Kondome an Karfreitag

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Manche Menschen gehen an Karfreitag in die Kirche. Daniela nicht. Sie freut sich auf ihren Schwarm Markus, bis sie merkt, dass sie keine Kondome mehr hat. Ein echtes Problem, wenn alle Geschäfte geschlossen sind…

Religionslehrer haben etwas Einschüchterndes. Zumindest, wenn man neun Jahre alt ist und auf den Mai wartet, wenn endlich die Kommunion ansteht, bei der man angeblich so viele Geschenke bekommt. Daniela erinnert sich noch ziemlich gut an ihre Religionslehrerin aus der dritten Klasse. Vor allem daran, wie sie über all die Katholiken hergezogen ist, die nur zu Ostern und Weihnachten in die Kirche gehen – oder wegen der Kommunion. „Randchristen“ seien das. Sie hätte auch „Opportunistenschweine“ sagen können. Daniela hat ein schlechtes Gewissen. In der Kirche war sie schon ziemlich lang nicht mehr. Das letzte Mal an Weihnachten, gesteht sie mir.

Dass die Religion sie jetzt wieder einholte, hat weit weltlichere Gründe. Natürlich steckt ein Typ dahinter. Der heißt Markus, studiert mit Daniela und ist genau nach ihrem Geschmack. Und weil die Semesterferien lang sein können, wenn man sich darauf freut, wieder mit Markus im Vorlesungssaal zu sitzen, lud sie ihn eines Freitags ein, den Abend bei ihr zu verbringen. Markus sagte zu, alles war prima. Bis Daniela auffiel, dass der besagte Freitag just der vor Ostern war. Karfreitag. Das wäre kein Problem gewesen, auch wenn der Tag der Kirche nach der „Tag des Kummers“ ist und Daniela an besagtem Abend viel eher nach einer gehörigen Portion Spaß zumute war.

Viel schlimmer war, dass alle Geschäfte geschlossen hatten und Daniela klar wurde, dass sie auf Herrenbesuch nicht im Geringsten vorbereitet war. Sie brauchte Kondome (noch so etwas, worin Daniela nicht allzu katholisch ist). Was blieb ihr anderes übrig, als zur Tankstelle zu laufen und die einzige Sorte zu kaufen, die angeboten wurde? Als Markus ankam, war sie mit den Nerven am Ende. Sie schwieg, sah ihm immerzu gequält in die Augen und als er kurz im Bad verschwand, warf sie einen zornigen Blick in ihre Nachtischschublade. Da lag ihr Einkauf, auf der Packung stand „Reines Vergnügen“. Ein schlechter Witz, fand Daniela. Den ersten Liebestöter zierte ein Maßband, der andere sollte im Dunkeln leuchten, der dritte war so schwarz wie die Aussichten, mit so einer Auswahl bei Markus landen zu können. Nach zwei Stunden schickte sie ihn unverrichteter Dinge nach Hause. Es war ein trauriger Abend, ganz passend für Karfreitag. Lisi Wasmer

Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche. „Beziehungsweise“ erscheint im Wechsel mit der Kolumne „Bei Krause zu Hause“.

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Lisi Wasmer setzt sich in ihrer Kolumne mit allen Tücken der Partnersuche auseinander. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, gibt uns Lisi Einblicke in verschiedenste Beziehungen. Die Lektüre endet bei uns oft mit Tränen in den Augen- sei es vor Lachen, Freude oder Traurigkeit.