Förmchen und Schäufelchen

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Das Kreuz mit den Exfreunden, für Gregor ein heikles Thema. Besonders was seine neue Freundin angeht. Denn die hatte doch sicherlich schon mehr Partner als sie zugibt, und ganz bestimmt mehr als ihm lieb wäre.

Früher konnten wir alle nicht schnell genug älter werden. Der 16. Geburtstag, der 18. Geburtstag – so erwachsen kam man sich vor, so cool, die Welt gehörte uns. Jetzt gehen wir eiligen Schrittes auf Mitte 20 zu. 18-Jährige sagen uns, dass man „cool“ einfach nicht mehr sagt, wir fühlen uns auf einmal ausgelaugt und trotzdem nicht bereit für den ganzen Erwachsenenkram, der auf uns zukommt – auch wenn in unserem Sprachgebrauch aus schnellen Bettgeschichten längst Sexualpartner geworden sind. Viele Gründe also, sich zu wünschen, man wäre wieder ein Teenager. Und Gregor setzt noch einen drauf: „Mit 16 war man ein unbeschriebenes Blatt, da waren Beziehungen noch einfach“, sagt er an einem redseligen Abend im Biergarten.

Wenn man mit 16 seine erste feste Freundin hat, kann man in aller Regel davon ausgehen, dass ihre Vorgeschichte noch relativ harmlos aussieht – es sei denn man steht auf ältere Semester. So zumindest Gregors Theorie. Mit 23 sehe das schon ganz anders aus: „Oder zeig’ mir mal ein Mädel, dass mit 23 nicht schon Erfahrungen gesammelt hat!“ Erfahrungen. Er sagt das, als sei das etwas Schäbiges. Schäbig findet er zumindest alles, was seine derzeitige Freundin Marie vor seiner Zeit getrieben hat oder haben könnte.

Deshalb hat Gregor ein Problem mit allen Männern, die Marie schon länger kennen als er. Und weil er Marie erst seit vier Monaten kennt, kämpft Gregor alleine gegen eine Armee potentieller früherer Sexualpartner. Da wäre zum Beispiel Martin, ihr bester Kumpel seit dem Sandkasten. Und auch, wenn Marie es niemals zugeben würde, ist sich Gregor sicher, dass die beiden mehr geteilt haben als nur Förmchen und Schäufelchen. Oder Hannes, ihre erste große Liebe aus der zweiten Klasse: Man weiß nie, ob solche Gefühle nicht wieder hochkommen. Ganz zu schweigen von den drei Typen, die laut Marie ihre einzigen „wirklich festen“ Freunde waren. Aber daran will er gar nicht denken. Ich schlage ihm vor, stattdessen ein wenig über seine eigene Vergangenheit nachzudenken. Mehr als drei Frauen wären da schon gewesen, gibt er zu. Aber kein Wort zu Marie. Er fühle sich deswegen eh schon ein wenig schäbig.

Von Lisi Wasmer