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Von Freitag bis Freitag München mit Sina

Wann darf die Weihnachtsstimmung losgehen? Spätestens nach Halloween, findet unsere Autorin. Deshalb genießt sie in dieser Woche ihre neue gewonnene Freiheit, besucht nicht nur einen neu eröffneten Weihnachtsmarkt und geht auch noch ihren drei liebsten Hobbys nach. Welche das sind? Lest selbst.

Eine Hausarbeit ohne festen Abgabetermin zu schreiben, klingt zunächst einmal herrlich entspannend. Ich kann mir Zeit lassen, ausgiebig recherchieren, ein spannendes Thema wählen und habe überhaupt keinen Stress. Nun ja, das mit dem Stress habe ich irgendwie falsch eingeschätzt. Denn erst kam eine Auslandsreise und dann ein Praktikum dazwischen und die Hausarbeit war zu Semesterbeginn noch immer nicht geschrieben. So verbrachte ich den vergangenen Monat größtenteils in Seminaren, der Bibliothek oder am Schreibtisch und kann nun erleichtert sagen: Die Hausarbeit ist abgegeben, endlich wieder Freizeit!

Wer denkt, das bedeutet Party und Ekstase, den muss ich enttäuschen. Am Freitag nach der Abgabe reicht meine Energie dafür noch nicht. Dennoch steht für mich als großer Bücherwurm (und besonders große Büchersammlerin) am Freitagnachmittag gleich ein Highlight an: Das „Find a Book! – Speed-Dating mit Indie-Verlagen“ bei der 64. Münchner Bücherschau und des Literaturfests München findet im Haus der Kunst statt. Also Speed-Dating ohne unangenehmes Schweigen, stattdessen mit einem Stapel neuer Lieblingsbücher in der Tasche. Und da es beim Speed-Dating bekanntlich ja schnell gehen soll, bin ich zuversichtlich, es danach noch auf die Vernissage Autostrata in der Halle 6 zu schaffen. Neun internationale Künstler*innen mit Migrationshintergrund stellen in diesem polnisch-deutschen Projekt, kuratiert von den Studentinnen Ilinca Fechete und Anastasiia Batishcheva, unter anderem virtuelle, architektonische oder auditive Installationen aus.

Ich kann ja verstehen, dass sich Leute aufregen, wenn schon im September Schoko-Nikoläuse und Lebkuchen in den Supermarktregalen stehen. Da schmecken sie noch nicht mal mir. Aber spätestens nach Halloween ist bei mir Zeit für Weihnachtsstimmung – Michael Bublés Weihnachtsplaylist in Dauerschleife, Punsch und Vorfreude auf all die Weihnachtsmärkte. Das hilft zumindest bei mir schon vorbeugend gegen den Winterblues in der dunklen Jahreszeit. Deshalb steht bei mir am Samstag auch der erste Weihnachtsmarkt des Jahres an (und Spoiler: es wird nicht der letzte in dieser Woche sein). Besonders die kleinen Märkte haben es mir angetan, deshalb geht es nach Sendling zur Sternenflotte auf der Alten Utting. Mit Leckereien aus der ganzen Welt, Glühwein und einem Piratenzelt kommt rund um das Schiff maritime Weihnachtsstimmung auf. Das nordische Meergefühl freut mich mit Wurzeln an der Ostsee ganz besonders. Danach geht es noch weiter ins Feierwerk, denn da das Sound of Munich Now schon wieder zwei Wochen her ist, wird es wieder Zeit, neue Musiker*innen zu entdecken und die abgegebene Hausarbeit muss ja auch noch gebührend gefeiert werden. Mit Soul und Indie-Rock von Nia Wolf, Rainbowrock von Man Tau und Pop von Laoray treffen die Feierwerk-Sessions im Orange House an diesem Samstag genau meinen Geschmack.

Am Sonntag findet ihr mich jede Woche auf den Feldwegen westlich von München. Seitdem ich selbst keinen Hund mehr habe, fahre ich jede Woche ins Nachbardorf und gehe mit den Hunden dort Gassi. Oft geht es danach noch ins Katzenhaus zur Kuschelrunde. Bis heute kann ich mich nicht entscheiden, ob ich eigentlich Hunde- oder Katzenmensch bin, ich bleibe einfach bei beidem. Da ich ein Stück westlich von München wohne, besuche ich ein Tierheim im Dorf nebenan, doch auch der Tierschutzverein München e.V. oder andere Tierheime in der Umgebung suchen immer fleißige Gassigeher oder Katzenstreichler. Dort gibt es für 2024 auch wieder den Tierschutzkalender mit den süßesten und witzigsten Hundebildern – das perfekte Weihnachtsgeschenk, mit dem man auch noch Gutes tut.

