Erst tief ins Glas schauen und danach in die Weiten des Universums eintauchen. Das ist das Konzept von Astronomy on Tap (AoT). Lokale Wissenschaftler reden in verständlicher Weise über Galaxien und schwarze Löcher, dabei wird in einer Bar getrunken und gespielt. Erfunden wurde es in New York City, seit Februar gibt es auch einen Ableger in München. Dafür danken kann man Agne Semenaite, 24. Agne ist Astrophysik-Doktorandin und damals in Edinburgh auf AoT aufmerksam geworden. Daraufhin hat sie sich in München mit neun Kollegen zusammengetan, und jetzt findet AoT einmal im Monat in der Kooks Bar statt. Dabei ist die Bar laut Roland Szakacs, 26, ebenso wichtig wie die vortragenden Wissenschaftler selbst: „Da wir den Leuten auch zeigen wollen, dass Wissenschaft Spaß machen kann, ist eine entspannte Bar, wo es auch reichlich Bier gibt, der perfekte Ort dafür.“
Bauen
Erik Mahler, 23, schaut sich gerne Münchner Grünflächen von oben an. Per Google Earth. Denn wenn das Gras einer Grundstücksgrünfläche heller ist als das der Nachbarn, dann steht dieses Haus vermutlich leer und wird bald für etwas Neues abgerissen. Erik sagt dazu nicht abreißen, sondern „wandeln“. Diesen Wandel möchte er für alle sichtbar machen. Deswegen zeichnet, photoshopt und recherchiert er so lange, bis er genügend Skizzen und Fotos zusammen hat, um das Vorher und Nachher von Gebäuden zu zeigen. Die werden dann auf seinem Instagram-Account @baugenehmigung veröffentlicht. Erik macht das, damit mehr über Neubauten nachgedacht wird: „Wir als Münchner müssen uns bewusst werden, dass sich eine Stadt immer verändern wird und dürfen nicht per se gegen diese Veränderung sein.“ Lena Bammert
Aleksandar Janjic hat ein Buch über Astrobiologie geschrieben. Darin beschäftigt er sich unter anderem mit Leben auf anderen Planeten.
Wissenschaftler haben noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob und wie Leben auf anderen Planeten entstanden ist. Auch der Ursprung des Lebens auf der Erde ist noch nicht ganz erforscht. Mit diesen Themen beschäftigt sich die Astrobiologie. Aleksandar Janjic, 24, hat das Buch „Lebensraum Universum“ geschrieben und den Begriff Exoökologie in Deutschland mit geprägt – einen Teilbereich der Astrobiologie, bei dem ökologische Fragestellungen die größte Rolle spielen.
Wie kommt man auf die Idee, Astrobiologie zu studieren, wo das doch an deutschen Universitäten kaum gelehrt wird? Ich habe mich schon vor meinem Studium sowohl für physikalische als auch biologische Grundfragen interessiert und ich wusste nicht, was ich lieber machen will, also habe ich beides studiert. Astrobiologie war die Schnittmenge der beiden Fächer.
Du hast ein Buch geschrieben, das „Lebensraum Universum“ heißt. Wie würdest du jemandem, der es noch nicht gelesen hat, erklären, worum es darin geht? Es geht um die Fachdisziplin Astrobiologie. Sie beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit biotische Systeme außerhalb der Erde existieren können. Welche Grundlagen werden dafür gebraucht? Wo ist es möglich und wie spürt man sowas im All dann tatsächlich auf?
Geht es denn nur um andere Planeten oder auch um die Erde? Die Erde ist die Grundlage. Wir wissen immer noch nicht, wie das Leben auf der Erde, wie die erste Zelle wirklich entstanden ist. Aber natürlich kann es sein, dass es Leben auf anderen Planeten gibt, auf denen ganz andere Bedingungen herrschen.
Zu welchem Ergebnis kommst du denn in deinem Buch? Die Hauptaussage des Buches ist, dass wir Leben, falls es anderswo im Sonnensystem existieren sollte, in diesem Jahrhundert finden werden müssen, da die Technik reif ist. Die Missionen dafür sind für die 2020er und 2030er geplant. Es werden Sonden zum Enceladus geschickt, einem Saturnmond, auf dem es einen Ozean gibt. Dasselbe gilt für Europa, einen Jupitermond. Man wird außerdem Programme zum Mars schicken, die zwei Meter tief im Boden graben werden, um dort nach mikrobiellen Fossilien zu suchen. Das alles war davor nicht möglich.
