Am 19. Oktober lädt die Stadt München ins Rathaus zur „18.jetzt“ Party für alle, die in diesem Jahr volljährig wurden. Anlass genug, einen Blick zurück zu werfen: Wie blicken unsere Autorinnen und Autoren heute auf ihr 18-jähriges Ich?
Schlagwort: volljährig
Club-Nacht mit Mutti-Zettel
Joshua Neumann (Foto: Gabriel Jung) arbeitet als DJ auf Elektropartys – weil er nicht volljährig ist, müssen seine Eltern seit drei Jahren jedes Mal zur Aufsicht mitkommen.
Auf Joshua Neumanns Elektropartys tanzen nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Eltern. Denn der junge Veranstalter ist noch nicht volljährig – und ohne Erziehungsberechtigte dürfte der Schüler auf seinen eigenen Events nicht mitfeiern.
In seinem Kinderzimmer produziert er Tracks, lädt sie auf das Internetportal Soundcloud hoch und tritt so mit internationalen Künstlern in Kontakt. Ein paar Auftritte als DJ folgten – und die Idee, selbst Partys zu organisieren. Als Joshua auf der Internetseite des Münchner Clubs „Yib Yab“ erfährt, dass sein Lieblingskünstler und musikalisches Vorbild DJ Zedd auflegt, fasst er den Entschluss, sich als Support zu bewerben.
Mit einer E-Mail an den Club-Betreiber geht es los. Joshua darf an diesem Abend auflegen – das einzige Problem: Er ist zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt. Drei Jahre zu jung, um bei einer Club-Nacht in der Großstadt dabei zu sein. „Meine Eltern finden gut, was ich mache, und unterstützen mich. Sie sind als Aufsichtspersonen mitgekommen“, sagt Joshua. Und so konnte er sich seinen Traum erfüllen. Angespornt von dem Abend und dem Zuspruch der tanzenden Feiergesellschaft, will der Schüler weiterhin auflegen.
Mit seinen Schulkollegen Dylan Lackmann, 18, und Moritz Ludwig, 17, organisiert er spontan eine private Party. Sein Freundeskreis ist begeistert, und so kommt den Schülern der Einfall: eine eigene Partyreihe. „In München gibt es viele Möglichkeiten feiern zu gehen. Leider nicht für 16-Jährige. Das wollten wir ändern“, sagt Joshua. Im Sommer 2013 mieteten sie eine Location. Da auch Dylan und Moritz zu jung waren, holten sie sich Laurin Wassel, 19, mit ins Team.
Durch Joshuas Hobby, elektronische Musik zu produzieren und im Internet unter seinem Künstlernamen Prinzregent zu veröffentlichen, lernte Joshua ein DJ-Duo aus England und Schottland kennen. Schnell wurden die Finanzen gecheckt, der Flug und das Hotel für die internationalen Gäste gebucht – die erste Veranstaltung von „Soundbash“ konnte stattfinden. Obwohl die Jungveranstalter am Ende des Abends noch 500 Euro draufzahlen mussten, sahen sie ihr Debüt als Erfolg.
Eine Internetseite wurde für die Veranstaltungsreihe „Soundbash“ eingerichtet. Joshua kümmerte sich um das Design. Logo, Flyer und Gestaltung der Website sind für ihn nichts Neues. Für einen lokalen Radiosender entwarf er bereits Flyer sowie Logos für befreundete Elektrokünstler. Auch musikalisch ging es bei Joshua weiter. Durch die Kontakte von seinem Management „One Family Management“ wurden bereits zwei Tracks von verschiedenen Labels aus London und Los Angeles herausgegeben. An einer ersten eigenen Platte arbeitet der 17-Jährige zwischen Hausaufgaben und der Vorbereitung auf sein Abitur im Frühjahr.
Vergangenen Sommer wiederholten die drei Münchner ihr Projekt – diesmal größer. Zu ihrer Party auf dem Open-Air-Gelände Storchenburg kamen etwa 500 Gäste. Überrascht war Joshua, dass die Hälfte der Feiernden schon volljährig waren, obwohl die „Party mit Mutti-Zettel“ ab 16 war. „Um zwölf mussten die Minderjährigen gehen, danach ging es bis 6 Uhr für die Älteren weiter“, sagt er. Klar, dass seine Eltern auch bis zum Ende da waren. Die nächste Veranstaltung ist im August geplant – diesmal ohne Mama und Papa, denn Joshua wird diesen Freitag volljährig: „Meine Mutter hat gesagt, wenn du 18 Jahre alt bist, dann ist für uns auch mal Pause“, sagt Joshua und lacht. Stefanie Witterauf