Jetzt schon an die Rente denken? Viel zu früh – aber vorstellen kann man es sich ja schon mal, wie man im Alter auf der Veranda sitzt und Banjo spielt
Wenig zu haben macht weniger Arbeit. Zumindest muss man sich dann keine Gedanken machen, ob man nicht langsam erwachsen genug sein könnte für Aktienfonds, Riester-Rente oder exotische Versicherungen abseits von Haftpflicht und Krankheitsschutz. Eine Hausratsversicherung etwa. Zwar beunruhigt es Anna ein wenig, dass, wenn sie sich ausschließt, der Hausmeister ihre Tür mit einer Drahtschlinge öffnen kann, die er durch den Briefkastenschlitz friemelt. Aber andererseits gibt es bei ihr sowieso nichts Wertvolles zu holen, um das man sich wirklich Sorgen machen müsste – geschweige denn, das es zu versichern lohnte.
Ähnlich absurd wirkt es, mit Mitte zwanzig über die Altersvorsorge nachzudenken. Was meine Pläne zur Rente betrifft, beschränken sie sich bisher darauf, mir zu überlegen, welches Instrument ich im Ruhestand lernen möchte. Vor Kurzem wurde das Akkordeon von dem Banjo abgelöst. Irgendwann sitze ich dann in einem Schaukelstuhl auf meiner Veranda, kaue auf Strohhalmen und zupfe an einem Banjo herum wie die alten Männer in Westernfilmen.
Ich weiß, es ist noch ein bisschen hin bis zu meiner Rente. Trotzdem juckt es mich unheimlich in den Fingern, als in den Kleinanzeigen dieses Banjo auftaucht. Ein sehr schönes Banjo in einem schönen Banjo-Koffer. Zu einem nicht ganz so günstigen Banjo-Preis. Es geht mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Aber wenn ich genug Geld für das Banjo habe, müsste ich es dann nicht vernünftigerweise in Aktienfonds oder eine exotische Versicherung investieren?
Am Abend klage ich Sören mein Leid, er kennt sich aus mit Aktienfonds und Geldanlage. Ein Banjo sei doch kein Neuwagen, erklärt er mir , das verliere nicht so schnell an Wert. Vielleicht könnte ich es irgendwann sogar mit Gewinn weiterverkaufen. Banjos als Wertanlage! Altersvorsorge kommt mir plötzlich ziemlich cool vor. Nur müsste – wenn ich mein WG-Zimmer in einen Banjo-Tresor umwandle – wahrscheinlich doch auch eine Hausratsversicherung her.
Susanne Krause