Von Freitag bis Freitag: Unterwegs mit Laura

image

Der Sommer lässt noch ein wenig auf sich warten, und so gestaltet sich auch das Programm unserer Autorin Laura – mit Musiküberflutung bei der “Langen Nacht der Musik”, einem Street-Art-Festival unter Dach und vor allem: der lang herbeigesehnten Vernissage der “10 im Quadrat”-Ausstellung im Farbenladen!

Ich mag die Tage, an denen man dicke Regentropfen und  zarte Sonnenstrahlen auf seiner Haut spüren
kann. Tage, die nass und gleichsam warm sind. Tage, die an Sommer erinnern. Und
doch werden wir uns wohl noch ein wenig gedulden müssen. Auf die wirklich
warmen Tage. Auf den Sommer. Für die kommende Woche habe ich mir deshalb ein
Programm zusammengestellt, das für all die unberechenbaren Tage gilt, die sich
trotzdem planen lassen. Eine Woche, die gerade deshalb hoffentlich so schön bunt und
vielfältig wird.

Der Freitag wird zu meinem Filmeabend. Vom 3. bis 14. Mai
2017 findet das Dok.fest München statt. An mehreren Veranstaltungsorten über
ganz München verteilt laufen 157 Dokumentarfilme verschiedenster Genres auf
Münchner Leinwänden. Es ist das 32. Internationale Dokumentarfestival München,
das faszinierende und spannende Filme großer inhaltlicher sowie kultureller
Bandbreite zeigt. Zudem gibt es eine Vielzahl an Vorträgen, Ausstellungen und
Verleihungen. Besonders interessant finde ich die Fokusreihe DOK.euro.vision,
die die Gegenwart und Zukunft Europas in den Blick nimmt. Dazu gibt es zwölf
sehr verschiedene Filme, die den Kernthemen Europas auf den Nerv fühlen. So zum
Beispiel der Film „A Greek Winter“, der am Freitag um 17:00 in der Hochschule
für Fernsehen und Film läuft. Ein Film, der sich mit der bitteren Realität
Griechenlands nach Beginn der Wirtschaftskrise beschäftigt.

Nach dem Takeover des Feierwerk Farbendladens am Dienstag
steigt meine Vorfreude auf die Ausstellung „10 im Quadrat“ ungebremst. Wir, die Junge-Leute-Seite der SZ, haben zehn junge Münchner Fotografen mit zehn jungen
Münchner Künstlern zusammengebracht. Fotografen, die auf Schauspieler, Musiker
und Literaten trafen. Models, denen Bühnenerfahrung nicht fremd ist. Und dennoch
wird es interessant sein zu sehen, wie sich die jungen Künstler von Künstlern
in einem sehr persönlichen Moment jenseits des Rampenlichts porträtieren
ließen. Das Ergebnis dieser Begegnungen sind die knapp 100 unterschiedlichen
Fotografien, die es von Samstag, 6. Mai, an im Farbenladen des Feierwerks zu
sehen gibt. Den ganzen Mai über könnt ihr uns, die Autoren der SZ Junge Leute,
die zehn jungen Fotografen mitsamt deren fotografischen Arbeiten und die zehn
Künstler, die Modell standen, kennenlernen. Diesen
Samstag
eröffnen wir die Ausstellung mit der Vernissage von 19 bis 22 Uhr. Am
Sonntag
hat die Galerie von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Als Rahmenprogramm wird es an
den Ausstellungstagen zudem Lesungen, Diskussionsrunden und Konzerte geben. Wir
freuen uns auf interessante Gespräche und spannende Begegnungen! Ein
Experiment, das dieses Wochenende mit euch in die nächste Runde geht!

Nach der Vernissage am Samstag
werde ich dann vorrausichtlich auf einem weiteren tollen Event, das auch nur einmal
im Jahr stattfindet, durch die Nacht tanzen. Denn in der langen Nacht der Musik
verwandelt sich die Münchner Innenstadt in ein wahres Musikspektakel: An mehr als
100 Spielorten werden Livekonzerte, Tanzdarbietungen,
Kabaretts und Führungen rund um das Thema Musik angeboten. Von 20 Uhr
an versprechen  zum Beispiel The Tonecooks
in der Box-Kitchen
, sich gegenseitig von der Bühne zu boxen!

