Band der Woche: Space Eating Dogs

Die Künstler der Noise-Szene bespannen ihre LP-Hüllen von innen schon mal mit Schleifpapier. Wie gut, dass es da auch Bands wie Space Eating Dogs gibt, die sich dieser Verweigerungs-Kunst mit dringend benötigtem Humor annehmen.

Abstrakte Kunst zu schaffen, hat auch immer mit einem Willen zur Verweigerung zu tun. Denn hier werden eindeutig erkennbare Inhalte bewusst vermieden. Im Zweifelsfall kommt dabei Kunst heraus, die dem Selbstzweck mehr dient als dem, der die Kunst betrachtet. In der weniger zweifelhaften Version jedoch schreibt sich die Verweigerung als Energie in die Kunst ein. Und diese so vermittelte Aussage kann von ungeheurer Kraft sein. Musik nimmt da eine Sonderposition ein, denn die ist an sich schon viel abstrakter als die Bildende Kunst oder Literatur. In der Popmusik gibt es die seltsame Sparte der Noise-Künstler. 

Krach als Verweigerung ist als Konzept nichts Neues. Neue Popmusik, sei es Punk, Rock, Blues oder Hip-Hop wurden von den Etablierten immer erst einmal als Krach wahrgenommen. Doch die Noiser verweigern sich der Tonalität und Rhythmik – und damit überschreiten sie die Grenzen der Definitionen dessen, was man als Musik definiert. Und weil das alles so schrecklich ernst klingt, ist es geradezu erfrischend, die Space Eating Dogs anzuschauen. Mit denen hat München nun zwei junge neue Noiser hinzugewonnen, die sich diesem ernsten Verweigerungsmetier mit einem gewissen Humor nähern, der diesem Genre, das leider auch zu oft von dumpfer, dämlicher bis hin zu gefährlich-ideologischer Provokation geprägt ist, gut tut. Der Schlagzeuger Philipp Akrivis und Lukas Steigerwald, der eben für das Geräusch über dem Beat sorgt, verbreiten in ihren Krach-Performances eher die Haltung eines Hofnarren: wissend-belustigt und gleichzeitig lustvoll-kritisch. Interessiert seien die beiden daran, anarchisch Strukturen zu brechen und zu improvisieren, getrieben von der Lust auf „grenzenlose Freiheit“ und der Freude am Experiment, wie sie erklären. Das klingt nun fast ein wenig pathetisch, so als läge in der eigentlich so nihilistischen Nicht-Musik, die die beiden da machen, eben doch ein bisschen so etwas wie ein Herzensanliegen. Und dieser Kontrast ist doch ausgesprochen reizvoll, ähnlich wie Münchens bekannter Noiser Anton Kaun, der die Parole „Stoer mit Herzen“ ausrief.

Ganz praktisch spiegelt sich das bei den Space Eating Dogs etwa darin, dass sie ihre Effekt-Geräte, die zu den bevorzugten Nicht-Klängen führen, selbst bauen, dass sie neue Instrumente für sich basteln und bestehende weiterentwickeln – schlicht auf der Suche nach neuen Klängen und Geräuschen sind, idealistisch und humorvoll. Ähnlich wie die Wege, die man in der Noise-Szene gefunden hat, die Musik als Nicht-Musik darzustellen. Etwa die eigene Musik aufzunehmen und als Tonträger zu veröffentlichen. Nun: Improvisierte Störgeräusche hört nun auch der überzeugteste Nicht-Musik-Hörer wohl nicht zur Entspannung im Ohrensessel. Die Tonträger sind in der Noise-Szene, in deren Genuss man am einfachsten und am besten in der Live-Erfahrung kommt, mehr eine Art des materiellen Kunstwerks und weniger dazu da, um gehört zu werden. Dementsprechend konsequent waren etwa Veröffentlichungen, in denen die LP-Hülle innen mit Schleifpapier bespannt war. Wer die Platte also aus der Hülle zog, zerstörte sie unweigerlich. So weit sind die Space Eating Dogs noch nicht, sie sind erst einmal am Live-Dasein und dieser direkten Energie interessiert. Und wenn ein Tonträger, dann bitte nicht als typischer Musik-Genuss, sondern schon wieder in einer anderen Form: So arbeiten sie gerade auch an einem Hörspiel – und da dürften die abstrakten Geräusche wieder eine ganz konkrete Bedeutung bekommen. Am Mittwoch, 7. Dezember, treten sie als Support der japanischen Post-Jazz-Metal-Band Vampillia im Münchner Orangehouse auf. 

Text: Rita Argauer

Foto: Space Eating Dogs