Sonntags wird Schluss gemacht

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Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.

Mia steht im Innenhof ihrer Uni und windet sich. Das tut sie immer, wenn man sie auf ihren Ex-Freund anspricht. Wobei Ex-Freund eigentlich gar nicht das richtige Wort ist. Und da fangen die Probleme ja schon an. Bernd, ein guter Freund, hat sie soeben nach ihm gefragt. Mia seufzt. Eigentlich versucht sie dem Thema aus dem Weg zu gehen. Mit wem soll sie darüber reden, wenn sie selbst nicht weiß, was sie dazu sagen soll?

Später erzählt sie mir, wie satt sie dieses ständige Fragen nach ihrem Ex habe. Oder nach ihrem Freund. Oder was auch immer. „Ist doch nichts besonderes: Wir haben Schluss gemacht, aber eben nicht so richtig“, sagt sie trotzig.

Nicht so richtig – so könnte man das nennen. Man könnte auch sagen, die beiden hätten ihren Beziehungsstatus in dem Online-Profil ihres sozialen Netzwerkes auf „Single“ gesetzt und sonst einfach weitergemacht wie bisher. Eine heimliche Beziehung, von der aber jeder weiß. Die scheinbare Unsicherheit macht jedes Treffen aufregender, den anderen interessanter. Peinlich wird es nur, wenn einer das Schauspiel aufdeckt.

Ähnlich ergeht es Gregor mit seiner Freundin. Er führt eine Wochenendbeziehung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ist seine Freundin unter der Woche nicht in München, ist sie auch nicht seine Freundin. Am Wochenende, wenn sie ihn besucht, werden die beiden aber zum unerträglich glücklichsten Pärchen der Welt. Sonntags abends fährt sie wieder – und Gregor braucht ein Bier. „Es ist ein bisschen wie Schluss machen, jedes Wochenende“, erzählt er einmal an einem traurigen Sonntag. Dabei lässt er außer Acht, dass er auch unter der Woche mit seiner Freundin telefoniert und weder er noch sie anderen Liebeleien nachgehen. Trotzdem weigert Gregor sich, die Geschichte eine Beziehung zu nennen. Er wolle keine Wochenendbeziehung, erklärt er. Dass er längst eine führt, ist ihm egal. Sein Beziehungsstatus im Internet gibt immerhin zu: Es ist kompliziert.

Von Lisi Wasmer