Neuland

Musikerin Taiga Trece geht bei ihren Beats jetzt neue Wege. Vergangenen Freitag fand der Video-Release des Songs “Das Boot” statt, ein kleiner musikalischer Vorgeschmack auf ihr neues Album.

Musikerin Taiga Trece (Foto: Nils Schwarz) hat sich ein großes Ziel gesetzt: Sie möchte zu den führenden Rapperinnen Deutschlands zählen. Dafür geht sie jetzt neue Wege. Bei den Beats. Musiker Dominik Scherer, der selbst Schlagzeuger und Blasinstrumentalist ist, spielt die Instrumente ein, danach werden sie am Computer gesampelt und bearbeitet. Dadurch entsteht ein neuer Sound, eine Mischung aus Hip-Hop und Soul. Die Idee entstand spontan, beide waren gleich überzeugt und haben weiter daran gearbeitet. „Obwohl ich straight aus dem Hip-Hop komme, bin ich, was Musik angeht, breit gefächert“, sagt Taiga. „Von R ’n’ B, Reggaeton, Baile Funk, Soul … Ich liebe Musik zu sehr, um mich nur auf einen Style festzulegen.“ Gerade arbeitet sie an einem neuen Album, eine erste musikalische Botschaft, wohin die Reise gehen könnte, gab es am Freitag mit dem Video-Release von „Das Boot“.  

Stephanie Albinger

Foto: Nils Schwarz

Stadt-Land-Rock-Festival: Das Programm steht fest!

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Was ist der Sound dieser Stadt? Ein vielfältiger Mix aus Rock, Pop, Folk und Hip Hop! Zu hören gibt es diese spannende Mischung von Münchner Newcomern auch dieses Jahr wieder beim dem Stadt-Land-Rock-Festival der Junge-Leute-Seite auf dem Sommer-Tollwood. Seit dieser Woche steht das Programm fest.

 Am Donnerstag, 9. Juli, geht es los mit Miriam Green & Katja Khodos (Foto: privat), Spokenbeat-Poetin Katrin Sofie F. und der Däne, Hip-Hopperin Taiga Trece und dem Folk-Duo Oda & Sebastian. Am 10. Juli wird der Sound britisch, es spielen: Die Garagepunk-Band Cassettes, The Living, die Birdwatchers aus Irland und Multiinstrumentalist Matthew Austin. Wer Singer-/Songwriter mag, wird den Samstag, 11. Juli, lieben. Auf der Bühne stehen: Antò Nio, die Schwester Henny und Johanna Gröblehner mit ihrer Band pourElise, Jasper Flynn sowie Ella Josaline. Zum Abschluss wird es am Sonntag, 12. Juli, rockig mit den Bands Running from Avalanches, Minor Fall und Running Choke.

Carolina Heberling

Gesucht wird: Unsere Band des Jahres 2014

Die Band der Woche gibt Orientierung – welche Bands in München auffallen, von welchen Bands man in Zukunft garantiert hören wird. Wir gehen jetzt noch einen Schritt weiter. Wir haben 10 Bands der Woche ausgewählt und ins Rennen geschickt zur Wahl der Band des Jahres. Die Abstimmung läuft bis zum 15. Januar.

Wenn man kein Schlagwort finden kann, dann wird halt auf die Vielfalt gesetzt. Münchens Musikszene ist ein Kaleidoskop, ein Potpourri, das nicht festgelegt werden kann und will. Woche für Woche suchen wir aus dieser musikalischen Wundertüte Bands aus, die in der Rubrik „Band der Woche“ auf der Junge-Leute-Seite der Süddeutschen Zeitung vorgestellt werden. Dass sich das alles keiner einheitlichen Bewegung zuordnen lässt, nimmt der Szene wohl auf den ersten Blick die Zugkraft; das hat aber auch etwas Gutes. Immerhin hat der Melting Pot der Münchner Popszene 2014 einige Künstler hervorgebracht, die aus den verschiedenen Einflüssen, die dort herumgeistern, zum Teil ganz eigene und ganz neue Musik zusammengekleistert haben.