Und weil ich nie genug von
interessanten Ausstellungen bekommen kann, werde ich meinen Montag ähnlich
künstlerisch gestalten. Im Lost Weekend findet dort ab 18:30 Uhr die Vernissage zur Ausstellung „LICHT“ von Max Fischer statt. Bis 19.
Mai kann man sich hier die künstlerischen Werke, darunter Bilder und Leinwände
unter dem Motto „Zyklus mit Licht-Raum“, ansehen.

Am Dienstag geht’s mit guter Musik weiter.
Ich werde zu Jake Isaacs Konzert im Muffatwerk gehen. Der Künstler aus London
besticht mit einer leidenschaftlichen Kombi aus Soul und Pop auf spannende Art
und Weise. Ich freue mich auf einen Abend mit dem millionenfach gestreamten und
zurzeit sehr gehypten Singer und Songwriter. Diesen Freitag folgt sein
Debütalbum „Our Lives“. Vorfreude pur!

Am Mittwoch geht es für mich auf eine weitere Ausstellung.
„Magic City – Die Kunst der Straße“ ist ein Projekt, für die renommierte
Street-Art-Künstler eine magische Stadt mitten in der kleinen Olympiahalle
erschaffen haben. Überdimensionale Wandarbeiten, überwältigende Graffitis,
verblüffende 3D-Illusionen und überraschende Installationen machen die
Attraktion zu einem echten Erlebnis.

Am Donnerstag geht das „Sprungbrett“ in die nächste Runde. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm vom Feierwerk für
Nachwuchsbands aus München. Dafür werden 16 Bands nominiert, die bis zu drei Auftritte
spielen. Anschließend bekommen sie von einer Fachjury detailliertes Feedback.
Die vier Bands, die von Jury und Publikum die besten
Bewertungen bekommen haben, erhalten zudem eine Anschubfinanzierung zur
Produktion eines Tonträgers oder zur professionellen Gestaltung von
PR-Material. Außerdem sichern sie sich gemeinsam einen Auftritt beim
Theatron-Musiksommer im Olympiapark. Am
Donnerstag spielen die Bands Backstreet OIZ, Stelle Sezon, Chuck Winter Music
und Delamotte im Feierwerk. Freitag geht die zweite Hauptrunde weiter mit den
Bands Paul Kowol, BETA, Sound Injection und MULLEIN. Ich freue mich auf einen
weiteren Abend ganz im Zeichen der Musik!

Meine Woche wird abwechslungsreich und bunt. Tage, an denen
es ganz egal ist ob es draußen nass oder warm ist. Tage, die mich dem Sommer
aber trotzdem ein Stückchen näher bringen werden.

Text: Laura Schurer

Foto: Privat

Ein Abend mit: The Tonecooks

image

An einem durchschnittlichen Wochenend-Abend sind die Jungs von The Tonecooks sicherlich auf ein Bier im Provisorium anzutreffen. Und mit dabei ist da bestimmt irgendeine Art von Musikinstrument. 

Name: The
Tonecooks  

Alter: 19 – 21

Beruf: Studenten,
Musiker, Sinnsuchende

Internetseite: Äähm…
einfach mal googeln, dann kommt schon was!

Hier
beginnt mein Abend:

Im Winter: im Bandraum. Im Sommer: an der Isar.

Danach
geht’s ins:

UnterDeck, weil da schön auf Schallplatte aufgelegt
wird. Oder zur Jamsession in die Glockenbachwerkstatt. Aber nur wenn gerade
zufällig Freitag ist.

Meine
Freunde haben andere Pläne. So überzeuge ich sie vom Gegenteil:

Zum 73418sten Mal dieses Jahr ins Provisorium?? Ich
kann den Laden nicht mehr sehen!

Mit
dabei ist immer:

Irgendeine Art von Musikinstrument.

An
der Bar bestelle ich am liebsten:

A scheeens Helles. Den Rest kann sich doch kein Mensch
leisten!

