Die Musik von A Perfect Mess klingt nach den punkigeren Bands der American-Pie-Zeit. Man hört dieser Musik aber auch noch den Rebellionsgeist und die Härte der Vorfahren aus den Siebzigerjahren an. Eine Mischung aus Punksound und Feel-Good-Pop also. Im Oktober treten sie im Feierwerk auf.
Pubertierende Jungs haben einen schlechten Ruf. Vor allem bezüglich Dingen, die etwas mit ersten sexuellen Erfahrungen zu tun haben. Der Witz dieser Bevölkerungsgruppe diesbezüglich ist für den Rest der Menschheit recht unverständlich, während die Pubertierenden sich über die Lustigkeit solcher Zoten absolut einig sind. Das beweist die Filmreihe „American Pie“, die von 1999 an mit einigen Fortsetzungen erfolgreich in den Kinos lief. Das Drama ums erste Mal wird dort aus allen möglichen Blickwinkeln mit ziemlich viel Pubertätshumor beleuchtet und ist auf Dauer entsprechend ermüdend. Doch musikalisch muss man diesen Filmen eine gewisse Relevanz lassen. Zumindest für Deutschland, wo es damals keine wirklich populären College-Radiosender gab. Denn die Musik, die üblicherweise auf solchen Stationen läuft und College-Rock genannt wird, hatte um die Jahrtausendwende in Deutschland nur wenige Verbreitungskanäle. Boygroups und Britney Spears regierten die Popwelt und deren Medien. Das Internet war als Geschmacksbildungsmedium noch zu jung. Andere Musik gab es in den Highschool-Komödien zu hören, insbesondere bei „American Pie“, dessen Soundtrack von Green Day über Blink 182, Sum 41 bis Third Eye Blind und Hole reicht.
Für Flo Heinz, einen der beiden Sänger der Münchner Pop-Punk-Band A Perfect Mess (Foto: Su Bachmeier), fiel somit auch der Startschuss zur Musik 2001 im Kino am Münchner Goetheplatz. Er sah den zweiten Teil von „American Pie“. „Der Soundtrack des Films hat mich damals schwerst beeindruckt, und ich wusste, dass ich solche Musik mein ganzes Leben hören und auch selbst machen möchte“, erzählt er heute. Das lebt er derzeit nun ziemlich gekonnt in seiner Band aus. Er und seine Bandkollegen kennen sich bereits aus der Grundschulzeit in Neuried, es vergingen jedoch einige Jahre, bis sie sich 2015 zu A Perfect Mess zusammenfanden. Deren Musik klingt ziemlich originalgetreu nach den punkigeren Bands der American-Pie-Zeit. Allen voran Green Day und Blink 182. Den Stimmen der beiden Sänger Flo Heinz und Flo Scheininger und deren englischer Diktion hört man jahrelanges Training und Prägung an. Das Bumm-Tschak-Punkschlagzeug von Flo Scheininger ist auf dem ersten Album „Always expect the Mess“, das Ende 2017 erschienen ist, fett abgemischt und fügt sich mit den Power-Chord-Riffs der Gitarren und dem schiebenden Bass zu einer fröhlich beflügelnden Musik zusammen. Hier zeigt sich ein wenig das Paradox allen Pop-Punks, das auch schon von den Vorbildern bekannt ist: Man hört dieser Musik noch den Rebellionsgeist und die Härte der Vorfahren aus den Siebzigerjahren an. Die Rauheit, die Atonalität und die Negation fehlen hier jedoch. Unter diesem Punksound liegt Feel-Good-Pop. Textlich streifen A Perfect Mess jedoch auch ab und an sozialkritischere Themen, die über das traditionelle Spektrum ihres Genres – Feiern, Freundschaft und Frauen – hinausgehen.
Angesichts von einer immer diverser geprägten Mainstream-Musik, die von Hipster-Autotune-Ironie bis zu großer Selbstinszenierung zeigt, wirken die Pop-Punker ein wenig altbacken. Doch das Mitnehmende dieser Musik und die im Gegensatz zur Laptop-Musik beinahe handwerkliche Erzeugung an Bass, Gitarre und Schlagzeug entwickeln auch einen neuen Reiz. Das beobachten auch A Perfect Mess: Seit 2013 machen sie eine Art Revival aus, was ihnen etwa die „Scharen an kreischenden Jugendlichen, die wir zuletzt auf Konzerten aktueller Pop-Punk-Größen wie As it is und State Champs in München vorfanden“, gezeigt hätten. In diesem Jahr steht auch ein Pop-Punk-Festival im Feierwerk an; unter dem Titel „What’s my age again“ werden dort im Oktober dann auch A Perfect Mess auftreten.
Rita Argauer
A Perfect Mess
Stil: Pop-Punk
Besetzung: Flo Scheininger (Gesang, Schlagzeug), Flo Heinz (Gesang, Rhythmus-Gitarre), Chris Rosenau (Lead-Gitarre, Background-Gesang), Philipp Reindl-Spanner (Bass, Keyboard)
Aus: Neuried/München
Seit: 2015
Internet: www.aperfectmessmusic.bandcamp.com