Etwa Martin Brugger alias Occupanther: der Jazz-Bassist und früherer Musiker bei This is the Arrival hat aus Elektro, Indie und Post-Dubstep eine Variante elektronischer Musik geschaffen, die weit entfernt ist vom stumpfen Minimal manch Technoclubs und die die Beats vielfältig und ideenreich klingen lässt. Neben Occupanther stehen nun 13 weitere Künstler zur Wahl der Band des Jahres: Etwa die beiden Trip-Hop, Hip-Hop und Dub-Step-Verquirler Akere und Luko. Oder die grundverschiedenen Annäherungen an Sprechgesang von Taiga Trece (klassischer Hip-Hop-Flow mit deutsch-spanischen Texten) und Katrin Sofie F. und der Däne (eine Spoken-Word Variante zwischen Poesie und minimalem Groove). Und während das Duo Baal Techno mit dem Pathos der Klassik versetzt, rumpeln diverse Gitarrenbands durch die Stadt: Jugendlicher Garage-Punk im Sinne der Black Lips gibt es von den Night ShirtsMarathonmann hingegen verabreichen mit verzerrten Gitarren dem Hardcore Popappeal, was ihnen 2014 einen Einstieg in die deutschen Charts verschaffte; etwas das der Band Cosby mit ihrem kommenden Album vermutlich auch gelingen könnte. Immerhin schrauben die in fröhlicher DIY-Manier astreinen Mainstream-Pop zusammen. Imapala Ray hingegen vermischt klassischen Indie-Sound mit Einflüssen der Weltmusik aus der bayerischen Heimat.

Dass also nicht auf die eine Szene gehört wird, der alle angehören wollen, sorgt für diese Vermischungen. In diesem Jahr ist das besonders gut geglückt, weil sich eben nicht nur Bands verschiedener Stilistik in München finden, sondern viele Künstler aus den verschiedenen, um sie herum kreisenden Stilen und Genres eben tatsächlich fast Ungehörtes schaffen. Im gewissen Sinne hat sich in München also eine Gegenbewegung zum Retro-Trend gebildet. Rita Argauer

Hier geht es zu unserer Wahl zur Band des Jahres – bitte dem Link folgen:

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Von Freitag bis Freitag München: Unterwegs mit Barbara

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Den November mag Barbara eigentlich nicht besonders. Sie müsse aufpassen, nicht als Couchpotato zu enden. Sagt sie. Und packt dann ein kulturelles oder partytaugliches Highlight nach dem anderen aus, das sie auf keinen Fall verpassen will.

Den November mag ich eigentlich gar nicht. Zu kalt. Zu trist. Der Herbst ist vorbei und Weihnachten noch viel zu weit weg. Die Gefahr ist groß, dass man zu einer Couch-Potato wird, weil es auf dem Sofa einfach vieeel gemütlichter ist. Aber nichts da. Diese Woche nicht. Ich sage euch, wie ihr diesen kalten Monat übersteht: Neben einem warmen Schal und heißem Kaffee braucht ihr vor allem Mut, mal etwas Neues zu wagen. Ich führe euch durch eine spannende und kulturell anspruchsvolle Novemberwoche. Und meine Tipps sind alles andere als trist, versprochen!

Zugegeben, Kultur steht bei mir nicht immer an erster Stelle, aber diese Woche will ich das ändern. Warum nicht mal was Neues ausprobieren? An diesem Freitagabend begebe ich mich deshalb in das Museum Villa Stuck, wo der US-amerikanische Künstler Roger Ballen die diesjährige Edition 46 gestaltet. Tobias Haberl vom SZ-Magazin wird dort auch vertreten sein und um 20 Uhr ein Gespräch mit dem Künstler führen. Ich bin gespannt.

Samstags steht eine liebe Bekannte von mir in der Aula des Johannes Kolleg auf der Bühne. Aufgeführt wird dort das Stück „Die Geburtstagsfeier“ nach Harold Pinter. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Wer davor noch Zeit findet, kann im Feierwerk ab 17 Uhr beim Mädchenflohmarkt ein bisschen rumstöbern und nach Schnäppchen Ausschau halten. 

