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München hat Hausarrest: Zuhause mit Alina

Der Lockdown ist zurück! Wir wollen euch die Zeit zu Hause ein bisschen schöner machen. Unsere Rubrik “Von Freitag bis Freitag München” heißt deswegen wieder “München hat Hausarrest”. Denn: Zusammen ist man weniger allein Unsere Autorin Alina hat Online-Veranstaltungen nach einem Jahr Pandemie eigentlich ziemlich satt. Doch weil bei einer regnerischen Woche nicht viel anderes übrig bleibt, gibt sie dem virtuellen Leben eine neue Chance. 

Es regnet. Es soll auch die ganze nächste Woche regnen. Es ist quasi eine Art Regenzeit angesagt, und was mache ich bei Regen am liebsten? – Zu Hause bleiben und mich verkriechen. Aber genau das machen wir ja jetzt alle schon seit mehr als einem Jahr und das auch, wenn es nicht regnet. Ich kann zwar weder die Wettersituation noch die Corona-Situation ändern, aber ich kann mein Leben in meinem trockenen und sicheren Zuhause ändern. Eigentlich habe ich all diese Onlineveranstaltung und Meetings satt, aber in der kommenden Woche wage ich ein Experiment. Ich resette meine Vorurteile zu Onlineveranstaltungen und lasse mich ganz neu auf das virtuelle Leben ein. Um mich auf diese kommende Woche voll und ganz einlassen zu können, gönne ich mir einen Abend für mich – mit Käse und Rotwein. Damit ich aber trotzdem von meinen Gewohnheiten abweiche, kaufe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben veganen Käse in der Nucleus-Manufaktur.

Nach meine veganen Käseabend verbringe ich den Samstag auf der Coach, was soll man denn auch sonst machen bei dem Wetter. Abends stehe ich auf und mache mich fertig. Es ist schließlich Samstagabend und ich gehe auf ein Konzert. Ausgehfertigt schalte ich meinen Laptop an und starte das Konzert von Pho Queue, die heute live im Werksviertel spielen. Ich schnappe mir ein Bier und fülle es in einen harten Plastikbecher, um das wirkliche Konzertfeeling von früher zu bekommen und fange an zu tanzen. Das tut gut. Einfach mal alles raustanzen. Und ja, das geht allein daheim eigentlich ziemlich gut. Das ist wie singen unter der Dusche, da schaut einen niemand an oder urteilt über einen.

Am Sonntag wache ich fertig, aber glücklich auf –  fast wie nach einem richtigen Konzertabend. Das ist toll und ich genieße und konserviere dieses Gefühl in meinen vier Wänden. Um besser verstehen zu können, wie es Bands momentan geht, höre ich mir Montagabend einen Vortrag dazu an, in dem technische Lösungsansätze für Bands vorgestellt werden.  Und das natürlich auch wieder online. Ich finde, ich schlage mich ganz gut. Auch am Dienstag besuche ich eine Onlineveranstaltung, um meine Sehnsucht nach Fernreisen zu stillen. Und zwar eine Online-Dokumentationsreihe von einem Fotografen, der seine Abendteuer aus Alaska mit uns teilt.

Am Mittwoch brauche ich wieder Musik und Bewegung, und auch das gibt es online. Und zwar wieder als Onlinekonzert. Diesmal aus dem ImportExport mit SiEA  – die Band macht Avantgarde-Pop, Indie-Rock, aber auch mal Techno-Ballade. Die perfekte Kombi, um sich wieder alles von der Seele zu tanzen! Donnerstag wache ich wieder mit dem Gefühl, auf einen langen verschwitzen Konzertabend hinter mir zu haben und arbeite erstmal. Eigentlich wollte ich mir am Donnerstag nicht schon wieder eine Onlineveranstaltung reinziehen und mich einfach wirklich verkriechen, um das Wetter und Corona zu vergessen, aber als ich mir einen Film aussuchen will, wird mir die Veranstaltung München und der Nationalsozialismus in meinem Feed vorgeschlagen.

Jetzt ist die Woche geschafft, es ist Freitag und ich habe an so vielen Onlineveranstaltungen teilgenommen, dass ich mich auf ein Treffen im Real Life freue – und zwar egal bei welchem Wetter.

Von Alina Venzl