt und Milena Wojhan interpretiert und dabei mit einer beeindruckenden Professionalität bewiesen, so dass die Aufmerksamkeit des vollen Farbenladens ihnen zurecht gehört. Kein Wunder, dass am Abend bereits der eine oder andere Münchner Galerist mit wachen Augen und geschärftem Blick vorbeischaut. Ein Kompliment für die Ausstellung? Vielleicht ein kleines – denn eigentlich kommt junge Kunst in München noch immer zu kurz, lediglich die Ausstellungsräume Centercourt und Easy! Upstream sorgen dafür, dass junge Positionen regelmäßig präsentiert werden. Umso bereichernder, dass auch die Junge-Leute-Seite an diesem Wochenende zeigt, wie viele spannende Münchner Talente nur darauf warten, entdeckt zu werden. Das begrenzt sich nicht nur auf Kunst: Immerhin spielt Solokünstlers Atlataş am Samstag seinen ersten Gig und überzeugt mit türkischem Electro-Pop – eine kleine Weltpremiere.

Übrigens sind die ausstellenden Künstler nicht nur in ihren Arbeiten immer wieder an ihre Grenzen gegangen: Bei der Vorbereitung versagte der Zugang zum Internet, Künstlerin Paulina Rauwolf musste spontan ihre geplante Performance neu denken. Alle anderen kämpften mit Wasserwaage, Hammer und Nagel – einer davon hatte sich so hartnäckig in der Wand verkeilt, dass er sich letztlich nur mit der Hilfe einer Gabel entfernen ließ.

All das sind Momente, die man auf einer Vernissage nicht erlebt. Denn als die Türen um 19 Uhr endlich öffnen, ist das Werkzeug gerade noch pünktlich im Hinterzimmer verschwunden. Grund zu feiern gibt es am Samstag also genügend: Die Kunst, die Musik, die Besucher, München. Und fünf Jahre Junge-Leute-Ausstellung im Farbenladen noch dazu.

„München – Am Rand“, Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, geöffnet an allen Wochenenden im März, samstags 16 bis 22 Uhr, sonntags 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei. Zudem an den Öffnungstagen: junge Literatur und Konzerte.

Fotos: Alessandra Schellnegger

Von: Valerie Präkelt