Am Sonntag sehne ich mich nach sanften Tönen, genauer gesagt nach Tönen von der deutsch-arabischen Sängerin SHARYHAN. Ein bisschen soft, ein bisschen melancholisch, aber auf alle Fälle sehr lebendig und ungekünstelt klingen ihre Songs. Genauso klingt auch das Event selbst: „Smooth Sunday Sounds“ lautet das Motto an diesem Abend im Restaurant Philine. Als Besucher bekommt man dort um 19 Uhr die Möglichkeit, in Wohnzimmer-Atmosphäre die Sängerin hautnah und live zu erleben.

Am Montagmorgen möchte ich kaum einen Blick aus meinem Fenster wagen. Die kahlen Bäume mit ihren spitzen Ästen würden in jedem Horrorfilm eine perfekte Hintergrundkulisse abgeben. Erst einmal brauche ich einen heißen Kaffee, um meine Hirngespinste zu vertreiben. Dann kann der Tag beginnen. Mit Wäsche waschen. Abends aber, da werde ich mich für meinen Fleiß belohnen und einen Abstecher in die Favorit Bar machen. Dort lädt Aloa Input zum Release des brandneuen Videos „Clouds So Far“ von der Regisseurin ZOO ein. Wen es danach noch in den Beinen juckt, der bleibt besser hier: ALOA INPUT DJ-SET sorgen bis zum bitteren Ende für beste Stimmung.

Auch am Dienstag wird nicht schlappgemacht. Wir trotzen dem November, der Kälte und der Versuchung, vorm Fernseher einzuschlafen! Um 19 Uhr wird nämlich die Ausstellung //Souvenirs// mit einer kleinen aber bezaubernden Finissage in der Kunstgalerie MUNIKAT beendet. Dazu werden Rot- und Weißwein gereicht. Kunst und Wein, mehr brauch ich an diesem Abend nicht.

Und bevor mich am Mittwoch wieder der November-Blues packt, flüchte ich in eine Welt voller Poesie. Der Dichter Frank Sauer stellt heute um 19 Uhr in der Galerie FOE 156 seine beiden Gedichtbände vor: Jede Woche ein Gedicht I + II. Die Originalillustrationen wurden von Emanuel Eckl und Isak Ladegard angefertigt und werden an diesem Abend ebenfalls zu sehen sein.

Am Donnerstag erhole ich mich ein bisschen von dem ganzen kulturellen Input und suche die Sozi-Party im Nox auf. Das Motto lautet „Irgendwas mit Farben“. Na, das klingt doch vielversprechend! Beginn ist um 21 Uhr, Eintritt kostet 4 Euro.

Am Freitag darf ich mir Münchens neuesten musikalischen Geheimtipp natürlich nicht entgehen lassen: Taiga Trece hat das „Sound of Munich now“ gerockt und steht nun gemeinsam mit Ebow auf der Bühne. Diese denkwürdige Rap-Revue findet im Kreativpalast statt, Einlass ist um 20 Uhr. Auch im Muffatwerk geht am Freitag die Post ab: Das Panama Plus Festival 2014 präsentiert spannende Lyrik, Filme, Musik und Kunst. Langweilig wird’s bestimmt nicht, denn das ganze Spektakel geht bis 4 Uhr morgens.

Im Nu ist die Woche wieder um. Jetzt wäre Zeit, sich auf dem Sofa auszuruhen. Aber halt, das Wochenende beginnt ja jetzt erst so richtig… Barbara Forster

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Klassentreffen

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Das Festival „Sound of Munich now“ feiert München so groß wie noch nie: In drei Hallen beweisen Singer-Songwriter, Hip-Hopper DJs und Indie-Rocker, wie lebendig ihre Szenen sind. Der Andrang ist groß – ein Kompliment für eine lebendige Szene, der es in München nicht immer leicht gemacht wird (Fotos: Johannes Simon).

