Band der Woche

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Musik ohne Sprache? Was komisch klingen mag, funktioniert- bei der Band Die Römer im Februar.

Popmusik ohne Sprache funktioniert selten. Einzig ein paar psychedelische Postrock-Bands, allen voran Mogwai und Sigur Rós, konnten trotz größtenteils fehlenden Gesangs und wenn mit Stimme, dann mangels verständlichen Textes, eine gewisse Zeit lang ein recht beständig großes Publikum anlocken. Doch eigentlich ist Text für die Vermittlung von Popmusik, die dem Hörer immer ein gewisses Identifikationspotenzial bieten sollte, essenziell.

Umso absonderlicher wirkt das Münchner Duo Die Römer im Februar (Foto: Bernadette Herkner): Die Stimme von Patricia Römer wird darin zu einem weiteren Instrument, wenn sie oft einfach schlicht Laute, aber keine Worte für ihren Gesang benutzt. Stimme, Percussion und Kontrabass ist an sich schon eine seltsame Besetzung, doch die beiden Musikerinnen benutzen diese auch noch auf sehr ungewohnte Weise: Julia Hornung lässt dabei ihren Kontrabass in jazzigen Linien als einziges Melodie-Instrument unter der abstrakt singenden Stimme herumtanzten.

Doch das Duo, das sich auch mit seinem Namen schon eher in eine etwas verschrobene Ecke begibt, zimmert daraus erstaunlich leicht zu konsumierende Musik: frischen, jazzig angehauchten, aber erstaunlich unverkünstelten Akustik-Pop, der sich in dieser Besetzung durch die leicht verschobenen Grundklänge wunderbar von den vielen Vorgängern abhebt. So wird der Bass, der in herkömmlichen Band-Besetzungen meist der Begleitung dient, zur Hauptperson erklärt, während die Stimme durch den oft fehlenden Text als lautmalerischer Klangerzeuger recht unaufdringlich wirkt und die schlanke Percussion, die Patricia beisteuert, einen erstaunlich konstanten Groove erzeugt. „Es ist für uns auch eine ganz spezielle Erfahrung, in dieser Besetzung zu spielen, da wir einerseits viel mehr Freiheiten erfahren, andererseits aber auch viel härter arbeiten müssen, da wir so schutzlos auf der Bühne stehen und uns kaum hinter einem dicken Gitarrensound mit viel Delay verstecken können“, erklärt Julia, die auch schon mit diversen anderen Jazz-Projekten gespielt hat.

Doch das Konzept geht auf. Denn abseits dieser eben sehr ungewöhnlichen Konstellation, bedienen die beiden Musikerinnen ziemlich viel, was gute Popmusik ausmacht. Etwa leicht fließende Rhythmik oder fein gezeichnete Melodien, die schnell ins Ohr gehen und dennoch nicht plump wirken. Ein wenig erinnert die Musik der beiden an Nouvelle Vague. Mit schwerem französischen Akzent wurden da die New-Wave-Hits der Achtzigerjahre auf eine Bossa-Nova Unterlage gesetzt. Die an sich oft düstere Stimmung brach sich dabei am sommerlich verklärenden Stil der Musik und funktionierte auf Punk-Partys genauso wie in Öko-Läden, Friseur-Salons und Cafés. Auch die Römer im Februar haben mit Cover-Versionen angefangen. Die beiden Musikerinnen, die in München Jazz studieren, übertrugen etwa Radiohead oder Michael Jackson in ihren seltsamen musikalischen Kosmos, doch mittlerweile haben sie diverse eigene Songs, die irgendwo als Lounge-Musik funktionieren und trotz ihrer Leichtigkeit erstaunlich viel Substanz mitbringen. Gerade arbeiten sie an diesem eigenen Repertoire und wollen im Herbst damit auf Tour gehen. Zuerst spielen sie jedoch am Donnerstag, 11. Juni, in der Bernie-Baken-Bar in München-Schwabing. 

Stil: Brasil / Jazz / Pop
Besetzung: Patricia Römer (Gesang, Perkussion), Julia Hornung (Kontrabass, Gesang)
Aus: München
Seit: 2014
Internet: www.dieroemerimfebruar.de

Rita Argauer

Foto: Bernadette Herkner