Es wird sie geben, eine Zeit nach Corona – bis dahin halten unsere Autoren und Autorinnen hier fest, was sie besonders vermissen und worauf sie sich am meisten freuen.
Von Max Fluder
Ich bin ein Esel, könnte man meinen – aber dazu später mehr. Denn hier soll es jetzt nicht um Esel gehen, höchstens um Drahtesel. Bevor die Wortwitze aber noch den letzten Leser vergraulen: Ich höre schon auf damit. Normalerweise verzichte ich ganz auf Wortwitze, normalerweise fahre ich aber auch Rad, womit wir wieder beim Thema wären: dem Radeln. Denn das tue ich momentan nämlich nicht. Und ich denke: Corona ist schuld.
Das Erste, was ich mache, wenn der Alltag wieder ohne Ausgangsbeschränkungen auskommt, wird pumpen sein. Luft pumpen, natürlich. Ich bin vielleicht rad- aber nicht sportverrückt, dazwischen liegen Welten. Wenn die Reifen hoffentlich wieder prall sind, werde ich meinen Helm aufsetzen (ja, ich trage Helm, und nein, die Bilder von Scheuers missratener Helmkampagne gehen auch mir nicht aus dem Kopf) und losradeln. Hoffentlich zu Freunden, von mir aus auch an die Uni oder – dass ich jemals so etwas sagen würde, hätte ich vor zwei Monaten auch noch nicht gedacht – ins Büro. Eigentlich auch egal wohin, Hauptsache ist, ich habe ein Ziel.
Die Corona-Krise hat mir nicht das Rad genommen, stimmt. Das steht noch schön am Fahrradständer. Auch alleine Sport zu machen ist immer noch erlaubt und auf dem Rad hält man ja quasi automatisch den Mindestabstand von 1,5 Metern ein, außer natürlich es staut sich an der Ampel. Was sich aber in Corona-Zeiten geändert hat: Meine Motivation ist weggebrochen. Denn wenn man nirgendwo mehr hin kann, sich niemand mit keinem treffen darf – dann nützt auch das beste Verkehrsmittel nichts. Und genau das ist das Zweirad für mich: ein Verkehrsmittel.
Ehrlich gesagt freue ich mich sogar wieder darauf, in stickigen Vorlesungssälen sitzen zu können. Auch wenn ich vermute, dass ich mich für diese Aussage im Sommer, wenn – so hoffe ich – langsam wieder Normalität einsetzt, hassen werde. Ich freue mich auch auf das überklimatisierte Büro und darauf, unterwegs mit Freunden die Zeit zu vergessen oder im Englischen Garten zu sitzen, sowieso. Vor allem aber freue ich mich, dort wieder überall hinradeln zu können, oder genauer: radeln zu wollen.
Und hier ist er: der Esel in mir. Hält man besagtem Tier eine Karotte vors Maul, trabt es los. Und ich? Meine Karotten – das sind, wenn man so will, Freunde, Uni, Arbeit; das sind auch Konzerte sowie Poetry Slams. Kurz: Es sind Ziele, die mir gerade fehlen. Und deswegen hoffe ich: Dass die Krise nicht mehr allzu lange andauert. Dass die Medizin das Virus in den Griff bekommt. Dass es denen, die an ihre Grenzen gehen, auch nach dem Ganzen noch gutgeht. Und für mich: Dass ich die Karotten, ähh… Ziele wiederbekomme.