Rendez-vous mit Rihanna

In wenigen Tagen ist Stadt Land Rock 2017. Hier geben wir Einblicke
in die Tiefen des diesjährigen Kosmos aus Britpoppern, Traumwandlern und
Chartstürmern. Heute im Kurzportrait: Nick Yume.

Nick Yumes
Musik erwartet man einfach nicht aus München. Nicht dass seine elektronischen
Klänge untypisch für die „heimliche Pophauptstadt“ wären, im Gegenteil – immer
mehr Musiker und Bands kommen auf den Geschmack elektronisch produzierter Töne.
Doch wie weltmännisch, astrein produziert und stimmig vor allem die neuen Tracks
der EP „Limerence“ daherkommen, würde man dahinter doch eher beispielsweise
einen etablierten Londoner Produzenten vermuten als einen 22-jährigen Münchner
Nachwuchsmusiker. Doch, das lehrt uns der Mann mit der souligen Stimme, die
ganz große Bühne ist niemandem bestimmtem vorenthalten, jeder kann sie betreten
– man muss es nur wollen. So kam es, dass Nick Yume, wie er in dem kürzlich
erschienen Junge-Leute-Interview erzählt, letzten Sommer mal eben spontan als
Vorband von Rihanna engagiert wurde. Vor 30.000 Menschen. „Die Erfahrung war
natürlich unglaublich, es war schließlich ein riesiges Open-Air-Konzert vor dem
Parlamentspalast in Bukarest. Ich glaube, ich war selbst noch nicht einmal als
Gast bei so einem großen Konzert“, erklärt Nick. Seitdem hat er sich eine
unglaublich große Fangemeinschaft erspielt und mit Jakob Arnu und Florian
Balmer zwei Mitspieler gefunden, „die es auch noch wahnsinnig drauf haben“. Na
wenn das so ist, können wir uns ja nur freuen auf deren Auftritt auf dem Stadt
Land Rock.

Das Stadt Land Rock Festival findet dieses Jahr vom 29. Juni bis
zum 1. Juli statt, täglich von 19 bis 22:30 Uhr in der Half Moon Bar auf
dem Sommertollwood. Nick Yume spielt am 1. Juli zusammen mit About Barbara, Eliza und Flonoton.

Text: Tilman Waldhier

Foto: Keno Peer

EP-Kritik: Nick Yume – Limerence

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Eingängige Rhythmen,

impulsive Anstiege, beruhigende Klangfarben – alles getragen von Nick Yumes beeindruckender Stimme – lassen sich auf dessen neuer EP Limerence finden.

Senkrechtstarter – man konnte sich im letzten Jahr sicher
sein, auf wen dieser Begriff momentan in München fast am besten passt. Die Rede
ist natürlich von Nick Yume. Beinahe aus dem nichts kommend, spielte er
innerhalb kürzester Zeit als Vorband für niemand geringeren als Rihanna in
Bukarest und veröffentlichte mit seiner Coverversion-Neuinterpretation von
„Allein, Allein“ einen formidablen Hit.

Jetzt ist mit Limerence
seine zweite EP erschienen und man kann verstehen, was Rita Argauer in der Süddeutschen Zeitung damit meinte, als sie schrieb, Nick Yume sei
ein Künstler, bei dem die Musik auf die Stimme zugeschnitten sei. Denn Limerence ist nicht nur eine konsequente
Weiterentwicklung der Vorgänger-EP Prison,
sondern eben auch ein extrem starkes Stück Musik.

