Foto: Olivia Müller-Elmau

München hat Hausarrest: Zuhause mit Laurens

Der Lockdown ist zurück! Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag München” heißt deswegen wieder “München hat Hausarrest”. Denn, zusammen ist man weniger allein Unser Autor Laurens kocht berühmte Gerichte der Filmgeschichte nach und hält sich zu Hause mit Online-Yoga fit.

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben bei mir einen faden Beigeschmack hinterlassen. Kaum hatte ich mich wieder an eine etwas gelockerte Situation gewöhnt, überschlugen sich die Ereignisse und prompt stand schon der nächste Lockdown vor der Türe. Auch das Timing ist für mich mehr als suboptimal. Schließlich beginnt das Semester gerade wieder und Vorlesungen über Zoom sind mehr als ungeeignet, um Kommilitonen kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Dabei hätte ich die Ablenkung gerade eigentlich bitter nötig, denn meine Freundin ist Anfang des Semesters nach Hamburg umgezogen und die gemeinsame Zeit mit ihr hat mich noch im Frühling durch den letzten Lockdown getragen. Zu allem Überfluss schreibe ich dieses Semester auch noch meine Bachelorarbeit und stehe deshalb unter Dauerstrom. Statt jetzt aber den Kopf in den Sand zu stecken und meinem Wunsch nachzugeben, mich in meinem Bett zu verkriechen, habe ich beschlossen, das Beste aus dem Lockdown herauszuholen und mich wieder mehr um mich selbst zu kümmern. Denn etwas Gutes hat diese Ausnahmesituation ja auch: Man hat viel Zeit nachzudenken, zur Ruhe zu kommen und braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man mal ein paar Tage einfach zu Hause bleibt.

Meinen Freitag starte ich deshalb mit einem Buchprojekt. Und zwar mit dem Roman „Pnin“ von Vladimir Nabokov, der schon viel zu lange ungelesen auf meinem Nachttisch versauert. Mit meinem Buch im Gepäck werde ich wahrscheinlich eine Runde durch den Nordteil des Englischen Gartens drehen, mir ein hoffentlich sonniges Plätzchen suchen und einfach mal meine Seele baumeln lassen, beim Studieren der wundervollen Schachtelsätze von Nabokov. Anschließend werde ich wohl einkaufen gehen und mir eine selbstgemachte Hühnersuppe kochen. Genau das richtige Essen für einen Lockdown im Herbst, denn es braucht Ewigkeiten und wärmt schön von innen, sollte das Wetter draußen eher trist und trüb sein.

Am Samstag wird es dann aber Zeit, wieder etwas aktiver zu werden und sich mit Themen zu beschäftigen, die jenseits der Bachelorarbeit liegen. Eigentlich würde ich gerne wieder ins Museum oder Theater gehen. Da beide Möglichkeiten gerade aber wegfallen, werde ich mich auf eine andere Art mit Kunst auseinandersetzten. Und zwar mit der Veranstaltung: Ist politisch wirksame Kunst noch möglich? Hier wird online mit Dr. Johanna Zorn, der Dozentin für Theaterwissenschaft an der LMU, von 20 Uhr an über die politischen Möglichkeiten der Kunst diskutiert. Wer Lust hat, mitzudiskutieren, kann sich noch bis zum 07.11.2020 anmelden. Die Plätze sind nämlich auf hundert Teilnehmer begrenzt.

Meinen Sonntag werde ich dann vermutlich vor meinem Laptop verbringen, um das nachzuarbeiten, was über die Woche alles liegengeblieben ist. Mein Bachelor-Abgabetermin rückt mit großen Schritten näher. Und auch wenn noch einige Wochen verbleiben, um mich in die Materie einzuarbeiten, bekomme ich langsam das Gefühl, schon hinterherzuhinken.

Montags werde ich dann wahrscheinlich absolut verspannt sein vom vielen Stillsitzen. Wie gut, dass es trotz Corona Möglichkeiten gibt sich gemeinsam zu bewegen. Bei der online Veranstaltung YOGA Mobility Online wird von 20:15 Uhr an das geboten, was der Name verspricht. Besonders vorteilhaft für mich: Laut Programmheft soll bei der Veranstaltung der Spaß im Vordergrund stehen. Es wird also hoffentlich niemand laut prustend loslachen, wenn jemand mitbekommt, dass mir schon eine einfache Brücke die Schweißperlen auf die Stirn treibt.

Nach so viel Zeit allein brauche ich am Dienstag dann aber mal wieder etwas Gesellschaft. Im letzten Lockdown habe ich bemerkt, dass man ohne Kontakte ganz schnell die Fähigkeit zu sozialer Interaktion verliert. Damit ich im zweiten Lockdown nicht langsam zu einem abgeschotteten Eigenbrötler verkomme, habe ich deshalb für Dienstag eine gute Freundin auf ein Glas Rotwein eingeladen – natürlich mit Abstand und Maske!

Mittwochs werde ich dann wahrscheinlich erstmal lange ausschlafen und mich schonmal für das anstehende Wochenende eingrooven. Legales Tanzengehen außerhalb der eigenen vier Wände fällt ja gerade flach. Innerhalb der eigenen Wohnung sind mir aber keine Grenzen gesetzt. Deshalb werde ich wohl nach meinem Morgenkaffee Radio 80k einschalten und so lange das Tanzbein schwingen, bis meine Nachbarn meinem Treiben einen Riegel vorschieben. Hoffentlich passiert das eher später als früher.

Am nächsten Tag wird es dann wohl so einige Wogen in der Nachbarschaft zu glätten geben. Was könnte die Stimmung im Haus wohl besser anheben als selbstgemachtes Essen. Donnerstags werde ich daher wahrscheinlich den ganzen Tag in der Küche stehen und den Kochlöffel schwingen. Anleiten lassen werde ich mich dabei von der Internetsensation Binging with Babish, einem bärtigen und höchst sympathischen Koch, der berühmte Gerichte aus Film und Fernsehen nachkocht. Für mich Genuss im doppelten Sinne: Da alle Gerichte aus Film und Fernsehen stammen, kann man ohne schlechtes Gewissen eine ganze Staffel der Lieblingsserie durchschauen und das ganze als notwendige Recherche tarnen.

Freitags geht meine Woche dann auch schon zu Ende und ich setzte mich in den Zug zu meiner Freundin nach Hamburg. Dann werde ich wohl einfach mal der Landschaft beim Vorbeiziehen zuschauen und von einer Zeit nach Corona träumen.