Sauber, männlich, romantisch

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Viele Paare kennen sie – die Im-Stehen-Pinkeln-Diskussion. Jana und Hannes sind eigentlich ein entspanntes Pärchen. Doch seit sie zusammen gezogen sind ist vieles nicht mehr ganz so entspannt...

Da steht er also: Hannes. Den Rücken durchgedrückt, die Arme entspannt hinter dem Kopf verschränkt und pinkelt. Pinkelt und fühlt sich wie der König von Giesing – weil sein Klo nun mal in Giesing liegt, er zweitens im Stehen pinkelt und drittens auch noch freihändig. „Ekelhaft“, sagt Jana. Ihre Verachtung kennt keine Grenzen. Ich verziehe mich ins Wohnzimmer, um nicht in die Sache hineingezogen zu werden. „Sag doch auch mal was dazu“, ruft Jana mir hinterher. Na toll.
 
Jana und Hannes sind eines dieser Musterpärchen, die vermutlich jeder in seinem Freundeskreis hat: Zusammen sind sie irgendwie schon immer, trotzdem gibt es kein „Wir“-Gemauschel. Samstags fährt er zum Fußball und sie zum Brunch. Alles so entspannt, dass man sich denkt: das will ich auch mal – mit vierzig dann. Jana und Hannes sind Anfang zwanzig. Vor einer Woche sind sie zusammengezogen. Und ganz so entspannt ist seitdem nicht mehr viel.

Hannes schon. Hannes ist sogar sehr entspannt. Steht – wie gesagt – entspannt vor dem Klo und pinkelt. „Ekelhaft“, sagt Jana schon wieder. So ist das, wenn man sich auf einmal ein Klo teilt: gewaltige Interessenskonflikte, wo vorher nur Stille und Urinstein herrschten. Wer das putzen soll, will Jana wissen. In ihre Stimme schleicht sich ein Anflug von Hysterie. Da gäbe es nicht mehr zu putzen als sonst, es sei eine absolut reinliche Angelegenheit, behauptet Hannes. Und männlich sei das auch. Sauber, männlich und obendrein ein bisschen romantisch, weil es nun mal „der Lauf der Natur“ sei. Wer das nicht versteht, der sei philiströs, dessen Blick reiche nicht weiter als bis zur Klobrille. Sagt’s, schüttelt ab und drückt die Spülung.

Jana zerrt mich aus ihrem Wohnzimmer zurück vors Klo. Auf dem Toilettenrand prangen zwei Tropfen. Hannes will es als Vorführeffekt verkaufen. Ich möchte gerne wieder ins Wohnzimmer. Jana will, dass Hannes sitzt. Der übt sich in unnachgiebigem Schweigen und verzieht sich in die Küche. Ich schaue hoch konzentriert auf meine Fußspitzen. Jana seufzt. „Ekelhaft“, flüstert sie mit schmalen Lippen. Die verziehen sich nach und nach zu einem unheimlichen Grinsen. Jana zieht den Schlüssel von der Klotür ab, sperrt von außen zu und steckt ihn in die Tasche. Im Kampf um die Toilettenautorität scheint die letzte Schlacht noch nicht geschlagen. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen – sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.