Der Montag ist bei mir, auch wenn die Hausarbeit erledigt ist, ziemlich von Arbeit bestimmt. Ich habe Frühschicht, danach geht es bei viel Motivation noch zuerst ins Fitnessstudio, bei wenig Motivation direkt aufs Sofa, um „Ungefähre Tage“ von der Münchner Autorin Annika Domainko fertig zu lesen. Ein fesselnder Roman über eine sich anbahnende und moralisch fragwürdige Beziehung zwischen einem Pfleger und einer Patientin auf der geschlossenen Station. Im Bücherregal warten schon ein Dutzend weitere Bücher darauf, gelesen zu werden, seit Freitag sind es bestimmt nur noch mehr geworden.

Mein drittes großes Hobby neben dem Lesen und Spazieren gehen ist Tee. Und ja, ich bin vermutlich genauso langweilig, wie ich gerade wirke. Am besten finde ich es, wenn ich diese Dinge kombinieren kann. Deshalb mache ich am Dienstag zuerst einen Spaziergang an der Isar, bevor ich es mir mit einem neuen Buch im Tushita Teehaus im Glockenbachviertel gemütlich mache. Nirgendwo wird Tee so zelebriert wie hier. Und auch die veganen und oft zuckerfreien Kuchen können sich sehen lassen.

Im Bachelor habe ich interkulturelle Sprachwissenschaft studiert und lernte als neue Fremdsprache Arabisch. Auch wenn meine Arabischkenntnisse seit Ende des Bachelors eher schlechter als besser geworden sind, hielt mein Interesse für arabische Kulturen und den Islam an. Deshalb freue ich mich schon darauf, am Mittwoch die Veranstaltung „Basiswissen Islam: Fernsehen, Politik, Macht: Arabische Medienmogule“ an der LMU zu besuchen und dieses Interesse mit meiner Berufswahl „irgendwas mit Medien“ zu kombinieren. Danach geht es noch weiter ins bodhi, denn gerade im Winter habe ich öfter Lust auf deftige bayerische Küche. Im bodhi kann man die völlig fleischlos genießen.

Am Donnerstag steht für mich ein Pendeltag an: Zuerst muss ich nach Augsburg, dann nach München und abends wieder nach Hause. Das bedeutet für mich: sehr viel Zeit in der deutschen Bahn. Um mir die Zeit etwas zu verkürzen, habe ich angefangen, Podcasts und Hörbücher im Zug zu hören. Um als Literaturstudentin mein Wissen von klassischer Literatur etwas aufzupolieren, höre ich momentan die Reclam-Bücher auf Spotify, die gibt es dort alle kostenlos. Zurzeit ist „Die Verwandlung“ von Franz Kafka dran, vor dem hatte ich mich in der Schulzeit erfolgreich gedrückt. Da es irgendwann dann aber auch reicht mit Kafka, höre ich zur Abwechslung den „2wischendurch“-Podcast der Münchner Raphi und Lenz, die mit spannenden Persönlichkeiten der bayerischen und deutschen Kulturlandschaft über Kunst, gesellschaftliche Themen aber auch ganz alltägliche Fragen quatschen.

Ich hatte euch schon vorgewarnt, am Freitag steht bei mir schon der zweite Weihnachtsmarktbesuch in diesem Jahr an, doch dieses Mal gibt es einen besonderen Anlass. Zum Welt-Aids-Tag besuche ich „Pink Christmas“, den queeren Münchener Weihnachtsmarkt, wo Spenden für die queere Community gesammelt werden. Der Weihnachtsmarkt bietet neben klassischer Bratwurst und Glühwein auch eine Proseccobar und Schlagershows an und lässt den Stephansplatz pink strahlen. Danach kuschle ich mich aber sicher wieder mit meinem neuen Lieblingsbuch, Tee und der Michael-Bublé-Weihnachtsplaylist aufs Sofa.

Sina Nachtrub