Lost Name (Neo-Folk, Post-Singer-Songwriter)

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Jahr: 2014, Woche: 20

„Can you sing yourself alive?“, Andreas Langhammer schafft eine dringliche Tragik in seiner Musik, wie man sie bei Bright Eyes kennt. Als Lost Name flüchtet er, sobald er die Bühne betritt in eine andere Welt. Verzerrungen, Störgeräusche und Loops erzeugen diese Dringlichkeit, die den Zuschauer und Künstler gleichermaßen berührt.

Irgendwo zwischen der Welt und der Bühne liegt eine Grenze. Manche spüren diese Grenze weniger, diese Musiker nennt man meist authentisch, weil ihnen die Veränderung, die das Auf-der-Bühne-stehen mit ihnen macht, nicht so sehr anzumerken ist. Andere Künstler werden hingegen als exaltiert beschrieben, weil sie, sobald sie die Grenze zur Bühne überschritten haben, beginnen, eine künstliche Rolle zu spielen. Und manche Musiker schockieren: So wie der Münchner Songwriter Andreas Langhammer (Foto: Sandra Hilpold). Als Musiker nennt er sich Lost Name, das passt. Denn: Sobald er die Bühne betritt, wirkt es, als habe er sämtlichen Bezug zu seiner Lebensrealität vergessen. Distanzlos wirft er sich in seine Musik, die dadurch eine ungehaltene Kraft bekommt, während der Zuschauer zwischen Berührung und Sorge schwankt: Hoffentlich findet der Künstler nach dem Konzert zurück in die wirkliche Welt.

Eigentlich schreibt Andreas ganz einfache Songs mit Akustik-Gitarre und oft hymnisch-emotionalen Gesangslinien dazu. Mit verschiedenen Musikern hat er bereits zusammen gearbeitet: Oft mit Streichern, die seinen Songs eine klagende, aber passende Note geben. Dennoch arbeitet er auch immer wieder mit Verzerrungen, Störgeräuschen und Loops. So tritt er in wechselnden Besetzungen oder alleine auf, ein ähnliches Prinzip wie bei den Bright Eyes. Und Conor Oberst fällt da als Referenz nicht von ungefähr: Andreas schafft es, seinen Songs eine ähnlich dringliche Tragik zu geben, wie es der Kopf der Bright Eyes auf seinen frühen Alben konnte. Eine Dringlichkeit, die nicht weniger erzählt, als dass es in dieser Musik um innerste Berührung des Künstlers geht. Eine Dringlichkeit, die aber eben zweifelsohne auch nur mit einer gewissen Selbstaufgabe und Grenzüberschreitung auf die Bühne gebracht werden kann. Ein schwieriges Unterfangen, doch passend dazu beginnt Andreas’ erstes Album nach einem Intro mit dem fragenden und reflektierenden Songtitel: „Can you sing yourself alive?“.

2008 hat er dieses Album veröffentlicht, ein neues wurde Anfang diesen Jahres aufgenommen. Gerade sucht er nach einem Label, und noch viel wichtiger: Er sucht nach weiteren Gastmusikern, auch für seine Touren, die ihn gerade erst über Würzburg, Berlin und Hamburg bis nach Husum geführt haben. Rita Argauer

Stil: Neo-Folk, Post-Singer-Songwriter.
Besetzung: Andreas Langhammer (Gitarre, Gesang, Loops).
Aus: München.
Seit: 2008.
Internet: www.lostname.bandcamp.com.

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Julia Nagele (Singer-Songwriter / Pop / Jazz)

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Jahr: 2013, Woche: 12

Die außergewöhnliche Stimme von Julia Nagele verliert sich nicht im Akustik-Genre, sondern wird immer wieder unter anderen Aspekten hörbar. Die 21-jährige Münchnerin kennt man aus der spannenden Singer-Songwriter-Szene der Stadt.

Musik machen, schön singen und Klavierunterricht haben – das gehört zum bildungsbürgerlich-guten Ton. Musik zum Lebensinhalt machen, den Beruf wählen und sich auf den unsicheren Künstlerpfad begeben erfordert Mut. Julia Nagele (Foto: Christopher Klaus), die sich als Musikerin Jules nennt, hat sich für die Musik als Beruf entschieden. Die 21-jährige Münchnerin kennt man eigentlich aus der Singer-Songwriter-Szene oder mit ihrer Band Jules & Dices. Oft tritt sie bei den regelmäßigen Sessions im Import-Export auf, die sie mitorganisiert. Ihre weiche und trotzdem soulige und volle Stimme besticht. Diese Stimme stellt sie in den Mittelpunkt ihrer Musik. Sie wird zum Fixpunkt und gibt Julia die Freiheit, zwischen Genre und Stil zu wechseln. Für ein Jazz-Studium pendelt sie derzeit zwischen München und Mannheim – aber die Songwriter-Szene möchte sie trotzdem nicht ganz hinter sich lassen. Und so ergeben sich spannende Konstellationen: Gerade ist sie auf Tour – und spielt in fast jeder Stadt in einer anderen Besetzung: In München kann man sie ganz klassisch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug erleben, in Würzburg dagegen tritt sie nur mit Saxophonisten und Keyboarder auf.

Die Flexibilität die sie – auch durch ihr Studium – bekommt, tut der Musik gut. Ihre außergewöhnliche Stimme verliert sich nicht im Akustik-Genre, sondern wird immer wieder unter anderen Aspekten hörbar. Gerade arbeitet sie an einem Album – es bleibt nur zu hoffen, dass sie diese Vielseitigkeit darauf festhalten kann. Am Sonntag, 24. März spielt sie im Stemmerhof in München. Rita Argauer

Stil: Singer-Songwriter / Pop / Jazz / Soul
Besetzung: Julia Nagele
Aus: München
Internet: http://soundcloud.com/julianagele

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Jacob Brass (Singer / Songwriter)

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Jahr: 2012, Woche: 48

Schon seit Jahren geht das Geflüster vom Talent des Singer-Songwriters Jacob Brass um: über die Schönheit seiner Songs, ihre Geradlinigkeit und Melodieverliebtheit. Einfach Pop? Nein, Brass hat sich eine Trotzigkeit bewahrt.