Das liegt natürlich zu großen Teilen an der fantastischen
Stimme von Nick Yume selbst, die wegen ihrer Einzigartigkeit schnell im Ohr
bleibt – und von dort auch bitte nicht mehr zu verschwinden hat. Schon der
Opener Paper Love gibt eine Richtung
vor, das Lied ist Popmusik in Bestform. Eingängiger Rhythmus, beruhigende
Klangfarben, sanfter Gesang, der Song lädt ein zum Weiterhören. Gold Days wird dann rasanter, die Musik
opulenter – wogegen in 500 Miles wieder
reduzierte elektrische Klänge dominieren. Auch nur um dann in Hanuman um einen funkigen, bass-lastigen
Einschlag ergänzt zu werden. Me Too ist
dann eins der stärksten Stücke der EP, getragen von Nick Yumes beeindruckender
Stimme. Gemeinsam mit dem nachfolgenden Tell
Me
zeigt es eindrucksvoll, wie elegant saubere Tempowechsel funktionieren
können. Insgesamt ist der elektronische Anteil auf der EP im Vergleich zu
früheren Liedern deutlich angestiegen, was aber nicht wie so häufig zu Lasten
der Authentizität geht, sondern wie auch This
Place
zeigt, sehr gut funktionieren kann. Beim letzten Lied, sagt Nick Yume
selbst, dass es 47 Anläufe gebraucht hätte, bis man zufrieden war mit dem Song.
Konsequenterweise heißt der Titel dann auch Version
47.
Mit weichem ruhigen Start und impulsivem, kraftvollem Anstieg zeigt er
sehr schön das musikalische Spektrum des Nick Yume. Und wenn die EP schon so
stark ist, wie wird dann wohl das Album werden?

Text: Philipp Kreiter

Band der Woche: Nick Yume

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Echte Pop-Musik wird heute nicht mehr von Boybands inszeniert, sondern von Künstlern, die authentisch klingen. Einer von ihnen ist Nick Yume, der zwar bei dem kleinen Münchner Indie-Label Flowerstreet Records unter Vertrag ist, jedoch schon großartigen Pop macht.

Mit dem Tod des Musikmanagers Lou Pearlman vor einem Monat, ist die Ära der tanzenden Boybands nun endgültig vorbei. Pearlman hatte sich Mitte der Neunzigerjahre das Prinzip dieser Bands ausgedacht, die bekanntesten sind die Backstreet Boys und N’Sync, die tatsächlich nach einer Art Rezept erschaffen wurden. Die Sänger, nach Charakteren gecastet, als Mädchen-Schwarm, Verwegener oder Sunny Boy – ganz nach dem Prinzip einer Soap-Opera. Dann wurde ein Hit komponiert, und auf dem Markt funktionierte das dann einwandfrei.

Doch auch schon vor Pearlmans Tod, hat dieser Mainstream-Erfolg nach Rezept nicht mehr wirklich funktioniert. Denn die Popstars erfinden sich heutzutage lieber selbst. Und so kommt es nun immer öfter zu dem Phänomen, dass auch im Underground, in der lokalen kleinen Musikszene, plötzlich Acts auftreten, die nach groß polierten Pop klingen. In München etwa der großartige Sänger Timothy Auld. Oder nun Nick Yume. Der ist Timothy Auld sowieso nicht unähnlich. Beide sind eigentlich aus Großbritannien, jetten immer wieder zwischen der Insel und München hin und her und haben eine ausgesprochen besondere Stimme. Deshalb spielen sie auch nicht in irgendwelchen Bands, sondern verfolgen Musikprojekte, die auf die Stimme zugeschnitten sind. Das ist ein Prinzip der richtig groß gedachten Popmusik. Und bei dem erst 21-jährigen Nick Yume geht das gerade wunderbar auf.

Obwohl er bei dem Münchner Indie-Label Flowerstreet Records veröffentlicht und seine Kontakte in die große Industrie noch nicht so weit gediehen sind, eröffnete er zuletzt Rihannas Anti-Show in Bukarest. Größer kann man als kleiner Musiker derzeit nicht starten. Und dennoch ist es auch irgendwo ganz klar, warum das so gut funktioniert. Denn gegenüber den Retorten-Popstars des vergangenen Jahrzehnts können diese neuen Pop-Acts, die sich selbst erfunden haben, auf eine Authentizität zurückgreifen, die in diesem Geschäft Gold wert ist. Das ist etwas, das sich Miley Cyrus gerade als Skandalnudel schwer zurückerobern muss, weil sie es leider als Disney-Teenie-Star völlig aufgegeben hatte. Das ist etwas, das Rihanna durch ein neues, kühles Image aufrechtzuerhalten versucht. Und das ist etwas, das Nick Yume einfach so hat.

