Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.
Die totale Verschwendung. Valerie ist genervt. Dass sich ihre stundenlange Brezelei vor dem Spiegel nicht lohnt, hätte ich ihr gleich sagen können. Schließlich musste ich die ganze Zeit gelangweilt neben ihr sitzen, während sie aus unzähligen Tigelchen schöpfte, tuschte, puderte, quastete und gleichzeitig ohne Ende quasselte. Über Jan. Erstaunlich, wie viel man über jemanden erzählen kann, den man noch gar nicht kennt.
Jan hatte sein Handy verloren und Valerie war sich sicher: Dass gerade sie es gefunden hatte, war Schicksal. Sagte sie. Es war Pech, sagte ich, weil sie jetzt den Aufwand an der Backe hatte. Aber das kümmerte sie nicht. Als sie über Umwege endlich an die Festnetznummer des Handybesitzers gekommen war und das erste Mal mit ihm telefonierte, war sie hin und weg. Die Stimme sage ihr mehr als tausend Worte, schwärmte sie. „Traummann“ war alles, was Valerie noch herausbringen konnte, als sie mich gleich darauf anrief: „Totaler Traummann.“
Deshalb machte es ihr auch nichts aus, ihm noch am selben Tag eigenhändig das Mobiltelefon in seiner Arbeit – „Er ist Konditor, das ist doch total sexy, oder?“ – vorbeizubringen. Natürlich nicht, ohne sich vorher zurechtzumachen, bis sie aussah, wie die uneheliche Tochter einer Dragqueen und eines Clowns. Sehr bunt. „Sehr schön“, versicherte ich ihr noch, bevor sie nervös aus dem Haus stöckelte.
Und jetzt? Die Nervosität ist verschwunden, gemeinsam mit Valeries Glücksgefühl. Der „totale Traummann“ stellte sich als elende Enttäuschung heraus: Aus Stielaugen und Wampe macht auch eine sexy Stimme keinen Don Juan. Als Jan dann auch noch anfängt, sie zum Putzen seines Cafés zu nötigen, lässt sie ihn mit seinem Handy allein. Zu Hause wirft sie die Highheels in die Ecke und greift nach den Abschminktüchern. Die totale Verschwendung war das.
Von Lisi Wasmer