Der
Song darf auf keinen Fall fehlen:

Mardy Bum von den Arctic Monkeys – darf auf keinen Fall fehlen und wird trotzdem nie
gespielt.

Mein
Tanzstil in drei Worten:

Eine Fusion aus den vier Tonecooks wäre wohl ein
verrückt gewordenes Kamel in der Geisterbahn… für nähere Erläuterungen bitte
die Tonecooks-Diskografie studieren. 😉

Der
Spruch zieht immer:

„Also ich spiel ja in ner Band, die mal Vorband von ner
Band war, die irgendwann mal als Vorband von AC/DC gespielt hat..! Cool nä?“

Nachts
noch einen Snack. Mein Geheimtipp ist:

Alpenimbiss (zweckmäßig halt), Küche von Bassist Adam
(gut und gratis).

Meine
dümmste Tat im Suff war:

Gleichzeitig die genialste: Nachts den gesamten
U-Bahnhof Sendlinger Tor mit Trommeln und Rasseln zu beschallen.

Das
beste Frühstück nach einer durchfeierten Nacht gibt`s im:

Königin 43.

Diesem
Club/dieser Bar trauere ich nach:

Atomic Café. Leb‘ wohl!

Foto: Vincent Man

Band der Woche: The Tonecooks

Ein Fundament, das zunächst unstimmig scheint: Indie-Rock und Jazz – So vielfältig wie ihre Musik ist, so divers sind auch die thematisierten Inhalte. Es geht um Weltoffenheit und das Individuum in der Gesellschaft, aber auch um Tod und Verzweiflung.

Jazz war einst heiße Musik. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war im Jazz ein emotional warmer Ausdruck möglich, den es in der so stark formalisierten klassischen Musik nicht gab. Jazz war hot. Das hat sich gewandelt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Art, wie Jazz musiziert wurde (nicht mehr als Tanzmusik, sondern mehr als Zuhör-Darbietung), aber auch die Haltung hinter dem Jazz heruntergekühlt. Cool, das Wort, das so geläufig als positive Bezeichnung im Pop-Biz geworden ist, entstammt dieser Haltung: Emotion nicht offen zeigen, heißt das ursprünglich, sich nicht preisgeben, eben cool bleiben. 

Pop und Jazz haben musiktheoretisch viele Berührungspunkte, ausdruckstechnisch gesehen jedoch sehr wenige. Mit I Am Kloot gab es aber im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eine Band, die die coole Jazz-Haltung in die warme Singer-Songwriter-Musik holte. Auf „Natural History“, dem ersten Album der Briten, findet sich ein lässig-groovender Jazz-Bass neben vereinzelt dahingeworfenen Harmonien auf der Akustik-Gitarre und einem sanft-schwingenden Schlagzeug. Doch der Ausdruck der Band ist warm, voller Herz, emotionalem Leid und voller uncoolem Seelenstriptease. Und mit The Tonecooks gibt es seit vier Jahren in München eine Indie-Rock-Band, die diesen Transfer von jazziger Coolness in einen emotional aufgewärmten Musikstil ebenso hinbekommt.

Indie-Rock und Jazz, das erscheint eben erst einmal kreuzverschieden. Doch das Quartett, das sich am Münchner Dante-Gymnasium kennenlernte, trägt diese Melange als Voraussetzung. So prägen das musikalische Bild der Band der Sänger, Akustik-Gitarrist und Indie-Songwriter Julius Krebs sowie der zweite Sänger und Jazz-Gitarrist Til Waldhier. Und da die vier Musiker mehr demokratische Typen sind als kunstdiktatorische Haudegen, werden diese beiden Einflüsse eben, so gut es geht, zusammen gebracht: „Wir hören vollkommen unterschiedliche Musik, ticken alle anders, aber wir finden uns in der Musik“, erklären sie. Sie bräuchten nur aufeinander hören und schon entstehe ein „einzigartiges Miteinander“, man finde sich im „Klang- und somit im Gefühlsaustausch“. Und dieser macht sich auf den ersten Veröffentlichungen der Band schon ganz gut. Die Songs, die sie im vergangenen Jahr auf dem Album „Camel in the Ghost Train“ veröffentlichten, verdichten die Jazz-Einflüsse mit klassischen Brit-Rock- und Indie-Elementen.