Musikalisch hat er sowieso die besten Voraussetzungen: eine geschmeidige Soul-Stimme, im Falsett leicht brüchig, sicher in der Führung, ohne Scheu vor Drama. Er arbeitet mittlerweile mit verschiedenen Produzenten zusammen, die Musik ist seitdem sanft elektronisch und taucht das Ganze in ein leicht kühles und charmant arrogantes Licht – zeitgemäßer kann Popmusik derzeit kaum klingen. Auch weil Nick sich textlich natürlich längst nicht mehr zu solch phrasenhaften Liebesbekundungen hinreißen lässt, mit denen die Backstreet Boys ihre Fans bezirzten. Wenn schon Phrase und Liebe, dann kommen die bei Nick als Zitat vor – etwa im Song „Should I stay“. Da liegt natürlich The Clash drunter, nur dass Nick nach der Frage an die Geliebte ein zum Schmelzen flehendes und klagendes „Please let me stay“ anhängt.

„Oft fangen meine Lieder als Gedichte an“, sagt er. Und das ist zum Teil ganz schön düster: „My mind is a prison, but I don’t mind“ heißt es etwa in der gerade veröffentlichten Single „Prison“, der Titeltrack seiner aktuellen EP. Doch das wird funktionieren, das ist der Nick Carter des 21. Jahrhunderts, der sich selbst erfunden hat und für den Selbstbestimmtheit und Mainstream-Pop kein Gegensatz mehr ist. Das ist der Anfang einer völlig neuen Art des Popstars, die Rihanna und Miley Cyrus gerade zu imitieren versuchen. Die richtigen, die kommen aber erst noch. Zum Beispiel aus London und München. So wie Nick Yume.

Stil: Pop
Besetzung: Nick Yume (Gesang, Songwriting), wechselnde Produzenten
Aus: München
Seit: 2015
Internet: www.facebook.com/
NickYumeMusic

Von: Rita Argauer

Foto: Keno Peer

Kurzinterview: Nick Yume

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Am Sonntag stand er als Support für Rihanna in Bukarest auf der Bühne – heute erzählt uns Nick Yume, wie er dieses Event erlebte.

SZ: Rihanna – Bukarest wir war das in drei Worten?
Nick: Unfassbar geil.

SZ: Was war das Tollste?
Nick: Auf so einer riesen Bühne zu stehen, vor so einer Menschenmasse. Außerdem war die Kulisse unfassbar schön: die Bühne war vor einem Palast aufgebaut und da ging dann die Sonne unter. 

SZ: Hast du mit Rihanna selbst gesprochen?
Nick: Nein, mit ihr selbst nicht, aber wir haben danach total gutes Feedback von Leuten aus ihrem Team und auch von den Veranstaltern selbst bekommen – das hat uns eigentlich am meisten gefreut.

SZ: Wie fandest du Rihanna? Wäre das ein Konzert gewesen, das du auch so hättest sehen wollen?
Nick: Ja, auf jeden Fall. Lustigerweise hatte ich ein paar Tage davor gesagt, ich hätte voll Lust, sie mal life zu sehen. Und das war auch echt irre. Eine total tolle Show.

SZ: Hast du etwas aus deinem Auftritt gelernt?
Nick: Es war eine total neue Erfahrung – auch weil wir zum ersten Mal ein längeres Set, also ganze 45 Minuten und auch einige neue Lieder gespielt haben. Ich dachte vor allem, es wäre ultra-scary, vor so einem großen Publikum zu spielen. Es war dann aber eigentlich total schön und sogar einfacher. Normalerweise finde ich es schwierig, mit dem Publikum zu reden. Aber wenn das so viele sind, hat man auf einmal viel mehr Motivation, etwas zu erzählen.
Kurz davor war uns zwar schon ein bisschen mulmig, aber auf der Bühne dachte ich mir dann: Wenn 30000 Leute schon so geil sind, wie geil ist es dann vor 80000 Leuten zu spielen?

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Interview: Theresa Parstorfer

Foto: http://alexcsiki.com

Neuland: Nick Yume bei Rihanna

Von 30 Zuschauern in einem Wohnzimmer, zu einer Arena mit 28 000 Menschen: Vor drei Wochen spielte Nick Yume für die SZ ein exklusives WG-Konzert in Obergiesing, am Sonntag steht er beim Rihanna-Konzert in Bukarest als Support auf der Bühne. 

