Jahr: 2012, Woche: 48
Schon seit Jahren geht das Geflüster vom Talent des Singer-Songwriters Jacob Brass um: über die Schönheit seiner Songs, ihre Geradlinigkeit und Melodieverliebtheit. Einfach Pop? Nein, Brass hat sich eine Trotzigkeit bewahrt.
Jacob Brass (Foto: Gerald von Foris) ist in der Münchner, und eigentlich auch schon in der deutschen Songwriter-Szene kein Unbekannter mehr. Schon lange nicht mehr. Schon seit Jahren wird getuschelt über Talent und Stimme, über die Songperlen, die er schreibe. Als er dann – durch eine Förderung – die Möglichkeit bekam, die Streicher-Arrangements seines Debüt-Albums in den berühmten Londoner Abbey Road Studios aufzunehmen, kochten die Gerüchte über.
Dass sein erstes offizielles Album dann doch erst 2011 erschien, überrascht. Und auch der Titel, der sich weit weniger zugänglich gibt, als man es von einem Album, das im Vorfeld immer als nächstes großes Ding gehandelt wurde, erwarten würde. „A stubborn child“ heißt es – und ein wenig trotzig klingt die Musik darauf tatsächlich. Die Songs und vor allem Jacobs Stimme sind einnehmend, haben den Pop-Appeal, den große Labels und die Industrie sehen wollen. Doch die Arrangements sind eigenwillig, die Streicher setzen sich in komplexen Harmonien über die einfach strukturierten Songs. Die Beatles gibt Jacob als Einfluss an – deren Geradlinigkeit und Melodieverliebtheit finden sich auch auf seinem Album.
Und so bewegt sich Jacob Brass – der sowohl große Support-Shows, etwa für Katie Melua und Reamonn spielte, als auch immer wieder kleine Solo-Konzerte gibt – an genau dieser Grenze. Dreht für die On3-Startrampe einen Videoclip, in dem er als Sunny Boy in mediterraner Sonne inszeniert wird: Das Lied wird prompt in einer Krankenkassen-Werbung verwendet. Oder covert eine depressive Version von Lana del Reys Überhit „Video Games“ als Weihnachtsgeschenk für seine Fans. Der Mainstream und Kommerz lockt, kriegt ihn aber – stur und trotzig wie er auf seinen eigenen Ideen beharrt – nie mit Haut und Haaren. Am Mittwoch, 28. November, spielt er sein letztes Konzert für dieses Jahr – und stellt dabei im Kranztheater in München neue Songs vor. Rita Argauer
Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.