Jacob Brass (Foto: Gerald von Foris) ist in der Münchner, und eigentlich auch schon in der deutschen Songwriter-Szene kein Unbekannter mehr. Schon lange nicht mehr. Schon seit Jahren wird getuschelt über Talent und Stimme, über die Songperlen, die er schreibe. Als er dann – durch eine Förderung – die Möglichkeit bekam, die Streicher-Arrangements seines Debüt-Albums in den berühmten Londoner Abbey Road Studios aufzunehmen, kochten die Gerüchte über.

Dass sein erstes offizielles Album dann doch erst 2011 erschien, überrascht. Und auch der Titel, der sich weit weniger zugänglich gibt, als man es von einem Album, das im Vorfeld immer als nächstes großes Ding gehandelt wurde, erwarten würde. „A stubborn child“ heißt es – und ein wenig trotzig klingt die Musik darauf tatsächlich. Die Songs und vor allem Jacobs Stimme sind einnehmend, haben den Pop-Appeal, den große Labels und die Industrie sehen wollen. Doch die Arrangements sind eigenwillig, die Streicher setzen sich in komplexen Harmonien über die einfach strukturierten Songs. Die Beatles gibt Jacob als Einfluss an – deren Geradlinigkeit und Melodieverliebtheit finden sich auch auf seinem Album.

Und so bewegt sich Jacob Brass – der sowohl große Support-Shows, etwa für Katie Melua und Reamonn spielte, als auch immer wieder kleine Solo-Konzerte gibt – an genau dieser Grenze. Dreht für die On3-Startrampe einen Videoclip, in dem er als Sunny Boy in mediterraner Sonne inszeniert wird: Das Lied wird prompt in einer Krankenkassen-Werbung verwendet. Oder covert eine depressive Version von Lana del Reys Überhit „Video Games“ als Weihnachtsgeschenk für seine Fans. Der Mainstream und Kommerz lockt, kriegt ihn aber – stur und trotzig wie er auf seinen eigenen Ideen beharrt – nie mit Haut und Haaren. Am Mittwoch, 28. November, spielt er sein letztes Konzert für dieses Jahr – und stellt dabei im Kranztheater in München neue Songs vor. Rita Argauer

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla.

Livy Pear (Singer-Songwriter)

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Jahr: 2012, Woche: 30

Des Liebeskummers wegen kam Olivia Gruschczyk zum Lieder-Schreiben, durch die Gitarre ihres Nachbarn zum Spielen und Singen. Mittlerweile hat sie sich als Livy Pear in der Singer-Songwriter-Szene in München einen Namen gemacht. Am Donnerstag stellt sie ihre EP “Come and go” im Cord vor.

Liebeskummer mit 16 Jahren: ein Klischee und eine ungemein treibende Kraft. Die eigene Musik auf Platte mit 22, wissen, was man will : ein Hauch vom erwachsenen Dasein. Und dazwischen: das Instrument bei einem Wettbewerb gewonnen, bei befreundeten Musikern auf dem Album mitmusiziert und ganz nebenbei eine von Münchens ernst zu nehmenden Songwriterinnen geworden.

Was bei Olivia Gruschczyk, die sich als Musikerin Livy Pear (Foto: Fionán Ó Dúill) nennt, aus dem überbordenden Gefühlshaushalt einer Pubertierenden entsprang, hat sie auf ihrer EP „Come and go“ zu kleinen Singer-Songwriter-Perlen verwandelt, die sie am Donnerstag, 26. Juli, live im Cord vorstellt. Mit einer geliehenen Akustikgitarre fing sie an, Songs zu schreiben, „meinem Liebeskummer Luft zu machen“, wie sie es beschreibt. Ein Freund meldete sie ohne ihr Wissen bei einem Bandwettbewerb an – den sie prompt gewann. Etwas von dieser Unbedarftheit findet sich auch noch heute in ihrer Musik: Da drängen sich keine ausgeklügelten musikalischen Konstruktionen oder ausgefallene Arrangements in den Vordergrund. Trotzdem und wahrscheinlich gerade deswegen liegt der Fokus auf ihrem Talent, bestechend schöne Melodien zu schreiben. Diese – mit ihrer leicht kratzigen Stimme – reichen dann auch. Dieses Prinzip hat sie sich bei dem Hamburger Duo Boy abgeschaut. Als Olivia die Musik der zwei Musikerinnen entdeckte, war das eine Art Initialzündung für sie –und sie begann ernsthaft an ihrer EP zu arbeiten. Darauf löst sie sich dann etwas von der strengen Singer-Songwriter-Kombi aus Gitarre und Stimme. Ihre Freunde von den Moving City Lights haben ihr bei der Aufnahme geholfen. So ist die EP zu einem Gemeinschaftswerk geworden. Rita Argauer

Stil: Akustik, Singer-Songwriter.
Besetzung: Olivia Gruschczyk: Gitarre, Gesang; diverse Gastmusiker.
Aus: München.
Internet: www.facebook.com/livypear

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Rita Argauer ist die Musik-Expertin der Junge-Leute-Seite. Sie ist nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Münchner Bands und deswegen in den Clubs dieser Stadt unterwegs. Sie kennt die Szene auch von der anderen Seite: Sie singt und spielt Keyboard in der Band Candelilla