Für den 21-jährigen Musiker, der einen Großteil seines Lebens in England verbracht hat und erst seit ein paar Monaten offiziell als Solokünstler gehandelt wird, beginnt gerade etwas, das man durchaus als Blitzstart in der Musikbranche bezeichnen kann. Seine tiefe, markante Stimme zusammen mit den elektronischen Beats und innovativen Melodien hat vor einigen Tagen nun auch eine internationale Booking-Agentur überzeugt. „Das war ganz schön verrückt“, sagt Nicks Manager Gregor Amadeus Böhm. „Wir hatten damit gerechnet, im nächsten halben Jahr etwas von ihnen zu hören, schließlich geht es ja auch für uns erst los.“ Aber schon ein paar Stunden nach dem ersten Meeting mit der Agentur sei eine Mail mit der Anfrage angekommen, ob er Lust hätte, bei Rihanna dabei zu sein. Auch Nick selbst konnte es erst nicht fassen. „Wir dachten, das sei ein Witz. Die zweite Reaktion war dann aber: Oh Mann, jetzt müssen wir echt anfangen zu proben“, sagt er und lacht dabei.  

Von: Theresa Parstofer

Die SZ Junge Leute Spotify Playlist im Mai

Der Monat ist schon wieder fast um
und er hat uns musikalisch einiges Neues gebracht, aber wir haben natürlich
auch einiges Altbekanntes gehört oder wiederentdeckt. Ob es nun britische
Folkrocker sind, Minimal-Electro Künstler oder Pop-Rock aus Bayern, auch diese
Playlist ist wieder sehr vielfältig geworden. Und Radiohead ist auch drinnen,
muss also gut sein…

Mumford & Sons – Awake my Soul

Wenn
ich dieses Lied höre, dann stehe ich wieder in der Olympiahalle und höre Mumford and
Sons: Awake my Soul heißt der wunderschöne Song. Da standen sie auf der Bühne,
das Licht gedämpft, und überall im Raum schwirrten kleine Lichter umher, die
aussahen, wie große Glühwürmchen. Zaghaft beginnt Marcus Mumford, der
Frontsänger, begleitet nur durch seine Gitarre. Dann. Stille. Und acapella:
“In these bodies we will live, in these bodies we will die. Where you
invest your love there you invest your life”. Seine Stimme vermischt sich mit denen der anderen
Bandmitglieder so gefühlvoll melodisch. Ich bin immer wieder so verzaubert von
diesem Lied. Und habe das Gefühl, das Lied hätte gerade erst angefangen, als
sie den letzten Akkord singen…

Stephanie Albinger

Parcels – Herefore

Sommer,
Sonne, meine erste Festivalentdeckung des Jahres: Parcels. Retro-Synthi-Sounds,
Funk-Rhythmen und tighter vierstimmiger Gesang präsentiert von fünf nach Berlin
ausgewanderten Australiern ergeben eine wunderbare Synthese aus Erinnerungen an
die letzten fünf Popmusik-Jahrzehnte, einem Ausblick in deren Zukunft,
Hauptstadt-Hipstertum und Down-Under-Surfer-Gelassenheit.

Katharina Würzberg

Dope
Lemon – Uptown Folks (Angus Stone)

Unter
dem neuen Pseudonym „Dope Lemon“ produziert Angus Stone neue Musik. Der Song
„Uptown Folks“ passt super zum wechselhaften Wetter diese Tage: bei
Sonnenschein läuft er nebenher und zaubert einem ein Grinsen ins Gesicht und
bei Regen treibt er einen an doch das Haus zu verlassen und an der Welt teil zu
haben.

Richard Strobl

LEA – Kennst du das

LEA- das ist eine außergewöhnliche Stimme, schöne Melodien auf Klavier, mit leichten Indie und Elektro Sounds und poetischen, deutschen Texten. Dass man deutsche Songtexte wieder hören kann, ohne Schlagerfan zu sein, haben Annenmaykantereit längst bewiesen. LEA, die Wunderstimme aus Berlin schafft in ihren Texten Tiefgang und Emotion, die berühren und weit über das gewohnte Silbermond-Weichspül-Gefühl, das einen bei deutschsprachigen Songs normalerweise automatisch ergreift, hinausgeht. Die junge Künstlerin hatte mit 15 ein Video von einem Selbstgeschriebenen Song auf Youtube veröffentlicht. Über Nacht hatte es 50.000 Klicks erreicht. Inzwischen wird sie von Fourmusic gemanaged, im Mai hatte sie ihre erste Tour und ihr erstes eigenes Album “Vakuum” erschien. Wenn LEA komponiert, ist sie wie in einem Vakuum, nur das Klavier und sie existieren noch. Sie verarbeitet dann, was sie beschäftigt und freut sich, dass sie mit ihren Liedern Menschen berührt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Empfindungen hinein zu interpretieren. “Kennst du das” hat sie in Brasilien an einem Klapperklavier in einer Favela geschrieben, an dem sie Kindern das spielen beibrachte. Sie verarbeitet darin ihren Schock über die dortige Armut. Oder ist es doch nur ein schnulziges Liebeslied?