Manchmal erinnert das Festival „Sound of Munich now“ an ein Klassentreffen: Es sind bekannte Gesichter, die hier zusammen kommen. Einige der Musiker sind zu Freunden geworden, andere beobachten sich lieber aus der Ferne. Was sie sich wohl zu erzählen haben werden? Wer wird überraschen, mehr aus sich gemacht haben als gedacht? Wer ist der ruhige Typ mit traurigen Geschichten? Und wer die hippe Göre mit lässigen Sprüchen? Ebendiese Ungewissheit prägt das Gefühl vom „Sound of Munich now“. Es ist das Festival, bei dem sich die Leute treffen, die eines vereint: Sie alle wollen gute Musik machen und diese Stadt zum Klingen bringen. Und sie alle wissen nicht genau, was sie erwartet. Denn: Die mittlerweile zwei Abende im Feierwerk bringen zusammen, was in München selten zusammentrifft. DJs, die im Harry Klein auflegen, Singer-Songwriter, die vom Liebesleid erzählen, Hip-Hopper, die sich in Jazz verliebt haben, und Freunde schmutziger Rock-Klänge, die handgemachte Musik schätzen und alles Elektronische ablehnen.

Das Schöne: Dieses Musiker-Klassentreffen wird ausschließlich von Menschen organisiert, die es gut meinen – mit der Stadt und mit der Musik. Und die München einen Abend schenken wollen, an dem die Bandbreite der urbanen Musikszene deutlich wird. Denn was nach Vereinheitlichung klingt, ist eigentlich die Suche nach dem, was sich in München entwickelt – auf ganz unterschiedlichen Wegen und in ebenso verschiedene Richtungen. Das verspricht Moderator und Organisator Michael Bremmer von der Süddeutschen Zeitung schon vor dem ersten Auftritt: „Wir suchen hier keine Münchner Schule, keinen einheitlichen Sound, sondern das Bunte in dieser Stadt.“

 Ein Abend reicht den Veranstaltern, dem Feierwerk und der Süddeutschen Zeitung, für diese Bestandsaufnahme nicht mehr aus. Hinzugefügt wurde schon im vergangenen Jahr der „Sound of Munich now Electronica“, ein Abend für die elektronischen Klänge also, die sonst eher die Münchner Sonnenstraße erfüllen. Längst überfällig, meint Peter Fleming, Booker vom Harry Klein: „Ich habe mich ganz oft bei Kultur-Veranstaltern beschwert, weil die elektronische Musik vergessen wird.“ Fleming hat das Gefühl, „die anderen Szenen denken, unsere Leute hätten genug Aufmerksamkeit, weil wir viele Clubs haben und dort präsent sind“. Vielleicht bräuchten da Bands mehr Hilfe, sagt er. „Aber es ist für DJs auch toll, der Mutter sagen zu können: Schau, ich mache etwas Anständiges. Da geht es nicht nur ums Feiern und Trinken, die Musik hat einen Wert.“

Acht Formationen hat Peter Fleming für diesen Abend ausgewählt – und auch er will dabei nicht einen Sound herausfiltern, sondern Vielfalt innerhalb des Genres zulassen: Von Jim Fletch, die mittlerweile fast wieder mehr Band als DJs sind, über Casimir mit klassischen House-Klängen bis zu Drum ’n’ Bass von Tigra & Micromassive. Im Hintergrund: die Projektionen der Visual-Künstler, mal Kreisel mit wechselnden Farben, dann wieder brechende Wellen.

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Jim Fletch

Die bunte Mischung ist an beiden Abenden Gesprächsthema an der Bar: Gefällt sie, gefällt sie nicht? Darf man das überhaupt? House und Drum ’n’ Bass an einem Abend? Sozialkritischer Hip-Hop und Wohlfühl-Pop? Es gibt kritische Stimmen, die den Versuch, ein bisschen von allem zu zeigen, nur schwer zu genießen finden. Und es gibt Besucher wie Milot Mirdita, den genau das reizt: „Ich habe schon darüber nachgedacht, dass ich wahrscheinlich einen komischen Musikgeschmack habe. Manche Freunde von mir mögen Elektro, andere Hip-Hop oder Indie. Und von daher gefällt mir dieser Mischmasch total gut.“ Neben ihm steht Eike Hoffmann und nickt: „Wir sind Festival-Gänger und von daher eigentlich ganz offen.“

