Mal ehrlich: Jeder junge Mensch ist auf der Suche. Nach Liebe. Nach einem Lebensabschnittsgefährten. Vielleicht nach einer Affäre. Das Problem: Sobald sich das Leben um mehr als nur eine Person dreht, wird es verzwickt – eine Kolumne über die Tücken der Partnersuche.
Man möchte nicht sagen, sie sei schwierig. Das wird Marie gar nicht gerecht. Marie ist viel mehr speziell. Für Freundinnen, die ihr etwa ein mal im Monat begegnen, ist das nicht weiter schlimm. Man verabredet sich, lässt beim Kaffee Maries Spezialitäten über sich ergehen und fragt sich auf dem Heimweg jedes Mal, warum man sich überhaupt verabredet hat. Vier Wochen vergehen, man hat alles vergessen und verabredet sich wieder. Nicht weiter schlimm.
Aber vor drei Wochen hat sich Marie einen Spezialisten geangelt. Daniel. Und der merkt schön langsam, an wessen Haken er da eigentlich hängt. Laut Marie ist er unsensibel, ein hundsmiserabler Freund. Warum es ihr dann so gut und ihm so schlecht geht, weiß er noch nicht genau. Ein bisschen leid tut er mir deshalb schon, als er geknickt berichtet, was er Marie diesmal wieder angetan hat. Einen Italienisch-Kurs. Der Sack. Eigentlich liebt Marie Italien, Italiener und überhaupt alles, was im Entferntesten grün-weiß-rot ist. Der Italienisch-Kurs war also nur gut gemeint. Anfangs war Marie auch scharf drauf wie eine Peperoni auf der Pizza. Bis zur dritten Stunde.
Als Hausaufgabe sollte jeder seine Hobbys beschreiben. Marie liest vor: „Sport, Reisen und Daniel.“ Daniel schwant Böses. Auch er muss vorlesen. „Sport, Reisen- und Essen.“ Essen. Marie ist schockiert. Da hilft es auch nichts, dass er immer wieder beteuert, am liebsten würde er natürlich mit ihr gemeinsam essen. Essen steht an Stelle drei für ihn und wann kommt Marie? Auf Platz vier? Oder noch weiter hinten, vielleicht nach dem Abwasch und dem Kloputz? Daniel sagt nichts. Ein Fehler. Nach dem Kloputz, was für ein hundsmiserabler Freund positioniert seine Freundin denn bitte nach dem Kloputz?
Zur Strafe muss er sie zum Essen einladen. Italienisch. Daniel tut Buße. Wenigstens. Für ihn ist das nicht weiter schlimm, denn er weiß insgeheim: Wäre er so hundsmiserabel, Marie hätte ihre Angel schon längst wieder neu ausgeworfen.
Von Lisi Wasmer