Schön warm, aber stumm

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Dennis’ Mitbewohnerinnen sind praktisch: Sie stehen ihm zur Verfügung, wann er will, kuscheln mit ihm vor dem Kamin und manchmal nimmt er sie auch mit ins Bett. Leider ist die Kommunikation mit ihnen schwierig. Nicht nur mit ihnen.

Dennis ist zwar bei weitem kein Weiberheld, wenn aber draußen die Temperaturen sinken, heizt er sich und seinen schwedischen Mitbewohnerinnen ordentlich ein. Gemeinsam mit Renate, Irma, Ursula und einem Glas Rotwein macht er es sich dann vor dem Kamin gemütlich. Und manchmal geht er mit ihnen sogar ins Bett. Die drei sind einfach der Wahnsinn: Sie sind für ihn da, wenn er es will – und günstig waren sie auch noch. Um die fünf Euro hat er für seine Ikea-Wolldecken mit den lustigen Namen bezahlt. Der einzige Nachteil ist, dass es Dennis mit seinen stummen Schwedenmädels manchmal ein bisschen zu ruhig ist in der Wohnung.

Umso euphorischer wirkt er, als er mir vergangene Woche von der süßen Kommilitonin erzählt, mit der er endlich angebandelt hat. Sara heißt sie und ist ganz neu in der Stadt. Eigentlich kommt sie aus Mailand, ist (ganz gemäß ihrer südländischen Herkunft) recht redselig und das Beste: Sie ist so richtig heiß. So heiß, sagt Dennis, dass er sich glatt überlegen würde, Renate und den anderen den Mietvertrag zu kündigen, würde Sara sich als Ersatz anbieten.

Bis es soweit ist, wärmt er sich mit Glühwein auf dem Christkindlmarkt. Sara hat er auch eingeladen. Zum Anheizen, sozusagen. Die ist in bester Plauderlaune, redet darüber, wie schön München ist und wie romantisch – und vor allem wie kalt. Eigentlich der perfekte Moment für Dennis, um sie zur Fortsetzung des Abends zu sich nach Hause einzuladen. Würde er auch, wenn Sara ihn ließe. Die spricht inzwischen aber schon von Mailand, wie schön es dort ist. Dann kommt sie auf Italien im Allgemeinen, auf die Unterschiede zu Deutschland, irgendwann auch auf Panettone, Vanillekipferl, noch einmal auf Mailand und schließlich (wie auch immer, Dennis hat längst den Faden verloren) auf eine Abhandlung über das Frauenbild in den Werken von diesem Amerikaner. Wie hieß der doch gleich? Faulkner, genau.

Dennis nutzt eine Atempause und sagt, er müsse sich leider verabschieden. Er habe Besuch aus Schweden zu Hause, der sicher schon auf ihn warte. Schade, findet Sara und drückt ihm zum Abschied einen Bacio auf die Wange. Ihre Nase drückt sich dabei kalt gegen seine Schläfe. Was war gleich noch mal das Problem mit den Schwedinnen?
Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.
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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.