Anne Gerstenberg

M. Ward – phenomenon

Es
gibt Slowfood. Es wird mittlerweile in Großstädten zu Slow-Mobs aufgerufen. Es
ist also an der Zeit, auf die Bedeutung von Entschleunigung in der Popmusik
hinzuweisen. Wer mal richtig abhängen will, dem lege ich  M. Ward ans Herz. Schön melancholisch, schön
langsam – und irgendwie auch schön aus der Zeit. Gut, sein Gesang ist irgendwie
charmant nuschelig – aber damit  haben
schon ganz andere Karriere gemacht. M. Ward hingegen ist hier noch relativ
unbekannt, obwohl er gerade sein mittlerweile achtes Album vorlegt. Wird Zeit,
ein bisschen Werbung für traurige Liebeslieder zu machen – aber erst muss ich
noch ein bisschen Pause machen…

Michael Bremmer

Radiohead – Burn the Witch

Ja,
ihr habt es mittlerweile wahrscheinlich alle schon gehört. Und ja, es ist
trotzdem oder gerade deswegen von einer Liste der besten Songs im Mai auf
keinen Fall wegzudenken. Immerhin haben Fans seit fünf Jahren auf ein neues
musikalisches Lebenszeichen von Radiohead gewartet – das dann umso
überraschender kam. Über Nacht verschwanden die Internetauftritte der Band,
bevor sie sich am 3. Mai umso wirkungsvoller mit „Burn the Witch“
zurückmeldete. Wie zuletzt schon bei Beyonce und James Blake gab es kurz darauf
ihr neuntes Album „A Moon Shaped Pool“ erstmal nur im Internet über den
Eigenvertrieb. In der Single „Burn the Witch“ knöpft sie die Gruppe um Sänger
Thom Yorke das gefährliche Phänomen des Gruppendenkens vor – ein Kommentar zur
Flüchtlingskrise, sagt die Band. Schon immer haben Radiohead ein gutes Gespür
für gesellschaftliche Probleme und Trends bewiesen, sie schrieben über
Entfremdung durch die Technologisierung, politischer Apathie und Terrorismus.
Und nun: Flüchtlinge, im Video illustriert von netten Puppen, die eine
Hexenverbrennung spielen. Back to the roots ist nicht nur Motto vom Retro-Video,
sondern auch vom Klang: Zuletzt wurde Radioheads Musik immer elektronischer,
„Burn the Witch“ kommt wieder rockiger daher, kombiniert mit einem Orchester,
das Thom Yorkes zerbrechlich wirkenden Gesang untermalt. Gemeinsam mit dem
treibenden Beat hat die Single eindeutig das Zeug dazu, der nächste
Radiohead-Dauerbrenner zu werden.

Elisabeth
Kagermeier

Poldoore-But
I Do

Mit
diesem Lied wurde die belgische Plattenfirma Cold Busted auf Tom Schillebeeckx,
wie Poldoore mit bürgerlichem Namen heißt, aufmerksam. Der perfekte Mix aus
Funk, Jazz und R&B sowie die soulige Stimme der Sängerin schaffen eine
tiefentspannte Atmosphäre und macht richtig Lust auf Sommer. Genau das richtige
Lied, um mit Freunden an der Isar zu hocken, ein kühles Bier zu trinken und auf
den Sommer anzustoßen

Serafina Ferizaj

Ry X – Salt

Was
die Sonne im Mai verbockt hat, hat die Musik wieder ausgemerzt: Der
australische Sänger Ry X hat im Mai sein Debütalbum „Dawn“ veröffentlicht. Mit
dem Song „Salt“ beweist der Australier einmal mehr seine ruhige und kraftvolle
Stimme. Der stetige Gitarrensound tut sein Übriges, um den Hörer in den Bann zu
ziehen.