Wonach konkret müsste man suchen? Man muss nach biologischen Abbauspuren suchen oder vielleicht sogar nach noch existierenden Lebensformen. Auch das ist nicht ausgeschlossen.
Wahrscheinlich hast du die Frage schon oft gehört, aber wie würde denn Leben auf dem Mars zum Beispiel aussehen? Das Lustige ist ja, dass in vielen Filmen Aliens sehr vermenschlicht werden: grüne Männchen mit zwei Beinen und einem großen Kopf. Dabei wissen wir, dass es allein auf der Erde so viele Lebewesen gibt, die anders und teilweise ganz bizarr aussehen. Oft wird gesagt, dass Lebewesen auf anderen Planeten ebenfalls ein Gehirn haben müssen und symmetrisch aufgebaut seien. Wenn wir uns die Organismen anschauen, die am häufigsten auf der Erde vorkommen, wissen wir, dass das nicht sein muss. Was ich damit sagen will: Die Astrobiologie sucht nicht nach grünen Männchen.
Wie befriedigend ist deine Arbeit, wenn du gar nicht weißt, ob du das, was du suchst, je finden wirst? Ich weiß von älteren Kollegen, dass die Arbeit tatsächlich im vorigen Jahrhundert sehr unbefriedigend war. Aber mit der neuen Technik ist das Potenzial da, und wenn der Fund erfolgen sollte, dann werden Menschen wie ich an vorderster Front stehen. Es wäre wirklich ein historisches Ereignis und vielleicht werde ich die einmalige Chance haben, dabei zu sein.
Was machst du denn, wenn du nicht über den Ursprung des Lebens nachdenkst? Es wäre ein Trugschluss zu glauben, dass man als Astrobiologe nur Astrobiologie macht. Damit verdiene ich kein Geld. In der Ökologie arbeite ich an der Evolution von Ackerpflanzen und Insekten. Außerdem arbeite ich seit sechs Jahren als Kinderbetreuer.
Sprichst du mit den Kindern auch über deine Arbeit? Das ist lustig, denn ich habe die Kinder für mein Buch gefragt, wie sie Lebewesen definieren. Die Kinder sagen dann zum Beispiel „Meine Spielkonsole atmet nicht, also lebt sie nicht“. Eines warf sogar Stifte vom Tisch und sagte: „Die Sachen schreien nicht, also leben sie nicht.“ Wenn man das auf die fundamentale Ebene herunterbricht, dann zeigen die Dinge im Gegensatz zu Lebewesen keine Reaktion. Die Kinder haben also eigentlich recht.
Reizt dich eigentlich so etwas wie die Mars-Besiedelung? Im zweiten Kapitel meines Buches geht es genau um dieses Thema. Der Begründer von Tesla, Elon Musk, ist einer der reichsten Menschen der Welt, und er hat sich das Ziel gesetzt, in diesem Jahrhundert den Mars zu besiedeln und dort beerdigt zu werden. Musk hat eine ganz klare Vision und auch eine Strategie. In meinem Buch erläutere ich diese Strategie und die damit verbundene Kritik. Für mich persönlich kommt das aber auf keinen Fall in Frage, das wäre mir viel zu riskant.
Was würde passieren, wenn jemand herausfände, dass es auf anderen Planeten tatsächlich intelligentes Leben gibt? Ich glaube, es würde nur das weitergeführt werden, was bereits passiert ist: Die Erde war der Mittelpunkt der Welt, plötzlich waren wir nur einer von vielen Planeten. Das Sonnensystem war alles, und dann haben wir entdeckt, dass es noch andere Sonnensysteme gibt und die Erde eigentlich ein gewöhnlicher Felsbrocken ist. Ähnlich wäre das wahrscheinlich auch, wenn wir entdecken, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen sind. Der Gedanke fasziniert uns, gleichzeitig macht er uns auch Angst. Für dieses Jahrhundert sehe ich jedoch den Nachweis von Mikroorganismen in unserem Sonnensystem als Hauptprojekt.