Am sechsten Tag der Ausstellung 10 im Quadrat geht es um ein ernstes Thema: Wie geht unsere Gesellschaft mit Mitgliedern der LGBTQI*-Community um? Unterschiedliche Stimmen kommen zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen. Die folgenden Comedians lockern die Stimmung wieder auf
Von Larissa Kahr
Zustimmendes Nicken auf dem Podium und auch im Publikum. Nach mehr als 60 Minuten Diskussionszeit bringt es Fernanda Vilela noch einmal auf den Punkt: „Wir brauchen keine Toleranz. Man soll uns nicht tolerieren, sondern integrieren. Denn all das soll normal sein. Denn es ist normal.“ So lautet eines der Fazits an diesem Sonntagabend. Gemeinsam mit sechs anderen Talkgästen hat die Fotografin zum Thema „LGBTQI* – Wie tolerant ist München“ gesprochen. Ihr Statement wird auch später noch mehrfach hervorgehoben. Das sei wirklich stark gewesen, meint eine Besucherin.
Dass 60 Minuten Gesprächszeit für ein so Thema nicht genug sind, liegt bestimmt auch an den Hintergründen der Gäste: So die Dragqueen Janisha Jones, die sowohl in Drag als auch im Alltag immer wieder auf Grund ihrer Sexualität und ihres Auftretens aneckt. Sie findet, „das sollte eigentlich normal sein“. Daneben sitzen Francesco Giordano und Jonas Wengert von Rainbow Refugees (Stories), ein Magazin, in dem sie 27 LGBTQ*-Flüchtlinge porträtieren und ihnen somit eine Stimme verliehen. Mit einem vergleichbaren Ansatz dabei: Linda Nowottny und Fernanda Vilela von GRAUZONEN, die in der Fotoausstellung „Pink ZONE“ lesbische Frauen porträtieren. Praktische Aufklärungsarbeit demgegenüber betreiben Max Dressel vom Diversity Jugendzentrum und DJ Mary Maude alias Maria Hoffmann.
Die sieben Gäste sprechen einen Aspekt immer wieder an: das Thema Sichtbarkeit. So plädiert Jones, gekleidet in ein blaues Lacklederkleid und eine feuerrote Perücke, leidenschaftlich dafür, dass sich homosexuelle Männer nicht verstecken dürfen. Denn für sie seien nicht die Anfeindungen von außen das Problem. Die lächle sie mit einem divenhaften Augenaufschlag weg – den sie sogleich eindrucksvoll demonstriert. Es sei wichtig, dass die Leute uns sehen, denn nur so wissen sie, dass wir existieren. Eine einfache Idee, der aber auch bereits in der Talkrunde Grenzen aufgezeigt wurden, durch das Projekt Rainbow Refugees (Stories). Francesco erklärte, dass es für die geflüchteten Teilnehmer immer ein Risiko gebe. Sie müssten abwägen, ob sie die Gefahr in Kauf nehmen, abgeschoben zu werden – da viele Teilnehmer noch keine Aufenthaltsbescheinigung haben – oder ob sie das Risiko in Kauf nehmen, gesehen zu werden.
Harter Stoff. Das fordert auf, sich Gedanken zu machen. Sich auszutauschen. Und es tut auch gut, zwischendurch die gute Laune in den Vordergrund zu lassen – mit den Comedians Michael Mauder und Anuschey. Mauder ist kein neues Gesicht im Farbenladen. Bereits vergangenes Jahr wirkte er als Model bei 10 im Quadrat mit. Anuschey demgegenüber ist neu in der Comedyszene. Erst seit einem Jahr steht er auf der Bühne. Das möchte man gar nicht glauben, wenn er seine Augen aufreist, den drohenden Zeigefinger empor reckt und die Stimme seines Großvaters imitiert.