Barbara Forster

The KVB – In Deep

Manchmal
passen zwei Leute einfach gut zusammen, so auch The KVB. Das Duo aus UK schafft
mit minimalistischer elektronischer Produktion ihren eigenen unverkennbaren und
spannenden Sound. Privat ein Liebespaar, harmonieren Kat Day und Nicholas Wood
auch auf der Bühne so sehr, wie ich es bisher bei keiner anderen Band gesehen
habe. Mir haben sie live so gut gefallen, dass ich sie innerhalb von drei Tagen
gleich zweimal in verschiedenen Städten gesehen habe. Die beiden ziehen einen
live nicht nur durch ihre Musik unterstützt durch düster Lichtershow in den
Bann, sondern sind am Ende der Show am Merchstand auch immer für ein nettes
Pläuschchen zu haben.

Gabriella Silvestri

NOTHING — The Dead Are Dumb

Der
rumänische Philosoph Emil Cioran schrieb einst in seinem Erstlingswerk Sur les
cimes du désespoir: „Ich weiß, weswegen ich traurig bin; aber ich wüsste nicht
zu sagen, weswegen ich melancholisch bin.“ Diesen ziellosen Schmerz über den
unwiderruflichen Verlust von etwas, das ich nie besessen oder gekannt habe,
vermögen nur wenige Bands so sehr in mir zu erwecken wie die US-amerikanische
Shoegaze-Gruppe NOTHING auf ihrem neuen Album Tired of Tomorrow. Dazu tragen
vor allem die gleichermaßen wehmütig in der Ferne erschallenden als auch als
regelrechte Wall of Sound über den Zuhörer herein brechenden, stets
genretypisch mit zahlreichen Effekten und Verzerrung versehenen Gitarren sowie
der sanfte Gesang von Frontmann Domenic Palermo bei. Sehr deutlich kommt dies
vor allem im Refrain vom wunderbar getragenen „The Dead Are Dumb“ zur Geltung.
Umso weniger verwunderlich erscheint es dann auch, dass Palermo laut
Interviewaussagen mit Cioran vertraut ist.

Maxime Weber

Rihanna feat. Drake – Work

Fragt
mich nicht warum, aber im Mai hat sich Rihannas work, work, work immer wieder
bei mir eingeschlichen. Zu meiner Verteidigung: Meistens war Alkohol im Spiel.
Aber auch grandiose Tanzeinlagen unterschiedlichster Personen. Eiskoid, wie
manche sagen würden. In diesem Sinne: twerk,
twerk, twerk!

Jacqueline Lang

Carnival Youth – Never Have Enough

Zugegeben,
so ganz neu ist das Lied nicht. Aber für mich – für mich war „Never Have
Enough“ wie ein Augenöffner und ein Augenöffnen zugleich, im (zumindest
wettermäßig) unsteten Mai. Vielleicht hat jeder andere Musikfan die junge Band
aus Riga ohnehin schon auf dem Schirm und ich bin mal wieder die Letzte, die
auf das ungekünstelte und fröhliche Talent der vier jungen Männer aus einem
kleinen Land im Nordosten aufmerksam wird. Darüber denke ich aber gar nicht
nach, denn der melodische Indie-Rock inklusive Klavier, Glockenspiel und einer
sanften, erstaunlich tiefen Stimme lässt mich an grüne Wiesen und Sommerblumen
und Trägerkleidchen – und natürlich Freunde, denken, von denen man nicht genug
bekommt. Egal ob es regnet, stürmt oder schneit. Und immer denke ich dann, dass
ich das Sonnenlicht in deinen Augen schon viel zu lange vermisse.

Theresa Parstorfer

Kings & Queens – Dynamite

Dafür
dass es von Kings&Queens bisher genau einen Song gibt und sie auf dem
StuStaCulum dieses Jahr ihr Debütkonzert gegeben haben, ist die Reife und
Harmonie der Band schon beeindruckend. Klar, die vier Musiker sind alle Profis,
haben schon in unterschiedlichen Bands gespielt. Aber dass die Zuschauer nach
einer Band, die sie vorher nicht kannten, zu einer Uhrzeit, die eher zu
Bierbank und chillen als zum Tanzen einlädt, so lautstark nach Zugaben fordern,
verheißt Gutes. Seit ich das Lied das erste Mal gehört habe, schwirrt es immer
wieder als Ohrwurm in meinem Kopf rum, denn es knallt – like Dynamite!

Philipp Kreiter