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Die Freisinger Band Monday Tramps macht Brit-Rock-
„mit herzoffen schönem Songwriting”. Ihr Song „Kick Your Shoes Back“ wurde nun für die Filmmusik von
„About a girl” ausgewählt
Um Mädchen dreht sich viel in der Popmusik. Fast zu viel, gerade wenn sich der Stil der Musik zum Rock hin verschiebt. Denn da dominierte nun mehr als 50 Jahre das Bild des Gitarre spielenden Mannes, der eine Frau oder – je nach eigenem Alter – ein Mädchen besingt. Die Freisinger Band Monday Tramps (Foto: Alejandra Hauser) hat das lange nicht viel anders gehandhabt. Einen Text aus den üblichen englischen Floskeln, die von „I Wanna Hold Your Hand“ zu „You’re My Wonderwall“ reichen, vermischt mit dem ziemlich untrüglichen Gespür der Band für ein klassisches, aber trotzdem herzoffen schönes Songwriting – und Süddeutschland hatte seine Brit-Rock-Band, die dafür einige Aufmerksamkeit bekommen konnte.
Nun wurde ein Track des Quartetts als Soundtrack zum Film „About a Girl“ ausgewählt. Das passt nun auf den ersten Blick super, doch da hat sich eine kleine Verschiebung eingeschlichen. Denn wie schon der gleichnamige Nirvana-Song, dreht sich auch der Kinofilm, der Anfang August in Deutschland anläuft, nicht mehr um diese typische Pop-Version des Minnesangs. Kurt Cobain erzählte in seiner verschwurbelten Lyrik in „About a Girl“ von Liebe, Abhängigkeit, Attraktion und Ablehnung gleichermaßen. Und der Film von Mark Monheim mit Heike Makatsch dreht sich um ein Teenager-Mädchen, das am liebsten Musik von toten Musikern hört und auch sonst einen Hang zum Morbiden hat. Und dazwischen landete nun die Freisinger Band, die sich auf dem kommenden Album auch tatsächlich von der etwas klischeehaften Liebeslyrik ihrer ersten EP verabschiedet hat.
Die erschien schon 2011, vier Songs gebündelt unter dem Titel „Green Carpet Session“, auf dem Cover ein programmatischer Chelsea-Boot. Die Musik vereinte ziemlich viel von dem, was die alternativ angehauchte britische Popmusik der vergangenen 60 Jahre so hervorgebracht hatte: der mehrstimmige Gesang der Beatles, die Gitarren-Hook-Verliebtheit der Retro-Rock-Bands, die Coolness des Brit-Pops und die Jugendlichkeit der Arctic Monkeys. Und die Band um Sänger und Gitarrist Tom Appel verschmolz das, inklusive der Mädchen-Verehrer-Lyrik, zu einer ziemlich professionell klingenden Mischung. So mitreißend, dass sich sogar kurz ein Major-Label dafür interessierte. Doch die Band interessierte sich in alter Rock-Aufrührer-Attitüde weniger dafür, ihren Stil (sie hätten auf Deutsch singen müssen) für den Erfolg zu ändern.
Einen kleinen Erfolg haben sie sich nun in Eigeninitiative verschafft. Über die BR-Jugendwelle „Puls“ erfuhren sie, dass für diesen Film Musik gesucht wurde, dilettantisch schnitten sie einen Song von sich unter besagte Szene und reichten ihn ein. Letztlich wurde ihr „Kick Your Shoes Back“ zwar für eine andere Szene ausgewählt, doch die Freude darüber ist fast noch größer, denn es handele sich um eine Schlüsselszene, erklärt Gitarrist Tobi Riedl. Auch das neue Album „When Days Turned Hollow“ ist nun fast fertig. Und ähnlich wie der Film und der Nirvana-Song, die über die Platzhalter-Songtexte wie „All my Loving“ hinaus sind, haben sich auch die Monday Tramps neue Themen gesucht: das Älterwerden, die Torschlusspanik und die Endlichkeit. Und auch, wenn sie sich damit von den frühen Beatles lossagen, haben sie nun eine ganz andere Verbindung zu den Urvätern der Popmusik: Ihr neuer Bassist Max Voormann ist der Sohn von Klaus Voormann, der einst als „fünfter Beatle“ bekannt wurde und für das Cover-Artwork von „Revolver“ verantwortlich ist.