Die Musik der Tonecooks funktioniert dazu passend auf zwei Ebenen: Einerseits jazzen Gitarre und Schlagzeug im Opener „All I Want“ mit einer nicht zu unterschätzenden Coolness. Andererseits folgt im Anschluss die Überraschung im Stück „Waves“, das zwar instrumental immer noch jazzig geprägt ist, in der Stimme aber schon ein Art romantisches Sehnen spürbar werden lässt. Der Track „Ordam“ bekommt dann über dem Jazz schon etwas Drängendes und beinahe Flehendes im Gesang, bevor das Album schließlich mit den Zwillingssongs „Lost I“ und „Lost II“ einmal den Jazz nihilistisch ins Funkige und einmal in rollenden Indie-Rock kippen lässt. Die Welt ist voller Gegensätze. Und diesen wollen die Tonecooks in ihrer Musik einen adäquaten Ausdruck verleihen: „Themen, wie der Bezug zwischen dem Individuum und der Gesellschaft, Weltoffenheit, sowie Verzweiflung und Tod, stehen in unseren Liedern im Mittelpunkt“, erklären sie. Ihre Musik, die eben eine solche Schichtung von Nähe und Wärme, sowie Coolness und Unnahbarkeit ist, spiegelt das. Im kommenden April wollen sie eine EP veröffentlichen, deren Stil einen Ausblick auf das, ebenfalls für 2017 angesetzte, zweite Album geben soll.

Stil: Indie/Rock/Jazz
Besetzung: Julius Krebs (Akustik-Gitarre, E-Gitarre, Gesang), Adam Smolen (Bass, Gesang), Til Waldhier (Jazz-Gitarre, Gesang), Nicolas Dehais (Schlagzeug, Percussion)
Seit: 2013
Aus: München
Internet: soundcloud.com/thetonecooks

Text: Rita Argauer

Foto:

Vincent Man

Bandraumtour: The Tonecooks

image

In unserer Reihe “Bandraumtour” geben wir mit Videos verschiedenster Künstler Einblicke in die Proberäume der Stadt.

Der Raum von  The Tonecooks ist dafür da, die Schallwellen zusammenzuführen. Dazu steht neben den Instrumenten auch ein alter Computer aus einer früheren Zeit bereit. Ihren Proberaum nennen sie selbst liebevoll “Raum der Wünsche”. 

Wie würdet ihr euren
Proberaum in drei Wörtern beschreiben?

Raum der Wünsche (dreckig, dunkel, klein)

Was macht diesen
Raum zu eurem persönlichen Bandraum?

Nicos Aufräumarbeiten und das fette Tonecooks
Banner an der Wand.

Was war der schönste
Moment in eurem Proberaum
?

Das fertige Album zum ersten Mal zusammen
anzuhören. Oder als Leute, die die Musik von draußen gehört haben, reingekommen
sind und wir ihnen ein Privatkonzert gegeben haben.

Welche und wie viele
Instrumente stehen bei euch?

Zu viele Gitarren und 2 Schlagzeuge mit
kaputten Becken

Was ist der merkwürdigste
Gegenstand in eurem Bandraum?

Ein Uraltcomputer von mindestens 1950

Was gibt es zur
Probe zu trinken?

Spezi oder Radler

Wie entstehen bei
euch Songs und welche Rolle spielt dabei der Proberaum?

Alle spielen drauf los, einer schreit „Halt
das klang geil! Lasst das nochmal spielen.“ … oder Jemand kommt mit einer
guten Idee und die anderen vollenden den Song. In beiden Fällen ist der Proberaum
entscheidend für das Zusammenführen der Schallwellen.

Welcher Song ist z.B.
dort entstanden?

„Downtown“

Was macht ihr in
eurem Bandraum, wenn ihr nicht probt?

Von draußen träumen.

Teilt ihr euren
Proberaum mit einer anderen Band? Wenn ja mit wem?

Ja, mit einer Metal Band namens Reverent Town

Könnte man in eurem
Bandraum auch wohnen? Warum ja bzw. nein?