Diese Offenheit braucht man am zweiten Abend wohl noch mehr als am ersten: Wo die Musiker am Freitag immerhin 30 Minuten oder gleich eine Stunde Zeit hatten, um sich zu präsentieren, da müssen am Samstag 15 Minuten genügen. Danach wird gewechselt: No Snakes In Heaven beginnen diesen Wettlauf der Bands in der Hansa 39 – und setzen damit Folksongs vor poppige Arrangements von The Living. Wiederum abgelöst von der Rock-Formation Lilit And The Men In Grey – fünf Musikerinnen in enger, schwarzer Kleidung, mit aufwendigem Make-up und glitzernden Gürteln: „Das war der totale Adrenalin-Kick, natürlich hätten wir da lieber gleich weitergespielt“, sagt Sängerin Sandra Le nach ihrem Auftritt.

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Young Chinese Dogs

Doch das gezwungene Ende genießen viele Zuschauer: „Man erlebt hier immer wieder Überraschungen. Es geht da nicht nur um die Musik, sondern auch um das Auftreten. Man merkt einigen Bands einfach eine unheimliche Spielfreude an und bemerkt durch die Wechsel riesige Unterschiede im Auftreten“, sagt Tanja Oldehus, die das Festival schon häufiger besucht hat. Diese Unterschiede spürt man tatsächlich – gerade weil die Wechsel schnell und hart erfolgen. Lilit And The Men In Grey, die offensiv mit ihrer Weiblichkeit spielen, sind kaum von der Bühne, da betritt sie Rapperin Taiga Trece mit roter Mütze und weitem Karo-Hemd. Die drei Hip-Hopper von Arm und Hässlich distanzieren sich schon im Namen von den Reichen und Schönen, während sich bei der Pop-Band Redweik sympathisch gestylte Musiker hinter den Instrumenten wiederfinden.

Ein wichtiges Zusammentreffen, glaubt Taiga Trece: „Ich finde es großartig, dass sich das Publikum mischt. In München bleibt sonst jeder bei seiner Musik, und man kann kaum neue Leute erreichen. Aber 15 Minuten bleiben Zuhörer, auch wenn sie es zuerst nicht mögen.“

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Luko

Genau das schätzt Amadeus Böhm von der Plattenfirma Flowerstreet Records. Er hat in diesem Jahr die Bands im Orangehouse ausgewählt und ist froh, dass so auch verschiedene Organisatoren zusammenfinden. Denn: Zusätzlich zur Show in der Hansa 39 und der Flowerstreet-Bühne hat Musikmanager Rainer Tarara Bands für die Kranhalle eingeladen. „So kommen ganz unterschiedliche Stile zusammen. Aber es funktioniert hervorragend, weil wir uns vertrauen können, dass jeder von uns super Bands für den Abend auswählt“, sagt Amadeus Böhm.

Das Festival immer größer zu machen, ist für Michael Bremmer logische Konsequenz aus den vergangenen sechs Jahren: „Wir wissen, dass immer mehr Menschen kommen, als wir in die Hansa 39 hineinlassen dürfen. Deshalb ist es toll, ein spannendes Programm auf anderen Bühnen anzubieten, zwischen denen sich die Zuschauer entscheiden können.“

Auch in diesem Jahr sind die Schlangen lang, schon nach einer Stunde ist der Andrang so groß, dass die Türen erst einmal geschlossen bleiben. Insgesamt sind es knapp 2000 Menschen, die an beiden Tagen das Festival besuchen.

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Occupanther

Dieser Andrang ist ein Kompliment für eine lebendige Szene, der es in München nicht immer leicht gemacht wird. Deshalb behält die Musik an diesem Abend auch das letzte Wort. Während die Musiker von
Django S. in der Kranhalle mittlerweile ihre Shirts ausgezogen haben und eine kleine bayerische Party feiern, bei der Besucher ohne Dialektkenntnisse nur mitsummen können, wird im Orangehouse die Band Frank In Fahrt mit ihren leicht mitsingbaren Songs gefeiert. Zur gleichen Zeit beenden in der Hansa 39 sphärische Klänge von Occupanther den Band-Marathon. Und am Ende – auch das erinnert an Klassentreffen – ist das Gefühl der Ungewissheit vom Anfang dem der Vertrautheit gewichen. Ein famoser Abend. Marie Schoeß

Weitere Fotos gibt es auf unseren Facebookseiten https://www.facebook.com/SZjugendseite und https://www.facebook.com/Soundofmunichnow. Der Sampler zum diesjährigen Festival ist von sofort an im SZ-Shop erhältlich. „Sound of Munich now 2014“ (18 Songs, 5 Euro) kann man im Internet unter https://szshop.sueddeutsche.de bestellen.

