i.n.phonium (Jazz / Elektro / Swing)

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Jahr: 2013, Woche: 50

Erst als Swing mit Elektrobeats und Basssynthesizern unterlegt wird, kann dieser Stil die Partyszene in München erobern. i.n.phonium mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.

Ausgelassenes Tanzen und ein wenig Verruchtheit – dafür steht seit den Zwanzigerjahren der Swing. Doch weil die heutige Generation es gewohnt ist, fette Bässe und fiese Beats zu hören, musste eine kleine Modifikation her. Die mitreißenden Bläserlinien und groovenden Piano-Figuren des Swing in allen Ehren: Erst als angefangen wurde, diese mit Elektrobeats und Basssynthesizern zu unterlegen, konnte dieser Stil die Partyszene erobern.

In München gibt es da als Reihe etwa SwingThing – und die kann seit ihrer ersten Geburtstagsparty vor etwa einem Jahr wiederum mit einem ganz besonderen Act aufwarten: Die Band i.n.phonium (Foto: Tanja Seifert) gründete sich eigens für die Veranstaltung, weil sie dieser gerade so beliebten Tanzmusik wieder mehr Live-Charakter geben wollte. Für Gitarrist Christian Preunkert und Schlagzeuger Sascha Ibel war das der nötige Anstoß, ihrem losen Jam-Projekt eine einheitliche Richtung zu geben. Mit der ausgebildeten Musical-Sängerin Daniela Ascherl und dem Jazz-Saxophonisten Michael Schreiber rüsteten sie sich zum Quartett auf und spielen tatsächlich einen neuen wie mitreißenden Stil: Sie nutzen sowohl das bekannte Prinzip des Elektroswings, das Samplen alter LPs, als auch den donnernden Effekt eines Live-Schlagzeugs. So mischen sie ihre eigenen organisch-jazzigen Songs mit Schnipseln aus der Vergangenheit und den elektronischen Synthie-Sounds der Gegenwart.
Ihr Ruf, nicht nur als tanzbare Live-Band, sondern auch als visuell interessante Schau, spricht sich nun herum. Mit authentischen Klamotten, Verkleidungen und Tanzeinlagen, die sie auf jedem Konzert zeigen, schaffen sie die zu ihrer Musik passende Atmosphäre. Und obwohl sie sich eines so alten Stils der Unterhaltungsmusik bedienen, sind sie in Münchens Musiklandschaft eine erfrischende Ausnahme, klingen neu und anders. Am vergangenen Freitag haben sie ihre neue Single „Moonwalk“ unter inphonium.bandcamp.com veröffentlicht.
Rita Argauer

Stil: Jazz, Elektro, Swing
Besetzung: Christian Preunkert: Electronics, Gitarre, Bass; Sascha Ibel: Schlagzeug, Gesang; Daniela Ascherl: Gesang; Michael Schreiber: Saxophon
Aus: München
Seit: 2012
Internet: www.inphonium.de, www.facebook.com/inphonium

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Trallala (Swing-Pop, Hip-Hop, Trip-Hop)

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Hereinspaziert, Hereinspaziert! Hören Sie und staunen Sie! Trallala – eine Art Münchner Zirkusband. Zu Trip-Hop und Hip-Hop hört man eine Klavierpolka. Dazu plätschert ein Synthie, klirrt ein Glockenspiel, kracht ein Beat.

Zirkus-Romantik und Jahrmarkt-Tamtam. Aber nicht die bonbonfarbene Vorstellung von kleinen Kindern. Eher die melancholisch-wehmütige Version eines Clowns, der vor Anstrengung die Manege verfrüht verlässt, dem der Schweiß die Schminke in die Augen laufen lässt, dessen große Zeit bereits um ist. Die Zirkuskapelle, die in solchen Momenten einspringen könnte, wäre die Münchner Band Trallala (Foto: Alex Fettich). Die Band, die Zuschauer wissen lässt, dass die Fassade rissig geworden ist, die aber trotzdem das Gefühl einer märchenhaften Vorstellung weiterträgt.

Das Trio aus den Geschwistern und Sängern Anton und Antonia Schröpfer und dem Schlagzeuger Leon Zarbock versteht es, die abblätternden Fassaden, die den einstigen Glanz noch in sich tragen, hervorzuholen. Irgendwo ganz entfernt hört man auf ihrer ersten EP aktuelle Elektrosounds: Trip-Hop und Hip-Hop als Fundament ihrer Musik. Doch sie frachten das mit allerhand Nostalgischem zu: eine Klavierpolka der 20er Jahre etwa. Oder Antons Stimme, tief wie einst Robert Smith von The Cure, gefühlig wie Morrissey. Als Gegenpol dazu Antonia mit ihrer beeindruckenden Soul-Stimme, ein bisschen wie Amy Winehouse. Dazu plätschert ein Synthie, klirrt ein Glockenspiel, kracht ein Beat.

Seit 2010 spielen sie zusammen, sie sind sogar gemeinsam in ein Haus gezogen, da sich die Vielschichtigkeit ihrer Musik aus ihrer eng aufeinander abgestimmten Herangehensweise ergibt: Alle Kompositionen, Texte, das Produzieren und Mischen erledigen sie zusammen. Gerade haben sie eine EP zum kostenlosen Download veröffentlicht und proben die Live-Umsetzung. Denn die Musik, die wie ein Fellini-Film gleichzeitig leicht und trotzdem schwer und drückend ist, braucht eine besondere Bühnenumsetzung – die diese außergewöhnliche Band hoffentlich oft erproben wird.

Stil: Swing-Pop, Indie, Hip Hop, Trip Hop, Soul.
Besetzung: Anton Schröpfer: Gesang, Antonia Schröpfer: Gesang; Leon Zarbock: Schlagzeug; alle Sampling und Produzieren.
Aus: München.
Seit: 2010.
Internet: http://soundcloud.com/dnsentertainment/sets/trallala/,http://www.facebook.com/trallalamusic.

Von Rita Argauer