Naja, eine Couch zum drauf schlafen ist da.
Allerdings ist die Luft echt belastend stickig und gut riechen tut es auch
nicht unbedingt.

 Was seht ihr wenn
ihr aus eurem Fenster schaut?

Klebeband / Graffiti

Was ist toll an
eurem Raum?

Die Dösige Atmosphäre fördert die
Kreativität. Außerdem ist er echt billig.

Was stört euch?

Die Gesangsanlage ist ziemlich beschissen.

Wie habt ihr euren
Proberaum gefunden?

Über Harald.

Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Matthias

image

Eigentlich ist Matthias gestresst, weil: Klausurenzeit. Das schöne Wetter und seine Operation “Morgenstund’ hat Gold im Mund” lassen ihn allerdings trotzdem immer wieder Lernpausen einlegen. Vom Tollwood und dem

Stadt-Land-Rock-Festival

treibt es ihn ins

Attentat zum Griechischen Samstag. Er schreckt auch nicht vor etwas härterer Kost zurück, denn auf der Studiobühne wird eine Inszenierung von Ernst Jüngers “Stahlgewittern” gezeigt. Seine Woche endet an der Isar, nach einem Besuch der Vernissage der Fakultät für Design der Hochschule in München.

Eigentlich sollte ich mich nicht aufregen. Es ist ja nun wirklich normal,
dass das Wetter schön wird, das Sommertollwood startet und die Sommerfeste
steigen sobald ich mitten in der Klausurphase bin. Soweit also nichts Neues.
Für diesen Sommer habe ich mir aber etwas überlegt – morgens lernen, mittags so
tun als ob, und die warmen Sommerabende ohne Lernstress genießen. Operation
„Morgenstund hat Gold im Mund“ ist positiv gestartet. Deshalb kann ich mir
am Freitag erlauben, in den Olympiapark zum zweiten Abend vom
Stadt-Land-Rock-Festival
zu fahren. Vier junge Bands treten heute auf, ich freu
mich besonders auf die Birdwatchers – ein gemütlicher Abend mit
Indie-Folk-Klängen.

Am Samstag wird es wieder richtig warm und sonnig – ein Grund mehr, ab 15
Uhr die Bibliothek zu verlassen. Hätte ich aber sowieso getan, ich muss nämlich
heute an zwei Orten vorbeischauen. Die Radltour zum MMA – und zum Flohmarkt,
der diesmal auch Streetfoodmarkt ist – bezahle ich teuer mit einem Sonnenbrand
im Nacken. Macht aber nichts – vielleicht find ich einen schicken Schal für
meine sensible Haut, oder ein bisschen Sonnencrème… Nach Sonnenuntergang
flitzen mein Studentenferrari und ich den Giesinger Berg hoch und machen einen
Abstecher beim Sommerfest im Attentat Griechischer Salat. Dort wurde mir nämlich
neben gutem Wein und leckerem Essen auch eine Zaubershow versprochen – und so
was lass ich mir nicht entgehen.

Mit Sonnenbrand und leichtem Kater beschäftige ich mich am Sonntag seit 9 Uhr mit den
verschiedenen Konzepten von Europäisierung – ich komm nicht wirklich voran. Da
bin ich selber schuld, ist mir bewusst. Also muss ich mir einen Ruck geben –
die Wissenschaft geht heute vor. Ich fühl mich fast intellektuell. Es bleibt
aber heute nicht bei dem einen Ruck – die Wäsche muss gemacht werden, und
staubsaugen sollte ich eh regelmäßiger. Aber welcher Student kennt das nicht?
Steht eine Klausur an, ist die Wohnung plötzlich blitzeblank. Ich bin mit mir
zufrieden. Tatort und Weißbier zum Abschluss? Don’t judge me, ich setz mich
aufs Sofa.

