Unsere Autorin Laura hat die letzte Prüfung geschrieben – vielleicht für immer. Jetzt hat sie endlich wieder Zeit den Sommer in München in vollen Zügen zu genießen.
Von Laura Wiedemann
Die letzte Prüfung ist geschrieben. Die letzte Prüfung für dieses Semester, die letzte Prüfung in meinem Bachelorstudium und vielleicht die letzte Prüfung für immer, oder zumindest für eine sehr lange Zeit. Danach wäre es für mich eigentlich direkt auf eines meiner Lieblingsfestivals gegangen, aber das findet, wie so viele andere Musikfestivals, in diesem Jahr nicht statt. Halb so wild, rede ich mir ein, denn ich versuche mich gerade damit abzufinden, dass 2020 eben alles anders ist. Prüfungsende ist trotzdem und Sommer auch. Und das will ich genießen!
Mein Wochenende startet in der Bahn. Am Freitag hat mein Bruder Geburtstag und als große Schwester heißt das für mich: ab ins Allgäu! Dort hoffe ich auf etwas Festivalfeeling. Beerpong im Garten, viel Musik und entspannt in der Sonne liegen – die langen Nächte am Schreibtisch und den Prüfungsstress vergessen und endlich im Sommer ankommen!
Zurück in München wird am Samstag erstmal eingekauft. Nein, ich spreche nicht vom Wochenendeinkauf oder dem Sommershopping, denn es geht zum Flohmarkt. Zum Pflanzenflohmarkt im Café Sehrwohl. Darauf freue ich mich schon die ganze Woche! Jahrelang habe ich jede Pflanze, die mir geschenkt wurde, durch meine kläglichen Fähigkeiten sterben lassen, doch in diesem Jahr habe ich mir zum ersten Mal selbst Pflanzen geholt und – sie leben noch! Dafür will ich mich mit noch mehr neuen Balkonbewohnern belohnen. Abends geht es dann in den Englischen Garten, dort spielt eine meiner Lieblingsbands und das sogar für lau. Das kann ich mir nicht entgehen lassen! Musik von Labrassbanda, ein kühles Getränk im Biergarten und das Semesterende mit meinen Freunden feiern.
Am Sonntag hoffe ich auf gutes Wetter, denn gemeinsam mit meinen Mitbewohnern will ich am Abend zum Open Air Kino im Bahnwärther Tiehl. Dort wird ein Film gezeigt, den ich schon lange sehen wollte – Für Sama. Ein Dokumentarfilm über das Leben einer Mutter in Syrien, von dem ich schon gelesen habe und einige Auszüge kenne und der mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Zeit ihn endlich in voller Länge zu sehen!
Nachdem ich am Montag all das erledigt habe, was am Wochenende liegen geblieben ist, ist am Dienstag wieder Zeit für Spaß und ich mache etwas, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe: Tischtennis spielen. Als Kind habe ich es geliebt und im Sommer fast jeden Tag im Freibad mit meinen Freunden gespielt. Das Turntable Tennis im Import Export ist nach langer Pause wieder zurück. Ich schaue auch Mal wieder vorbei und freue mich dort meine Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen.
Noch mehr gute Musik und schöne Erinnerungen gibt es am Mittwoch. Denn auch der Goldene Reiter ist zurück und es darf endlich wieder getanzt werden. Natürlich nur unter Auflagen und mit Abstand, aber dafür unter freiem Himmel und mit Isarrauschen im Hintergrund auf der Terrasse des Muffatwerks.
Am Donnerstag mache ich mich auf den Weg zum Königsplatz, dort steht seit einigen Tagen ein Riesenrad, das mir vor Kurzem auf dem Weg in die Arbeit aufgefallen ist. Mit vielen anderen Aktionen gehört es wohl zum neuen Münchner Kulturprogramm „Sommer in der Stadt“. Jetzt will ich Mal sehen, was dort so los ist und freue mich auf Volksfestgefühl und eine Fahrt im Riesenrad. Mit sommerlicher Unbeschwertheit habe ich mich davon abgelenkt, doch irgendwann muss ich mich wieder mit dem Gedanken auseinandersetzen, was ich jetzt nach dem Studium eigentlich mit meinem Leben mache. Denn Corona hat nicht nur meine Festivalpläne, sondern auch meine Pläne für meinen Einstieg in die Arbeitswelt durcheinandergebracht.
Am Freitag zählt aber dann erstmal nur eines: die freie Zeit und den Sommer ausnutzen – egal ob am See, in den Bergen oder einfach mit Freunden im Biergarten.