Taiga Trece (Hip-Hop)

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Jahr: 2014, Woche: 34

Der poppig-leichte Stil der Rapperin Taiga Trece trägt die große Pop-Geste amerikanischer Westküsten-Produktionen genauso in sich, wie lateinamerikanisches Flair: Ein von R ’n’ B und Soul beeinflusstes Timbre, mit dem Taiga zum Teil an Musikerinnen wie Lauryn Hill oder Erikah Badu erinnert.

Manche Musik wird in Deutschland nur über Umwege produziert. Etwa R ’n’ B, da gibt es eine Menge Künstler aus den Vereinigten Staaten, doch kaum deutsche Musiker, die diesen Stil spielen. Auch die Hip-Hopperin Taiga Trece (Foto: Nils Schwarz) hat ihre musikalische Prägung importiert. Ihren ersten Auftritt spielte sie in Mexiko-Stadt, wo die gebürtige Münchnerin einige Zeit mit ihrer Familie lebte, es folgten Gigs in Bolivien, später dann in Berlin und schließlich auch in München.

Hier lebt sie nun auch wieder und konzentriert sich gerade Vollzeit auf ihre Musiker-Karriere. Doch sie bleibt dem in Übersee erlernten Stil treu. Mit dem Produzenten Nik le Clap, der auch mit der Münchner Orient-Rapperin Ebow zusammenarbeitet, hat Taiga im vergangenen Jahr die EP „7 auf ein’ Streich“ veröffentlicht. Darauf beschreibt sie in Tracks wie „Mein Weg“ ihre verschiedenen kulturellen Einflüsse, was einen wunderbaren Dreh bekommt, wenn sie plötzlich und unverhofft von deutschen Versen ins Spanische wechselt. Oder der klavierlastige Beat in „HokusPokus“, über den sie sich augenzwinkernd als „Hippie Happy Hippo“ bezeichnet und doch recht drastisch auf die Unterschiede der provinziellen Weltstadt München und dem urbanen Monster Mexiko-Stadt hinweist.

Der groß produzierte und poppig-leichte Stil der Rapperin klingt darauf nicht nach den oft so trockenen heimischen Produktionen, sondern trägt die große Pop-Geste amerikanischer Westküsten-Produktionen genauso in sich, wie lateinamerikanisches Flair: Ein von R ’n’ B und Soul beeinflusstes Timbre, mit dem Taiga zum Teil an Musikerinnen wie Lauryn Hill oder Erikah Badu erinnert, die schon Ende der Neunzigerjahre dem Hip-Hop einen souligen Einschlag verschafften. Doch Taigas Ausdruck ist dabei weniger kühl, ihre Musik ist zugänglicher, direkter und enthusiastischer. Das mag auch daran liegen, dass sie mit MC Luka einen musikalischen Kompagnon und Wegbegleiter hat, der in Lateinamerikas Musikszene doch recht bekannt ist und mit dem sie auch gerade zwei Videos in Mexiko gedreht hat.

Ihre Musikproduktion laufe „in Deutschland und Mexico mehr oder weniger simultan“, sagt sie, gerade arbeite sie intensiv an neuen Tracks, doch was da gerade entsteht – ob ein Mixtape, ein Album oder eine EP, das sei noch offen. Die interkontinentale Offenheit steht ihr jedoch ausgesprochen gut.

Stil: Hip-Hop
Besetzung:
Taiga Trece (Raps, Texte), verschiedene Produzenten
Aus: München
Seit: 2013
Internet: www.soundcloud.com/taiga-trece, www.facebook.com/mctaigatrece

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.