Nach meinem semi-produktiven Ruhetag gestern, bin ich am Montag wieder voll bei Kräften. Die dicke Wolkendecke tut mir auch gut, so verpasse
ich wenigstens nichts. Aber das lala-Wetter passt auch ganz gut, denn mein
Abendprogramm führt mich zum Salon Irkutsk nach Schwabing. Hier spielt heute
der Musiker Tobias Tzschaschel, den man vor allem als Macher der Hauskonzerte
kennt. Jetzt kommt erstmals sein Soloprogramm – „poetische Sprache,
zwischenmenschliche Beziehungen erforschen, Gefühlsausbrüche zulassen und unter
die Elefantenhaut wollen“. Ich bin gespannt.

Operation Morgenstund’ ist nach wie vor ein Riesenerfolg – ich feiere mich
mittlerweile öffentlich als Revoluzzer der modernen Lernphase. Ich befürchte
leider, dass ich am Dienstag außerhalb der Bib mehr lernen werde als drinnen. Nicht
dass ich am Eisbach besondere Geistesblitze hätte, schön wäre es. Nein, heute
steht Kultur auf dem Programm, und zwar harte Kost. Auf der Studiobühne führt
Jan Stuckmeier bei seinem Stück „Vulgär-Heroismus. Denk ich an Jünger in der
Nacht“
Regie – unter dem Motto Theater tut weh! Die jungen Schauspieler
verarbeiten die erste Fassung von Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ als Vorlage
einer heroischen Utopie. Meine bisherigen Abende bei der Studiobühne waren
stets ein Feuerwerk aus viel Genie und sehr viel Wahnsinn – wie gesagt, Theater
tut weh.

Der große Tag ist da. Am Mittwoch muss ich beweisen, dass meine militärische
Lerntaktik Früchte trägt. Mit Jünger im Kopf und Europa im Herzen – dass ich
den Satz mal von mir gebe – schreite ich zur Uni und verteidige die EU vor dem
Demokratiedefizit…oder klage ich sie an? Scheiße! Letzter Blick in den
Ordner, und ab ins rhetorische Stahlgewitter. Ich hab ein gutes Gefühl – ich
hab vorerst meine Freiheit wieder! Die Sonne ist auch wieder da, sodass das
Abendprogramm steht. Badehose und Mitbewohner sind bereit, wir fahren zum
Beachvolleyball. Nach zwei Stunden Klausur und zwei Stunden Sport bin ich
physisch und mental durch – Dusche, Weißbier, Bett, ich bin dann mal weg.

Am Donnerstag entscheide ich mich dafür, meine Nebenfachklausuren unter einer anderen
Operation anzugehen. Der Kommandostab ruft Operation „Hahnenschrei“ ins Leben –
und ich denke die erste Stunde in der Bib darüber nach, wann ich das letzte Mal
einen Hahn habe schreien hören. Hält mich nicht davon ab, in der Mensa das
Hühnchengeschnetzelte zu essen. Die letzten Lernstunden sind hart, weil ich
mich auf den Abend so richtig freue. Lange ist es her, aber um 20 Uhr fahre ich
mal wieder nach Thalkirchen in den Sendlinger Bunker. Zwei lokale Indie-Bands
geben ihr bestes heute Abend. The Tonecooks und Matthew Austin versprühen
Charme im Bunker – und nach den Konzerten geht es solange, bis alle müde sind.

„Woche ist um, aufstehen du fauler Hund“, schreit der Hahn. Netter Kerl –
ich überdenke die Entscheidungen des vorigen Tages noch mal. Freitag ist ja
immer ein schwieriger Lerntag, für mich zumindest. Wenn ich bis 12 Uhr
produktiv bin, nenne ich das einen Tagessieg. Danach brauchen Körper und Geist
eine kleine Abkühlung – kopfüber in Isar, München du bist so wunderbar. Gegen
Abend mache ich mich auf den Weg in die Lothstraße 64, wo die Designstudenten
der Hochschule München ihre Abschlussarbeiten präsentieren. Ab 19 Uhr steigt
die Vernissage, aber auch das restliche Wochenende kann man Arbeiten aus Foto-,
Industrie- und Kommunikationsdesign bewundern. Zwischenfachlicher Austausch zum
Start des Wochenendes – nach der Vernissage geht es für mich zurück an die
Isar. München, du bist so wunderbar.

Matthias Kirsch

Foto: Oliver Schank