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Musikvideo-Kolumne: Mirror Lane

Musikvideos zeigen Geschichten – und diese zu erzählen ist unser Ziel. Wir haben die Videos Münchner Bands stummgeschaltet und festgehalten, was die Film-Clips beschreiben. Diese Woche: Gym Class Bottoms von Mirror Lane.

Wackelnde Hintern. Kreisende Hüften. Ganze drei Minuten lang hüpfen, hopsen und tanzen die verschiedensten Persönlichkeiten über den Bildschirm. Manche sehen aus wie professionelle Tänzer. Andere wirken mit ihren nach links und rechts schwingenden Gliedmaßen noch etwas unbeholfen. Wer diese Menschen sind oder warum sie so ausgelassen tanzen, verrät das Video leider nicht. Aber vielleicht braucht es dafür auch keinen Grund. Denn zwei Dinge haben alle gemeinsam. Ausnahmslos jeder trägt eine Jogginghose. Und, noch viel wichtiger, alle scheinen die Zeit ihres Lebens zu haben.

Während die verschiedenen Tänzer in ihren „Gym Class Bottoms“ durch ihre Wohn-, Ess- und Schlafzimmer hüpfen, scheint Schamgefühl keine Rolle zu spielen. Kein Move ist zu peinlich. Keine Aktion zu übertrieben. Das befreiende Gefühl, das sie dabei ausstrahlen, lädt ein ebenfalls aufzuspringen und allen Stress einfach abzuschütteln. Bis ein junger Mann sogar mit Hilfe eines Feuerzeugs und eines Deos eine kleine Pyroshow veranstaltet. Sieht im ersten Moment gefährlich aus, aber er scheint alles gut im Griff zu haben. Von einer Nachahmung wird trotzdem abgeraten.

Zwischen den einzelnen Tanz-Clips erscheinen immer wieder zwei jungen Männer. Ebenfalls in Jogginghose. Mal spielen sie mit innbrünstiger Miene Gitarre, stehen Gewichte hebend vor ihrem Laptop oder Bügeln ein paar Hemden, während sie gestresst in ein Telefon brüllen. Im ersten Moment ist nicht so ganz klar, was die beiden da eigentlich treiben. Oder was sie mit den vielen Tänzern zu tun haben. Doch völlig unbekannt kommen einem diese Szenen nicht vor. Zu mindestens teilweise. Denn mal ehrlich, im Homeoffice gehören Bügeln, Kochen oder Work-Out einfach zum Arbeitsalltag dazu.

Von Celine Weiser