Der Münchner Fred
Fischer, 28, hat eine der größten
Nintendo 64 Spiele-Konsolen-Sammlungen weltweit. Zum 20 jährigen Jubiläum der
Konsole ist seine Sammlung im August sogar auf der Gamescom zu sehen. Wir haben
ihn gefragt, wie es zu dieser Leidenschaft kam und ob er denn trotzdem auch
noch das Haus verlässt.
Im Vergleich zu GTA5 oder Fallout klingen Mario Kart und Zelda irgendwie nach grauer Vorzeit im Grob-Pixel-Format. Nintendo 64 hieß eine der beliebtesten Spiele-Plattformen von früher. In Zeiten, in denen die Vinyl-Schallplatte die CD wieder aus vielen Wohnzimmern verdrängt, dürfte es aber kaum verwundern, dass auch alte Spiele-Konsolen Bewunderer finden. So wie bei Fred Fischer. Der junge Münchner hat vor knapp vier Jahren angefangen, Nintendo 64-Konsolen zu sammeln. Mittlerweile hat er mehr als 40 Exemplare und somit eine der größten Sammlungen weltweit. Zum 20-jährigen Bestehen der Konsole ist seine Sammlung im August sogar auf der Gamescom zu sehen.
SZ: Wie wohnt es sich als Spielekonsolen-Sammler? 40 Konsolen – da bleibt nicht mehr viel Platz für andere Sachen …
Fred Fischer: Na ja, es ist schon so, dass die Konsolen unglaublich viel Platz einnehmen und eigentlich jede Wand damit voll steht. Aber es ist jetzt kein Messi-Haufen, sondern die sind alle geordnet und sortiert und in Schränken, dass es schön aussieht. Das ist wie so ein kleines Mini-Museum. Ich spiele ab und an ein paar Multi-Player-Games, wenn ein paar Freunde da sind, aber letztlich bin ich nicht mehr so der Zocker, sondern eher der Sammler.
Freunde kommen vorbei … Das heißt, du bist nicht nur ein Konsolen-Nerd, sondern hast auch noch ein Leben mit sozialen Kontakten?
Ja, definitiv. Klar, meine Freunde wissen, dass ich das mache. Aber es stößt natürlich nicht überall auf ein so großes Interesse, weil es ja ein spezielles Hobby ist. Obwohl meine Freunde auch gerne mal vorbeikommen und eine Runde Mario Kart oder ähnliches spielen.
Trotzdem: Würdest du dich denn selbst als Voll-Nerd bezeichnen?
(lacht) Nein, eigentlich überhaupt nicht. Ich habe ja auch meinen normalen Job und ein Privatleben, das gar nichts mit den Konsolen zu tun hat. Aber klar, wenn ich dann mal zu Hause bin und Zeit habe, widme ich mich oft meinem Hobby und das ist natürlich schon sehr nerdy.
Wie hat das Ganze denn angefangen?
Vor knapp vier Jahren bin ich eigentlich zufällig an einem Retro-Store vorbeigelaufen und habe eine N 64 im Schaufenster gesehen.
Eine N 64 …
Eine Nintendo 64. Da dachte ich mir, wie cool es wäre, mal wieder die alten Spiele zu spielen, die ich aus meiner Kindheit in unglaublich guter Erinnerung hatte. So habe ich mir dann nach 20 Jahren wieder eine N 64 gekauft. Irgendwie hat mich dann die Konsole selbst, also die Hardware, mehr interessiert als das Spielen an sich. Das Ganze ist offensichtlich aus dem Ruder geraten, heute habe ich mehr als 40 Konsolen-Variationen und mehr als 100 Controller-Variationen und sammle leidenschaftlich weiter.
Du sammelst mittlerweile nicht mehr nur zu Hause: Vom 18. bis zum 21. August stellst du deine Sammlung auf der Gamescom in Köln aus. Wie ist es denn dazu gekommen?
Irgendwann hat meine Konsolensammlung in den Online-Foren Aufmerksamkeit bekommen, weil sie immer größer geworden ist. So wurden ich und ein Kollege Ende April zur „langen Nacht der Computerspiele“ nach Leipzig eingeladen. Das passte ganz gut, weil Nintendo 64 gerade 20-jähriges Bestehen feiert. Nachdem das so gut gelaufen ist, wurden wir dann auf die Gamescom eingeladen. Und dort stellen wir im August in mehreren großen Vitrinen die komplette Konsolen- und Controller-Sammlung aus.
Gleichzeitig baust du die Internetseite Consolevariations.com auf. Was passiert dort genau?
Das ist letztlich aus der Sammelleidenschaft heraus entstanden. Ich wollte herausfinden, welche Konsolen es auf der Welt überhaupt gibt. Und da ist mir aufgefallen, dass es keine Internetseite gibt, die wirklich konsequent alle Konsolenvariationen auflistet.
Eine Art Wikipedia für Nerds?
Genau. Deswegen habe ich mir mit einem Freund aus Holland überlegt, dass wir das jetzt machen. Wir haben mit den fünf größten Konsolenherstellern angefangen und katalogisieren jede Konsolen-Variation, alle Controller-Variationen, und, was am schwierigsten ist, sogar alle Verpackungsvariationen. Bisher haben wir circa 5000 Bilder, die wir nach und nach auf der Seite einarbeiten. Wir gehen davon aus, dass es aktuell knapp 10 000 Einträge werden müssen, um eine komplette Liste zu haben.
Wozu braucht man so eine Liste?
Das ist einfach eine Datenbank-Seite, auf der Konsolen-Interessierte herausfinden können, ob es zum Beispiel eine goldene N 64-Konsole gab. Es geht eben darum, dass Sammler endlich Referenzen haben, was es alles gab. Und abgesehen davon ist es auch sehr interessant, das selbst herauszufinden (lacht).
Was sind denn die weiteren Pläne mit der Sammlung – was kommt nach der Gamescom?
Ich habe natürlich nie erwartet, dass ich meine Sammlung irgendwann ausstellen werde. Auch, dass es dafür überhaupt eine Nachfrage gibt, hat mich total überrascht. Das kam erst dieses Jahr. Jetzt muss man sehen. Wir haben ja relativ schnell das größte Ziel erreicht, weil die Gamescom das größte Event ist, das es in dem Bereich gibt. Wenn weiterhin Interesse daran besteht, bin ich natürlich auch in Zukunft gerne bereit, meine Sammlung auszustellen. Aber im Moment bin ich einfach generell sehr zufrieden, wie weit sich mein Hobby bereits entwickelt hat.
Interview: Richard Strobl
Foto: Don Fillerup
Internetseite: http://www.consolevariations.com/