„Ich fand die Frage, wie Politikvermittlung stattfindet, spannend.“ Foto: privat

Frau Merkel und die Youtuber

In der Reihe „Unikate“ stellen wir in loser Folge Studentinnen und Studenten vor, die spannende Abschlussarbeiten geschrieben haben. Heute: Astrid Probst untersuchte den Bundestagswahlkampf 2017.

Der Unterhaltungsfaktor war groß. Aber hatte das Video auch Einfluss? Astrid Probst, 28, hat sich in ihrer Bachelor-Arbeit im Studiengang Politikwissenschaften mit der Frage befasst, wie politische Inhalte in den Medien kommuniziert werden. Die Arbeit trägt den „Der Einfluss des Youtuber-Interviews mit Angela Merkel auf den Bundestagswahlkampf 2017“. Braucht man so eine Arbeit? „Ich fand die Frage, wie Politikvermittlung allgemein stattfindet und wie das auf uns wirkt, spannend. Auch da sie eigentlich immer aktuell ist“, sagt Astrid.
Diese Frage versuchte sie am Beispiel eines Youtube-Videos im Vorfeld der jüngsten Bundestagswahl zu klären. Darin interviewen vier Youtuber – MrWissen2Go, ItsColeslaw, Alexi Bexi und Ischtar Isik – die Bundeskanzlerin und diskutieren mit ihr über verschiedene politische Themen. Inhaltlich geht es dabei vor allem um jugendliche Wähler, die soziale Gerechtigkeit, die Automobilbranche sowie die Beziehungen Deutschlands zur Türkei. Das Interview bekam damals einiges an Aufmerksamkeit und erhielt am Ende knapp zwei Millionen Aufrufe. „In der Arbeit habe ich dann untersucht, ob das Interview die Zuschauer nur unterhalten hat oder ob sie sich nach dem Anschauen des Videos auch besser politisch informiert gefühlt haben“, erklärt Astrid. „Außerdem wollte ich herausfinden, ob sie den Themen, die in dem Video hervorgehoben wurden, dann auch eine höhere Relevanz zugesprochen haben.“
Auf die Idee, dieses Youtube-Interview als Untersuchungsgegenstand zu wählen, kam sie eher zufällig. Als sie auf Themensuche war, hatte der Wahlkampf für die Bundestagswahl gerade begonnen und das Video war auf einmal Thema in den Medien. „Das hatte sich dann zeitlich einfach angeboten“, sagt Astrid. Also erstellte sie einen eigenen Interviewbogen, führte eine Online-Befragung durch und kam letztendlich zu dem Ergebnis: „Die Zuschauer wurden von dem Video zwar so einigermaßen unterhalten, ansonsten konnte ich aber keinen Effekt feststellen.“ Zufrieden sei sie mit dem Ergebnis aber trotzdem, sagt sie, denn auch so könne man ein paar Schlussfolgerungen daraus ziehen. So sei es etwa für Medienschaffende wichtig zu wissen, auf welchen Plattformen sie ihre Inhalte vermitteln können. Aber auch für Medienkonsumenten sei es ja interessant zu erfahren, wie sie durch moderne Medien beeinflusst werden. Oder in diesem Fall: Wie sie eben nicht beeinflusst werden.
Von Moritz Richter